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03.12.2020, 14:07 Uhr | Nelesmama
Hallo zusammen!

Meine Tochter geht auf das Gymnasium 10. Klasse und will nur noch den Fakt schaffen, die Schule abzubrechen, nur haben wir ja aufgrund der Schulpflicht noch 2 1/2 Jahre vor uns...
Sie ist eine ziemlich gute Schülerin, aber niemals gerne gegangen. Wir haben uns mehr oder weniger von Anfang an durchgeschlagen, auch mit psychologischer Begleitung und sogar IQ-Test (Thema Unterforderung).

2019 mussten wir umziehen. An der neuen Schule gab es schon kurz nach Beginn ein paar Sachen wie den Vorwurf eines sexuellen Übergriffs bei der man der betroffenen Schülerin nicht geglaubt hat, das war alles sehr merkwürdig. In den ersten Wochen hat man meine Tochter wegen ihres Nachnamens aufgezogen und als für alle sichtbar wurde dass sie nicht besonders sportlich ist war die nächste Baustelle da. Inzwischen hat sie das Gefühl, ständig beobachtet zu werden und glaubt fest, dass zwei Mitschülerinnen Fotos oder Videos von ihr und anderen machen.

Referate, nach vorne müssen, das alles ist natürlich purer Horror geworden. Ich habe nur durch Zufall erfahren, dass sie zum Beispiel eine Lehrerin per Mail gebeten hat, ein Video, dass sie als Hausaufgabe drehen sollte, keinesfalls der Klasse vorzuspielen. Wie sich jeder denken kann war der Schul-Lockdown der absolute Traum für sie! Es ist auch nicht so dass sie kein Ziel hat, sie würde gerne per Fernunterricht ihr Abi machen und was mit Medien oder Kunst studieren.

Ein Gespräch hatte ich beim Schulsozialarbeiter und mit der Klassenlehrerin. Mindestens zwei Lehrer sehen seit längerer Zeit, dass das nicht gut läuft und sie sich immer weiter zurückzieht. Aber es wäre unfair jetzt der Schule alles anzulasten, ich glaub sie ist nur Verstärker viel tief sitzender Probleme.

Ich war selbst jahrelang in Therapie. Zwischen mir und meiner Tochter besteht eine enge und gleichzeitig sehr ungesunde Beziehung. Auch ich hatte sehr viel Angst vor der Schule, das habe ich sicher an sie weitergegeben. Zu sehen dass das eigene Kind alles genauso durchmacht wie man selbst und man diesen Kreislauf aus eigener Kraft nicht durchbrechen kann, macht sehr traurig.

Mir ist auch klar dass es grundsätzlich nicht gut ist sie zuhause zu lassen. Wenn man täglich oft bis in die Nacht um das Thema kreist resigniert man irgendwann. Und der Satz „Ich würde lieber sterben als zur Schule gehen“ sitzt tief. Ich habe sie da ganz eindringlich gefragt, sie hat mir versichert dass sie sich nichts antun wird.

Es gibt viele Geschichten zum Thema Schulabbruch/Verweigerung etc. bei denen ich denke, meine Güte, da sind wir ja noch gut dran, keine Drogen oder so, sie würde auch niemals schwänzen allein aus Angst etwas Ungesetzliches zu machen.
Trotzdem würde ich mir zumindest so etwas wie eine Reha wünschen, damit sie von allem - vielleicht vor allem von mir - Abstand gewinnt, sich aber nicht vor dem Umgang mit anderen Menschen drücken kann, denn soziale Kontakte sind natürlich auch auf Null runtergefahren. In den nächsten Tagen habe ich einen Termin bei einer Kinderärztin.

Ist der Gedanke mit Tagesklinik oder Reha usw. überhaupt realistisch oder wird man eher einfache Therapiestunden empfehlen bzw. ich habe gelesen dass das Jugendamt manchmal eine Erziehungshilfe schickt?

Man kommt an den Punkt an dem man sich fragt, was man alles falsch gemacht hat.
Da tut es einfach schon gut, hier zu lesen und zu sehen, dass man mit vielen Dingen nicht alleine ist.
10.01.2022, 22:23 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo toyota,

der Thread von Nelesmama ist schon ein wenig älter, deshalb wird sie vermutlich nicht mehr antworten, bzw. die Tochter hat sich in einem Jahr sicher weiter entwickelt. Dennoch vielen Dank für Ihre guten Gedanken.

Ist das ein Thema, was Sie weiterhin beschäftigt oder haben Sie ein eigenes Thema? Sie können natürlich jederzeit auch eine Frage, Anregungen, Ideen posten.

