bke-Elternberatung

bke-Elternberatung anonym
kostenfrei
datensicher
Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung e.V.

Forum - Themenansicht

12.05.2018, 22:25 Uhr | inexprime
Hallo! Ich versuche mein Problem zu beschreiben.
Wir haben zwei Kinder (1, 7,5). Der Ältere hatte schon immer schwierige Phasen, die ich darauf geschoben habe, dass wir wenig Familienzeit hatten. Wir haben beide anspruchsvolle Jobs, er war ab 1,5 Jahren bei der Tagesmutter. Dennoch verbringen wir qualitative Familienzeit v.a. am WE. Diese Phasen gingen vorüber. Ansonsten ist er unauffällig in der Schule, kommt gut mit und ihm wird immer eine soziale Aufgeschlossenheit bestätigt. Er findet schnell Freunde, manchmal sind diese aber nicht so langlebig.

Wir sind nicht immer die konsequentesten gewesen in unserer Erziehung. Also Strafen wie TV und Nachtisch Entzug gab es. Ansonsten aber haben wir öfter nur gemeckert über sein übergriffiges verhalten was bspw Eigentum angeht. Er bediente sich an Omas Keksschublade, nahm Opas Werkzeug oder durchwühlte meinen Schreibtisch. Oft haben wir Sachen in seinem Zimmer gefunden, die er sich klammheimlich genommen hatte. Konsequenzen bis auf Gemecker gab es bisher keine.

So nun aktuell.
Der erste Vorfall ist etwas über eine Woche her. Seine Lehrerin informierte mich, dass er dem Schulbusfahrer eine Flasche Saft aus der offen stehenden Schublade geklaut hatte. Sie benannte das auch so. Ein Mitschüler war beteiligt und dessen Eltern gingen dann auf die Barrikaden gegen die Lehrerin. Wir beteiligten uns daran nicht, wir fanden die Vorgehensweise legitim. Auf die erste Enttäuschung holte ich mir Rat bei einer Pädaogin. Die empfahl mir ganz ruhig mit ihm über Eigentum zu reden, Empathie zu wecken, Wiedergutmachung zu leisten. Gesagt l, getan. Ein Brief an den Busfahrer und die Ersatzflasche wurde gekauft. Wir sprachen darüber wie er sich fühlt, etc. Ein bisschen schwang noch mit: Ok, er dachte vielleicht er darf sie einfach nehmen. Er meinte er hätte es verstanden...

Wir dachten damit sei es vorbei. aber es fing erst an. Nichtmal eine Woche später, also vor wenigen Tagen räumte ich die Schultasche aus und fand ein Panini Fussballheft. Er erzählte mir, dass er sich das ausgeliehen hatte. Wegen dem Feiertag und weil es unersetzlich (weil individuell) ist, habe ich ihm gesagt, dass wir das noch heute zurueckgeben. Er druckste rum und überlegte. Nach ca einer halben Stunde sagte er mir so nebenbei: Das Heft sei ja von XY, lag aber in seinem Fach und deshalb habe er es mitgenommen.

Bei mir sind alle Lichter ausgegangen. Ich muss zugeben, die letzten drei Tage waren sicherlich keine Sternstunde in Sachen Erziehung. Ich bin wahnsinnig wütend geworden und habe ihn total zur Sau gemacht. Es kam dann raus, dass er es bewusst geklaut hatte aus dem Fremden Fach heraus, weil er es auch unbedingt haben wollte. Nachdem ich mich beruhigt habe, habe ich mir überlegt was ihm fehlt.
Er bekam zum allerersten Mal Stubenarrest. Damit er nachdenken kann. Er sollte aufschreiben was passiert ist und wie es dem anderen ging. Es stellte sich heraus, dass der Junge das Heft den ganzen Abend gesucht hat und total geweint hat. Dieser Umstand ließ meinen Sohn völlig kalt. Nach der Rückgabe meinte er vergnügt, dass sei ja leicht gewesen. Hier muss ich einschieben, dass wir bei der Rückgabe aus Scham und sorge unser Kind zu brandmarken, den Diebstahl als ein Versehen dargestellt haben. Wir haben ihm aber gesagt, dass wenn es das nochmal tut, wir mit ihm zur Polizei gehen und das auch so benennen. Er muss dann die Konsequenzen tragen.

