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13.05.2023, 10:05 Uhr | Hansaplast5
Ich komme nicht mehr weiter. Unsere 13 jährige Tochter entgleitet uns zunehmend. Sie schlägt mich, schmeißt schwere Gegenstände nach mir, macht grundsätzlich das Gegenteil von dem, was ich möchte (also sprich Anforderungen, wie Aufräumen, Lernen etc.)

Gestern hat sie jetzt auch noch geraucht und Wein getrunken.
Sie flippt komplett aus und wird gewalttätig, wenn eine Konsequenz folgt, wie z.B. weniger Taschengeld, da weniger Leistung, als erwartbar (also sprich wie im echten Leben).

Soll ich keine Konsequenzen mehr setzen, weil das Grenzüberschreitungen für sie sind und sie daraufhin auch meine Grenzen überschreitet (sprich Gewalt)? Und nur auf Einsicht durch ein Gespräch setzen?
Ich bemühe mich schon darum, logische Konsequenzen angemessen zu setzen, wie z.B. Betrug Medienzeit- Medienzeit danach angemessen begrenzen, Kleider über Wochen nur herumgeschmissen - eine Weile gibt es nur den „Grundbedarf“ an Kleidung.
Ich bemühe mich auch, die Zusammenhänge zu erklären und dass das keine Strafe sein soll (ist es dann gefühlsmäßig für sie trotzdem, egal, wie das pädagogisch genannt wird).

Ich habe sie, bis sie 11 war kein einziges Mal geschlagen. Da hat das Verhalten schon angefangen. Seitdem (ca. 2Jahre) habe ich sie ca. 6 mal geschlagen (nicht brutal, es auch gleich bereut und mich oft dafür entschuldigt). In Situationen, wie wo sie mir einen Arm fast ausgekugelt hätte oder ein Tuch mit Scheiße ins Gesicht geworfen hat. War trotzdem nicht ok von mir und ich möchte es nie wieder tun.

Mein Mann hat mich früher ein paar Mal geschlagen und Gegenstände in der Wut kaputt gemacht. Er hat auch ein Suchtproblem und rastet schnell aus. Körperliche Gewalt hat er jetzt aber im Griff.
Ihre Freundin schlägt ebenfalls ihre Mutter und die beiden bestärken sich darin.

Ich überlege mir immer, woher es kommt und auch was ich anders/besser machen kann. Mir wurde schon geraten, keine Konsequenzen folgen zu lassen und nur auf ein Gespräch zu setzen, aber mein Gefühl sagt mir, dass das die Probleme auch nicht besser macht.

Was habt Ihr für Ideen/ Erfahrungen?
02.06.2023, 15:03 Uhr | Hansaplast5
Ja, wir haben eine Einzelberatung gestartet und waren schon ein paar Mal dort.
Es hat sich jetzt auch in den letzten Tagen beruhigt (Habe auch konsequent, bevor es eskaliert ist, Abstand genommen), und sie trifft sich auch nicht mehr mit diesen Jungs.
Der Einkaufsbummel ist für morgen geplant, ein Spiel haben wir neulich auch mal wieder zusammen gemacht und waren auch Eis essen (wobei wir ihr dann vor Ort sehr peinlich waren…). Naja, mal sehen, wie es sich entwickelt.
Vielen herzlichen Dank nochmals für Eure hilfreichen Antworten!
25.05.2023, 21:40 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo Hansaplast,

es freut mich, dass Sie mit dem Beziehungskonto etwas anfangen können. Ganz unabhängig von den verschiedenen "Baustellen" die Sie schildern, halte ich es für wichtig, dass es gute Zeiten zwischen Tochter und Mutter gibt. Natürlich wären auch gute Zeiten zwischen Vater und Tochter wichtig. Das Thema "Schule" wird vermutlich nicht für gute Zeiten sorgen können *whistle* .

