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25.11.2017, 19:26 Uhr | Alleinseinkeit
Hallo im Forum,

seit einigen Monaten wird unser 3,5 jähriger Sohn immer aggressiver. Wir sind völlig verzweifelt und wissen überhaupt keinen Rat mehr.

Kurz die Umstände. Er war ein schwieriges Schreikind, von Tag 1 sehr fordernd, wissbegierig, aktiv. Ich bekam nach der Geburt eine schwere Wochenbettdepression/PTBS/Angststörung, unser Start war also ziemlich holprig. Ich selbst komme aus einer Familie, in der es Gewalt gab, meine Traumata arbeite ich nun schon einige Zeit in einer Therapie auf. Mein Mann konnte viel davon auffangen und hat eine gute Beziehung zu ihm. Trotz des schwierigen Starts würde ich sagen, auch die Beziehung zwischen unserem Sohn und mir ist gut, und soweit ich das beurteilen kann ist er sicher gebunden. Wir erziehen bedürfnisorientiert, er bekommt Körperkontakt, Nähe, Aufmerksamkeit. Wir sagen ihm, dass wir ihn lieben. Wir sorgen so gut wir nur können. Er ist ein sehr sensibles Kind, hat eine unglaublich gute Auffassungsgabe, war und ist sprachlich von Anfang an den Gleichaltrigen weit voraus. Er ist seit Sommer im Waldkindergarten, hat dort gut Anschluss gefunden, hat Freunde, geht gerne hin. Das Verhalten war - wenn auch in abgeschwächter Form und ohne die Schimpfwörter - vorher schon vorhanden, deswegen glaube ich nicht dass es damit zusammen hängt. Wir haben ein anstrengendes Jahr hinter uns, was private Umstände betrifft (zB Umzüge, Fehlgeburten), wir haben aber immer als Paar zusammen gehalten, keine Ehekrise, keine finanzielle Krise.

In den letzten Wochen spitzt sich seine Aggression immer weiter zu. Aufgrund von kleinen Dingen, nicht mal zwangsläufig Verbote o.ä. von uns. Manchmal einfach so. Er kommt einfach angelaufen und schubst. Er sitzt beim Essen und tritt einem von uns gegen das Schienenbein. Ich helfe ihm beim Anziehen, er schlägt mir ins Gesicht. Ich habe es mit gut zureden probiert, mit Verboten, mit Strafen, mit weg-gehen und austoben lassen, mit spiegeln, mit ignorieren, mit hinterher darüber sprechen. Einmal habe ich in einer totalen Verzweiflung zurück geschlagen. Das will ich nicht!!! Aber NICHTS fruchtet, wirklich nichts. Die Bitte, etwas zu unterlassen, feuert ihn an, es nochmal, diesmal lauter/stärker/heftiger zu wiederholen. Er lacht dabei, läuft weg.

Heute als er wieder loslegte "Du blöde scheiß kack mama! Verdammt! Scheiß kack mama!" und schlagen, habe ich wieder mit spiegeln probiert. "Ich sehe, du bist ziemlich wütend auf mich, das darfst du sein. Wenn du so etwas sagst, tut mir das aber weh. Wenn du wütend bist, kannst du mir das so sagen, zum Beispiel "Mama, ich bin wütend auf dich, weil...." Ich habe ihn gefragt, warum er mich schlägt. Er sagt, er will mich ärgern. Er nutzt jede Gelegenheit, zu provozieren und uns auf die Palme zu bringen. Wo anders zeigt er 0,00 von dem Verhalten, ist aufgeweckt, kooperativ, sozial, interagiert mit anderen Kindern. Ich verstehe das nicht! Niemand glaubt mir, dass zu hause die Hölle los ist!
Besonders schlimm ist es am Wochenende, im Urlaub und am Abend bzw wenn er müde ist. Das sind auch die Zeiten, wo mein Mann daheim ist, aber das kann doch nicht an ihm liegen?
Wenn ich mit unserem Sohn alleine bin, haben wir das seltener, aber das kann auch Zufall sein oder?!

Ich bin wirklich mit all meinen Kräften am Ende. Wie kann ich das nur ändern?? Was machen wir falsch??
Ich liebe ihn doch! Dieser Teufelskreis, wo ich ihn wegen dieser Art kaum mehr in meiner Nähe ertrage, ich weiß nicht wie ich da raus komme.


Grüße
Alleinseinkeit
05.12.2017, 10:16 Uhr | marinadiezweite
Hallo Alleinseinkeit. Ja, ich merke gerade, das mit dem Vorführen hab ich eher nicht gut ausgedrückt. Ich meinte es auch nicht in dem Sinne, schaut her, wie schlecht mein Sohn ist. Ich meinte es in dem Sinne, dass wir und auch deine Verwandtschaft das so bestätigen soll, dass der Junge echt megaschwierig ist. Ich würde dir das auch gern bestätigen, dass das so ist. Nur, wie hier schon gesagt, es hilft dir ja nicht weiter. Der Junge ist ja merklich selbst schon verzweifelt. Und ihr besonders du genauso.
Mir scheint auch ein zentraler Punkt, dass du schreibst, es ist besonders schlimm, wenn dein Partner dabei ist. Dass es sonst etwas besser läuft, wenn du mit deínem Sohn allein bist, das glaub ich dir. Letztlich spiegelt aber die gemeinsame Erziehung das Dilemma wider. Denn obwohl ihr beide euch dann mega Mühe gebt, klappt es nicht. Eher noch schlechter.
Ich glaube, das hat einfach besagte zwei Ursachen. Dass du selbst nicht aufhörst mit ''Verhandeln'', in der Hoffnung, dein Sohn wird einlenken oder was auch immer. Und dass du so quasi sicher aus Ängstlichkeit seine wahren Bedürfnisse missverstehst.
Insofern profitieren alle Kinder, aber besonders unsichere Kinder von einer ruhigen klaren Ansage. Das ist eben mit 3,5 Jahren noch so. Dass viele Kinder sehr pfiffig erscheinen mögen. Dass sie aber damit eigentlich nicht ihre Eltern deprimieren wollen sondern eben die Welt erkunden. Und ich denke, dass viele Kinder dann wirklich frühzeitig abends völlig fertig sind.
Das ist ja eher das, was mich so ein wenig stört. Er hat da schon sehr klare Zeichen gegeben. Diese hast du auch erkannt. Müdigkeit... .
Das ist einfach so, dass es dann besser ist, keine Alternativen, keine Diskussionen. Vor allem kein Argumentieren. Dann geht es eben ohne Strafe aber auch ohne Flasche (wer braucht die abends noch in dem Alter?) ab ins Bett. Er wird weder verhungern noch verdursten. Auch ist es nicht schlimm, wenn ein Kind nach dem Abendbrot, was es verschmäht wegen Müdigkeit einfach mal mit Kleidung ab ins Bett geht.
Das Entscheidende ist nämlich, dass ihr als Eltern aus sowas lernt. Insofern ist es eher besser, wenn nur einer von euch dabei beteiligt ist. Die Strategie sollte aber immer gleich sein. Heißt auch, wenn du nicht weiterkommst, sollte dein Mann nicht es besser oder anders machen. Sondern es ist einfach Schluß für den Abend. Und fertig.
Auf jeden Fall könnt ihr beide es am nächsten Abend anders machen. Hier paar Tipps. Es gibt eher Abendbrot. Euer Sohn wird vor dem Abendbrot umgezogen, dass er schon Schlafsachen anhat und Windel. Darüber sollte es keine Diskussion geben, wer ihn auszieht. Keine Fragen, ob er will oder du darfst. Nach dem Abendbrot, egal, ob er es isst, kann man einmal ein Glas Wasser anbieten. Keine Flasche. So, dann ist Ende. Für euch jedenfalls. Sprecht euch irgendwie ein Mantra oder so. Denn sein Schreien symbolisiert glaub ich nicht, dass er dich hasst. Sondern die pure Hilflosigkeit.
03.12.2017, 12:45 Uhr | BabyOne
Hallo Alleinseinkeit,