Aufgrund des gleichgültigen Verhaltens sind bei mir wieder die Lichter ausgegangen. Ich habe bestimmt 20 Minuten auf ihn eingebrüllt wie unverschämt er ist, was er getan hat, etc. Danach dachte ich der Punkt sei, dass ihm Empathie fehle. Ich also Geschichten und Arbeitsblätter rausgesucht und mit ihm über sich einfühlen geredet.

Wie auch am Tag vorher zeigte er oberflächliches Interesse, nickte und meinte er hätte es verstanden. Aber kein Schuldbewusstsein oder eigene verbale Einlassungen, ab von den Dingen die wir nicht ohnehin schon gesagt hatten. Sein Stubenarrest dauert an. Aber abgesehen davon dass er in seinem Zimmer war, ist nichts groß gewesen. Wir haben normal mit ihm geredet und uns ausgetauscht.

Heute Abend kündigte ich an, dass die Möglichkeit bestehe ab morgen eine Bewährung zu machen. Er dürfe dann raus und wenn alles gut ist dann passt es. Benimmt er sich daneben hat er weiter Stubenarrest. Beim ins Bett bringen höre ich es knistern und dem Bettzeug.
Während wir im Garten waren hat er sich am Kühlschrank bedient. Etwas dass er vorher noch nie (!!) getan hatte! Von Einsicht erneut keine Spur. Ich habe ihn gefragt warum er nicht vorher gefragt hatte. Da erzählte er erst eine absolut erfundene Geschichte aber dann gab er zu, er wollte es einfach und Punkt. In der Früh sprachen wir noch über das Thema, wie man sich verhalten kann wenn jemand etwas hat, was man selber gerne hätte. Wir haben ein gieriges Bakterium aufgemalt und uns Strategien überlegt was man tun kann.

Alles verpufft? Ich habe jetzt am Abend nur wortlos das Licht ausgemacht und im
Wohnzimmer habe ich geweint. Ich habe keine Ahnung was wir tun sollen. Noch strengere Regeln? Welche Bestrafung ist hier angemessen? Es scheint doch gar nichts zu funktionieren.

Ich habe versucht alles so detailliert wie möglich zu beschreiben. Ich hoffe auf Hilfe und Impulse! Vor allem für den Rest des Wochenendes. Montag ist die Kontaktaufnahme mit einer Erziehungsberatung auf dem Plan.

Vielen Dank!
08.06.2018, 17:39 Uhr | Lilalilalila
Hallo zusammen,

ich hatte ähnliche Fragestellungen mit meinem Sohn und wir haben diese, innerhalb weniger Monate, gemeinsam gelöst. Ich empfehle euch wärmstens den systemischen Interaktionsberater //edit//, er war der Schlüssel zu unserem Glück. Habe ihn schon mehrfach empfohlen, seine Familienarbeit ist wirkungsvoll und einfach überzeugend, nicht nur bei uns, auch bei Bekannten. Überzeugt euch einfach selbst,