Einige der Baustellen sind aber auch ernst zu nehmen. Drogenkonsum, schwierige Orientierungen, Liebesbeziehungen zu Erwachsenen ... Wenn ich es richtig verstanden habe, wollen Sie zusammen zu einer Beratungsstelle gehen. Oder eine Erziehungsbeistandschaft beantragen. Oder beides? Das halte ich für eine gute Idee und ich möchte Sie ermutigen, diesen Schritt bald zu gehen. Es kann helfen, wenn jemand von Außen Gelassenheit reinbringt und auch Orientierung geben kann.

Viele Grüße,

bke-Stephan-Bäcker
25.05.2023, 21:25 Uhr | Hansaplast5
Erstmal vielen Dank für Eure Antworten. Auch, wenn ich nicht immer alles gleich sehe, sind Denkanstöße drin und über einiges habe ich auch schon (öfter) nachgedacht.

Nachdem es gestern wieder stark eskaliert ist, habe ich ihr heute ein Eis auf dem Rückweg von der Arbeit mitgebracht. Das hat jetzt schon ein bisschen die Wogen geglättet und ich habe mir auch heute auf der Heimfahrt überlegt, demnächst mal mit ihr einen Einkaufsbummel zu machen, um mal wieder „Qualitätszeit“ mit ihr zu verbringen. Je nach Laune wird so etwas aber auch rigoros abgelehnt.
Aber werde es ihr trotzdem anbieten. Da haben Sie schon Recht, Herr Bäcker, mit dem Beziehungskonto.

Bis vor ein paar Wochen habe ich auch noch nach der Schule geschaut, also sprich Abfragen, zum Lernen auffordern…Lernen muss sie schon selbst. Auch neben meinem 70% Job und den ganzen anderen Verpflichtungen her. Da es dabei dann immer öfter eskaliert ist, schaue ich jetzt nur noch nach der Kleinen (wobei die recht selbständig und fleißig ist). Mein Mann ist im Homeoffice. Also theoretisch ist das bei ihm genau so gut möglich.
Möchte sie mit der Schule nicht komplett fallen lassen (hab mir das auch schon öfter überlegt), weil ich Angst habe, dass sie dann komplett abrutscht. Hausaufgaben kontrollieren wir schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Aber eben das Lernen, Schlechte Noten schocken in der Regel Jugendliche nicht mehr und die Motivation wird oft weniger, je schlechter man ist. Habe da aber auch schon oft drüber nachgedacht. Momentan sehe ich es so.

Ich möchte, dass sie im Leben gut zurecht kommt und da muss eben eine gewisse Leistung gebracht werden, um Geld zu verdienen, ansonsten gibt es Grundsicherung. Und so handhaben wir das auch bei uns.
Über die Zukunft und ihre Berufswünsche haben wir schon oft geredet und sie so versucht zu motivieren (früher wollte sie Ärztin werden). Das hat bis vor Kurzem auch ganz gut geklappt. Gestern hat sie mir offenbart, dass sie ihr Geld als Dealerin erwerben möchte.
Im Prinzip könnte man auch ein Stück weit drüber lachen und als Provokation abtun. Allerdings kommen da dann schon Ängste auf. V.a. da sie sich ja momentan auch mit solchen trifft.

Ist schon richtig, dass man da unterscheiden muss, zwischen „was ist wirklich notwendig unterbunden zu werden“ und „was ist normal“.

Kann es durchaus nachvollziehen, dass sie sich in einen jungen Mann von dieser türkischen Gang verliebt hat, da er wirklich gut aussieht.
Allerdings haben wir trotzdem sehr Angst um sie, da uns ihre zweitbeste Freundin gesagt hat, dass dessen Freund wohl schon ein Mädchen vergewaltigt hätte (…wenn es stimmt…)
Wir haben unsere Ängste angesprochen. Ich habe es nicht direkt verboten, weil ich denke, dass man gegen Gefühle mit Verboten nicht ankommt.