Deine Schilderung ist schon beim Lesen anstrengend. Ich kann gut verstehen, dass Du nach zwei Stunden Geschrei am Ende bist. Das würde wohl jedem so gehen.

Mit dreieinhalb ist Dein Sohn für diese extreme Form der Trotzphase eigentlich schon ein wenig spät dran. Dieses völlig kompromisslose "ich will...ich will nicht..." fängt bei vielen Kindern mit zwei an und diese Kinder werden dann mit drei auch wieder ruhiger und vernünftiger. Wenn sie erst mit drei damit anfangen, sind sie körperlich schon schwieriger zu bändigen, schwerer abzulenken und haben sprachlich ausgefeiltere Mittel, um "dagegen" zu sein und einen damit verrückt zu machen. Ich habe Erfahrung damit, mein Stiefsohn hatte auch von drei bis dreieinhalb eine ausgeprägte Schreiphase mit stundenlangen Schrei-Arien. Bei ihm hat sich dann später gezeigt, dass er eine Wahrnehmungsstörung hatte und erdaher in manchen Bereichen nicht altersgerecht entwickelt war (Feinmotorik, Konzentration u.ä.). Ich will damit nicht sagen dass mit Deinem Sohn etwas nicht stimmt, aber wenn Du das Gefühl hast dass sein Verhalten komplett außerhalb des normalen Rahmens ist, dann wäre es sicher sinnvoll, sich an eine Erziehungsberatungsstelle zu wenden und bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung mit dem Kinderarzt darüber zu sprechen.

Ich habe Dir ja empfohlen, sein (negatives) Verhalten so weit wie möglich zu ignorieren. Sinn dabei ist, dass er keine Aufmerksamkeit (=Belohnung) für schlechtes Verhalten bekommt, sondern nur dann (aber dann ganz besonders!) wenn er sich so verhält wie man es sich wünscht, nämlich ruhig und freundlich. Nun schreibst Du, dass das nicht geht. Das kann natürlich richtig sein, das habe ich ja auch von Anfang an dazu geschrieben. Wenn er direkt gegen Dich gewalttätig wird, kannst Du das nicht ignorieren. Geschrei kann man aber durchaus ignorieren (oder so tun als ob). Das bedeutet natürlich, man brüllt nicht zurück, aber das bedeutet unter Umständen auch, dass man eben einfach nicht mehr darauf reagiert, wenn das Kind angeblich noch dieses will oder jenes. Natürlich hält man das irgendwann rein körperlich nicht mehr aus, aber da muss man dann versuchen kreativ zu werden. Ich würde zum Beispiel - wenn das bei euch wirklich so oft vorkommt - darüber nachdenken, mir so einen Gehörschutz oder Kopfhörer mit einem Schallschutz zu besorgen und das Teil immer dann aufsetzen, wenn Dein Sohn länger als ein paar Minuten brüllt. Ohropax wäre eine andere Variante. Du könntest Deinem Sohn das auch erklären: "Du darfst brüllen, wenn Du meinst dass Du das brauchst. Mir tut das aber in den Ohren weh, und deswegen setze ich mir jetzt einen Kopfhörer auf. Wenn Du mit dem Brüllen fertig bist, gib mir ein Zeichen, dann können wir reden."

Eure Verantwortung als Eltern ist es in so einer Situation vor allem, dafür zu sorgen dass er sich nicht (zu sehr) verletzt. Erklären und erziehen kann man in so einer Situation vergessen, weil das Kind nicht aufnahmefähig ist. Es ist aber nicht euer Job, euch fertig machen zu lassen und stundenlang in seiner unmittelbaren Nähe zu bleiben, wenn er euch mit seinem Geschrei terrorisiert. Wenn ihr schon wisst, dass ihr mit Erklären und allen Beruhigungsversuchen nicht zu ihm durchkommen werdet, dann könnt ihr den Prozess auch guten Gewissens abkürzen und müsst euch das nicht stundenlang antun. Damit wird dann auch für das Kind viel klarer: "wenn ich schreie, kommt nichts dabei heraus und ich sitze dann ziemlich schnell alleine in meinem Zimmer. Wenn ich normal rede, dann bekomme ich Zuwendung und (fast) alles was ich will."

Mir fällt bei Deiner Schilderung auf, dass Du ihm wohl zuerst erklärt hast, dass das Essen jetzt für ihn beendet ist, dass Du ihn dann aber doch wieder hast essen lassen. Das ist inkonsequent. Wenn Du sagst "jetzt ist Schluss", dann muss auch Schluss sein. Wenn ich merke, das Kind ist müde und kann sich nicht mehr selber beruhigen, dann ist der einzige Weg der ins Bett, und zwar möglichst zügig und ohne dass noch viel diskutiert wird darüber ob er sich jetzt selber ausziehen will oder selber eine Windel holen will oder ob er trinken will. Ich würde darauf immer nur noch stereotyp antworten "gleich, wenn Du im Bett bist. Jetzt machen wir Dich erstmal bettfertig." Wenn er sich körperlich wehrt, muss man abwägen, ob er auch mal ohne Schlafanzug ins Bett gehen kann, und dann wird er ins Bett verfrachtet, ganz kurz gute Nacht gesagt und die Tür von außen zugemacht. Und es mag sein dass das hart klingt, aber ich würde notfalls sogar die Tür von außen zuhalten, damit er nicht wieder herauskommt (natürlich nicht gleich, aber wenn er zum dritten Mal wieder herauskommt, dann sorge ich halt dafür dass er das nicht mehr kann).

