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07.12.2016, 11:21 Uhr | Undine43
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und mit folgender Frage unterwegs: Mein Sohn (bald 13) kam gestern Abend zu mir und wollte wissen, ob wir denn mal miteinander schlafen könnten.
Er scheint sich schon länger mit Sexualität auseinanderzusetzten und wir hatten auch schon relativ offene und gute Gespräche darüber, je nach Situation mit mir (Mama) oder auch mit dem Papa.
Ich war, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, relativ perplex ob der Frage, wie ich denn jetzt am Besten reagieren solle.
Ich habe ihm erklärt, dass Sexualität zwischen Sohn und Mutter nicht gehe und er sich für diesen Bereich der Liebe an ein Mädchen seiner Altersgruppe außerhalb der Familie wenden solle. Gleichzeitig war ich sehr beeindruckt von seinem Mut, mir das anzuvertrauen, was sicherlich nicht so einfach für ihn war. Ich bin etwas ratlos, inwieweit die Übertragung von sexuellen Bedürfnissen auf die Mutter "normal" ist und ab wann man sich Gedanken machen sollte bzw. was zu tun ist.
Er hat übrigens auf meine Erläuterungen mit einem simplen "OK" reagiert. Dennoch macht man sich ja so seine Gedanken...
Hat von euch vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir Tips geben? Wäre sehr dankbar...

Viele Grüße,
Undine43
12.12.2016, 22:53 Uhr | Daniela-73
Hallo und guten Abend,

ich habe die ganze Zeit mitgelesen und möchte dazu etwas schreiben.

An der Schule unserer Tochter gab es mit beginn dieses Schuljahres eine Info-Veranstaltung zur Mediennutzung, bei der auch die bereits erwähnte Problematik mit den Filmen diskutiert wurde. Ich hatte mir irgendwann vorgenommen, meine Tochter nach dem Wertesystem der christlich-abendländischen Kultur zu erziehen. Ich kann die Einflussnahme des Internets nicht verhindern, vielleicht den Stecker ziehen, würde sie dann aber de facto isolieren. Die Freunde warten nicht mehr im Sandkasten, sondern bei Facebook, Twitter & Co. Egal wo, selbst im Kino lenkt der Film viele Kinder und Jugendliche von der Nutzung nicht mehr ab. Wie also damit umgehen, dabei geht es nicht alleine um die sexuellen Inhalte, sondern auch um Hassbotschaften, Salafisten und vieles mehr, das man letztendlich nicht mehr überblicken und überprüfen kann. Auf dieser Schulveranstaltung kam es sehr schnell zu einer hitzigen Debatte und es bildeten sich zwei Lager heraus, nämlich pro/Kontra. Einige waren der Meinung, dass die Schule in der Pflicht sei, mit einem Fach, AGs oder Workshops mit dem Ziel der Medienkompetenz gegenzusteuern. Obwohl die Schule seit den Sommerferien ein WLAN anbietet, welches über die in den bisherigen Beiträgen erwähnten Filtern verfügt (es wurde da auch erklärt), ist die Verbreitung dieser jungendgefährdeten Inhalte nicht zu stoppen. Es gab auch Eltern, die behaupteten, die Schule würde durch die erweiterte Sexualpädagogik und die Genderdiskussion die Schüler praktisch dazu verleiten. Den einen ging es um Sex, einem anderen um rechtes Gedankengut, einer gab der Politik die Schuld, die die Provider dazu gesetzlich verpflichten müsste, diese Inhalte zu filtern, in China ginge das ja auch. So nahm die Diskussion an Fahrt auf und führte letztendlich zu nichts. Das Problem ist einfach zu Komplex, als das es sich per Mausklick lösen lässt. Ein Mann sagte, wenn man die Kinder davor schützen wollte, müsste man sie in den Glasschrank stellen. Eigentlich war das auch die richtige, einzig richtige Antwort auf das Problem.