LG Lisa


Daumen hoch Daumen hoch

//Edit: Wir weisen in unseren Nutzungsbedingungen darauf hin, dass externe Links nicht gepostet werden dürfen. Werbung für kommerzielle Anbieter können wir auch nicht auf unserer Seite stehen lassen. Ich bitte um Verständnis, bke-Stephan-Bäcker//
Zuletzt editiert am: 10.06.2018, 09:33 Uhr, von: bke-Stephan-Bäcker
22.05.2018, 22:31 Uhr | Mona108
Hallo,
ich bin tatsächlich nicht der Meinung meiner Vorschreiberinnen, dass ein siebenjähriges Kind den Unterschied zwischen "dein" und "mein" noch nicht kennt.
Meine achtjährige Tochter kennt ihn durchaus und nimmt diese Grenze sehr bewußt wahr und übertritt sie (in der Regel) nicht, während mein inzwischen knapp 13-Jähriger zwischen 8 und 11 Jahren geklaut hat, was das Zeug hält.
Beide wissen sehr genau, dass das Eigentum von Anderen nicht einfach genommen werden darf.

Trotzdem gehen meine Kinder sehr unterschiedlich damit um. Meine Älteste wäre auch NIE auf die Idee gekommen, etwas wegzunehmen, das nicht eindeutig ihr gehört im Alter deines Sohnes.
Ich kann deinen Frust, deine Angst und Unsicherheit sehr gut verstehen.

So aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen: die Strafen verpuffen im Nirgendwo.
Was haben wir nicht alles versucht: Filmverbot, alle möglichen Konsequenzen Süßigkeiten betreffend (die hat er meistens geklaut), "Ausgeh"-verbot, Streitgespräche usw usf.
Mein Sohn selbst sagt, das schlimmste war, als er zwei Läden erwischt wurde. Die Geschäftsführer waren milde gestimmt, ich nicht so. 2 Jahre hatte er Hausverbot in den nächstgelegenden Supermärkten. Peinlich hoch 10 für mich!
Danach begann er, Geld von uns zu stehlen, aus meinem Portemonnaie und von seinen Schwestern. Daraufhin haben wir mit Taschengeld experimentiert: gar keins oder mehr oder was er braucht ... hat alles nichts geholfen.

Streitereien deshalb waren so überflüssig wie ein Kropf: sie haben nur dazu geführt, dass er immer mehr und immer geschickter gelogen und gestohlen hat. Das Vertrauen wieder herzustellen, respektvoll und wahrheitsbetont miteinander zu sprechen, auch wenn es unangenehm ist, war schwierig. Nicht zur Nachahmung empfohlen!

Ein Freund gab uns mal den Tipp, eine Kamera zu installieren und es ihm nachher zu zeigen, damit er mal sieht, wie er beim Stehlen aussieht. Haben wir allerdings nicht gemacht. Die Idee an sich fand ich aber ganz gut.
Wir haben uns einen kleinen Safe gekauft und dort unsere Portemonnaies eingeschlossen.

Wie auch immer, seit ca 1,5 Jahren ist diese Phase vorüber! Mein Sohn bekommt Taschengeld und etwas dazu, wenn er das Gefühl hat, dringend etwas zu brauchen. Aber das wird rapide weniger. Ich glaube, er kann jetzt seine "Gelüste" besser selbst kontrollieren und mehr Eigenverantwortung übernehmen.

Ich möchte dir jetzt damit nicht lapidar "hinwerfen", dass sich "das alles auswächst", aber zum Teil tut es das wohl wirklich. Haben mir alle im Umfeld gesagt, habe ich nicht geglaubt, aber inzwischen bin ich auch der Meinung. Das heißt natürlich nicht, dass man sein Stehlen ignorieren sollte, aber es ist sinnvoll einen guten Weg zu finden, damit ihr alle letztendlich friedfertig damit umgehen könnt, ohne das Vertrauen zu verlieren.