Wie gesagt, ich habe das schon mal mit meinem Stiefsohn erlebt. Die Nachbarn haben seiner Mutter mit dem Jugendamt gedroht weil sie dachten das Kind wird misshandelt, und ich wurde von einer Nachbarin darauf angesprochen, die als angehende Erzieherin meinte eine Verhaltensauffälligkeit zu sehen. Bei uns hat die harte Phase etwa ein halbes Jahr gedauert. In dieser Zeit hat mein Stiefsohn sich einmal selbst ein "Ei" auf die Stirn geschlagen, weil er so hart mit dem Kopf gegen den Boden gehauen hat. Einmal hat er aus Trotz auf den Wohnzimmerboden gepinkelt. Wann immer wir rechts gehen wollten, wollte er nach links. Selbst unmittelbar vor der Haustür wollte er noch hochgehoben und getragen werden, selbst wenn er schon zuvor kaum einen Schritt selber gelaufen war. Jeden Tag gab es mindestens einen einstündigen Schreianfall. Bei uns wurde es ziemlich schnell besser, als wir nach mehreren Monaten mit den Nerven so weit am Ende waren, dass wir wirklich ganz klar sagen konnten " Du kannst schreien, aber wir wollen uns das nicht anhören. Wenn Du nicht in ein anderes Zimmer gehst, dann gehen wir in unser Zimmer und machen die Tür zu" - und das haben wir genau so dann auch gemacht. Bei uns war der Spuk dann recht schnell zuende. Bei seiner Mutter, die das nicht so machte, dauerte es danach noch ein paar Monate länger, bis es vorbei war.
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)
02.12.2017, 14:58 Uhr | Louise-19
Hallo,
der ist totmüde. Dann diskutierst Du nicht mit ihm rum, sondern steckst ihn ins Bett. Egal, was er sagt. Er weiß doch selbst nicht, was er sagt. Das ist die Trotzphase, da sagt er zu ALLEM "nein" oder "ich will aber".
Gruß,
Louise
02.12.2017, 11:28 Uhr | -serafina-
Hallo Alleinseinkeit,

ich empfinde das nicht als Vorführen, zudem das Ganze ja anonym ist, aber ich sehe diese Haltung "guckt mal, wie böse er ist" durchaus, finde aber fast logisch, dass Du so eine Haltung entwickelst, bei den Erfahrungen, die Du durchleidest.

Und natürlich sehe ich auch, was marinadiezweite schreibt, es ist auf irgendeine Art zu viel Aufmerksamkeit, die der Kleine bekommt. Er übt Macht und Kontrolle auf Euch beide aus und ich finde das in dem Ausmaß genauso wie Du nicht normal und auch nicht auf die Dauer aushaltbar, ohne dass ihr Euch dabei immer weiter in eine Negativspirale dreht.

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Euer Sohn sich so verhält, weil Ihr so gravierende Erziehungsfehler macht oder sonst irgendetwas grundlegend nicht stimmt. Ihr seid doch im Prinzip tolle Eltern und Grenzen austesten hin oder her, Kinder wollen am Ende kooperieren und Euer Sohn will das nicht.

Vielleicht wirken mehrere Faktoren zusammen: Die schwierige Anfangszeit seines Lebens, Deine Wochenbettderpression, das weiß man ja mittlerweile, dass Störungen in der frühesten Lebenszeit die Vertrauens- und Bindungsfähigkeit von Kindern erschüttern können. Er war ein Schreibaby, d.h., dass er unter großen Anspannungen litt, von Anbeginn, und ich denke, das tut er noch immer. Deine Gewalterfahrung/Traumata, die gehen sicher auch nicht spurlos an dem Kleinen vorüber und ich kann mir vorstellen, dass er da eine ganz spezifische Verletzlichkeit in Dir wittert, und dann kann er entweder unsicher und ängstlich darauf reagieren, oder aber kontrollierend und megastark und mächtig *smiling*. Kannst Du in Deiner Therapie auch den schlimmsten Druck wegen Deines Sohnes ein bisschen mit "abarbeiten"?
Was man zu guter Letzt aber nicht unterschätzen darf, das ist schlicht der Charakter eines Kindes, und Euer Kleiner ist glaube ich etwas deftiger veranlagt und Ihr Eltern etwas zarter besaitet...

Die von Dir beschriebenen Szenen: Ich glaube, da gibt es wenig Ausstiegsmöglichkeiten, wenn es erstmal eskaliert... viel wichtiger finde ich, herauszufinden, was dahinter steht, wenn er Euch in so ausweglose Situationen hineinmanövrieren muss. Ich weiß sehr wohl, dass es Kinder gibt, die JEDE Reaktion mit Eskalation beantworten, einfach WEIL sie gerade eskalieren wollen. Wenn Verhaltensänderung im Sinne von mehr Klarheit (= weniger bedürfnsiorientiert), würde ich das nicht in solchen Situationen erstmals einsetzen, sondern in harmloseren Situationen damit einsteigen, so dass der junge Mann das Gesicht nicht verliert und dann glaubt, um Leben oder Tod kämpfen zu müssen.

Vielleicht wäre eine Familienberatungsstelle da hilfreich, oder eine systemische Familientherapie, um die Dynamik, die durch all die Belastungen entstanden ist, besser beleuchten und verändern zu können. Meine Güte, Du hast aber auch viel auszuhalten gehabt in Deinem Leben und jetzt immer noch. Ich hoffe, Du schlägst Dich jetzt nicht auch noch mit Schuldgefühlen oder Selbstzweifeln in Deiner Mutterrolle herum. Ihr hattet es einfach auch schwerer als viele andere, das gehört auch mal gewürdigt. Ich würde aber dringend etwas unternehmen, weil Dein kleiner Kämpfer ja nicht überblicken kann, dass auch Eltern nicht alles unbegrenzt aushalten und auch Eltern-Kind-Beziehungen Schaden nehmen können in all seiner Destruktivität. Denn er schneidet sich den Ast ab, auf dem er sitzt, also nehmt ihm die Säge aus der Hand *woot*

