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05.02.2020, 16:14 Uhr | bke-Fiona-Mira
Liebe Eltern,

kürzlich habe ich für einen Vortrag Zitate über die Jugend gesucht - hier eine kleine Auswahl aus unterschiedlichen Zeiten.

"Jugend ist kein Lebensabschnitt sondern ein Geisteszustand, ein Schwung des Willens, Regsamkeit der Phantasie, Stärke der Gefühle, Sieg des Mutes über die Feigheit, Triumph der Abenteuerlust über die Trägheit."

Albert Schweitzer (1875 - 1965 )


"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Sokrates ( 469 v. Chr. - 399 v. Chr.)


"Jugend ist Trunkenheit ohne Wein."
Johann Wolfgang von Goethe ( 1749 - 1832 )



"Unsere jungen Menschen haben nicht nur Anspruch auf Bildung, auf berufliche Qualifikation und die Chance zur Eigenverantwortung. Am wichtigsten ist, daß wir ihnen das Gefühl geben, erwünscht, gebraucht und gefordert zu sein."
Roman Herzog ( 1934 - 2017 )



Was denken Sie über die Jugend - treffen manche der Zitate zu, oder fehlen für Sie wesentliche Inhalte, welchen können Sie zustimmen, welchen nicht?



liebe Grüße, bke-fiona-mira
15.02.2020, 10:36 Uhr | marinadiezweite
Hallo Leute, dieser Satz, Kinder benötigen ein ganzes Dorf, um groß zu werden, der hatte früher eine ganz andere Bedeutung. Er hieß nicht Überwachung sondern eher, dass zumindest in kleinen Orten jeder mal geschaut hat. Jeder jeden kannte. Man Kinder, die Blödsinn gemacht hatten, direkt ansprach. Ich könnte das aus meiner Kindheit bestätigen. Wir haben vor der Tür Völkerball gespielt. Kriegten uns in die Plünnen. Die Welt war auch damals nicht in Ordnung, es wurde unter den Kindern geprügelt. Eltern nahmen ihre Kinder extrem in Schutz nach der Devise : Meiner war das nicht. Oder Dann hast du das verdient. Aber man schaute halt mehr nach den Kindern. Wenn nicht die eigenen Eltern, dann andere. Wer gerade zu Hause war. Man kriegt auch Dresche, wenn man was erzählt hatte zu Hause. Schon als 8-jährige wurde ich mal abgefangen von den Jungen des Dorfes, weil ich zu Hause was erzählt hatte und sie daraufhin Ärger bekamen. Aber man kannte halt alle Kinder.
Auch meine Kinder machten Blödsinn. Zusammen mit anderen Kindern. Besonders witzig fand ich mal einen Jungen, der mit meinem zusammen Blödsinn gemacht hatte. Er meinte frech zu mir, du kennst mich ja gar nicht. Als ich meinte, du bist doch der P. von der Familie M. . Da war er aber sehr erstaunt. Es kamen irgendwie alle Sachen heraus.
Meine Tochter hatte mir mal Geld gemopst, um eine Plüschkatze im Ort zu kaufen. Die Geschäftsinhaber riefen mich an und fragten, ob das seine Richtigkeit hätte.
Sowas mit der Erziehung geht natürlich mehr oder weniger auch nur auf dem Dorf, auch wenn es sich nicht immer um ein kleines Dorf handelte.
Auch heute noch wirft man einen Blick drauf. Auch den Nachbarskindern sagt man schon mal was, wenn es was ist, was einen ärgert. So lernen sie schon irgendwie, dass sie keinen Freifahrtschein haben.
Aber die Welt ist viel weiter geworden. Das stimmt. Und mit den Tipps ist es schwerer geworden. Ich hab oft meine Kinder aus Dörfern abholen müssen, weil wir auf dem Lande wohnen und sie in der Stadt zur Schule gingen. Da sind dann Treffen in anderen Orten. Wenn es machbar ist, holt man sie dort abends ab und bekommt so doch noch ein wenig mit, wo sich alles abspielt. Ich würde da auch raten, dass die Kinder nicht immer stets und ständig gebracht und abgeholt werden. Sie lernen dadurch, sich zu orientieren, Fahrpläne. Und sie lernen auch, dass sie sich auch mal ab und an nach den Plänen der Eltern richten müssen.
14.02.2020, 11:42 Uhr | Pauliprinzessin
bke-Claudia-Rohde schrieb:
Hallo,
mir fiel dazu noch der Satz ein, "Kinder benötigen ein ganzes Dorf um groß zu werden".
Sicher war damit nicht gemeint, dass Kindern alles abgenommen werden soll, oder sie zu sehr behütet werden. Sondern es ging um Sozialkontakte und Vorbilder.
An der Stelle denke ich, haben es Kinder und Jugendliche heute etwas schwerer.
bke-Claudia


Ja,
kennen Sie den Begriff "Verinselung" ?

