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13.03.2018, 20:40 Uhr | Frau-Sonnenschein
Hallo liebes Forum,

erstmal möchte ich mich vorstellen. Ich lebe mit drei Söhnen im Alter von 20, 18 und 15 Jahren und dem Vater der Jungs in einem Haus.

Seit ca drei Jahren haben wir den Zugang zu unserem mittleren Sohn verloren. Er nimmt an keinerlei Familienaktivitäten mehr teil. Sagt nicht Guten Tag und nicht auf Wiedersehen.

Ein Grund ist nicht direkt auszumachen. Meist ging es um Grenzüberschreitungen, zb die Ausgehdauer, da war er noch 15. Er zog sich zurück in sein Zimmer, aß nicht mehr am Familientisch. Er könne uns nicht ertragen. Kämpfe um Regeln fanden statt, die letztendlich er "gewann". Später schlug seine Abneigung in Hass, besonders gegen mich um. Das traf mich sehr hart, den Verlassenwerden ist aus meiner Kindheit ein wunder Punkt (an dem ich stetig arbeite) Es kam für mich wirklich völlig aus dem Nichts, weswegen ich oft emotional reagiert habe. Es gab einige sehr krasse Szenen, zb nahm er ein Foto mit mir und ihm von der Wand und zündete es mit dem Feuerzeug an. Die Weihnachtsgeschenke in dem Jahr gab er uns wieder zurück, weil es nicht das Gewünschte war.

Er wechselte die Schule, der Freundeskreis wechselte auch. Die neuen Freunde bringt er nur mit wenn wir (die Eltern) nicht da sind, denn wir sind ihm peinlich. Er fing das Rauchen an, mehrere Alkoholeskapaden fanden statt, einmal mit Klinikaufenthalt und Polizeieinsatz. Das Klassenziel wurde nicht erreicht, momentan steht er vor der Abschlußprüfung, allerdings schaut es nicht gut aus dass er diese besteht. Es droht ein Abgang ohne Abschluß.

Der Kontakt zu seinem älteren Bruder findet nur als Streit statt wenn es Ärger mit der Nutzung des Datenvolumens im Internet gibt. Mit dem jüngeren Bruder ist es etwas besser, da gibt es zwar kaum Gemeinsamkeiten, aber wenigsten kein Streit.

Alkoholüberdosierung ist nun schon seit ca 8 Monaten nicht mehr vorgekommen. Da denke ich, hat er seine Grenzen erkannt.


Unser Alltag sieht so aus:
er steht früh auf geht grußlos an uns vorbei, geht zur Schule, kommt nach Hause, sagt keinerlei Gruß, geht an den Kochtopf, nimmt Essen und geht damit auf sein Zimmer. Danach geht er mit dem Hund eine Runde und raucht dabei.
Danach bitte ich ihn, sein Zimmer vom Müll zu befreien, was er nur selten und selektiv macht.
Am Wochenanfang verlangt er sein Taschengeld.
Am Wochenende geht er weg.

Sei größter Wunsch ist auszuziehen.
Allerdings wird wohl das Geld dafür nicht reichen. Nun wünscht er sich Startkapital als Kredit von uns.

Diese Weihnachten hat er sein Geschenk behalten. Es war ein Handy. Das alte war kaputt. Auf WhatsApp hat er uns blockiert. Der Vertrag wird von uns bezahlt.

Wir haben uns Hilfe gesucht und auch bekommen, wir hatten Klärungsgespräche mit dem Jugendamt an denen er auch teilgenommen hat.
Erreicht haben wir dort zumindest einen Waffenstillstand, der aber sehr brüchig ist.

Auch gibt es dort Hoffnung, den er bekommt eine Art "Coach" demnächst mit dem er Ziele erarbeiten soll.


Nun zu meinem konkreten Problem:

Er hatte vor zwei Wochen Geburtstag und bekam vom Patenonkel Geld überwiesen. Nun muss ich dazu sagen, dass der Kontakt von Seiten des Onkels lediglich zu solchen Anlässen rein brieflich besteht und mein Sohn ihn auch gar nicht mehr kennt.
Mein Sohn weigert sich nun sich für das Geld zu bedanken. Er wolle nichts mit der Verwandschaft zu tun haben.
Obwohl ich es auch recht fragwürdig finde mit dem Geldgeschenk, und ich sogar ein bisschen nachvollziehen kann da nicht mehr mitspielen zu wollen, erbost mich das Verhalten meines Sohnes sehr, denn es stünde ihm frei das Geld zurück zu überweisen. Aber das macht er nicht.