Aber ich weiß, das macht keinen Spaß!
16.05.2018, 06:46 Uhr | marinadiezweite
Hallo inexprime, wie hier schon beschrieben, geht es ja um lernen in dem Alter von 7 8 Jahren. Dein Kind muss es in der Tat erst lernen, was er nehmen darf, was nicht. Aber auch, was man vorher fragt und nachher wieder ordentlich zurücklegt (Werkzeug). Ein Kühlschrank gehört für mich persönlich nicht zu den Dingen, wo ein Kind fragen müsste. Wenn man da allerdings mehrere Milchschnitten lagert oder viele Joghurts, Leckereien, oder das Mittagessen für den nächsten Tag. DAnn ist es schon okey, zu sagen, Mama, ich möchte das und das nehmen, darf ich das?
Diese Dinge als Diebstahl zu bezeichnen, nun ja, finde ich nicht so ganz korrekt von dir. Vielmehr geht es dabei um Einsicht, wie man mit den Sachen anderer umgeht. Wo man fragt und wo man nicht fragen braucht.
Das lernen die Kinder halt, indem man ihnen das sagt. Wo man sie nicht gleich verurteilen oder auf die Probe stellen sollte.
Nehmen sie anderen Kindern was weg, das sollte man nicht bagatelisieren, da hast du Recht. Ein, ich hätte auch gern solche Stifte ist kein Grund, diese zu nehmen. Wobei ich denke, deinem Kind fehlt gar nicht mal Empathie. Ich würde sagen, der Wunsch nach bestimmten Dingen ist größer als die Empathie. Da gilt es erstmal zuhören, was du ja auch gemacht hast. Dann kann und muss eine logische Konsequenz folgen. Das ist das Zurückgeben und sich entschuldigen. Ich meine, da braucht man Kinder auch nicht irgendwie in Schutz zu nehmen. Aber auch nicht beurteilen, ob ihre Tat schon fast kriminell ist. Sondern es wird sich entschuldigt, damit ist das erledigt. Da braucht es auch keine weiteren Strafen, finde ich.
Auch zu Hause braucht es keine weiteren Strafen. Es reicht meiner Meinung nach, einfach einen gangbaren Weg aufzuzeigen.
Denn je schwerer die Reden sind, die die Eltern schwingen, je größer und heftiger die Strafen, desto eher neigen Kinder dazu, gar nichts mehr zuzugeben. Wütend sein und zur Sau machen ist da nicht unbedingt nötig. Denn es signalisiert deinem Kind, oh je, Mama hat mich dann nicht mal mehr lieb. Ich denke, da kann man ein bisschen sachlicher bleiben. Zweifle deine Erziehung da bitte nicht an. Das mit dem Wegnehmen kommt in den besten Familien vor in dem Alter. Bleib einfach ein wenig cooler. Auch Gesicht wahren gehört dazu für dein Kind. Er hat die Hefte weggenommen, nicht du. Da brauchst du dich nicht schämen für ihn.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: marinadiezweite
14.05.2018, 10:24 Uhr | bke-Clara-Winzenberg
Hallo inexprime,

herzlich willkommen hier im Elternforum der Virtuellen Beratungsstelle! Vielen Dank für Ihren ausführlichen persönlichen Beitrag!

Ihren Ärger auf Ihren Sohn kann ich gut nachvollziehen, weil solche Verhaltenweisen sehr unangenehm und peinlich sind. Sie deuten an, dass Sie in der Vergangenheit nicht so deutlich auf das Wegnehmen von Dingen reagiert haben, was möglicherweise dazu beigetragen hat, dass Ihr Sohn die "Schwere" seines Verhaltens nicht empfindet. Nun haben Sie ihm offensichtlich klar gesagt, dass man grundsätzlich Dinge von anderen Menschen nicht nehmen darf und sich zu entschuldigen hat. Einsicht werden Sie in dem Alter nicht erwarten können, vielmehr ist eine kurze Ansage mit einer entsprechenden Konsequenz sinnvoll.