Und auch nicht den Humor verlieren mit dem Kleinen.... *wink*
Serafina
02.12.2017, 09:57 Uhr | marinadiezweite
Hallo, du beschreibst eine Situation. Da überleg ich, was kann man dir dazu sagen. Es ist einfach so, dass du hoffst, dass dein Sohn einlenkt. Zudem hoffst du, dass er weiß, was er will. Les dir deine Geschichte von seinem Abend nochmal durch. Dann frag dich und deinen Mann, wieviel Chancen ihr jeweils dem Sohn geben wollt. Es ist logisch, dass er dich überhaupt nicht ernst nimmt. Zudem führst du ihn, das muss ich leider sagen, vor. Du führst ihn uns und Verwandten vor, schaut mal, wie böse er ist.
Eigentlich fühlst du dich aber dadurch immer schlechter. Es ist echt schlimm, wen einen die Kinder so behandeln. Aber sie mögen es eigentlich viel lieber, wenn man einfach und strikt ist.
Du schreibst, ich spiegel natürlich nur, wenn er wütend ist. Spiegeln ist ja an sich nicht verkehrt. Verkehrt ist nur, wenn du meinst, dass du genau weißt, was er meint. Worauf er wütend ist. Spiegeln heißt ja zunächst nur, die Gefühle klar zu benennen. Dabei kann man sich auch mal irren. Dass das Kind nicht wütend, nicht sehr wütend ist. Sondern was anderes. Da ist auch abwarten sinnvoll. Wütend oder eher müde, kann alles sein. Indem du das auf dich beziehst, hat er keine Chance, mit dem Gefühl umzugehen.
So quasi spiegelst du die Wut, aber er braucht auch eine Möglichkeit, wo er diese Wut lassen kann. Es ist nicht so sehr entscheident, auf was er wütend ist. Denn man kann nicht immer alles reparieren verändern. Du kannst auch nicht immer stets und ständig netter sein und noch lieber. Wichtiger bei dem Spiegeln ist das ich nenn es mal kanalisieren. Es gibt Bücher, wo das auf lustige Art beschrieben ist. Altersgerechte Bücher. Die kann man sich anschauen. Das erfordert aber keine langen Gespräche. Oder es gibt Tiergeschichten, wo er das kanalisieren kann.
Letzlich meine ich sein Problem ist nicht, zuwenig Zuwendung sondern viel zu viel Aufmerksamkeit.
Damit will ich sagen, es ist ein Kampf. Ich verstehe gar nicht, wieso ihr noch mehrfach hingeht und Getränke anbietet. Hoffst du, dass er dann nett wird? Ich meine, dass er durchaus mal den Lernprozess durchmachen darf, kann oder muss, dass man nach dem verschmähten Abendbrot nichts mehr bekommt. Ich hab auch noch nie ein Kind erlebt, das sagt, das ist toll, dass du mir verbietest, spät ins Bett zu gehen. Aber ich persönlich mache mir auch nicht so viele Gedanken, ob mein Kind meint, ich hab einen FEhler gemacht. Bei einem 4-jährigen bin ich einfach der Boss, der nette Boss natürlich. Aber der, der die Regeln macht. Und diese einfachen Regeln nicht diskutiert.
Ignorieren halte ich persönlich nicht immer für gut. F inde aber, man sollte auch nicht allzulange diskutieren. Die Aussage ist ja nicht, sage sowas nicht zu mir, und ich kämpfe, bis mein Kind mich toll nett findet. Die Aussage ist ja, sage sowas nicht zu mir. (Und auch zu niemand anders).
Manche Eltern haben gute Erfahrungen gemacht mit kleinen Zeichen. Indem du sagst, ich möchte das nicht, hälst du deine Hand hoch und nach vorn. Das heißt halt stopp.
Es geht mehr um das altersgerechte. Die meisten Kinder in dem Alter kommen ja nicht auf die Idee, über die Schlafenszeit zu diskutieren. Du beschriebst, an dem Abend war er offensichtlich müde. Dann ist es eben so. Es ist einfacher, diesen Prozess nicht mit dem Essen zu verbinden. Sonst ist Essen gleich Machtkampf. Und es ist einfacher, den Zubettgehprozess abzukürzen.
Du komst ja schon in die Situation, dass du dich hast, weil du so nervig zu ihm bist? Und ich stell mir vor, wie du ihm immer wieder Wasser anschleppst, und am Schluß des Abends eine Versöhnung anbietest. Dabei überforderst du dich und ihn. Nach so einem Wasserkampf kann es keine freundlichen Gesichter mehr geben und Friede, FReude Eierkuchen. Die kann es nur geben, wenn man zum Beispiel einfach langweilig am Bett sitzt. Und kein einziges Mal nochmal irgendwas holt. Auch nicht antwortet. Das ist ganz anders als wegschicken. Du bist da, aber du lässt dich nicht aus der Ruhe bringen. Gut ist auch, da dann jeweils kein weiteres Gespräch am nächsten Tag zu suchen. Einfach nur mal loben, wenn was toll war.
Ruhepausen, klar, man braucht eine Alternative zum Einsperren in den Keller. Das ist ja auch nur ironisch gemeint von dir. Oder? Ruhe Mittags ist kein Diskussionsthema. Es geht da um eurer beider Ruhe. Egal, ob er das gut oder nicht gut findet. Er hat es ja noch gar nicht probiert. Biete ihm was an, wobei er da vielleicht nur die Wahl zwischen Buch und Lego hat. Das sollte eine Zeit sein, wo du was für dich oder für den Haushalt tust. Gut ist immer, ganz klein und bescheiden anzufangen. Vielleicht eine halbe Stunde. Er ist ja schlau, also kann er eine Uhr lesen''.
01.12.2017, 20:53 Uhr | Alleinseinkeit
Hallo zusammen,
danke für Eure Antworten. Ich versuche jeden einzeln zu beantworten. Vorher...