Heute verlangte er sein Taschengeld von mir, was ich ihm erstmal nicht gegeben habe.
Denn es fühlt sich für mich nicht richtig an, meinem Sohn, den ich liebe und an dessen Wohlergehen mir viel liegt Geld zu geben und zu wissen
dass er sich dafür Tabak kauft.
Auch fühlt es sich nicht richtig an, ihm Geld zu geben, wenn er mir nicht einmal (nach all der Zeit und all den Gesprächen) ein Mindestmaß an Achtung entgegen bringen will. Er will es wirklich nicht, das hat er heute noch bestätigt.
Er will Verpflegung weil die ihm zustünde und Taschengeld. Ansonsten sollen wir ihn in Ruhe lassen.

Ich schwanke immer zwischen der Hoffnung dass sich noch alles bessern wird und dem Gefühl dass er uns ausnutzt.

Wie seht ihr das, wie würdet ihr mit der Situation umgehen?
Ich bin für alle Meinungen dankbar!
15.03.2018, 12:41 Uhr | Frau-Sonnenschein
Hallo,

vielen Dank an alle, die mir bisher geschrieben haben!

Es sind viele wertvolle Denkanstöße dabei und hat einiges für mich relativiert.

Es hilft mir schon, wenn mir andere Eltern sagen, dass ihre Jugendlichen sich auf ähnliche Weise abkapseln. In meiner Nachbarschaft und auch in der Verwandschaft sehe ich halt meist die heimelige Familie....