Richtig ist, dass die meisten Kinder mal eine Kleinigkeit "stehlen". Allerdings tritt das nach einer "Ansage" dann nicht mehr auf. Wenn die Luft wieder rein ist, sollten Sie in Ruhe mit ihm eine Regel vereinbaren (z. B. Dinge von anderen sind unantastbar ö.ä.) und nachfragen, was los ist, ob es Schwierigkeiten gibt oder andere Probleme bestehen. Ermutigen Sie ihn dazu, seine Wünsche zu äußern. So ein Sammelalbum kann er doch selber anlegen...Schließlich frage ich mich, inwieweit Ihr Sohn auf diese Art und Weise Ihre Aufmerksamkeit weckt und bindet. Wie viel Zeit haben Sie für gemeinsame Aktivitäten wie draußen spielen oder mal Radfahren?

Herzliche Grüße
bke-Clara-Winzenberg *smiling*
13.05.2018, 19:44 Uhr | BabyOne
Hallo inexprime,

zuerst einmal - es ist gut, dass Du Deinem Kind vermitteln willst, dass man nicht stiehlt. Mit ihm über Einfühlung zu reden und Wiedergutmachung zu leisten, ist auch richtig.

Du erwartest allerdings offensichtlich, dass einmal erklären reicht. Dein siebenjähriger Sohn soll also rein intellektuell kapieren dass das eine Regel ist, die er dann problemlos einhalten kann. Und an der Stelle erwartest Du wohl etwas zu viel von ihm. (Mir scheint, dass gerade Eltern, die noch ein Kleinkind haben, von dem älteren Kind praktisch immer viel zu viel erwarten, weil es im Vergleich zum Kleinkind schon so viel größer ist. Irgendwie scheinen sie alle zu vergessen, dass auch das größere Kind immer noch ein Kind ist und noch lange kein Erwachsener...)

Erstens sehe ich durchaus Unterschiede zwischen den verschiedenen Situationen. Etwas aus einer Schublade zu nehmen und dem weinenden Kind zuzusehen wie es sucht, ist schon etwas gemein. (Allerdings ist es natürlich in der Situation auch nicht einfach zuzugeben dass man selbst das Heft genommen hat.) Eine offen herumstehende Flasche wegzunehmen, da kann ich mir tatsächlich vorstellen, dass er vielleicht dachte man darf sich bedienen. Und etwas aus dem Kühlschrank zu nehmen, würde ich überhaupt nicht als stehlen bezeichnen. Die Sachen im Kühlschrank sind doch letztlich genau dafür da, dass man sie früher oder später herausnimmt. Da geht es eher um die Frage, wann er sich etwas nehmen darf und ob man abends im Bett noch naschen darf, wenn die Zähne schon geputzt sind.

Zweitens finde ich Deine Reaktion zu heftig. Anbrüllen bringt gar nichts. (Interessant wäre die Frage, was genau an der Situation Dich so aus dem Gleichgewicht wirft, dass Du so überreagierst? Ist es die Peinlichkeit vor anderen Erwachsenen? Oder hast Du Angst, dass er es nie lernen wird und er als Erwachsener kriminell wird? Oder...) Stubenarrest kann man machen wenn man meint nachdenken bringt etwas, aber ich meine, dass ein Siebenjähriger noch lange geistig nicht reif genug ist, um allein über den Verstand zu der Einsicht zu kommen, dass er in Zukunft nicht mehr klauen wird. Insofern kann man sich auch ein erzwungenes Nachdenken sparen (wobei ein Kind in seinem Zimmer ziemlich sicher alles andere machen wird als über das Thema Eigentum nachzudenken).

Drittens sehe ich die Gefahr, dass Du Deinem Kind das Gefühl vermittelst, ein böser Mensch zu sein, oder dass Du ihn für einen bösen Menschen hälst. Wenn Du aber eine schlechte Meinung von ihm hast, oder er sich selbst für einen schlechten Menschen hält, wozu soll er sich dann anstrengen? Sich um "richtiges" Verhalten zu bemühen klappt am ehesten, wenn man sich dann hinterher gut fühlt, sei es durch ein Lob oder weil man stolz auf sich selbst ist. Und wie soll er stolz auf sich selbst sein, wenn Du ihn als Verbrecher abstempelst?