Wir haben aber ausgemacht, dass sie sich an Zeiten hält, dass immer eine Freundin mit dabei ist, sie sich nicht heimlich trifft und nichts Illegales macht. Und sich jederzeit melden kann und Nein sagen soll, wenn sie etwas nicht will.
Und auch, dass es uns natürlich lieber wäre, wenn sie sich nicht treffen oder wenigstens bei uns (allerdings sind wir ihr zu peinlich).

Ich weiß nicht, ob das zu naiv von uns ist…?
Aber was will man machen?

Das ist richtig, man darf nicht auf jede Provokation einsteigen. Nehme ich mir immer wieder vor. Manchmal gelingt es…
25.05.2023, 18:12 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo Hansaplast,

wäre Ihre Tochter sehr überrascht wenn Sie sie für Morgen Abend zum Pizza Essen einladen? Und dann einfach 2 schöne Stunden gemeinsam verbringen würden, ohne über ein nerviges Thema zu sprechen (außer Ihre Tochter würde ein nerviges Thema ansprechen und hätte gerne einen Austausch mit Ihnen)?

Ich stelle mir vor, dass Ihr Beziehungskonto ziemlich im Minus ist und es sich lohnen könnte, mal etwas einseitig einzuzahlen. Damit es wieder belastbar ist. Und so ein gemeinsamer Abend würde da helfen.

Viele Grüße schickt

bke-Stephan-Bäcker
25.05.2023, 10:53 Uhr | marinadiezweite
Hallo Hansaplast, ich wollte mal fragen, wie das gemeint ist: Weniger Leistung weniger Taschengeld. Was genau hast du denn erwartet und mit dem Taschengeld verknüpft. Wie schon geschrieben, sollten weder schulische Leistungen noch Hausarbeit oder ähnliches mit Tasche verbunden sein.
Jedoch scheint mir das ein Prinzip zu sein bei euch. Erwartungen, Strafen, Eskalation. Wie schon beschrieben hast du keine Chance bei diesem Deal. Wenn sie nicht will, kann, bist du die Verliererin. Denn die Strafe bewirkt nichts. Wie gesagt: Schule ist ihr Thema, nicht eures. Aufräumen auch, jedenfalls im Zimmer. Sonst Tür zu und Themenwechsel.
Auf das Thema schulbeglwitung geh ich gleich nochmal ein. Weil wie du schreibst, eure Tochter bis 11 sehr unauffällig war. Da ist man noch mehr überrascht, wenn die Pubertät mit macht kommt. Provokation, ausprobieren.... . Ich sage es nochmal, lasst euch nicht provozieren, denn das verschlechtert die Beziehung. Ihr könnt die Pubertät nicht aufhalten. Jedoch seid ihr weiter die erziehenden Eltern. Abhauen, schlagen, das geht nicht.
Mir scheint wichtig, dass ihr nicht so sehr empört, entsetzt seid. Sortiert mal für euch, was schlimm ist. (Sie schlägt, wirft schwere Gegenstände, verschwindet). Das geht gar nicht.
Sie raucht, trinkt Alkohol, interessiert sich für etwas ältere Jungs. Das ist relativ normal. Da überlegt genau. Ihr könnt nur bei euch Rauchen und Alkohol verbieten. Sie außerhalb nicht komplett kontrollieren. Da bricht gerade das Bravimage zusammen.
Meint ihr, sie versteht und realisiert komplett, wie wichtig Schule ist? Ich glaube, da ist sie nicht die einzige, die auf dem Ohr taub ist.
Sprecht doch mal über Zukunftspläne, Beruf und so. Ohne Belehrung, dass sie das eh nicht schaffen würde. Dass sie auf jeden Fall zur Schule gehen muss, versteht sich von selbst.
Checkt noch mal, ob das gut ist, dass dein Mann da stark mitmischen. Er hat da nicht mehr so große Lust und wie macht er das überhaupt neben Arbeit und so. Mit 13 ist ausser Interesse für Schulthemen und Abfrage von Vokabeln auf Wunsch der Teenis eigentlich genug geleistet von Seiten der Eltern
Sprecht auch mal über die Freunde, vorsichtig.
24.05.2023, 08:34 Uhr | Hansaplast5
Vielen Dank für Eure Antworten!