Das geht heute schon mit der Krabbelgruppe oder dem Krippenplatz los, weiter über Kindergarten, Ganztagsschule bis zum Abi. Dazu noch der Sprachkurs, das Ballett und was sonst noch an Förderung gewünscht wird.

Das "Dorf" oder auch nur das Viertel in der Stadt kommt in der Welt unserer Kinder eigentlich gar nicht mehr vor. Für eine Verabredung mit einem ausgesuchten Kind wird gern auch mal Chauffeur gespielt, das Nachbarskind kennt man maximal vom ein und aussteigen aus dem Auto....

Bei uns in der Stadt gibt es diverse IGS Schulen. Eigentlich könnte jedes Kind, was dort angemeldet wird einen Schulweg der zu Fuß oder mit dem Rad zu bewältigen ist haben, max vielleicht mal ein oder zwei Busstationen....
Dumm nur, dass es im Anmelde und Losverfahren nicht nach dem Wohnviertel geht. Dadurch werden täglich 1000ende von Kindern quer durch das ganze Großstadtgebiet geschickt, teilweise sind sie bis zu einer Stunde unterwegs mit Straßenbahn und Bus. Die Schulkameraden nachmittags noch mitnehmen ist da schon eine Herausforderung und durch das Kurssystem gibt es nicht einmal mehr eine Klassengemeinschaft...

Auch Großeltern und Tanten, das ganze Familiennetz ist kaum noch vorhanden. Zum Einen natürlich,weil man nicht mehr so nah wohnt aber auch weil sich die Berufstätigkeit geändert hat und Eltern ihre Kinder oftmals als persönliches Eigentum sehen, da sind Großeltern ein Störfaktor.

Hab gerade wieder den Anruf erhalten, dass mein Sohn sich nicht benommen hat. Ist auch blöd, wenn man das 4. mal den selben Mist machen soll in Biologie- Sexualkundeunterricht nach Standard Bio Buch mit dem bereits vor 1 Jahr das letzte mal ausgefüllten Arbeitsblatt. von 1984...Er bekommt von mir gleich ein großes Lob!
11.02.2020, 12:34 Uhr | bke-Claudia-Rohde
Hallo,
mir fiel dazu noch der Satz ein, "Kinder benötigen ein ganzes Dorf um groß zu werden".
Sicher war damit nicht gemeint, dass Kindern alles abgenommen werden soll, oder sie zu sehr behütet werden. Sondern es ging um Sozialkontakte und Vorbilder.
An der Stelle denke ich, haben es Kinder und Jugendliche heute etwas schwerer.
bke-Claudia
10.02.2020, 11:25 Uhr | marinadiezweite
Hallo und guten Morgen, ich persönlich hab noch gar nicht mal den Eindruck, dass sich die Jugend von heute mehr unterordnen muss. Im Gegenteil, es sieht so für mich aus, als wenn man ihnen viel Freiraum gewähren will. Es aber oft gar nicht machbar ist, dass sie sich entscheiden. Eingespannt überall, Ganztagsbetreuung, Nachmittagsunterricht, neue Medien. Da bleibt gefühlt viel weniger Zeit, sich das herauszuwählen, was den eigenen Interessen entspricht.
Ich finde, den Weg zu ihrem Beruf müssen die jungen Leute selbst finden. Aber sie kommen meiner Meinung nach vor lauter Angeboten nicht dazu, ihre persönlichen Stärken herauszufinden. Die Medienwelt ist da meines Erachtens nicht so megahilfreich. Es kann auch nicht Ziel sein, dass in allem und jedem über Internet und Laptoplernen und so weiter Wissen angeeignet wird. Zwar mag der Laptop, das Bedienen von Computern aller Art die Zukunft sein. Aber in vielen Berufen ist der Computer oder der Rechner oder die Kasse auch nur Mittel zum Zweck. Es ist immer noch ganz anders, wenn man mal einen Text schreibt, ein Buch liest. Sich nicht in dem Dschungel der Links verirrt auf der Suche nach Wissen.
In der Freiheit, die es gibt, vertut man sich oft ganz schnell in dem, dass zwei Stunden herum sind auf der Suche nach Wissen.
Übrigens, dass Unterricht ausgefallen ist, ist kein Privileg der Neuzeit. Schon in meinem Abizeugnis steht, dass wir jeweils mindestens ein halbes Jahr kein Mathe hatten, kein Physik, Chemie. Einmal fiel sogar ein halbes Jahr lang Deutsch aus. Wir haben auch zuhause nicht gelernt, wenn der Unterricht ausfiel. Hi, hi.
Was aber gefühlt früher einfacher war: Wenn man das Abi nicht geschafft hat oder die Realschule, dann hat sich keiner so aufgeregt. Da war der Anspruch noch nicht so stark, dass man nur mit Abi was Tolles werden kann. Das wird meiner Meinung nach echt übertrieben heutzutage.
07.02.2020, 12:07 Uhr | bke-Fiona-Mira
Hallo pauliprinzessin,