Die Empfehlung des Schulleiters war, mit den Kindern darüber zu reden und wenn einer meint, solche Fotos oder Filme, von sich selbst oder aus dem Netz zu verteilen, dann sollte man das anzeigen. Auch wenn das nicht verfolgt wird, sei es doch für den Versender oder Störer ein deutlicher Dämpfer. Die Schule könne das nicht verhindern. Mein Mann sagte, dass solche Anzeigen letztendlich dazu führen würden, dass man sich mit uneinsichtigen Eltern rumstreiten müsste, deren Kinder natürlich unschuldig sind. Die Person, die das dann von dem Handy oder PC verschickt hat, ist ja nicht feststellbar, nur der Inhaber, führt also zu nichts. Nur Ärger.

Meine Tochter hat zuhause auch freien Zugang zum Internet. Ich habe sie über die Risiken aufgeklärt und hoffe, dass sie diese Ratschläge beherzigt.

Einen schönen Abend wünscht

Daniela
09.12.2016, 10:33 Uhr | Kahlan
Hallo zusammen,

wie gesagt sind meine Kinder noch klein (2,5 und 6 Jahre alt), daher kann ich noch gar nicht so richtig einschätzen, wie ich in 7 oder 10 Jahren damit umgehen werde. Mal sehen was sich bis dahin noch alles verändert, in der Medienwelt gibt es ja ständig was Neues. Aber ich denke auch, dass ich meinen Kindern erst mal vertrauen werden und vielleicht auch etwas vorbereiten werde.

Vielen Dank für die Rückmeldungen.

Liebe Grüße und eine schöne Weihnachtszeit

Kahlan
All in Love
08.12.2016, 21:40 Uhr | AnjaLe
Hallo,

meine Tochter ist jetzt 18 ¾ Jahre alt. Bei uns gab es nie auch nur ansatzweise den Gedanken, irgendwelche Netz und Inhaltssperren anzulegen. Warum auch? Meine Tochter ist mit dem Internet und den neuen Medien aufgewachsen und für mich stand von Anfang an fest, das ich sie nur so Fit für die Zukunft bekomme. Ist sie dadurch ein schlechterer Mensch als andere? Durch sperren und filtern schafft man letztlich nur Anreize nach Tricks und Möglichkeiten zu suchen, diese zu umgehen, da so erst Recht ein Reiz und eine Neugier nach dem verbotenen ensteht. Der Großteil dieser Videos wird tatsächlich auf dem Schulhof verteilt, entweder per Bluetooth auf die Handys der anderen übertragen, per Mail verschickt oder auf einen Datenträger wie USB-Stick oder SD Karte gespeichert. Viele sind so raffiniert, das sie diese Speichermedien aus den Geräten entfernen und verstecken. Selbst wenn Du also die Geräte überprüfst, kann es ein, das Du gar nichts findest, denn sowohl die Verläufe wie auch zuletzt geöffneten Dateien sind gelöscht. Das ist ein Katze/Maus Spiel und am Ende weis keiner, wer die Katze oder die Maus ist. Das schlimme daran ist, das jegliches Vetrauen zwischen Eltern und den Kindern dabei verlorenen geht. Das Kind wird sich dann, z.b. bei sexuellen Belästigungen per Mail, niemals an die Eltern wenden, aus Angst, den Computer oder das Smartphonne weggenommen zu kriegen.

Hinzu kommt, das die Filter auch Seiten sperren, die gar nicht schlüpfrig sind, so braucht zum Beispiel nur in einem Textbeitrag das Wort Sex vorkommen, ist diese Seite gesperrt. Ich habe mich früher immer darüber geärgert, das in öffentlichen Netzwerken oder PC-Terminals Seiten wie T-Online zur Mailabfrage gesperrt waren.