Mit den Sachen wegräumen habe ich auch schon gemacht, weil ich dachte, dass das eine gute Idee wäre. Daraufhin hatte sie mir dann den Kleiderschrank leer geräumt.

Ich hoffe sehr, dass der Berater helfen kann. Er möchte sich nicht auf unsere Seite schlagen. Aber ich bin mir noch gar nicht sicher, ob sie überhaupt hingeht. Eigene Beratung wäre natürlich schon auch eine Idee, aber ich denke eher nicht, dass sie das macht. Ich glaube ihr persönlich geht es im Prinzip gut. Sie genießt es, dass sie so gut bei den Jungs ankommt und dass sie alles hat, was man so braucht. Sie kommt sich sehr cool und überlegen in der Schule vor. Leistung steht momentan nicht auf den erstrebenswert- Liste. Also ich glaube, sie denkt, es ist unser Problem und nicht ihres.

Vor 3 Wochen hatten wir zusammen mit meiner Tochter beschlossen, dass mein Mann nun nach der Schule von ihr schaut. Es hat das Verhältnis zwischen uns etwas entspannt. Dafür ist es jetzt deutlich schlechter zu meinem Mann geworden. Er ist jetzt schon an dem Punkt angekommen, wo er sagt, dass er keine Lust mehr hat und sie fallen lassen möchte. Bin mir nicht sicher, ob sie nicht, wenn wir sie nicht mehr abfragen, zum Lernen auffordern etc. nicht komplett abrutscht. Da habe ich Angst.

Neulich ist sie mehrmals abends aus ihrem Zimmer durch das Fenster abgehauen, um sich mit 18 jährigen zu treffen.
Dass es Türken von der Hauptschule waren, hat besonders meinen Mann sehr aufgeregt.
Ich denke auch, dass sie schon mit 12 gekifft hat. Sie schaukelt sich da auch mit ihrer besten Freundin so hoch (älterer Freund, vapen, Alkohol haben die beiden neulich auch getrunken, evtl. auch kiffen, Schule ist uncool, Mutter wird geschlagen etc.)
Ich versuche mich schon öfter in ihre Lage zu versetzen und kann es echt verstehen, dass für sie Schule nicht so wichtig ist und Freunde/Liebe/Aufregendes, wie Alkohol und Co. interessanter sind. War bei mir auch eine Weile so, nur war ich da etwas älter…
Und sie sollte es trotzdem durchziehen, um später ein angenehmeres Leben zu haben. Das versuchen wir ihr immer wieder zu erklären.


Zum Streiten gehören immer zwei, da gebe ich meiner Schwiegermutter Recht. Aufbrausend bin ich normalerweise nicht, kann aber schon auch gemein sein. Hätte mir einfach eine klare Grenze und Ansprache an meinen Mann gewünscht. Bin davon ausgegangen, dass sie ähnlich reagiert, wie meine Eltern reagiert hätten. Da gab es immer ein ganz klares Nein zur Gewalt. Egal, was ein anderer gemacht hat. Ich war auch frech zu meiner Mutter, geschlagen habe ich sie nie.
Das gab es bei ihm nicht und er hat sich auch viel geprügelt als Kind und Jugendlicher. Da wurde aber in der Regel gesagt, dass die anderen Schuld sind.