Wenn man etwas sieht das einem gefällt, ist es ein ganz normaler Impuls, dieses Ding nehmen zu wollen. Der Verstand, der einem sagt "das könnte Ärger geben, mach es lieber nicht" und erst recht die Moral "laut dem Kant´schen Imperativ sollte ich nichts stehlen, weil es nicht gut wäre wenn alle anderen auch stehlen würden" kommen erst danach. Wenn er etwas haben will, ist das an sich also nicht schlimm, er sollte nur nicht nach diesem ersten Impuls handeln. Und das wird er ganz sicher auch noch lernen, wenn Du dranbleibst.

Vielleicht hilft es Dir zu wissen, dass jedes Kind mal klaut. Aus gutem Grund gibt es im Strafrecht die Schwelle zur Strafmündigkeit, wonach man unter 14 nicht strafrechtlich verantwortlich ist für irgendwelche verbotenen Dinge die man so tut. Ich hab als Kind auch mal eine Schokolade im Supermarkt geklaut und bin trotzdem eine gesetzestreue Bürgerin geworden. Auch meine Tochter hat im Kindergartenalter und im Grundschulalter mehrmals geklaut. Beim letzten Mal im Grundschulalter hat sie sich dann schon fürchterlich dafür geschämt, hatte sich aber selber einfach noch nicht davon abhalten können. Sie musste halt jedesmal die Sachen zurückgeben - einmal ging es um einen Buntstift aus dem Bastelladen, das war ihr dann schon sehr unangenehm den zurückgeben zu müssen. Natürlich habe ich auch nicht wirklich erfreut reagiert und habe ihr jeweils erklärt, dass das so nicht geht. Seit dem letzten Mal im Grundschulalter ist nie wieder sowas vorgekommen, und sie ist jetzt 15.

Als Sofortmaßnahme würde ich Dir empfehlen, Dich bei Deinem Sohn für das Gebrülle zu entschuldigen und Dich mit ihm wieder zu vertragen. Vielleicht kannst Du ihm erklären, was genau Dich so verzweifelt gemacht hat, dass Du so gebrüllt hast. So sieht er an Deinem Vorbild, dass man etwas falsch machen kann, es aber dann auch wieder in Ordnung bringen kann, und dass man an sich arbeiten sollte. Dann erklärst Du ihm einfach noch einmal ganz ruhig und kurz und knapp, was für ein verhalten Du von ihm in Zukunft erwartest, und dann ist das Thema abgehakt. Und richte Dich darauf ein, dass Du dieses Gespräch vielleicht noch einige Male mit ihm wirst führen müssen, dass deswegen die Welt aber nicht untergeht.
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)

Treffer: 6

Sollten in diesem Thema Inhalte veröffentlicht worden sein, die rassistischen, pornographischen bzw. menschenverachtenden Inhalts sind oder gegen die guten Sitten verstoßen, bitten wir Sie, den Moderator zu benachrichtigen.

Aktuelle Gruppenchats

Elternberatung im Gruppenchat
26.04.24 20:00
Fachkraft bke-Meggie-Mo
20 Stunde(n) - 59 Minuten

Elternberatung im Gruppenchat
28.04.24 20:00
Fachkraft bke-Sven-Galu

Elternberatung im Gruppenchat
03.05.24 20:00
Fachkraft bke-Meggie-Mo

Aktuelle Themenchats

Eltern-Jugend-Chat: Mut tut gut - Über den eigenen Schatten springen
26.04.24 19:30
Fachkraft bke-Helena-Faber
20 Stunde(n) - 29 Minuten

Eltern - Jugendchat
02.05.24 20:00
Fachkraft bke-Sven-Galu

Trennung Scheidung Umgang
20.05.24 20:00
Fachkraft bke-Sven-Galu

Beratungsstellensuche

Zur Suche bitte Ihre PLZ eingeben und Enter drücken.