Er kreischt seit 2 Stunden. Inzwischen hat er keine stimme mehr. Ich bin am ende...
Er war müde, wir haben Abendbrot gegessen. Er hat angefangen Theater zu machen, er wurde ermahnt. Er machte Theater, ich habe ihn in ein anderes Zimmer gebracht, gesagt, noch einmal, das Abendbrot ist für Dich beendet.
Zurück am Tisch isst er noch etwas, dann fängt er an Essen und Besteck zu werfen. Da habe ich ohne ein weiteres Wort ihn vom Tisch genommen und ins Bad gebracht. Er war ja todmüde (18 Uhr!) und wollt ihn umziehen. Schreit und tritt um sich. Kreischt, schlägt um sich. Keine Chance ihn anzuziehen. Er schreit "ich will Wasser!". Ich "ich setze dich auf toilette und hole dir wasser". Er war einvestanden. Wir haben es so gemacht, er hat getrunken. Dann schrie er "ich will die Hose ausziehen!" Ich "ja, mach das!" Er "ICH WILL DIE HOSE AUSZIEHEN!" ich "JAAA, du hast sie noch an, zieh sie aus!!" das ging noch ein paar mal so. Dann ich "ein letztes Mal, zieh sie aus, sonst mache ich das!" Er "ICH WILL SIE AUSZIHEN!" ich sie ausgezogen, windel geholt. Er "ICH WILL DIE WINDEL HOLEN!" ich "ja, geh und hol dir eine, aber dann sofort!" er "LEG DEINE WINDEL WEG!" ich " GEH UND HOL SIE DIR, LETZTES MAL!" Er "LED DEINE WINDEL WEG!" ich habe ihn mir genommen und versucht ihm Windel und schlafanzug anzuziehen, keine chance. er hat so gekreischt und um sich getreten, mit so einer kraft. schließlich habe ich ihn nur mit windel ins bett gelegt und bin raus. vor der Tür bin ich einfach nur heulend zusammengebrochen. er kam hinterher. Mein mann ist rein und hat ihn mit händen und füßen angezogen. ca eine halbe stunde später ist er beim kreischen eingeschlafen. 10 Minuten später wird er wach und kreischt weiter. mein mann rein, an ihn ist nicht ran zu kommen. er ging wieder raus. ich bin rein, er schrie "ICH WILL WASSER!" ich halte ihm seine flasche hin, er dreht den kopf weg und kreischt. flasche weg, er schreit " ICH WILL WASSER!" ich halte ihm die flasche hin und sage "komm her, ich will dich trösten, komm doch zu mir!" (ich wollte wirklich wirklich von herzen frieden schließen und ihn in den arm nehmen.) Er windet sich von mir weg, schlägt um sich, dreht den kopf weg. dann schreit er wieder "ICH WILL WASSER!", ich wieder flasche hin, er dreht den kopf weg. schreit wieder "ICH WILL WASSER!" ich halte seinen kopf fest und stecke ihm seine wasserflasche in den mund. er kreischt, schlägt um sich. ich setze mich neben ihn. er windet sich, kreischt und tritt "ICH WILL WASSER!" das ging eine zeitlang so weiter, dann bin ich raus. Dachte ich lenke ihn ab, hole ihn aus seiner spirale raus, hab mein handy geholt, ein video von ihm geöffnet und habe es ihm angeboten. er wälzt sich übers Bett auf die andere seite, ich sitze ruhig und sage zu ihm "komm zu mir, wir schauen uns das an." er "NEIN! JETZT!!" ich "JAAA, JETZT! dafür musst du aber schon herkommen!" er "NEEEIINN JETZT!!! HIER!!!" ich "wenn du gucken willst, kommst du sofort hierher! sonst gehe ich gleich raus!" ich habe bis drei gezählt, er nur geschrien "ICH WILL DAS VIDEO GUCKEN!!!!NICHT ZÄHLEN!!!ICH WILL DAS VIDEO GUCKEN!". dann bin ich raus und er wollte wieder hinterher kommen. Mein mann wieder rein. dann gekreische "MAMA SOLL KOMMEN!!MAMA SOLL KOMMEN! GEH WEG!"und fängt an meinen mann zu schlagen. Da platzt meinem mann entgültig der kragen und er brüllt ihn richtig zusammen (ich habe ihn noch nie brüllen gehört...)....es ging noch einiges an gekreische und gebrülle hin und her. schließlich hat er sich dann von meinem mann auf den arm nehmen lassen. nach 2 stunden!!! wir haben ihm mehrfach trost angeboten. diese hin und her bringt mich an den rand des wahnsinns, das ist echter psychoterror. das ist doch nicht normal!!!


@Babyone
Ihn zu ignorieren ist unmöglich. Bis zu einem gewissen Grade gucke ich natürlich weg,aber vieles geht einfach nicht mehr. Ein "Schluss jetzt" oder "Du gehst jetzt in dein Zimmer" ist völlig sinnlos, das interessiert ihn nicht. Und ich schrieb bereits, dass ich ihn auch nicht wegtragen brauche oder sowas, er rennt eh wieder aus dem Zimmer raus. Er ist in 90% der Situationen immun gegen alles was man sagt oder tut. Das ist ja gerade mein Problem! *sad*
Ich sage natürlich nicht blind heraus, dass er wütend auf mich ist, klar. Wenn er es ist, merke ich ja, spiegele ich das, und dann ist das auch angebracht, wie ich finde. Er muss ja lernen, seine Wut auf "soziale" Art mitzuteilen.
Eigentlich bin ich der Meinung, dass Kinder, die sich so Verhalten, auf sich aufmerksam machen wollen, weil es ihnen irgendwie nicht gut geht. Sie können es nicht anders sagen. Darum habe ich Schwierigkeiten, sein schlechtes Benehmen schlichtweg immer zu ignorieren. Ich will ihm ja helfen! Aber ich verstehe einfach nicht, was los ist *crying*

@serafina
Ja, größenwahnsinnig ist er in der Tat... Sehr impulsiv, unglaublich willensstark, temperamentvoll, aktiv. Er weiß alles, er kann alles.
Inzwischen glaube ich ja auch, dass es da irgendwo in der Beziehung hakt, aber ich weiß einfach nicht wo!
Mein Mann...das ist schwer zu erklären. Er kann ihn wenig Kind sein lassen, es ist ein wenig als würde er ihn immer lenken wollen, tu dies so, tu das so. Als würde er eine Maschine bedienen wollen. Wir haben darüber schon gesprochen und ich vielleicht bessert es sich langsam ein wenig.

@marinadiezweite
Ich spiegele natürlich nur dann, wenn ich weiß dass er wütend ist. Wenn ich nein gesagt habe zu etwas und er dann beleidigend wird. natürlich habe ich keinen fehler gemacht, sondern handele wie eine mutter eben handelt, aber das sieht er ja nicht genauso wie ich! aus seiner perspektive habe ich was flasch gemacht, ist doch klar. ich habe noch nie ein kind erlebt das sagt "ja mama, das ist echt gut von dir, dass du mir verbietest, nach 20 uhr aufzubleiben." das ist doch quatsch.
Du hast recht, dass ich uns und wie wir erziehen viel hinterfrage. Das liegt daran, dass ich sein verhalten sehe und am verzweifeln bin, weil ich nicht verstehe wieso er so stark provozieren muss. Jeder macht fehler in der erziehung, das ist klarund okay so. aber es ist mit ihm von anfang an einfach nur dermaßen anstrengend, dass ich mich für meinen hass in solchen situationen schäme und frage, was um himmels willen läuft hier schief *sad*
und ruhepausen von ihm verlangen ist so eine sache. ich versuche es jeden tag und es ist jeden tag ein krampf. und ich bin in meiner inneren haltung davon überzeugt, dass es ihm und mit gut tut. aber wenn er das nicht so sieht? was soll ich denn dann noch machen?ich kann ihn doch nicht in den keller sperren?