Bis 11 war meine Tochter auch recht pflegeleicht und ich weiß noch, dass meine Freundinnen früher öfter gesagt haben, wie ich das mache, dass sie so gut auf mich hört. Ich musste aber gar nichts machen, weil sie das von selbst (zumindest meistens) gemacht hat. Und falls mal etwas war, hat man die Konsequenz besprochen und dann hat es auch funktioniert.
Naja, ich hoffe, dass wir mit der Zeit und den Tipps, die wir vom Berater, hier oder auch von „Kess erziehen Pubertät“ (da habe ich letztes Jahr einen Kurs gemacht und schaue immer wieder rein) weiterkommen.

Und wenn es ganz schlimm kommt, dann bin ich jetzt froh, dass ich hier das mit dem Erziehungsbeistand vom Jugendamt erfahren habe.
17.05.2023, 16:34 Uhr | marinadiezweite
Hallo Hansaplast. Mir fiel noch auf, dass du dein Schlagen genau gezählt hast. Das muss man doch nicht, oder? Es ist aber nicht gut, dass du irgendwann damit angefangen hast in einem Alter deiner Tochter, in dem das schon sehr verletzend ist. Vielleicht für " Banalitäten" wie nicht aufräumen. In dem Alter hat man keine Chance damit. Konsequenz für nicht aufräumen ist liegen lassen. Im Wohnzimmer liegende Sachen werden ins Kinderzimmer verfrachtet oder in Müllsäcke Dachboden.
Nicht lernen, da hat man ebenfalls null Chance. Konsequenz ist Sitzen bleiben.
Nun, diese Zeit ist vorbei. Jedoch solltet ihr nun im Vorfeld reden. Bevor es eskaliert. Es geht nicht um Schuld, was falsch gemacht und so. Es geht darum, dass du vorher ein Gespür bekommst, was passieren könnte. Das würde ich thematisieren. Ob deine Tochter merkt, wenn sie sehr wütend wird zum Beispiel.
Wichtig ist, dass du dann sinnlose Diskussionen vermeidest. Aber unterscheidet, ob du was willst oder ob es wirklich wichtig ist. Hilft sie mit im Haushalt? Sonst stellst du Tischdecken für sie ein und Essen bereitstellen Als Beispiel.
Dein Mann, Suchtproblem ist nicht rosig. Nun, er hat das nicht gesehen mir dem Angriff durch deine Tochter. Vielleicht traut er sich ebenfalls nicht, einzugreifen. Erwarte nichts von ihm. Höchstens dass du ihn einbezieht dergestalt. "Du, bring mal die Xyz in Ihr Zimmer. Sie scheint mir wütend zu sein".
Du brauchst dich nicht ins Zimmer er zurückziehen und dich einschließen. Das macht es total schlimm.
Achtet mal unbedingt alle drei darauf, dass ihr mehr aufeinander achtet. Sprechen ohne bewerten ist gut. Erzählen dürfen über Stress Kummer Sorgen. Aber nicht nachdem es eskaliert ist.
Deine Schwiegermutter hat dir ein schlechtes Gewissen erzeugt. Vielleicht hat sie recht, dass du auch leicht aufbraust. Darüber zu überlegen, ob du das verdient hast, solltest du nicht mehr nachdenken
17.05.2023, 14:09 Uhr | bke-Hana-Blum
Hallo Hansaplast,

es freut mich, dass die bisherigen Antworten Ihnen bereits geholfen haben und dass Sie uns weiterhin von ihrer familiären Situation und dem Stand der Dinge berichten. Wie gut, dass Sie sich bereits fachliche Hilfe geholt haben und dafür offenbar auch Ihren Mann gewinnen konnten. Auch, wenn Sie und Ihr Mann noch keine für Sie zufriedenstellenden gemeinsamen Antworten gefunden haben klingt das für mich nach einem guten Weg, den Sie eingeschlagen haben. Ich finde es wirklich beeindruckend, wie Sie die Dinge angehen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer ganzen Familie sehr, dass es Ihnen und Ihrem Mann mit Unterstützung des Beraters mit der Zeit gelingt, mehr gemeinsame Haltung zu erarbeiten die ein deutliches Nein zu Gewalt beinhaltet und dass Sie diese dann auch zusammen gegenüber Ihrer Tochter positionieren können.