Ja, und es stimmt schon, unser Sohn nimmt ja Hilfe an. *props*
Ich bin nur manchmal so erschöpft vor Sorge, auch wegen der schulischen Situation *exhausted* Ich werde versuchen geduldiger zu sein ....
15.03.2018, 08:10 Uhr | marinadiezweite
Hallo Frau-Sonnenschein, du schreibst von deinem mittleren Sohn. Er hat eine lange Zeit viele Probleme gemacht. Nun scheint er in vielen Richtungen auf einem guten Weg zu sein. Hat sích aber innerhalb der Familie abgekapselt. Bis auf den Kontakt zum jüngsten Bruder.
Ich denke zwar auch zunächst, dass da vor einigen Jahren einiges schief gelaufen ist. Aber möchte ausdrücklich nicht von irgendeiner Schuld reden. Denn Kinder kommen halt alle in die Pubertät, probieren, lehnen sich auf. Für manche Kinder wird es in der Zeit sehr eng, da die Eltern ihnen sehr strenge Grenzen auferlegen. Vieles für ihre Kinder auswählen, ohne sie ausreichend zu fragen und zu beteiligen.
Sortiere mal für dich, was davon richtig und zutreffend war und nötig. Was vielleicht überflüssig. Strenge Ausgehzeiten und Alkoholverbot, Kontakt mit der Polizei geht definitiv nicht. DAs ist klar.
Zimmer aufräumen oder nicht aufräumen ist schon eher so, dass man das nicht immer wieder zumThema machen sollte. Da werden die Weichen gestellt mit 14 15. Danach ist es zumutbar, dass Jugendliche das allein regeln oder Pech haben. Hilfe sollte man finde ich immer anbieten.
Mir fällt das auf mit dem Taschengeld. Es ist schade, wenn ein Jugendlicher es für Zigaretten ausgibt. Dennoch ist es sein Geld, er muss es lernen, damit auszukommen. Was er offenbar auch schafft. Es ihm nicht zu geben kommt einer kleinen Erpressung nahe. Drückt eine Erwartung aus. Dabei finde ich, jedem Jugendlichen steht ein bestimmter Betrag zu. Dass er sich dafür dennoch bedanken kann, solltest du ihm direkt mal sagen. Selbst wenn er dann meint, er hat ja ein Recht aufs Geld. Kannst du ihm sagen, dass du einen kleinen Dank gut findest. Mehr sollte man daraus aber nicht machen.
Essen holen, dann im Zimmer verschwinden. Es kann viele Gründe haben. (Mein Sohn macht das übrigens auch oft). Es kann aber auch heißen, ach lasst mich doch mal alle in Ruhe. Vielleicht kann man auch darüber mal ins Gespräch kommen. Mit der Frage, ob es denn geschmeckt hat. Er das Essen vielleicht mal mit euch einnehmen will. Oder er einen besonderen Essenswunsch hat. Wenn du stattdessen da mal Hilfe haben möchtest, versuch es ihm zu sagen.
Das Zimmer überhaupt von Müll zu befreien, wenn auch selten und selektiv, ist schon mehr, als viele Jugendliche schaffen. *happy* Das ist vielleicht auf nette Art ausbaufähig. Sonst muss er halt damit leben, nehm ihm dort und bei anderen Sachen nicht zuviel ab. Er geht mit dem Hund, finde ich gut!!!!
Ich glaub, man sollte nicht zu empfindlich sein, was die Antworten betrifft. Solange sie nicht unverschämt sind.
Das Geschenk vom Patenonkel. Ja, ich finde fast, es geht dich nichts an. Du findest, es zeugt von Charakter, wenn man sich bedankt oder es zurückschickt. Aber so ist euer mittlerer Sohn halt. Es ist wichtig, dass du dich da raushälst. Auch wenn sich der Onkel beschweren sollte. Das ist nicht dein Bier und du kannst nichts dafür.
Eine Sache fällt mir auf. Ein Weihnachtsgeschenk, was nicht erfreut, ist ja eigentlich keine große Sache. Es wird vorher besprochen, auch wenn das dann keine große Überraschung mehr ist. Dieses vorsichtige im Nachhinein, hoffentlich nimmt er dieses Jahr das Geschenk, gibt so ein Signal aus der falschen Richtung. Ich sehe das so, ein Geschenk ist ja kein Muss. Eltern können sogar beschließen, dass es nicht mehr als Werte von 40 Euro gibt. Dann kann man nach Wünschen fragen. Liegen diese ausserhalb des Budgets, gibt es einen kleinen Gutschein oder so. Wir sind zum Beispiel letztes Jahr einfach zusammen essen gegangen und es gab einen kleinen begrenzten Shoppinggutschein.
Das Verbrennen des Bildes, das ist nicht schön. Aber jetzt ist dein Sohn erwachsen. Wenn sowas nochmal vorkommen sollte, solltest du unbedingt mutiger sein. Und ihm sagen, dass du das voll doof findest. Jetzt müsste er eigentlich in einem Alter sein, wo er weiß, dass das megagemein ist. Das hat nichts mit deiner Kindheit zu tun. Sondern er kann das lernen, respektvoll zu sein.
Deine Überschrift, Anspruchshaltung. Ich finde zwar, dass er gar nicht so eine große Anspruchshaltung hat. Aber man sollte das auch zügeln. Einen Wunsch erfüllen, der zu groß ist, dann Dankbarkeit erwarten ist meist der falsche WEg. Es ist einfacher, nur für dich selbst machbare Wünsche zu erfüllen. Dann kannst du viel ruhiger schlafen, erwartest auch nicht zu viel. Was auch meine Antwort auf den Kredit wäre. Weil das so etwas hat von: Gebt mir bitte das Geld, dann seid ihr mich Blödmann endlich los. Ich wette, ihr werdet noch mehr enttäuscht, wenn er auszieht und ihr seht das Geld nie wieder.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: marinadiezweite
14.03.2018, 18:55 Uhr | bke-Frida-Steffen
Hallo Frau-Sonnenschein,
Herzlich willkommen im Forum der bke online Beratungsstelle.
Schön, dass sie den Weg zu uns gefunden haben und uns ihr Anliegen hier heute schildern.

Sie schreiben über ihren mittlerweile 18 jährigen Sohn, der ihnen einiges Kopfzerbrechen macht.
Mittlerweile ist er volljährig, was die Situation wahrscheinlich nicht einfacher macht, da ihm klar ist, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen kann und dafür die Verantwortung dafür tragen muss.