Als das bei meiner Tochter so mit 14/15 anfing, das ihr solche Filmchen oder Links auf einschlägige Seiten zugespielt wurden, wie auch allen anderen in der Klasse, hat sie mich darauf angesprochen und wir haben uns das gemeinsam angeschaut und darüber geredet. Sie wusste vor vorne herein, das sie keine Angst zu haben brauchte.

LG
Anja
08.12.2016, 15:30 Uhr | Undine43
Hallo Kahlan,

natürlich darf er nicht unbegrenzt mit seinem Handy rumsurfen. Er hat kein W-Lan außerhalb daheim und darf zu Hause zum Lernen an den Computer. Aber ich gebe zu, dass ich, wenn er den PC nutzt, nicht immer daneben sitze. Und so ist es offenbar passiert, dass er gelegentlich eben nicht nur gelernt hat, sondern auch gesurft. Außerdem weiß ich ehrlich gesagt nicht, was bei ihm auf dem Schulhof so passiert, die haben ja auch alle Handys... Es gibt eine Homepage, die sich klicksave nennt und auf der man sich wohl gut darüber informieren kann, wie man z.B. Sperren für die Kinder einbaut, damit sie nicht unbegrenzt surfen können sondern manche Inhalte dann einfach nicht angezeigt werden. Das wird wohl unsere Abendbeschäftigung die nächsten Tage, uns da genauer zu informieren. Eigentlich achten wir sehr darauf, was unsere Kinder Medientechnisch so konsumieren, wir haben beispielsweise nur einen TV, einen Laptop, keine Tablets etc. Aber man hat halt auch nicht immer alles unter Kontrolle...

Viele Grüße
Undine43
08.12.2016, 13:20 Uhr | Kahlan
Hallo Undine43,

es geht mir zwar nicht um das eigentliche Thema, aber ich möchte mich dennoch äußern *wink*

Du hast geschrieben, dass sich dein Sohn auf Youtube schlüpfrige Videos angesehen hat. Ich finde es zwar wichtig, dass Kinder ab einem bestimmten Alter auch ein Handy haben und damit umgehen können. Aber nie unbegrenzt. Im Internet gibt es auch mehr als nur "schlüpfrige" Videos. Was ist, wenn er auf einmal mehr findet? Ich kenne mich mit der Technik leider nicht so gut aus. Aber gibt es keine Möglichkeit eine Alterssperre in das Handy zu integrieren?
Meine Kinder sind noch klein und dürfen nur ausgesuchte Sachen auf dem Handy sehen, oder mit mir zusammen. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Kinder mit 13 Jahren so verantwortungsvoll mit den Mediem umgehen können, um zu wissen was sie sehen dürfen und was nicht.

Mich würde allgemein auch die Meinung der Anderen hier Interessieren, wie man damit umgehen soll, wenn Kinder ein eigenes Handy haben und sich nicht altersgerechte Sachen ansehen!

Danke und liebe Grüße

Kahlan
All in Love
08.12.2016, 07:58 Uhr | Undine43
Guten Morgen zusammen,

vielen Dank für die raschen Antworten. Jetzt bin ich schon etwas beruhigter. Ich hab mir meinen Jungen gestern in einer ruhigen Minute nochmal geschnappt und wir haben das nochmal besprochen. Ich denke, er entdeckt da vermutlich einerseits grade seine Bedürfnisse und weiß in Ermangelung einer Freundin (ist ja auch noch ein bisschen früh *wink*) nicht genau, wohin damit. Und da geht man halt dann zur Mama... Ist ja auch irgendwie logisch, wenn man nicht weiß, wie was geht, geht man halt zu jemandem, von dem man glaubt, dass der weiß wie das geht... Dass ich da jetzt der falsche Ansprechpartner bin, hat er in seiner Konstruktion wohl einfach nicht bedacht.
Andererseits hat er "gestanden", auf dem Handy hin und wieder auch mal leicht schlüpfrige Filmchen auf Youtube geschaut zu haben, was natürlich auch ein völlig verfremdetes Bild von Sexualität widerspiegelt.
Das mit dem Ödipuskomplex hatte ich selber schon im Visier (ich bin quasi vom Fach, da ich in einer komplementär-psychiatrischen Einrichtung arbeite) bin aber in der ersten Verwirrung nicht gleich draufgekommen...
Ich habe mit meinem Mann besprochen, dass er sich jetzt wohl mal mehr um die Aufklärung aus männlicher Perspektive kümmern sollte... Insbesondere auch, was den Stellenwert von Sexualität innerhalb einer Beziehung betrifft.
Ich hoffe, dass wir das so wieder gradebiegen können, bin aber ganz frohen Mutes...