Derzeit fühlen Sie sich, so mein Eindruck beim Lesen, in manchen Situationen noch von Ihrem Mann alleine gelassen und wünschen sich in Konfrontationen mehr Rückenstärkung von ihm, das kann ich gut nachvollziehen. Ich habe gedacht, dass es innerhalb des Familiensystem vielleicht ja gar nicht Ihnen alleine so geht, sondern auch Ihre Tochter, eventuell sogar Ihr Mann, sich wünschen, mehr gehört, unterstützt und ernstgenommen zu werden?

Auch unter diesem Aspekt könnte es eine gute Idee sein, Ihre Tochter mit in den Beratungsprozess einzubinden. Vielleicht gäbe es ja sogar die Möglichkeit einer eigenen Beraterin für sie, mit der auch sie über ihre eigenen Themen sprechen könnte und mit der sie jemanden parteilich auf ihrer Seite (nicht auf der Seite der Übergriffe aber für sie selbst) hätte. Aus meiner Sicht würde das die Chance erhöhen, dass sie sich überhaupt in den Beratungsprozess einbinden lässt und Motivation hat an dem Thema zu arbeiten, ggf. später dann auch in einer gemeinsamen Beratung mit allen.

Ich wünsche Ihnen noch viele Antworten und sende Ihnen stärkende und bestärkende Grüße
bke-Hana Blum
16.05.2023, 12:49 Uhr | Hansaplast5
Vielen Dank erstmal für Eure/Ihre Antworten!
Die Antworten helfen mir jetzt schon. V.a. insofern, als dass Ihr/Sie das auch als Tabu/geht gar nicht- die Mutter so anzugreifen, seht.

Ja, die Scham ist schon groß. Ich würde es auch nie bei Freunden oder Verwandten sagen können.
Und natürlich überlege ich mir auch immer wieder, was ich falsch gemacht habe.
Wir sind jetzt schon seit ein paar Wochen in einer Beratung bei der Caritas. Dort wurde jetzt öfter über die Konflikte zwischen mir und meinem Mann gesprochen. Das, denke ich, ist schon auch ein Hauptgrund für ihr Verhalten.
Neulich ist mein Mann daneben gestanden, als sie mich gestoßen hat, und hat nichts gesagt. Er meinte dann, er hätte das nicht gesehen, weil er zum Fenster hinausgeschaut hat. Der Berater hat gestern daraufhin gesagt, dass mein Mann dann schon dafür sorgen sollte, dass wir auseinander gehen. Das versuche ich auch immer wegzugehen, allerdings kann ich mein Zimmer derzeit nicht abschließen.

Ich habe auch schon angekündigt, wie Sie, Herr Bach es auch vorgeschlagen haben, dass ich mir Hilfe hole (eben gerade bei dieser Beratungsstelle).
Aber ich habe auch das Gefühl, dass sie genau weiß, dass mein Mann das nicht so schlimm findet und eigentlich legitim. Sie sagt dann oft beim Streit: Papa mag dich auch nicht, dich mag eh niemand etc.

Ich denke schon, dass sie auch Grenzen von anderen Erwachsenen bräuchte. Der Berater wollte sie das nächste Mal auch mal alleine sprechen. Ich hoffe, dass das etwas nützt.

Das mit dem klaren Nein- geht gar nicht, wie Marina geschrieben hat, ist schon richtig, aber ich denke, das geht ihr in dem Moment am A.. vorbei. Sie findet es richtig und hat auch das Gefühl, dass ihr Papa das richtig findet. Er bezieht keine Stellung zur Gewalt und sagt immer nur, dass wir beide aufhören sollen zu streiten. Er hat selbst auch nie Grenzen diesbezüglich erfahren (hatte früher viele Schlägereien, für seine Eltern waren immer die anderen schuld und auch als er mich mal mit Baby auf dem Arm getreten hat und mir den Pullover zerrissen und ich mich dann an meine Schwiegermutter gewandt habe, meinte sie nur, dass ich sicherlich auch nicht unschuldig wäre und hat nicht mit ihm geredet. Es hat erst nach einer Paartherapie weitgehend aufgehört mit den körperlichen Angriffen).
Hast Du sonst noch eine Idee für Konsequenzen in diesen Situationen, Marina?

