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18.07.2018, 18:33 Uhr | Hilfesuchende-Mama-8
Hallo Alle zusammen.
Ich bin neu hier und möchte mich auch gleich an Euch wenden um evtl einen anderen Weg zu finden mit meiner jetzigen Situation umzugehen.

Meine Tochte ist 12 Jahre alt und ich werde nicht mehr Herr der Lage.
Wir haben schon immer Probleme miteinander gehabt doch seit einem Jahr wird es zunehmend schlimmer.

Sie erzählt bei Lehrern sie wohnt bei Ihrer Oma da sie zu Hause nicht gewollt ist und nur streit und Gewalt herrscht.
Bei Schulkameraden erzählt sie, sie wäre adoptiert und wir würden sie misshanden. Mittlerweile hat sie ihre "echten" Eltern aber gefunden.
Beim Reitverein erzählt sie, sie würde nicht beachtet und wäre Luft bei uns zu Hause.
Zu Hause sagt sie sie würde in der Schule gemobbt und sie hält den Druck nicht mehr aus.

In den letzten Monaten hat sie sich mehrfach die Arme und die Beine geritzt. Anfangs nur wenig und oberflächlich, mittlerweile hat sie bleibende Narben.

Sie erzählt von Magersucht und Bulemie, sie hat mehrfach an verschiedenen Stellen von Selbstmord gesprochen.

Ich habe die Problematik mit der Schule besprochen, doch auch die Lehrer können nicht mehr helfen da sich meine Tochter sperrt und niemanden (auch keine Kinder) an sich heran lässt. Die Schule hat einen Schulwechsel empfohlenen dem wir auf Wunsch unserer Tochter (der Druck auf einem Gymnasium sein zu groß) zugestimmt haben.

Wir haben mit Ihrer Psychaterin (sie hat ADHS) gesprochen, auch sie sagte beim ersten Treffen sie kann unserer Tochter nicht helfen solange sie es nicht will, da Therapieplätze "mangelware" sind und eher für Kinder sind die Hilfe wollen.

Wir sind daraufhin zu einer Kinderpsychologin nach Berlin gefahren, auch hier hat sie die Hilfe abgeleht.

Wir haben die Ratschläge befolgt über einige Verhalten hinweg zu sehen, dem Ritzen keine Aufmerksamkeit zu schenken und ihr zu zeigen, dass wir für sie da sind.

Leider wird das Verhalten dadurch nur schlimmer, sie sagt wir sollen sie in Ruhe lassen und ihr wäre es lieber sie wäre uns egal (allerdings nur bei den für sie unangenehmen Dingen).

Wir haben nach mehreren Terminen doch einen Therapieplatz bekommen, in der kann sie auch die gesamte Zeit sitzen und nichts sagen oder machen. Laut Ärztin sollte sie auch wieder Medikamente bekommen damit sie es leichter hat und in den Osterferien soll sie in eine Klinik stationär da die Ärztin eine Persönlichkeitsstörung (darf erst mit 15 diagnostiziert werden) vermutet.

Trotz unserer gemeinsamen Ausflüge und Aktivitäten in der Ferienzeit ist sie schlecht gelaunt, macht vieles nur widerwillig zieht ein Gesicht wie 7-Tage-Regenwetter und macht jeden um sie herum runter...

Ich habe lange mit mir gekämpft und habe heute etwas getan was ich nie mavhen wollte... ich hab ihr Tagebuch gelesen, da ich mir dadurch Hilfe versprochen habe.

Sie schreibt davon bereits mehrfach fast gestorben zu sein. Sie wäre von ihrem Bruder krankenhausreif geschlagen worden, sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten, sie hat mehrere Tage nichts zu trinken bekommen, sie hat nichts mehr gegessen, sie wurde von Schulkameraden verprügelt... selbst Morddrohungen hat sie im Namen anderer geschrieben.
Sie schreibt sie wurde mit unserem Hund an die Heizung gekettet und wurde bewusstlos vom Arzt aufgefunden. Sie schreibt von Ihrer "echten Familie", von Verletzungen die wir ihr zugefügt haben, wie wir sie von Festen ausschließen...

