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17.11.2020, 07:30 Uhr | Mona108
Hallo alle!

Zur Situation:
seit November 2019 (also 12 Monaten) lebe ich mit meinem Mann und meinen zwei jüngsten Kindern in Australien. Der Aufenthalt war für 2 (bis max. 4) Jahre geplant.
Meine älteste Tochter wollte nicht mitkommen.
Sie lebt nicht mehr bei uns seit knapp 3 jahren, seit 2 jahren in einer eigenen Wohnung. Sie hat keinen Schulabschluß (wurde 2x aus der Schule geworfen) und keine Ausbildung. Sie hat nachweislich eine Lernschwäche.

Ich überweise ihr monatlich die Miete, Strom, teilweise Lebensmittel und richte es, wenn sie in (geringe) Schulden geraten ist.
Alle Hilfen -wie einen Berater oder eine betreute Ausbildung- hat sie damals alles abgelehnt. Sie wollte und will alleine zurecht kommen.
Sie hat einen 400€ Job, in dem sie mal mehr mal weniger korrekt bezahlt wird.

Kurz gesagt: ich springe für sie ein (finanziell) und vesuche, einiges für sie zu regeln und emotional für sie da zu sein. Aber das eigentliche Weiterkommen kann ich ihr natürlich nicht abnehmen, schon gar nicht vom anderen Ende der Welt.

Natürlich war es nicht geplant, während unseres Auslandsaufenthalts NICHT nach Deutschland zu fliegen, aber durch die Pandemie sind mir die Hände gebunden. Wenn ich einmal ausreise, komme ich nicht mehr rein.

Nach einer Familien"konferenz" wurde klar: ich bin die einzige, die frühzeitig 2021 zurück will und das auch nur wegen meiner Tochter. Wir haben es hier gut, unsere jüngeren Kinder können hier zur Schule gehen und ihre Hobbies ausüben, ganz anders als in Europa.

Wenn ich zurückdenke, brauchte ich meine Eltern mit Anfang 20 noch, die Möglichkeit, übers Wochenende dorthin fahren zu können, eine Umarmung...
All das kann ich meiner Tochter dann insgesamt ca 2,5 jahre nicht geben.

Andererseits könnte sie mit ein bisschen Glück nach Australien kommen und hier mit uns leben für eine Weile (nicht als Tourist, aber mit dem Work-and-travel-visum). Allerdings macht meine tochter keinerlei Bewegung in diese Richtung. Sie hat noch nicht mal einen Reisepaß beantragt, obwohl ich ihr das Geld bereits überwiesen hatte.

Wahrscheinlich bin ich eine Oberglucke... Mein Mann sagt, dass sie ihr eigenes leben lebt. Ihre Geschwister vermissen sie, meinen aber, sie könne ja auch versuchen zu uns zu kommen....

Also: wieviel Mutter braucht eine junge Erwachsene? Eine junge Erwachsene in ihrer Situation? Kann mir bitte jemand einen Rat geben?
Welche Erfahrungen habt ihr bereits gemacht?

Danke!
Mona
Zuletzt editiert am: 19.11.2020, 07:59 Uhr, von: Mona108
01.12.2020, 08:52 Uhr | Mona108
bke-Claudia-Rohde schrieb:

Alle, die mit Ihnen in Australien sind, benötigen Sie auch und die Kinder sind ja auch noch jünger, wenn ich richtig verstanden habe.


Was wäre, wenn Sie nach Deutschland fahren, sie am Ende keine Hilfe will und Sie dann nicht zurückkönnen?

Liebe Frau Rohde,
vielen Dank für ihre Antwort. Ich musste noch mal darüber nachdenken.
Meine beiden anderen Kinder ( in Australien) sind 10 und 15. Sie fühlen sich hier sehr wohl.

Ich habe viel Kontakt mit meiner Großen, wir schreiben viel und telefonieren auch. Der Kontakt ist sehr herzlich, bis auf wenige Ausnahmen (z.B. als sie mir letztens eröffnete, dass sie seit 3 Wochen nicht zur Arbeit gegangen ist, ohne mir dies mitzuteilen und nun Geld wollte) oder wenn ich einmal zuviel nachfrage, wie denn ihre Pläne für das kommende Jahr (beruflich) aussehen.

Was mir wieder bei diesen Gesprächen auffiel, war, dass sie gerne keine Einmischung in ihre (nicht wirklich greifbaren) Pläne hätte (was ich entsprechend ihrem Alter auch total angemessen finde), aber gerne die Versicherung hätte, dass ich einspringe, wenn es ihr paßt.
Das meine ich nicht böse, aber ich denke, dass es ein Muster in unserer Beziehung aufzeigt, das auf Dauer aufgelöst gehört.
Sie wird demnächst 21 und sollte mich nur noch im Notfall oder natürlich in der Beratungsfunktion "gebrauchen", wenn es um ihre Lebenspläne geht, aber nicht wiederholt als "Notfallgroschen", wenn sie plötzlich vor den Konsequenzen ihrer Misswirtschaft steht.

