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13.01.2018, 22:41 Uhr | Hannah2013
Hallo zusammen,
aus lauter Verzweiflung und Sorge bin ich auf diese Seite aufmerksam geworden und hoffe, von euch ein paar Tipps bekommen zu können.

Unser großer Sohn wird im Mai 5 Jahre als und ist ein lebhafter, wissbegieriger, leider teils Perfektionistischer, schlecht Entscheidungen treffender und ungeduldiger Kerl.
Essen war bei ihm schon immer ein Problem, aber sonst sind wir mit ihm eigentlich rundum zufrieden.

Nun schleicht sich seit geraumer Zeit immer mehr die Ungeduld in den Vordergrund. Kleinste Kleinigkeiten, die nicht funktionieren, treiben ihn zum weinen und brüllen. Aber darauf konnte man immer noch eingehen und ihm helfen. Beispielsweise, wenn die Jacke klemmt oder anderweitig etwas nicht geklappt hat.
(auch verlieren kann er schlecht und möchte am liebsten immer bestimmen. Was wir natürlich unterbinden und ihm immer wieder sagen, dass er nicht der Chef und Ansager ist)

Sein kleiner 3 jähriger Bruder ahmt ihn nämlich liebend gerne nach...

Seit ein paar Tagen ist der große aber phasenweise wie im Tunnel.
Es begann eines morgens damit, dass der Rand seines Joghurts nicht so mit dem Löffel zu bearbeiten war, wie er es wollte. Er schrie sich anschließend total in Rage. Alle Versuche beruhigend auf ihn einzuwirken waren für die katz. Nach 30 bis 45 Minuten gab es eine Situation wodurch er sich ablenken ließ, und dann war er wie ausgewechselt der alte.
Mittags wollte sein jackenärmel nicht so wie er. Er tobte wieder. An mittagessen war nicht zu denken, daraufhin brachte ich ihn in sein Zimmer, damit er sich beruhigen konnte. Er schlug gegen die Tür und tat immer so, als ob ich ihm extrem geschubst hätte, wenn ich ihn wieder in sein Zimmer schon, weil er rauskam.

Andere Situationen waren, dass sein Stock mit dem er gerade draußen rumlief abbrach und er zu Hause das brüllen anfing. Aber immer nur zu Hause. Im Kiga gibt es davon keine Anzeichen, alle sind immer verwundert, wenn ich so etwas über ihn erzähle.
Er steigert sich total rein... Und ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann.

Habt ihr Ideen, Anregungen, Erfahrungen?

Entschuldigt den langen Text.

(vor einer Woche hat er auf anraten von mir seinen letzten Schnuller, den er sonst nachts noch hatte, abgegeben. Ob das auch ein Auslöser sein kann?) (er versucht generell viel über weinen zu bekommen, anstatt, dass er darüber spricht. Selbstverständlich gehe ich auf das weinen nicht ein und sage ihm, dass er sprechen Kann und ich erst auf ihn eingehen, wenn er nicht mehr weint)

Vielen Dank für eure Geduld.

Ich bin gespannt, was morgen passiert mit ihm...
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: Hannah2013
15.01.2018, 13:05 Uhr | bke-Eddy-Kreuzer
Sehr geehrte Userin Hannah2013,

willkommen im Elternforum auch von Moderatorenseite. Sie haben bereits recht ausführliche Reaktionen auf Ihren Beitrag erhalten, die ich inhaltlich sehr unterstützen möchte.
Einen Gedanken möchte ich jedoch nochmal besonders aufgreifen und verstärken. Sie haben Wutanfälle Ihres Sohnes in verschiedene Intensitiät beschrieben. In diesen Situationen scheint es Ihrem Sohn nicht möglich zu sein, seinen Ärger verbal auszudrück bzw. dann den Grund seines Ärgernisses zu beheben. Sie können anstelle Ihres Sohnes die Situation verbalisieren. BabyOne hat das bereits sehr schön beschrieben. Sie spiegeln also Ihren Sohn und helfen ihm, die für ihn angespannte Situation besser zu erfassen und können ihm gleichzeitig Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. So kann er nach und nach lernen, die jeweilige Situation selbst zu verändern und lernen sich zu regulieren, indem er versucht, auszudrücken was ihn stört.
Das braucht natürlich viel Liebe, Geduld und Zugewandtheit.

In dieem Sinne wünsche ich Ihnen viel Energie und gute Erfahrungen für Ihren Sohn.

bke-Eddy-Kreuzer
14.01.2018, 21:42 Uhr | Hannah2013
Herzlichen Dank für eure Antworten!

Die Anreize bringen mich weiter und ich versuche die Vorschläge mal auszuprobieren.
Kuschelzeiten werden ausgeweitet... So dass er weiß, daß wir immer für ihn da sind und ihm auch helfen. Nur halt ohne ständiges weinen und Gebrüll...

Alles Gute für euch
14.01.2018, 17:40 Uhr | -serafina-
Hallo Hannah,

ich kann BabyOnes Worte nur unterstreichen. Sehe ich ganz genauso.

Wenn er so lange den Schnuller gebraucht hat, ist er für sein Alter auch noch recht bedürftig, braucht noch viel Geborgenheit, versucht sich gleichzeitig aber auch mit seiner Rolle als 5-Jährgier und großer Bruder zu identifizieren?

Ich glaube, dass das dann noch recht hart ist für ihn ohne Schnuller.