Ich war geschockt, wenn ich soezwas von "fremden" Kindern lesen würde, hätte ich sofort das Jugendamt eingeschaltet damit dem Kind geholfen wird. Mittlerweile denke ich sie glaubt sich ihre Lügen auch. Ich mache mir Sorgen um meine Tochter. Ich würde ihr gern helfen aber weiß einfach nicht wie.
Sie möchte nicht zu Ihrem Vater und seiner Frau, sie möchte kein Kinderheim und auch zu ihrer Großmutter möchte sie nicht.

Vielleucht hat einer von euch einen Rat oder einfach mal eine andere Sichtweise für mich, ich danke euch bereits jetzt dass ich mir etwas Luft machen konnte.

Liebe Grüße
20.07.2018, 12:28 Uhr | -serafina-
Hallo,
das klingt wirklich sehr ernst und besorgniserregend. Ich hatte Dich so verstanden, dass Du vom Vater getrennt lebst und die Tochter nicht bei ihm und seiner Frau leben will. Lebst Du mit einem neuen Partner oder alleine mit Kind/Kinder? Du schreibst von einem Bruder - ist der erfunden oder gibt es Geschwister und wo leben die?
Kann es bei den engeren Bezugspersonen irgendjemanden geben, den Deine Tochter als Gefahr betrachten könnte? Es gilt ja herauszufinden, warum sie so sehr an ihren Fantasien hängt - also ob das irgendetwas symbolisieren soll und zur Verarbeitung dient? So wie man ja auch körperlich Schmerzen erleiden kann, die ihre Ursache an einer ganz anderen Stelle haben.

Dass Deine Tochter die Geschichten auch "sich selbst " erzählt im Tagebuch, ist schon extrem. Sie fährt starke Geschütze auf, um ihren Opfer-Status zu verteidigen. Gut wäre vlt. wenn Du mit den Lehrern z.B. ein gutes Netzwerk aufbaust - und wenn sie den Lehrern solche Geschichten erzählt, der Lehrer sie mit Dir zusammen jedes Mal zum Gespräch einbestellt. Damit sie sieht, die Erwachsenen schauen nach mir, aber sie lassen sich nicht gegeneinander ausspielen, sondern ziehen an einem Strang. Es ist ja nicht angenehm, in so einem Erwachsenengespräch konfrontiert zu werden, wenn es aber nicht Vorwürfe sondern aufrichtige Fragen sind, die da an sie gerichtet werden, berührt sie das ja in irgendeiner Form.

Und warum soll sie erst in den Osterferien stationär aufgenommen werden, ist die Warteliste so lange? Könnt Ihr vielleicht als Sofortmaßnahme einen Erziehungsbeistand bekommen, der auch Dir zu Seite steht?

Ich kann auch gut verstehen, dass Du resigniert bist allmählich. Und vielleicht auch wütend, oder? Deine Tochter verleumdet ihre Familie ja geradezu und ich kann mir vorstellen, dass das kaum auszuhalten ist - insbesondere, wenn sie jetzt auch noch jede HIlfe verweigert!