Das mit dem Jugendamt werde ich mir überlegen, wenn die Beratung mit der Caritas nicht fruchtet. Das ist gut zu wissen, dass es da auch Erziehungsbeistand gibt.
16.05.2023, 10:43 Uhr | bke-Hannes-Bach
Hallo Hansaplast5,
ich bin bke-Hannes-Bach und einer der Moderatoren hier im Forum.
Ich möchte mich gerne bei Ihnen erkundigen, ob für Sie bei den bisherigen Reaktionen schon hilfreiche Gedanken dabei waren?
Ich möchte Ihnen auch vermitteln, dass ich Ihren Mut und ihre Entschiedenheit, sich jetzt Hilfe zu organisieren sehr beeindruckend finde! Bleiben Sie nicht alleine mit dieser Herausforderung sondern machen Sie deutlich, dass sie das aggressive Verhalten Ihrer Tochter nicht mehr dulden werden und sich daher Hilfe holen. Das sollten Sie ruhig Ihrer Tochter auch ankündigen mit der damit verbunden Botschaft: "Ich will, dass Du Dein Verhalten mir gegenüber änderst!" Ich finde daher auch die Idee meiner Kollegin sehr wichtig, sich an eine Beratungsstelle oder das Jugendamt zu wenden. Dabei benötigen sie noch gar nicht die Kooperation Ihrer Tochter. Das können Sie erst einmal für sich entscheiden und ein erstes Beratungsgespräch für sich vereinbaren.
Ich wünsche Ihnen Kraft und Zuversicht!
Viele Grüße, bke-Hannes-Bach
15.05.2023, 16:28 Uhr | marinadiezweite
Hallo Hansaplast 5, zwei Dinge am Anfang. Taschengeldentzug ist nicht empfehlenswert. Kein Zusammenhang mit dem unerwünschten Verhalten. Medienentzug im Prinzip auch nicht. Beides trifft resolute Jugendliche wie deine Tochter ausserdem nicht ausreichend. Sie macht einfach weiter.
Das zweite: Die Frage, woher schlagen kommt, solltest du erst beantworten, wenn es aufhört. Und zwar sowohl von der Tochter als auch von deinem Mann. Oder bist du der Meinung, es könnte einen Grund geben?
Vielleicht nur den, dass man nicht früh genug Grenzen gesetzt hat. Dass man nicht geschlagen werden will, darüber braucht man meiner persönlichen Meinung nach nicht diskutieren oder reden. Nicht über das warum und das wieso. Und andere machen das auch und wie bestrafe ich das?
Einfach nein.
Am schlimmsten sind alle, die ihren Frust am Opfer auslassen.
Dränge deine Tochter weg, bevor sie explodiert. Das Entschuldigen ist noch schlimmer und dramatischer. Das verharmlost alles, finde ich.
Ihre Kleidung wirft sie hin. Da würde ich wohl sagen: Pech gehabt. Sie hat ja dann ein Problem. Sammel die Sachen bloss nicht ein. Ausser sie hilft mit.
Klar, irgendwas ist da schief gelaufen. Aber das kann man erst "bearbeiten", wenn die Grundsätze des Miteinander klar sind.
13.05.2023, 16:57 Uhr | bke-Hana-Blum
Hallo Hansaplast5

