Unsere Tochter (17) gibt sich anderen gegenüber als Junge aus. Angeblich macht sie das schon länger aber wir haben es erst letzte Woche mitbekommen. Dabei ist dieses Thema ungeplant geplatzt.

Unsere Tochter ist anderen gegenüber sehr offen eingestellt. Wir wissen schon länger, dass sie in verschiedenen Gruppen Kontakte zu transsexuellen Jugendlichen hat. So hat sie letztes Frühjahr ein Mädchen besucht (18), welches aber mit Jungennamen angesprochen werden möchte. Dieses Mädchen/dieser Junge war auch im Sommer bei uns zu Besuch und ich hatte ganz klar den Eindruck: Das ist ein Mädchen. Seit dem Sommer hat unsere Tochter auch mehrere Veranstaltungen besucht, wie z.B. den Christopher Street Day oder Infoveranstaltungen zum Umgang der Gesellschaft mit Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierungen. Uns gegenüber hat sich aber nicht genau benannt, wo sie hingeht.

Im Oktober war dann jemand bei uns zu Besuch, der mir als Junge vorgestellt wurde. Auch das ist von Geburt an ein Mädchen.
Ich habe nichts gegen Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen aber bisher hatte ich angenommen, dass unsere Tochter halt gerne mit ihren Freunden zusammen ist, weil sie sehr offen ist. Letzte Woche hatte sie Besuch. Eine Mutter machte sich Sorgen, da sich ihre Tochter noch nicht bei ihr gemeldet hatte, und fragte uns, ob ihre Tochter bei unserem Sohn angekommen sei. Wir waren völlig verstört! Es gab Ärger, da sie sich ja als jemand anderes ausgegeben hat.

Seit dem herrscht Eiszeit. Wir wollen mit ihr reden, aber sie blockt ab. Sie zieht sich in ihr Zimmer zurück. Ich will sie nicht verlieren und weiß nicht, wie ich an sie herankomme.

Hallo SorgeummeinKind,

herzlichen Dank für Ihren offenen Beitrag und herzlich willkommen in unserem Elternforum.

Sie waren geschockt, als Sie erfuhren, dass sich Ihre Tochter als Junge ausgibt. Bislang gingen Sie davon aus, dass sie ein offener Mensch ist und insofern weltoffen durchs Leben geht. Jetzt machen Sie sich Sorgen um Ihr Kind. Ich vermute, wenn ich mich in Sie hineinversetzte, dass Sie vor etwas Angst haben, was Sie so schwer nachvollziehen und vielleicht auch nicht verstehen können.
Ihre Tochter kann Ihnen im Moment nicht helfen, weil gerade kein Gespräch möglich ist („Eiszeit“)

Bei einem 17-jährigen Mädchen fallen mir dazu folgende Möglichkeiten ein:

Sie fühlt sich nicht wohl oder falsch in ihrem weiblichen Körper. Sie ist physisch eine Frau fühlt sich aber als Mann und wünscht sich auch einer zu sein. (Transsexualität)

Es kann auch sein, dass sie sich in ihrer sexuellen Orientierung zu Mädchen hingezogen fühlt und meint, dies besser oder nur leben zu können, indem sie sich als Junge beschreibt. (lesbische Liebe).

Oder/aber, sie ist dabei ihre sexuelle Orientierung zu suchen und dazu möchte sie einiges ausprobieren.

Wie auch immer es sich dabei bei Ihrer Tochter verhalten mag, sexuelle Orientierung können Sie nicht lenken oder beeinflussen, sie ist einfach da. Ihre Tochter ist dabei sich selbst zu finden. Sie können dabei helfen, indem Sie „neutral“ und ihr zugewandt bleiben. Sie schreiben, dass Sie nichts gegen Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen haben. Evtl. nun vor der Tatsache zu stehen, weil es sich bei Ihrer Tochter vielleicht so verhält, ist eine Herausforderung, mit der sie sich auseinandersetzen müssen. Das fällt manchen Menschen leichter, anderen schwerer. Sie brauchen wahrscheinlich auch Zeit dazu, Ihren Weg zu finden, mit dem Thema umgehen zu können. Das alles darf Ihre Tochter auch wissen. Allerdings sollte sie dabei immer die Gewissheit haben, dass Sie als Eltern an Ihrer Seite stehen, egal wie sie sich letztendlich orientieren wird.

Herzliche Grüße für heute und ich wünsche Ihnen noch einen hilfreich Austausch in unserem Forum.

bke-Claire-Diallo