Ich wünsche Dir sehr viel Kraft und Hilfe
Serafina
20.07.2018, 08:16 Uhr | marinadiezweite
Hallo hilfesuchende Mama, ich glaub, das Verhalten deiner Tochter ist extrem. Da würde ich auch resignieren. Es kann durchaus sein, dass die Tochter genau dieses unbewußt erreichen will. Sowohl in der Schule als auch zu Hause fällt sie auf, indem sie extreme Situationen beschreibt. In dem Tagebuch spricht einiges dafür, dass sie in einer Art Traumwelt versunken ist. Wo sie sich zu gefallen scheint, indem sie unglaubliche Leiden beschreibt. Auch das Ritzen spricht sehr dafür, dass sie sich nur zu spüren scheint, wenn sie schlimme Sachen tut die körperlich oder seelisch wehtun.
Ob es dabei um Aufmerksamkeit geht oder ob ihr das eher alles nicht bemerken sollt? Ich glaube, dass ihr das schon bemerken sollt. Sonst würde sie nicht überall die jeweils passenden Geschichten erfinden.
Mir scheint, dass da eine sehr schwere Störung vorliegt. Den Rat, dass ihr einiges ignorieren sollt, halte ich daher nicht für sinnvoll. Denn man muss auch bedenken, dass sie dadurch Aufmerksamkeit bekommt, die wenig hilfreich ist. Selbst bei der Psychologin schweigt sie. Da ist sie sehr konsequent in ihren Signalen. Die wohl etwa so besagen, keiner kann mir helfen, keiner versteht mich.
Überlegt nochmal, wann dieses Verhalten angefangen hat. Steht es im Zusammenhang mit der Schule? Vielleicht kann sie auch einfach nicht ''normal'' reden über ihren Stress in der Schule. Und da sie phantasiereich ist, zudem durch ADHS gehandicapt, schleicht sie sich in eine Traumwelt. Ich würde daher nichts mehr ignorieren. Natürlich auch nicht das Leiden in den Mittelpunkt stellen. Aber ihr signalisieren, dass ihr mitbekommt, dass da Geschichten erfunden werden. Dass sie sich ritzt. Fragt sie noch mal, was ihr helfen könnte. Wenn sie keine Therapie will, ist es schwierig, da in ihre Welt hineinzukommen. Es ist aber nicht verkehrt, ihr mitzuteilen, dass du ihre Geschichten nicht alle glaubst. Und dass du weißt, was sie in der Schule erzählt. Vielleicht findet ihr gemeinsam ein ''besseres Ventil'', zum Beispiel, dass sie ein gutes Hobby hat. Oder dass sie ihre erfundenen Geschichten in selbstgeschriebene Krimis verpackt. Ist sie gut in der Schule?
Lass dich nicht zum Resignieren bringen. Es sind ja ihre nicht deine erfundenen Geschichten. Ein schlechtes Gewissen deinerseits hilft da nichts, obwohl ich es voll verstehe.
19.07.2018, 09:07 Uhr | bke-Clara-Winzenberg
Hallo Hilfesuchende-Mama-8,

als Moderatorin in diesem Unterforum der Virtuellen Beratungsstelle heiße ich Sie herzlich willkommen und bedanke mich für Ihr Vertrauen!

Ihre zwölfjährige Tochter zeigt besorgniserregende Auffälligkeiten, die keiner so richtig verstehen kann. Sie berichtet über gruselige Zustände und Gewalt zu Hause, fühlt sich vernachlässigt, benennt Essstörungen und verletzt sich selber. Klinisch sehr auffällig, so dass ich die Vorstellung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie für angezeigt halte, um einen diagnostischen Prozess wie auch therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Teenager neigen in bestimmten Entwicklungsphasen dazu, Geschichten zu erfinden, auf sich aufmerksam zu machen u.s.w. Gewaltopfer leiden ebenfalls oft unter solchen Symptomen und es gibt krankheitsbedingte Veränderungen. Für die Diagnostik heißt das erst einmal genau hinschauen, auch in die Familie!

Wenn ich Sie richtig verstehe, leben Sie mit dem Vater zusammen und bilden mit Ihrer Tochter zusammen eine "Familie", in der keine Gewalt ausgeübt wird und andere schwerwiegende Probleme bestehen? In Ihrer Verzweiflung haben Sie das Tagebuch Ihrer Tochter gelesen und konnten einen Einblick in ihre Gefühlswelt nehmen, wodurch Sie noch stärker beunruhigt worden sind. In der Vergangenheit habe es zwischen Ihnen und Ihrer Tochter immer schon Probleme gegeben. Wie haben Sie diese Konflikte vorher bewältigt? Können Sie heute noch in Ruhe mit ihr reden, also lockere Gesprächssituationen herstellen, in denen sie frei erzählt? Dabei ist es wichtig, ihr erst einmal zuzuhören, ohne zu bewerten. Ich kann gut nachvollziehen, dass die Aussagen für Sie verletzend sind und Sie hilflos daneben stehen, Erklärungen suchend. Hier können wir keine virtuellen Diagnosen stellen, sondern uns nur mit Ihnen austauschen, Ihnen zuhören und eigene Gedanken beitragen.

Blicken Sie zurück, wie es war, als Ihre Tochter noch klein war. Wie war Ihr Miteinander? Wie war Ihr Kontakt? Was haben Sie als Familie zusammen gemacht? Wann wurde es schwierig und welche Reaktionen des Kindes machten es schwierig? Wie gehen sie als Elternpaar mit Ihrer Enttäuschung um? Wenn Sie bei sich selber schauen? Was fällt Ihnen auf?

Gerne tauschen wir uns weiter mit Ihnen aus! Ich bin sicher, dass die anderen Userinnen hier Impulse geben können !

Herzliche Grüße
bke-Clara-Winzenberg
*smiling*

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