@clara-winzenberg
Wegen meiner unsicherheit, das habe ich in der antwort drüber beantwortet.
Wenn er mich beim anziehen haut oder mit seinen händen in meinem gesicht rumspielt, stehe ich auf und gehe ohne ein wort weg. und das weiß er ganz genau, weil wir das schon seit monaten haben. dann fängt er an zu toben. In situationen, wo ich es mir leisten kann, drinne zu bleiben, mache ich auch das mal und sage das natürlich auch "wenn du nicht mitmachst und dich so verhälst, gehen wir eben nicht raus". dann gibt es ein riesentheater und der tag ist gelaufen. im endeffekt sind dann immer wir die leidtragenden, weil ihm die frische luft gut getan hätte, da bin ich mir sicher. in vielen situationen geht das aber gar nicht, kindergarten und ich muss zur arbeit zum beispiel.

wie ihr seht, ich bin total am ende. ich weiß keinen weg mehr und ich weiß nicht mehr, ob ich das als "trotzphase, geht wieder vorbei" abtun soll oder ob es irgendetwas gibt, was hier total daneben läuft.
an solchen tagen wie heute bin ich nur am heulen. ich liebe ihn doch so und will doch einfach nur eine familie sein, aber machnmal macht er mir das leben zur hölle. und diese gedanken erschrecken mich zutiefst.
ich bin immer bereit, zu trösten und für ihn da zu sein, aber wie denn, wenn er das nicht will? er weiß ja nicht mal was er will! und ich weiß nicht wie ich ihm da helfen kann.
und dann ist er plötzlich wieder baby, kann nichts mehr allein. auch darauf versuche ich bis zum einem gewissen grad einzugehen.

Freunde von uns haben uns oft belächelt, wenn wir erzählten, wie anstregend es mit ihm ist. bis wir als familien für ein paar wochen zusammengewohnt haben, danach sagten sie "ihr hattet recht. er reicht für drei kinder."

verzweifelte grüße
alleinseinkeit
30.11.2017, 13:36 Uhr | bke-Clara-Winzenberg
Hallo Alleinseinkeit,

als Moderatorin in diesem Unterforum der bke begrüße ich Sie herzlich!

Nach einer schwierigen Starphase mit Ihrem Sohn nach der Geburt scheint er im Moment seine Trotzphase extrem zu überdehnen und fordert Sie heraus.

Sie und Ihr Mann legen größten Wert auf eine sinnvolle pädagogisch wertvolle Erziehung, die mit Erklärungen arbeitet. Das ist prima! Sie haben Angst davor, Ihrem Kind einen Schaden zuzufügen.

Ich verstehe Ihre Haltung, die jedoch möglicherweise zu einer deutlichen Unsicherheit in der Erziehung führt, so dass Ihr Sohn wenig Klarheit verspürt. Tatsächlich probiert er aus, wie weit er gehen kann und wartet wahrscheinlich auf eine klare Reaktion. Bei aggressivem überschießenden Verhalten sollten Sie ein deutliches "NEIN, so nicht!" von sich geben und ihn falls möglich kurz und bündig aus der Situation nehmen. Lange Erklärungen helfen in dem Alter nicht. Sie sollten deutlich zeigen, wenn Sie sauer sind! Wenn er sie beim Anziehen haut, können Sie aufhören und ihm sagen, dass man dann eben nicht rausgehen kann und ihm keine Beachtung mehr schenken. Verharren Sie wortlos, bleiben Sie aber beharrlich.

Gerne tauschen wir uns weiter mit Ihnen weiter aus!

Herzliche Grüße
bke-Clara-Winzenberg *smiling*
28.11.2017, 17:40 Uhr | marinadiezweite
Hallo Aleinseinkeit. Ich kenne nicht, die Ursache des VErhaltens eures Sohnes. Denke aber ansatzweise wie meine Vorschreiberinnen. Ihr stellt euch sehr viel in Frage. Gebt euch große Mühe, alles richtig zu machen. Dabei tauchen meist zwei Probleme auf. Das Gefühl, dass man alles schon 100 Mal gesagt hat. Das sollte aber nicht so sein. Eltern haben schon ihr Pulver verschossen, wenn sie etwas mehr als zweimal sagen.
Und das Gefühl, dass ihr ja außerdem masslos enttäuscht seit von eurem Sohn. Denn er ist ein schlaues Kerlchen, kann aber eure Vorstellungen nicht im geringsten erfüllen. Was sehr viel Enttäuschung bei euch erzeugt. Seine enorme Wortgewandtheit sollte euch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er erst 3,5 ist. Nicht alles, was man so gut sagen kann, versteht man in dem Alter auch schon.
Ich wage die These, dass Kinder gar nicht so immer stets und ständig so softe behandelt werden wollen. Und dass ihr, besonders du manches einfach nicht persönlich nehmen solltest. Weil es dann immer noch unschön ist, aber du kannst es viel leichter unterbinden. Beispiel spiegeln. Du spiegelst und interpretierst ihm eine Deutung. Beziehst die Wut auf dich. Ich wette, dieses ist vöölig falsch gedacht. Er ist nicht wütend auf dich. Sonst würde das im Umkehrschluss heißen, dass du einen großen Fehler gemacht hast. Nun bemerkt er dabei seine Art Macht. Und dreht noch mehr auf.
Besser scheint es mir zu sein, seine Wut zwar vom Gefühl her aufzunehmen, sie aber neutral zu sehen. Frag ihn lieber, ob er dolle wütend ist oder vielleicht nur sauer. Ich glaube, so eine umfangreiche Interpretation, die du zu deinem Sohn sagst, überfordert ihn.
Man kann auch sagen, du bist sicher sehr wütend, das seh ich daran, dass du rumschreist. Aber hier wird nicht gegen Türen getreten.. . Es kann sein, dass er im Kindergarten was erlebt hat, dass er überfordert ist mit dauerbrav und nett seiner Umwelt. Oder der enormen Bewunderung, die ihm zu teil wird. Ich glaube fast, er braucht auch mal ein strenges Schluß jetzt. Das braucht seine Zeit. Auch ist es nicht so gut, wechselnde Methoden zu probieren. Das verunsichert Kinder. Ich glaube, er freut sich einfach über diese extremen Reaktionen. Und wie sehr er die Erwachsenen treffen und beschäftigen kann.
Das ist nicht immer gut. Meine Meinung ist auch, dass man Kindern nicht immer alles an Stress vom Leibe halten sollte. Wer viel durchmacht, sich nicht gut oder krank fühlt, der hat das Recht auf Pause.
Einen kleinen Punkt finde ich noch wichtig. Den, dass du ihm glaub ich keine Vorschläge machen solltest, wie er etwas zu dir sagen soll. Dadurch hat er sonst gleich eine Rückmeldung, dass er was falsch gesagt hat. Was ihn glaub ich wütend macht. Und er hat eine Rückmeldung, obwohl er gar nicht wütend auf dich ist sondern einfach angestrengt, müde, .... . Pausen einlegen, ist glaub ich gut. Mal sagen, so du jetzt mal allein. So ich jetzt mal allein.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: marinadiezweite
26.11.2017, 20:36 Uhr | -serafina-
Hallo Alleinseinkeit,
mit Grenzen meinte ich etwas zum Festhalten. Dein Sohn benimmt sich ja grenzenlos, fast ein bisschen größenwahnsinnig, sich derart mit seinen Eltern anzulegen, von denen man ja abhängig ist. Das kann einen Machtrausch auslösen, der gleichzeitig aber zutiefst verunsichert (Yeah, ich bin stärker als meine Eltern. ABER: Wer beschützt mich dann??). Mit Grenzen meinte ich eine Form von Begrenzung, die keine Ambivalenz in Euch Eltern auslöst. Eine innere Haltung, die zwar begrenzt, aber wie ein Geländer ist, das vor dem Abgrund schützt.