LG, Undine43
07.12.2016, 22:33 Uhr | AnjaLe
Hallo Undine43,

vorab möchte ich mich Bke-Robert Baldini anschließen. Du hat alles richtig gemacht und mehr kann man im Moment auch nicht tun. Aufkären, erklären und klare Grenzen aufzeigen. Grenzen sind zum Beispiel, wenn sich das mehmals wiederholt und/oder er dabei aggressiv/provokant fordernd wird.

Was ist schon normal in der Pubertät, da gibt es sicherlich verschiedene Auslegungen und Sichtweisen. Einen ähnlich gelagerten Fall berichtete mir eine alleinerziehende Mutter. Der Sohn hatte irgendwann angefangen, Probleme mit dem Penis vorzutäuschen, sodas die Mutter sich damit auseinandersetzen musste. Irgendwann machte sie dann einen Termin beim Facharzt, den der Sohn allerdings vehement ablehnte und in Verbindung mit einer klaren Ansage geschah dann die Wunderheilung.
Vielleicht ist es auch sinnvoll, den Papa da mehr mit einzubinden und/oder bisherige Verhaltensweisen zu überdenken, z.B. nicht mehr in der Wohnung nackt umherzulaufen, falls das bisher vielleicht so üblich war.

Auch Sigmund Freud hatte sich mit dem Phänomen beschäfigt und für seine Psychoanalyse die Figur des Ödipus aus der griechischen Mythologie herangezogen. Auf Wikipedia findest Du unter dem Beriff "Ödipuskonflikt" seine Theorie.

Viele Grüße

Anja
07.12.2016, 16:07 Uhr | bke-Robert-Baldini
Hallo Undine43,

zunächst einmal begrüße ich Sie hier im Forum und bedanke mich für Ihren vertrauensvollen Beitrag.

Dass Sie das Anliegen Ihres Sohnes „perplex“ und unsicher macht, kann ich mir lebhaft vorstellen.
„Normalität“ ist zunächst einmal eine statistische Größe, und vor diesem Hintergrund ist das Begehren Ihres Sohnes sicherlich nicht „normal“, aber was heißt das schon. Dass erste sexuelle Phantasien sich auf die Mutter beziehen, ist andererseits so außergewöhnlich nicht.
Ihr Sohn ist in einer Entwicklungsphase, in der er viele Entwicklungsaufgaben zu bewältigen hat, wozu auch die Identität gehört, im speziellen Fall die der sexuellen Identität, und hier steht er am Anfang eines Prozesses. Auch ist der Entwicklungsprozess der Pubertät eine beständige Auseinandersetzung mit den Polen menschlichen Daseins, zwischen gut und böse, richtig und falsch …

Sie haben genau richtig reagiert, und vielleicht war es nicht nur Mut, sondern auch eine Provokation Ihres Sohnes, wie Sie wohl reagieren werden.
Zu sorgenvollen Gedanken besteht aus meiner Sicht vorerst kein Anlass, und Sie haben auch nichts spezielles zu tun, außer ihn weiterhin in diesem Entwicklungsprozess - wie bisher - zu begleiten.

Alles Gute und viele Grüße

Bke-Robert-Baldini

Treffer: 9

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