Trotzdem bedienen all diese Punkte eben nur EIN "level", während die Umarmungen und das "Zuhause" zum Unterkriechen und Auftanken weiterhin fehlen.
20.11.2020, 18:27 Uhr | bke-Claudia-Rohde
Hallo Mona,
ich glaube hier gibt es kein richtig oder falsch.
Egal was Sie tun, es kann gut oder weniger gut ausgehen. Es geht ja nicht nur um Ihre Tochter, sondern um Ihre ganze Familie.
Alle, die mit Ihnen in Australien sind, benötigen Sie auch und die Kinder sind ja auch noch jünger, wenn ich richtig verstanden habe.
Ihre Tochter ist auch nicht allein in Deutschland, sie hat die Oma und könnte auch mit deren Unterstützung sich weitere Hilfe holen.
Klar Corona macht es allen schwer, aber eben Ihnen auch.
Versuchen Sie regelmäßige Videochats zu machen und Ihre Tochter zu ermuntern sich Hilfe zu suchen und auch anzunehmen.
Was wäre, wenn Sie nach Deutschland fahren, sie am Ende keine Hilfe will und Sie dann nicht zurückkönnen?
Was ist hier am ehesten hilfreich???
bke-Claudia Rohde
20.11.2020, 01:19 Uhr | Mona108
Louise-19 schrieb:
Hallo Mona,
Du kannst ja mal abwarten, wie sich die Lage entwickelt, und dann vielleicht im Sommer Deutschland, Deine Mutter und Freundinnen, und Deine Tochter besuchen.
Euren Aufenthalt in Australien würde ich keinesfalls verkürzen oder gefährden.
Jedoch würde ich der Tochter jetzt bald schon Briefe oder Weihnachtspäckchen schicken.
Viele Grüße nach Australien,
L-19

Liebe Louise,
danke für deinen Beitrag. Die Chance, im Laufe von 2021 nach Deutschland und zurück reisen zu dürfen, ist sehr gering. Darüber wird von Seiten der Regierung kein Zweifel gelassen. Es gibt noch immer Zehntausende Australier weltweit, denen es bisher nicht gelungen ist, zurück zu Freunden und Familie zu reisen...
Das Weihnachtspaket ist natürlich bereits verschickt und ich lasse ihr auch zwischendurch immer mal was zukommen.




Liebe Ruba,
danke, das hilft mir sehr.
Ich musste bei deinen Zeilen vor allem an meinen Sohn denken. Er ist jetzt 15 und er ist total glücklich hier! Die Schule macht ihm Spaß und er geht oft zum Sport. Ich bin mir unsicher, was das mit ihm machen würde, wenn ich ihn zurück nach Deutschland in einen halben oder vollen Lockdown bringen würde.
Freude bereiten würde ihm das bestimmt nicht.
Auch mein Mann ist sehr froh hier und liebt das entspannte Arbeiten. Meine Tochter hat gerade so richtig Fuß gefasst...
Arrgh!
Ja, ich stelle mir diese Frage nach dem "Mehrwert" natürlich auch. Meine Große käme wahrscheinlich alle 2 Monate mal auf einen kurzen Besuch und würde ihr Leben sonst genauso weiterführen, ob mit oder ohne uns.
Ist das genug Grund, um hier unser bequemes (und vor allem frei von Beschränkungen) Leben frühzeitig wieder aufzugeben?