Immer noch abstrakt. Fürchte ich. Ich glaube auf jeden Fall, Du brauchst keine Techniken anzuwenden, ich sehe das wirklich als ein Beziehungsding. Ihn zu ignorieren geht ja auch nicht, wenn er schreiend und tretend hinter Dir her rennt. Ihn in ein anderes Zimmer zu stellen, dito. Ich glaube auch, dass er in solchen Momenten NICHT alleine gelassen werden sollte mit seinen überbordenden Gefühlen. Aber guter Rat ist teuer, das sehe ich.

Du schreibst, Dein Mann hat Probleme mit der Autonomieentwicklung des Jungen. Wie äußert sich das?

Habe mir auch überlegt, ob der Kleine unbewusst eifersüchtig ist auf das Geschwisterchen, das nicht leben wird. Also auf die Aufmerksamkeit, die Ihr für die Freude über die Schwangerschaft und dann für die Trauer aufbringen musstet, eine innere Aufmerksamkeit, die vorher ihm allein gehörte? Mein 2-Jähriger hat sich damals benommen wie die Axt im Wald von der Stunde an, als ich den positiven SS-Test in der Hand hielt. Dabei WUSSTE er ja gar nicht, dass ich schwanger war. Aber er hat es gespürt, dass da etwas in mir wächst, was mich beschäftigt, so dass ich für ihn nur noch 120 % übrig hatte anstelle der vorherigen 200 % *exhausted*. Also hat er so Terror gemacht, dass ich gezwungen war, wieder 200 % zu geben, selbst, wenn 170 % davon sehr angefressen waren.

Vielleicht braucht er ein bisschen Einblick in Eure Gefühlsverarbeitung? Redet ihr manchmal über das Geschwisterchen? Dass es da war, dass es gestorben ist, dass vielleicht noch eins kommen wird? Heimlich trauern verzeihen einem die Zwerge ja nicht wirkich...
Serafina
26.11.2017, 18:28 Uhr | BabyOne
Hallo Alleinseinkeit,

zu der Situation mit den Beleidigungen würde ich auch sagen, da ist spiegeln nicht angebracht. Kindergartenkinder lernen solche Begriffe von anderen Kindern und probieren das dann zuhause aus. Er sagt das nicht weil er wütend wäre, und daher musst Du auch nicht spiegeln "Du bist wütend und darfst wütend sein". Du versuchst ihm da etwas zu spiegeln, was er gar nicht empfindet. Das Problem mit solchen Techniken ist, wenn man sie zu oft oder entgegen der eigenen Intuition anwendet, ist man nicht mehr authentisch und glaubwürdig, und das Kind wird dadurch womöglich eher irritiert.

Wenn ein Kind sehr frech ist, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder Du zeigst ihm, was das bei Dir auslöst, zeigst ihm also DEINE Gefühle, evtl. verbunden mit Konsequenzen, wenn er danach immer noch weitermacht: "ich mag das nicht wenn Du so mit mir redest. Ich habe Dir das jetzt schon dreimal gesagt. Jetzt reicht es mir, Du gehst jetzt mal in Dein Zimmer, und wenn Du Dich wieder anständig benehmen kannst, darfst Du wiederkommen. " Bei einem Kind, das aber anscheinend so wie Deiner gerade versucht zu provozieren, kann es manchmal auch ganz gut sein, das Verhalten bzw. ihn schlicht komplett zu ignorieren. Das geht natürlich nur dann, solange es sich nicht um Schlagen oder sonstige körperliche Agressionen handelt, auf die muss man natürlich reagieren, aber dann kann man immer noch schweigend reagieren, das Kind am Treten hindern, wegtragen, kommentarlos in sein Zimmer setzen und weggehen. Im Gegenzug muss man ihm aber natürlich zeigen welches Verhalten man gut findet und dann loben, ihn beachten, eben das Gegenteil von ignorieren.

Es kann schon sein dass das Verhalten mit der Anwesenheit Deines Mannes zu tun hat. Vielleicht geht es gerade darum, dass er eifersüchtig ist auf die Aufmerksamkeit die Du Deinem Mann gibst und die er dann in dem Moment eben nicht bekommt, und dann sichert er sich Deine Aufmerksamkeit durch freches Verhalten. Das wäre der klassische Ödipuskonflikt, das passt auch vom Alter her ganz gut. Beobachte doch mal, ob die Situation dadurch entschärft wird, wenn sein Papa sich beispielsweise nach dem Heimkommen mal für eine halbe Stunde ganz intensiv um den Sohn kümmert. Vielleicht hält er es danach besser aus, wenn ihr Erwachsenen euch miteinander beschäftigt. Und Du selbst solltest vor allem darauf achten, dass Du ihm insgesamt Deine Aufmerksamkeit dann schenkst wenn er gerade unauffällig und lieb ist, auch wenn es nur kurze Momente sein sollten, und ihn möglichst wenig zu beachten, wenn er sich provozierend verhält.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: BabyOne
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)
26.11.2017, 18:08 Uhr | Alleinseinkeit
Hallo Louise,

wie gesagt habe ich wirklich alles probiert. Und ihm auch klar und deutlich, dass DAS NICHT GEHT, das habe ich hunderte Male durch. Ich sage ja, es interessiert ihn in keinster Weise.
Ja und wenn er nicht aufhört? Dann kann ich drohen (macht ihn aggressiver und noch ungehaltener, bis wir beide explodieren), eine Strafe verhängen (findet er witzig oder rastet sofort völlig aus),
ich kann ihn in ein anderes zimmer bringen (er wütet, tobt, kommt raus, wird noch wilder, schreit, hämmert gegen Tür, stampft, weil er genau weiß dass ist die Achillesferse, denn dann haben wir wieder den Ärger der Nachbarn),
ich kann es ignorieren (er treibt es auf die Spitze und irgendwann kann JEDER nicht mehr und dann platze ich sofort), ich kann selber rausgehen (er rennt hinterher, brüllt und will entweder Frieden schließen (um im nächsten Moment wieder loszulegen) oder wird noch aggressiver), dass eine Bitte rein gar nichts, keinerlei Reaktion bewirkt, brauche ich nicht zu sagen. Und er hört nicht auf. Das ist zum verzweifeln.
An Konsequenz und klarer Ansage mangelt es glaube ich nicht bei mir. Und er weiß ganz genau, dass ich tue was ich ankündige, da bin ich eher "erbarmungslos" als zu lasch.