Ihr Satz dass Jugendliche von heute mehr eingeschränkt sind als früher hat mich sehr angesprochen - meiner Einschätzung nach gibt es heute mehr Ganztagesbetreung und damit erheblich weniger freie Zeit für Kinder und Jugendliche als früher.

Das kann sowohl positiver als auch negativer betrachtet werden - positiver für manche, weil sie jemand haben der nach ihnen sieht , negativer, weil die Freiheit sich zu entscheiden was man tun will weniger geworden ist.

Und, die Zeit bleibt auch nicht stehen - es gab vor 30 jahren noch kein Internet, das eine völlig neue Möglichkeit des Zugangs zur Welt und des Wissens erschaffen hat.
Auch dadurch lebt die Jugend von heute ein anderes Leben als ihre Eltern und Großeltern.

liebe Grüße, bke-fiona mira
06.02.2020, 09:59 Uhr | Pauliprinzessin
Alles passt irgendwie und jede Elterngeneration hat geschimpft über "die Jugend von heute" .
Sokrates berichtet nichts anderes als das, was auch unsere Elterngeneration, deren Eltern und manche die jetzt Eltern sind bemängeln.

Schön wäre, wenn man sich Herrn Herzog täglich vor Augen führt.

Ich habe jedoch das Gefühl, dass wir da ordentliche Rückschritte gemacht haben.
Kinder und Jugendliche sollen funktionieren, sollen strebsam und vergleichbar sein, sich in der Schule klaglos unterordnen und Dienst nach Vorschrift erledigen.
Genau das Gegenteil von dem was meine Mutter mit uns gemacht hat . Ich ecke an , wenn ich Gehorsam verweigere und die Kreativität, die Selbstlernmotivation , den Lernerfolg in den Vordergrund stelle und den Lehrern eben nicht zustimme, wenn sie verlangen alles muss exakt so gemacht werden wie sie es vorkauen.

Für Zitate raussuchen bin ich gerade zu faul. Allerdings stimme ich so einigem was Richard David Precht z.B. in "Anna, die Schule und der liebe Gott
" schreibt zu. Auch Herr Winterhoff hat so seine Thesen welche sicher nicht ganz falsch sind.

Ich freue mich über jeden Jugendlichen der die Welt in Frage stellt, neugierig ist, sich nicht verbiegen lässt.
Wenn ich meinen Mann so zuhöre war er in seiner Jugend täglich unterwegs, hat gesoffen, lustige Partys gefeiert, Autos versenkt und vieles mehr. Es hat ihm nicht geschadet. Aber er hatte eine schöne Jugendzeit . Nach 30 Jahren hat er letztes Jahr seine Kumpelreise wiederholt mit viel Spaß, auch wenn nicht mehr zum Frühstück schon Alkohol verzehrt wurde . Für dieses Jahr plant er mit anderen aus der Sturm und Drang Zeit ein Treffen, leider sind einige bereits verstorben.

Mein Stiefvater erzählte mir auch viel aus seiner Jugend. Nach 1945 konnte er noch viel quatsch machen( Saufen, Frauen, irgendwelche Drogenversuche usw,) nachdem man ihm die Zeit 16 bis 19 Jahre alt gestohlen hatte durch Einsätze als Luftabwehr und dann als Kanonenfutter noch Richtung Osten.....Aber auch in dieser Zeit war er gar nicht angepasst und hatte Eltern die aufgepasst haben, dass er nicht vom Regime vereinnahmt wurde.


Daher- sollen alle Jugendlichen so sein wie es Sokrates beschreibt. Das ist gut so !

Treffer: 7

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