Selbst wenn er sich angewöhnt, Aufmerksamkeit mit Weinen zu bekommen, er wird es sich auch wieder abgewöhnen, wenn er es nicht mehr braucht, weil andere Kompetenzen zur Verfügung stehen. Klar würde ich das Weinen auch nicht mit ungebührlicher Aufmerksamkeit fördern. Aber ruhig und liebevoll auffangen.
Serafina
14.01.2018, 11:58 Uhr | BabyOne
Hallo Hannah,

mit fünf ist er vermutlich dieses Jahr noch nicht mit der Einschulung dran - eine solche bevorstehende Veränderung könnte nämlich sonst eine Erklärung sein.

Dass Kinder in dem Alter noch nicht gut verlieren können, finde ich völlig normal und auch, dass sie bei Frust weinen. Vielleicht sind Deine Erwartungen ein wenig hoch an das, was Dein Großer schon können soll, weil er im Vergleich zu dem Dreijährigen eben größer ist?

Wenn er im Kindergarten keine Schreianfälle zeigt, sondern nur zuhause, und er gleichzeitig dauernd versucht der Bestimmer zu sein, dann mag es sein, dass er vielleicht ein wenig das Gefühl hat zuhause zu kurz zu kommen und deswegen um Aufmerksamkeit kämpft. Ich verstehe schon, dass Du gerne möchtest dass er sich vernünftig ausdrückt, aber manchmal (oder oft) geht es vielleicht gar nicht um etwas Sachliches, das sich gut in Worte packen ließe, sondern einfach um ein Gefühl oder eine Emotion, und das wird durch Weinen oder Schreien ja viel klarer als ein Fünfjähriger das durch Worte erklären könnte. Wenn er also weint, könntest Du ruhig auch darauf eingehen, dass er vielleicht nicht nur irgendetwas sagen will, sondern dass er in dem Moment offensichtlich eine starke Emotion fühlt und einfach Trost oder Zuwendung haben will. Wenn Du in so einer Situation darauf bestehst, dass er sich bitte ordentlich ausdrücken soll und vorher nicht beachtet wird, dann wird er das als Zurückweisung seiner Emotionen empfinden, und das wird ein Kind (oder vielleicht sogar auch einen Erwachsenen) verletzen und verunsichern. Wenn Du nicht weißt warum er nun weint und er es nicht sagen will/kann, dann kannst Du ja auch einfach reagieren, indem Du etwas sagst in der Art von "oh Mann, jetzt bist Du aber traurig/sauer/wütend. Was machen wir denn da? Soll ich Dich mal ganz fest drücken?" Falls Du seine Emotionen falsch gedeutet haben solltest, wird er es vielleicht dann sagen, oder er wird Dir sagen was er braucht um sich wieder beruhigen zu können. Vor allem merkt er aber, dass Du zugewandt bist und er nicht abgelehnt wird sobald er mal weint, und das wird ihm helfen sein Gleichgewicht wieder zu finden.

Schwierig ist es mit lang anhaltenden Schreianfällen, wenn man ihn mit Worten gar nicht erreicht. Ich würde dann vielleicht sowas sagen wie "hör mal, ich verstehe Dich schon, der blöde Ärmel will einfach nicht so wie Du, das ist richtig doof. Aber sooo schlimm ist es jetzt auch nicht, Du kannst also auch wieder aufhören zu schreien." Sonst hilft wahrscheinlich nur abwarten und ablenken, bis er sich beruhig und wieder zugänglich wird. Wenn er aber in anderen Situationen insgesamt das Gefühl bekommt ausreichend beachtet und geliebt zu werden, dann wird er vielleicht in absehbarer Zeit auch nicht mehr wegen Kleinigkeiten so leicht aus dem Gleichgewicht geraten, dass er so lange und laut schreien muss. Das ist es nämlich eigentlich, nicht Ungeduld. Er ist offensichtlich im Moment einfach sehr dünnhäutig und verliert schnell sein Gleichgewicht.

Noch eine Ergänzung - ich verstehe natürlich auch, dass ihr ihn nicht die ganze Familie dominieren lassen wollt. Aber wenn er immer der Bestimmer sein will, könntet ihr ja auch mal ein Spiel draus machen und ihn wirklich mal bestimmen lassen. Natürlich nichts wirklich Wichtiges, aber zum Beispiel, welchen von zwei möglichen Ausflügen ihr am Sonntag macht oder welches Spiel zusammen gespielt wird oder was gekocht wird oder einfach, was im Zeitraum von 14 bis 16 Uhr gemacht wird oder was Mama und Papa heute anziehen, und dabei dann laut und immer wieder mit einem Augenzwinkern mal betonen, dass er ja jetzt gerade der Bestimmer ist. Das wird ihm bestimmt unglaublich gefallen und sein Ego aufpolstern. Der Kleine wird dann wahrscheinlich auch mal bestimmen wollen, und dann bekommt er halt auch mal einen Zeitraum, wo er bestimmen darf. Vielleicht habt ihr als Eltern ja auch so Eure Themen wo es Konflikte darum gibt wer bestimmen darf (wer hat die Fernbedienung?) und ihr könntet das Spiel ja auch auf euch ausweiten. Damit thematisiert man dieses Dominanz-Streben und auch die Frage wie Konflikte überhaupt gelöst werden können, ohne dass es so ernst und schwer wird und Dein Sohn sich schlecht fühlen muss, weil sein Versuch zu bestimmen schlicht zurückgewiesen wird.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: BabyOne
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)
14.01.2018, 00:22 Uhr | Louise-19
Hallo, Hannah,
ich habe nicht verstanden, warum Du versuchst, ihm das Weinen abzugewöhnen?
Viele Grüße,
Louise

Treffer: 6

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