Hallo Serafina,

ich bin mir nicht sicher ob ich das richtige unter Machtvakuum verstehe, bitte erklär mir doch noch wie du das meinst?! Danke!
Es wird in dem Alter oft über "Grenzen" gesprochen, das ist so abstrakt. Was bedeutet das genau? Dass es Regeln gibt? Die haben wir. Und er kennt sie ganz genau.
Ich verteile "Neins" und Regeln sparsam, aber wenn, dann sind sie mir wichtig und ich erwarte, dass er sich daran hält. Es müssen wir alle drei damit leben können, sodass die Bedürfnisse von niemandem zu kurz kommen.
Und ich glaube auch, gut für mich zu sorgen. Natürlich sind solche Umstände eine große Herausforderung. Und ganz sicher hat er das mitbekommen.
Aber wie kann ich ihm dann begegnen, wie ihm helfen? Ist ja klar, dass er das nicht in Worte fassen kann.

Wegen der Vater-Kind-Bindung. Es ist tatsächlich so, dass wir den Eindruck haben, dass mein Mann die erste Bezugsperson für ihn ist. Wie gesagt, war unser Start sehr holprig und ich emotional die erste Zeit nicht immer präsent, wenn auch körperlich anwesend. Wie gesagt, habe ich daran gearbeitet, habe alles daran gesetzt, für ihn immer mehr da zu sein. In der Krise hat mein Mann das aufgefangen und ihn viel beruhigt, getragen, nachts bei sich gehabt. Unser Sohn ist totales Papa-Kind. Wenn dieser zuhause ist, beachtet er mich nicht mehr. Nicht selten gibt es morgens Theater, weil Papa schon zur Arbeit ist. Insofern kann ich mich nicht beklagen, keine Zeit für mich zu haben. Wir achten darauf, dass jeder von uns Erwachsenen seine "Abends-mal-raus-Termine" hat.
Meine Vermutung ging eigentlich eher in die Richtung, dass mein Mann (wunderbar und aufopferungsvoll für ihn als Baby gesorgt hat) nun große Schwierigkeiten mit dem normalen Autonomiebestreben hat (eigene eher lieblose, manipulative Kindheit). Ich kann mich davon natürlich auch nicht freisprechen, denn auch ich werde in vielen Situationen angetriggert, aber vielleicht ist mein Bewusstsein da ein anderes? Das erzeugt natürlich eine negative Grundhaltung, man entfernt sich emotional vom Kind, dieses spürt das und tut alles (unbewusst) um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wenn auch in einer inakzeptabler Art.

Ich hoffe unsere Situation ist etwas klarer geworden?
Hoffe auf weitere Tipps! Danke euch allen!

Viele Grüße
26.11.2017, 12:16 Uhr | Louise-19
Hallo,
dann nimm ihn doch bitte auch ernst.
Er sagt, er will Dich ärgern.
Dann geh doch jetzt bitte mal davon aus,
daß er Dich tatsächlich ärgern will.

Was würdest Du dann tun?
Du willst nicht geärgert werden, stimmts?

Ich würde dann sagen, und zwar in maximal autoritärem Tonfall:
"Hör auf, mich zu ärgern."
Als Befehl, und zwar als rechtmäßiger Befehl.
Gruß,
Louise
ps: ich gehe davon aus, daß das die "Trotzphase" ist,
dadurch erschwert, daß Du Deine Autorität als Mutter nicht einsetzt.
L.
26.11.2017, 12:11 Uhr | -serafina-
Hallo Alleinseinkeit,
zuallererst hat mich das berührt, dass Du Fehlgeburten in nur einem Jahr zu verkraften hattest. Ich hoffe, Du kannst gut für Dich sorgen, und Dich auch ein Stück weit abgrenzen vor den Attacken Deines Sohnes.

Das war der Einstieg. Vermutlich kannst Du es (verständlicherweise) nicht. Du schreibst, Ihr erzieht bedürfnisorientiert, er bekommt all Eure Liebe, Anerkennung und - Bewunderung (= sprachlich ist er Gleichaltrigen weit voraus).

Das Verhalten Eures Sohnes ist ja ein bisschen "grenzsuchend", so, als befände er sich vlt. in einer Art subjektiv empfundenem "Machtvakuum"? Ich meine damit nicht, dass man ihn autoritär in seiner Macht begrenzen sollte. Aber dass er sich nach stabilen Grenzen sehnt, an denen er sich festhalten kann. So, als bräuchte er sehr viel Halt und Sicherheit, generell, und nach dem schwierigen vergangenen Jahr noch viel viel mehr. Eine (oder gar mehrere) Fehlgeburt(en) ist/sind traumatisch zumindest für die Mutter und ein kleines Kind spürt das.

Zu der von Dir beschriebenen Situation. Um ihn zu spiegeln, würde Dein "Ich sehe, dass du wütend auf mich bist" in meinen Augen schon ausreichen, ohne den ganzen Rest. Dass er das sein darf, scheint ihm klar zu seinn *wuuuaaahhhh* Die Frage, was ihn so wütend macht, finde ich auch gut. Den ganzen Rest finde ich zuviel, ich denke, das verwässert nur. Das "es tut mir weh, wenn du so zu mir bist", würde ich ersetzen durch "ICH WILL NICHT, dass du dich so verhältst. Da werde ICH wütend (nicht traurig...)".

Wenn er sich insbes. so verhält, wenn Dein Mann da ist: Vielleicht nicht nur Zufall? In dem Alter geht es für kleine Jungs ja auch allmählich um die Loslösung von der Mami und Hinwendung zum Papa. Womöglich hat er Angst, Dich loszulassen, und deshalb aber auch Aggressionen gegen Dich, wenn der Papa da und greifbar ist?

Ihr könnten ja mal experimentieren, dass Dein Mann in Zeiten seiner Anwesenheit mehr Zeit mit dem Kleinen verbringt, ihn ein bisschen enger an sich bindet, während Du Dich etwas zurücknimmst - Zeit für Dich allein oder mit einer Freundin würden Dir vlt. sowieso guttun. Falls meine These überhaupt zutrifft, würde Euer Sohn so durch Euer Verhalten geführt und ermutigt, weiterzugehen in seiner Entwicklung zum kleinen Mann *wink*
Serafina

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