Viele Grüße schickt Ihnen

bke-Stephan-Bäcker
10.01.2022, 18:59 Uhr | toyota
Hallo, *bye*
ich möchte gerne einwenig indifferent antworten.

meine tochter hatte sehr viele Schulwechsel,aus verschiedenen Gründen.
Da sie mit sich selber auch grosse Schwierigkeiten hatte,entschloss sie sich für eine stationäre therapie,was ihr wirklich sehr geholfen hat.
auch danach klappte es nicht so toll,schulisch und obwohl ich eher nicht der typ dazu bin,liess ich oft alle fünfe gerade sein.

nun sind wege verschieden.
jedenfalls machte sie irgendwann die abendrealschule und nun auch noch das abitur in der abendschule.
trotz zweier süssen kinder und mann ect.
ich wünsche niemanden so einen schweren schulweg und finde die ideen der vorschreiber wirkich gut.
wollte nur einwenig mut machen.
es kann auch gut ausgehen....
05.12.2020, 16:07 Uhr | Ruba
Hallo Nelesmama,
habe Deinen Beitrag leider erst heute gesehen.
Ich habe mit meiner Tochter ähnliches durch, daher kann ich Dir vielleicht ein paar Tipps geben.
Bei uns war der Abbruch allerdings schon zu Beginn der elften Klasse, so dass sie wenigstens den MSA in der Tasche hatte. Ich habe ihr dann ermöglicht ein Jahr lang etwas anderes zu machen - FSJ und Auslandsaufenthalt und danach hat sie auf einer anderen Schule ein sehr gutes Abi gemacht und ist jetzt eine 1er Studentin. Allerdings ist meine Tochter hochbegabt und Schulangst war nicht von Anfang an ein Thema.
M.E. solltest Du Deiner Tochter aufzeigen, dass sie nur noch ein halbes Jahr durchhalten muss, um wenigstens einen Schulabschluss zu haben. Danach kann sie in Ruhe weitersehen. Es gibt in Deutschland sehr viele Möglichkeiten und vielleicht möchte sie ja auch einfach eine Ausbildung machen. Vielleicht ist es für sie leichter ein so greifbares Ziel vor Augen zu haben. Du sprichst in Deinem Beitrag von 2 1/2 Jahren, d.h. es scheint so als gäbe es keine Alternative zum Abitur, aber das ist ja definitiv falsch. Nach der zehnten Klasse hat sie so viele Möglichkeiten, die nichts mit Schule zu tun haben. Warum willst Du sie mit Gewalt durchs Abi schleifen ?
Die Schuld bei Dir zu suchen, ist zwar typisch Mutter, aber es bringt euch nicht weiter. Vermutlich trägst Du auch keine Schuld.
Wenn Du mit den Lehrern vereinbarst, dass Deine Tochter nach diesem Schuljahr definitiv die Schule verlässt, kannst Du auch auf mehr Milde hoffen. Vielleicht kannst Du auch konkrete Vereinbarungen treffen, die die Situation Deiner Tochter berücksichtigen und ihr zB ermöglichen mündliche Mitarbeit durch erweiterte häusliche Leistungen zu kompensieren.
In Deutschland besteht Vollzeitschulpflicht bis zur zehnten Klasse, danach bis zum 18ten Geburtstag Teilzeitschulpflicht. Für Schulabbrecher gibt es oft spezielle Klassen, die auf sehr niedrigem Leistungsniveau laufen, bei denen aber kein MSA möglich ist. Und ob Deine Tochter sich in so einer Klasse wohlfühlt, wage ich zu bezweifeln.
Ob therapeutische Möglichkeiten etwas bringen, weiß ich nicht. Das ist eine Frage des Einzelfalls und müsste mit den entsprechenden Fachleuten geklärt werden. Nach Deiner Schilderung halte ich das aber nicht für zwingend angezeigt. Marina hat recht - Deine Tochter wird überall auf Mitschüler treffen, die ihr nicht wohlgesonnen sind, sie nimmt ihre Schulangst mit und wird Gründe suchen, warum auch diese (nächste) Schule schrecklich ist.
Für meine Tochter war es damals ein furchtbarer Gedanke, dass durch den Schulabbruch der Traum von Abi und Studium vorbei war. Als ich ihr dann Alternativen aufzeigte, war dieser Druck von ihr genommen und sie konnte viel besser mit der Situation umgehen.
Zeig Deiner Tochter Perspektiven auf. Geh mit ihr zur Berufsberatung etc. Sie muss sich auf etwas freuen können. Es gibt zB in jedem Bundesland die Möglichkeit auf dem Oberstufenzentrum/Fachgymnasium seinen Abschluss zu machen, es gibt die Möglichkeit auch ohne Abitur zu studieren oder nach einer Ausbildung bzw. parallel dazu das Fachabitur zu absolvieren, was einem ebenfalls viele Möglichkeiten eröffnet. Dann schafft sie vielleicht auch noch das letzte halbe Jahr.
LG
Zuletzt editiert am: 05.12.2020, 16:11 Uhr, von: Ruba
04.12.2020, 08:36 Uhr | marinadiezweite
Hallo nelesmama, ich möchte deine Frage in zwei Teile teilen. Die erste ist, Gymnasium abbrechen! Ich glaube, dass, nachdem ihr umgezogen seit, es gar keine neuen Probleme gab. Sondern dass deine Tochter Probleme herbeisehnt. Quasi Gründe, dass es hier auch nicht gut läuft und das an den anderen und an der Schule liegt. Ich glaube auch, dass es daher keinen großen Sinn macht, Vorfälle oder Mobbing genauer zu untersuchen. Vielmehr scheint mir, dass die ''Schulangst'' einfach mit umgezogen ist. Denn in deiner Tochter und ihrer Einstellung hat sich ja nichts verändert. Sie mag halt aus verschiedenen Gründen nicht gern zur Schule gehen, vor allem keinen Abschluß machen. Es ist nicht so, dass man seine Schulpflicht an einem Gymnasium ableisten muss. Da gibt es andere Alternativen. Daher würde ich an deiner eurer Stelle gemeinsam überlegen, wo es hingehen kann und vor allem wann. Eine Realschule, Oberschule oder nächstes Jahr im Sommer eine Ausbildung. Dabei ist wichtig, sich zu erkundigen, wie ein Gymnasialabschluß der 10. Klasse jetzt beziehungsweise im Sommer nächsten Jahres bewertet wird. Ich meine, dass das nächstes Jahr bei normalen Noten ohne Sitzenbleiben wie ein Realschulabschluß beurteilt wird.
Geht sie jetzt ab, sagen wir mal relativ schnell, kann sie natürlich nicht zu Hause bleiben sondern muß auf eine andere Schule bis Sommer. Und genau das halte ich allemal für besser als tägliche Diskussionen über eine doofe Schule und verpasste Chancen.
Das zweite ist die Frage, in der Erziehung versagt. Man spiegelt manchmal, ohne dass man es will, die Vorwürfe des Jugendlichen wider. Heißt, man ist versucht, für das Versagen oder die Unzufriedenheit die Schuld bei sich zu suchen. Das macht es Jugendichen leicht, bei den Eltern reinzusticheln und immer ein offenes Ohr für alle Art von Beschwerden zu finden. In der Tat sollte dieser Kreislauf durchbrochen werden. Von deiner Seite. Da ist es gut und sinnvoll, dass du versuchst, dich nicht zu sehr in die Verweigerungen hineinzuversetzen. Man braucht nicht immer alles zu verstehen, warum ein Jugendlicher nicht in die Schule will. Warum es da doof ist. Es geht eher darum, dass zu Hause bleiben und stundenlange Diskussionen keine Option sind. So sinngemäss, entweder du gehst heute in die Schule oder wir holen morgen ein Arztattest. Das entlastet dich auch ein bisschen, dass deine Tochter bei einem Arzt ihre Krankheiten vortragen kann. Und er halt entscheidet, wie lange sie zu Hause bleiben soll. Ich hab das dann, hatte selbst mal so ein Problem mit meiner Tochter, sie auch so behandelt, wie sie es braucht. Heißt, krank ist krank, je nachdem, im Bett bleiben, zu Hause bleiben. Hausaufgaben organisieren. Keine langen Gespräche. So nimmt man das alles ernst, verschenkt aber nicht allzuviel von deiner kostbaren Zeit. Es bringt meist nichts, wenn man allzulange mit den Jugendlichen diskutiert. DAs heißt dann auch, dass du ihre Probleme nicht alle zu deinen machst und ihr auf einer niedrigeren Ebene der Schulausbildung mit ihrer Zustimmung ansetzt. Denn immerhin, sie hat es bis zur Klasse 10 geschafft und das kann man sich schon mal als Leistung anerkennen.
03.12.2020, 20:25 Uhr | bke-Pia-Loos
Liebe Nelesmama,