Ich finde es trotzdem schwer.
19.11.2020, 15:24 Uhr | Louise-19
Hallo Mona,
Du kannst ja mal abwarten, wie sich die Lage entwickelt, und dann vielleicht im Sommer Deutschland, Deine Mutter und Freundinnen, und Deine Tochter besuchen.
Euren Aufenthalt in Australien würde ich keinesfalls verkürzen oder gefährden.
Jedoch würde ich der Tochter jetzt bald schon Briefe oder Weihnachtspäckchen schicken.
Viele Grüße nach Australien,
L-19
Zuletzt editiert am: 19.11.2020, 15:25 Uhr, von: Louise-19
19.11.2020, 10:11 Uhr | Ruba
Hallo Mona,
Du hast drei Kinder. Deinen beiden Jüngeren geht es in Australien gut, ihr fühlt euch als Familie wohl.
Wenn ihr bereits nächstes Jahr zurückkommen würdet, würdest Du den Schritt vermutlich bereuen. Dein Mann und die beiden Jüngeren würden Dir Vorwürfe machen und mit ziemlicher Sicherheit würde der Kontakt zu Deiner Großen das Ganze nicht wettmachen.
Sie vermisst euch zwar, aber der Leidensdruck scheint nicht groß genug zu sein, um die nötigen Schritte zu gehen, um euch zu besuchen.
Die Hilfe ihrer Großmutter nimmt sie nicht an - wo wäre da Dein "Mehrwert" ? Wenn sie Fragen oder Probleme hast, kannst Du auch über Skype helfen.
Natürlich brauchen auch junge Erwachsene noch die Unterstützung ihrer Eltern, das steht außer Frage. Aber zum einen ist das individuell sehr verschieden und zum anderen muss auch auf Seiten der jungen Erwachsenen der Wille da sein, Hilfe anzunehmen. Und daran hapert es bei Deiner Tochter.
Offenbar hat sie ja schon seit Jahren Probleme, bei denen Du auch nicht wirklich helfen konntest. Warum sollte sich das jetzt geändert haben ?
Du bist ganz sicher keine Oberglucke und ich verstehe Deinen Wunsch in der Nähe Deiner Tochter zu sein. Du hast ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen. Aber Du hast ihr jahrelang nicht dabei helfen können, mit ihrem Leben gut alleine klarzukommen, sehe ich in Deiner Situation keinen Grund für einen Abbruch des Auslandsaufenthaltes. Du hast Deinen jüngeren Kindern gegenüber auch Verpflichtungen und wenn ich es richtig verstehe, hat sich das Leben Deiner Ältesten ja nicht "verschlechtert" sondern sie dümpelt weiter so vor sich hin wie sie es bereits seit längerm tut. Daran würde auch Deine Anwesenheit nichts ändern. Genießt die unbeschwerte Zeit in Australien.
Alles Liebe
Zuletzt editiert am: 19.11.2020, 10:23 Uhr, von: Ruba
19.11.2020, 08:05 Uhr | Mona108
Lieber Herr Bauer,

danke für Ihren Input. Als "Oberglucke" stemple eigentlich nur ich mich ab, weil alle in meinem Umfeld zwar verstehen können, was mich bewegt, den Aufenthalt hier frühzeitig abzubrechen, aber meinen letztlich, dass ich mein Leben leben muss und meine Tochter ihres.

Ihre Frage nach dem "wie ist es am besten möglich, ihr auf digitalem Wege Unterstützung zu geben" ist hilfreich und der Situation angemessen. ich denke, ich tue, was möglich ist.

Allerdings ist eben eine direkte Umarmung oder ein Wochenende bei der Familie nicht leistbar auf diesem Weg.

Sie sagt mir einerseits oft, dass sie mich vermisst und braucht, andererseits macht sie aber auch ganz klar, dass sie ihre eigenen Entscheidungen fällt (was ich begrüße).
Meine Mutter setzt mich da schon sehr unter Druck. Sie kann nicht verstehen, dass ich sie noch länger alleine lasse, wo sie so Probleme hat, zurecht zu kommen.
Allerdings nimmt meine Tochter eben auch keine Hilfe von meiner Mutter oder jemand anderem an und ich denke, dass das zumindest ein 1. Schritt sein müsste. Natürlich bin ich als Mutter oder ihre Geschwister nicht ersetzbar, aber wenn sie Familienanschluß wollte, könnte sie ihn haben.
Zuletzt editiert am: 19.11.2020, 08:07 Uhr, von: Mona108
17.11.2020, 12:32 Uhr | bke-Lorenz-Bauer
Hallo Mona108,

Sie schildern eine wirklich verzwickte Lage. Einerseits möchten Sie Ihre große Tochter in Deutschland unterstützen -tun das auch wie eben möglich aus der Entfernung- andererseits hat das auch seine praktischen Grenzen. Zudem war es Ihrer Tochter im Vorfeld vor dem Umzug nach Australien auch nicht wirklich möglich, Ihre Hilfe als Mutter anzunehmen. So habe ich Sie zumindest verstanden. Zu alledem kommen auch noch die weltweiten Corone-Erschwernisse hinzu...
Nun fragen Sie, wieviel Mutter eine junge Erwachsene braucht? Gleichzeitig fühlen Sie sich von anderen als Oberglucke abgestempelt. Offensichtlich würden Sie Ihrer Tochter gerne noch etwas mehr "Mutter" bieten, als derzeit für Sie möglich ist, andereseits sind Ihnen dadurch die Hände gebunden, dass der Rest der Familie Sie als Mutter in Australien braucht.
Wieviel Mutter junge Erwachsenen brauchen, lässt sich nicht exakt definieren, das hängt natürlich nicht nur von dem Status "erwachsen (18 Jahre)" ab, sondern von den individellen Kompetenzen des Jungen Menschen, alleine zurechtzukommen wie auch von den Möglichkeiten der Eltern, diese Unterstützung zu bieten. Im Moment scheint Ihr Muttersein für Ihre Große wohl nur aus der Entfernung auf digitalem Weg möglich zu sein... Da stellt sich mir die Frage, wie kann genau das möglichst gut gelingen?

Wie sehen Sie das, liebe Eltern hier im Forum, Mona108 sucht -so verstehe ich es- nach Rückmeldungen von Ihnen, um sich in Ihrer Rolle besser orientieren zu können.

Viele Grüße
bke-Lorenz Bauer

Treffer: 8

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