Er ist das mittlere Kind und damit hat er auch durchaus eine schwierige Position.
Er ist nicht der Älteste und eben auch nicht der Jüngste. Viele Kinder erleben das als durchaus schwierig und fühlen sich weder dem einen noch dem anderen zugehörig.

Ihr Sohn hat sich nun seit längerer Zeit zurück gezogen und hat sich eingerichtet im familiären Umfeld.
Sie haben das respektiert, auch wenn es ihnen nicht gut gefallen hat.
Auf beiden Seite zumindest eine klare Grenze.

Sie haben nun ein schlechtes Gefühl dabei, dass er sein Taschengeld einfordern und sich dafür Tabak kauft.
Aber wir als Eltern haben es natürlich nicht in der Hand was unsere Kinder mit ihrem Geld kaufen.
Das müssen wir aushalten.

Unabhängig von den einzelnen Streitpunkten, ist aber doch festzuhalten, dass er mit ihnen den Kontakt zum Jugendamt aufgegriffen hat und bald einen Coach bekommt.
Das finde ich für einen 18 jährigen beachtlich, denn er könnte gerade solch einen Kontakt abblocken.

Das ist doch wirklich eine gute Ausgangsbasis. Zusammen mit einer neutralen Person kann man sich vielleicht noch einmal anders und vielleicht entspannter begegnen.

Wichtig ist, dass man sich an Absprache hält und dies zuverlässig.
Taschengeld darf er sicher haben, auch wenn er dafür Tabak kauft.

Vielleicht kann man den Kontakt zum Jugendamt als Chance begreifen für alle Seiten.

Es wäre schön wenn an dieser Stelle andere Eltern mit ihnen ihre Erfahrungen teilen würden, damit sie Unterstützung auf ihren interessanten wenn auch schwierigen Weg finden können.

Ich wünsche ihnen viele kreative Rückmeldungen.

Freundliche Grüße
Bke Frida Steffen
14.03.2018, 15:41 Uhr | Louise-19
Hallo.
Willkommen im Forum.
Du bekommst ganz sicher noch andere Antworten,
falls Dir meine nicht gefällt, oder sie nicht zutrifft.

1. Euer Sohn nutzt Euch nicht aus, jedenfalls nicht mehr als alle Kinder ihre Eltern ausnutzen.
2. Bezüglich "Erwachsenwerden" im Sinne von "Verantwortung für sich selbst übernehmen"
ist Euer Sohn anscheinend auf einem guten Weg, was nicht heißt, daß Ihr seine Wünsche erfüllen müßt.
3. Die sehr konsequente Haltung, nicht am Familienleben teilnehmen zu wollen finde ich ausgesprochen
besorgniserregend, und ich denke, mit bloßer Hoffnung, daß doch noch alles gut wird, kommt man da nicht weit.

Ich würde sehr, sehr gründlich darüber nachdenken, was in seiner Kindheit schiefgelaufen ist.
Was ich falsch gemacht habe.
Wo ich seine Grenzen verletzt habe.
Wo ich ihn nicht geschützt habe.

Da Du schreibst, Du hast große Angst davor, Verlassen zu werden:
Hast Du Dich ZUM BEISPIEL in solcher Angst auf ihn gestützt, als er ein Kind war?

Oder, Du schreibst, er hat die Schule gewechselt:
Habt ihr seine Begabungen falsch eingeschätzt und ihn auf einer unpassenden Schule angemeldet?

Oder, ist er jemandem sehr ähnlich, zum Beispiel Dir oder Deinem Bruder oder Deinem Vater?
So daß seine eigene Persönlichkeit unter dieser Ähnlichkeit nicht gesehen wurde?

Was war genau auf dem Bild, das er verbrannt hat? Erinnerst Du Dich daran, wie es aufgenommen wurde?
Wie hast Du Dich damals gefühlt? - Wie hat er sich gefühlt?

Oder, Dein Name ist "Frau Sonnenschein", bist Du jemand, der zum Beispiel Probleme
gern möglichst schnell löst und dann verdrängt?

Du siehst, ich kann nur wild ins Blaue hinein spekulieren.
Vielleicht kann man sowas auch nicht alleine aufdröseln,
und Du brauchst persönliche Unterstützung.
Bleib dran.
Louise
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: Louise-19

Treffer: 5

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