zunächst einmal möchte ich Sie im Elternforum herzlich Willkommen heißen und Ihnen für Ihren Beitrag danken. Darin haben Sie Schwierigkeiten mit ihrer 13-jährigen Tochter geschrieben, die auf von Ihnen gestellte Anforderungen, Regeln und Konsequenzen äußerst aggressiv reagiert, bis hin zu körperlichen Angriffen. Aus Ihren Zeilen wird deutlich, dass Sie sich schon viele Gedanken gemacht haben über die Gründe für dieses grenzüberschreitende Verhalten. Auch Ihr eigenes Agieren und ihre Reaktionen auf ihre Tochter scheinen Sie dabei in den Blick zu nehmen sowie frühere Gewalttätigkeiten ihres Mannes, die ihre Tochter vermutlich mitbekommen und so am Modell erlernt hat. Alleine kommen sie grade nicht mehr weiter, deshalb finde ich es gut, dass Sie sich jetzt auf diesem Wege Unterstützung holen.

Ich habe großen Respekt davor, wie offen Sie über die Gewalttätigkeiten und Grenzüberschreitungen innerhalb Ihrer Familie kommunizieren. Viele Betroffene (sowohl betroffen im Sinne von eigener Gewaltausübung als auch erlebter Gewalt durch Partner:innen und/oder die eigenen Kinder) halten die Geschehnisse aus Scham und aufgrund von Schuldgefühlen geheim. So bleiben die Taten und die Not der Familienangehörigen für Außenstehende im Dunkeln, was die Aufrechterhaltung der schädlichen muster begünstigt. Zum Glück gehen Sie aus dieser Zone heraus, was aus meiner Sicht große Chancen birgt, Veränderungen zu bewirken.

Da Sie so offen frühere und aktuelle Gewalttätigkeiten in Ihrer Familie angesprochen haben, möchte ich ebenso offen auf Ihre Frage nach Ideen antworten: Ich halte es nicht für ausreichend, sich an dieser Stelle über Konsequenzen Gedanken zu machen sondern für notwendig, sich jetzt weiterführende Hilfen zu suchen um die Probleme anzuschauen und anzugehen. In Ihrer Familie wurden und werden Grenzen massiv überschritten. Das hat, wie Sie bereits benannt haben Gründe und diese sowie die Überschreitungen gilt es aus meiner Sicht mit fachlicher Hilfe zu beleuchten. Eine Möglichkeit wäre es, sich ans Jugendamt zu wenden das sogenannte Hilfen zur Erziehung für Familien bereit stellen kann. Vielleicht haben Sie schon mal von sozialpädagogischer Familienhilfe oder Erziehungsbeistandschaft gehört? Infrage kommen würde aus meiner Sicht auch eine Familientherapie, in die alle Familienanghörigen mit einbezogen würden. Sie können dafür oder auch für Erziehungsberatung auf Elternebene auch eine Erziehungs- oder Familienberatungsstelle in ihrer Region aufsuchen, um sich dort beraten zu lassen. Auch Ihre Tochter könnte dort Beratung bekommen.

Ganz wichtig in Bezug auf das von Ihnen geschilderte verbale und körperliche Agieren in Ihrer Familie finde ich, dass Sie sich mit Unterstützung von außen eine Position erarbeiten mit der sie deutlich signalisieren können, dass Sie in Zukunft weder Gewalt anwenden noch diese dulden werden. Dafür braucht es tatsächlich Menschen, die Ihnen dabei den Rücken stärken. Ergänzen möchte ich, dass es auch kein Tabu sein sollte, bei körperlichen Übergriffen die Polizei zu informieren und sie zu bitten einzuschreiten.

Natürlich können sie auch dieses Forum sehr gerne weiterhin nutzen, sowie unsere Mailberatung, um sich weitere Möglichkeiten zu erarbeiten und Rückenstärkung sowie Räume für weitere Reflektion zu bekommen.

Ich wünsche Ihnen einen guten Austausch mit anderen Eltern und grüße sie herzlich
bke-Hana Blum
Zuletzt editiert am: 13.05.2023, 16:59 Uhr, von: bke-Hana-Blum

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