erstmal möchte ich Sie im Namen des gesamten Moderationsteams hier im bke-Elternforum herzlich willkommen heißen. Schön, dass Sie zu uns gefunden haben.

Sie berichten von Ihrer Tochter, die am liebsten die Schule abbrechen würde, und schildern sehr differenziert und verständnisvoll, was aus Ihrer Sicht alles zu der Problematik beiträgt.

Sie erwähnen etwas sehr wichtiges, nämlich dass es Ihnen nicht möglich ist, den Kreislauf aus eigener Kraft zu durchbrechen. Daher machen Sie genau das Richtige: Sie suchen auf mehreren Ebenen – in der Schule, mit ärztlicher/ psychologischer Begleitung oder auch hier – nach Unterstützung. Um so Stärkung zu erfahren und aus eben diesem Kreislauf aussteigen zu können.

Inwieweit eine Reha oder Tagesklinik in Frage kommt, wird Ihnen Ihre Kinderärztin sagen können und gegebenenfalls eine weitere Abklärung veranlassen.

Und ja, auch seitens des Jugendamtes können Sie Unterstützung erhalten. Es gibt hier verschiedene Formen der sog. Erziehungshilfen. Welche am passendsten für Sie bzw. Ihre Tochter ist, erfahren Sie bestimmt in einem Gespräch mit den Jugendamtsmitarbeitern vor Ort.

Ich wünsche Ihnen hier einen guten Austausch mit Eltern, die vielleicht bereits ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Liebe Grüße

bke-Pia-Loos
Zuletzt editiert am: 03.12.2020, 20:55 Uhr, von: bke-Pia-Loos

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