Hallo zusammen,

ich bin momentan ziemlich am Boden zerstört. Seit einer Woche macht mein jüngster (11 Jahre) extreme Schwierigkeiten. An einem Tag kam er heim mit einer geschwollenen Hand. Andere Kinder aus unserem Wohngebiet hatten in mit Steinbrocken beworfen (ca. zwei hände groß) als er auf einem Baum saß. Krankenhaus - zum Glück nichts gebrochen sondern nur geprellt. Ok, da kann er eher weniger dafür. Zwei Tage später klingelt es an der Tür und er wird von der Polizei heim gebracht. 5 andere Kinder und er sind hier bei uns (wohnen an den Feldern) in einen nicht eingezäuntes Gartengrundstück gegangen und haben sich an einer alten Hütte zu schaffen gemacht. Meiner meinte er hätte nichts gemacht und einer der Jungs hätte gesagt es wäre sein Grundstück. Auch das habe ich mal soweit geglaubt .. evtl. kommt da noch was nach. Wurden auf jedenfall alle befragt und der Jugendsachbearbeiter hat sich dem Fall angenommen.
Übers Wochenende bis gestern hat er dann bei meiner Mutter übernachtet. Als wir daheim waren ist er wieder aus zum Spielen. Als er heim kam meinte er das er 50 Euro auf dem Feldweg gefunden hatte. Hat mich ein wenig stutzig gemacht. Weil er den ganzen Tag schon von 50 Euro sprach die es sich verdienen wollte.. wäre schon ein großer Zufall.
Also hab ich bei meiner Mutter angerufen und gefragt ob er von irgendwem Geld bekommen hat. Hatte er nicht. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Bauchgefühl und hab gesagt sie sollen mal schaun ob Geld fehlt.. leider war es dann wirklich so.. mein Bruder hatte in seinem Stockwerk 600 Euro in 50er Scheinen auf seinem Kühlschrank liegen und der Kurze hat da 50 Euro eingesteckt.
Darauf hin hab ich in angesprochen... hab selbst schon angefangen zu weinen weil ich so enttäuscht war und verzweifelt... er ist dann auch total in Tränen ausgebrochen. Wir sind dann sofort zu meinem Bruder und er musste das Geld zurück geben.
Ich bin verzweifelt weil ich nicht mehr weiß was tun.. er bekommt eigentlich viel.. und ich unterstütze ihn auch wo ich kann. Trotzdem ist es so das er momentan sehr viele (größere Fehler) macht und dann auch erst immer mal am lügen ist bis man anderweitig die Wahrheit raus bekommt und dann ist das geheule groß.
Ich werde jetzt auf jedenfall schaun das ich einen Termin zur Beratung bekomme irgendwo... muss aber noch schauen wo genau und wie schnell das geht weiß ich dann auch nicht (vielleicht hat jemand Tipps wohin ich mich wenden kann LK Esslingen).

Danke schonmal fürs lesen ..
LG

Sehr geehrte Userin Tanja,
vielen Dank für Ihren Beitrag in unserem Elternforum. Zu Ihrem Thema haben Sie bereits einige Anregungen bekommen und wenn ich sie richtig verstanden habe, können Sie auch einiges davon nutzen.
Aus meiner Sicht stellt sich Ihr Problem ähnlich dar, wie es die Userinnen bereits beschrieben haben. Wenn Ihr Sohn bislang derartig nicht auffällig gewesen ist, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine altersbedingte Auffälligkeit handelt, die stark von der sogenannten Peer-Group, also Gleichaltrigengruppe geprägt ist. In der Entwicklungsstufe Ihres Sohnes ist diese Gruppe für die Kinder sehr wichtig. Es werden neue Regeln und Modalitäten des Zusammensein definiert, Werte und Ansichten neu definiert. Die Überschreitung von gesellschaftlichen Grenzen und Normen gehört hierbei oft dazu.
Allerdings soll das nicht heißen, dass Ihr Sohn tun und lassen kann was er möchte. Es gehört eben auch dazu, die Folgen einer solchen Handlung kennenzulernen. Diese sollten und werden ihm deutlich vermitteln.
Möglicherweise steht Ihr Sohn aber auch unter Druck. Hin und wieder kann es vorkommen, dass die Kinder unter einem Gruppenzwang oder sogar einer direkten Bedrohung durch andere Kinder stehen. Ihr Sohn will dazu gehören und nicht ausgeschlossen sein. So ist es leichter einfach mitzumachen, als sich abzugrenzen.
Da Ihr Sohn von den 50 Euro erzählt hat, sucht er bei Ihnen auch Hilfe aus diesem Dilemma, denn er weiß, dass der Diebstahl des Geldes nicht in Ordnung ist.
Verzweifeln Sie also nicht, sondern sprechen mit Ihrem Sohn immer wieder über diese Themen. Halten Sie Ihre Tür also offen, damit er immer wieder Schutz, Hilfe und Orientierung von Ihnen bekommen kann.
Eine Beratung kann Sie dabei sicher gut unterstützen.

Herzliche Grüße bke-Eddy-Kreuzer

Hallo Tanja,
auch wenn es blöde für Dich klingen mag und die Häufung der Vorfälle natürlich schon ein bisschen erschreckt, aber das ist alles relativ normal !
Sowohl das Stehlen als auch das Abenteuer auf verlassenen Grundstücken suchen und die Rangelei mit anderen - alles noch im grünen Bereich !!!
Denk doch mal an Kinderbücher von früher, auch da wollten die Jungs in dem Alter Abenteuer erleben - nur wird es ihnen heute relativ schwer gemacht durch unsere wohldurchdachte und behütete Form der Kindererziehung. Früher sind wir nach der Schule bis zum Dunkelwerden alleine draußen herumgetollt, heute gibt es kaum noch etwas zum "Tollen".
Klar, dass er geklaut hat, ist nicht schön. Und sicher kann es auch sein, dass er abgezogen wird (Jacke und Waveboard), da würde ich auf jeden Fall das Gespräch mit ihm suchen und ein Auge drauf halten. Aber ich selber bin hier damals auch auf das Forum gekommen weil mein Großer Geld an sich genommen hatte. Solche großen Scheine üben einen Reiz aus und der Versuchung können gerade Jungs oft nicht widerstehen.
Such ruhig eine Beratungsstelle auf, aber bewerte das Ganze nicht über. Unterbringung oder Therapie ist da ganz gewiss nicht nötig !
LG

Guten Morgen,

danke Unas.. durch Deine Worte hab ich mir nochmal ein paar Gedanken in eine andere Richtung gemacht..

Die jungs hier in der Gegend mit denen er spielt sind schon immer etwas umtriebig und haben teilweise wirklich nur blödsinn im Kopf.
Leider ist es so das ich mit den Eltern nicht wirklich Kontakt habe, sind auch ein paar schwierige Fälle dabei bei denen es die Eltern nicht wirklich interessiert was die Kinder machen und / oder die "Erziehung" etwas anderst ist.
Böller ab 18, Feuerzeuge, Taschenmesser, E-Zigaretten etc. sind da bei manchen selbstverständlich. Für mich wäre das ein no-go in diesem Alter.
Dazu gepaart mit der Ansicht "mein Kind ist ein Engel, stellt nie was an" (gibt es in meinen Augen nicht) ... ist das eine etwas blöde Mischung.

Ich mag es deshalb nicht wirklich wenn mein Sohn mit einigen von denen zusammenkommt. Wir hatten das auch oft schon beredet und ihm erklärt .. im Endefekt muss ich auf seine Einsicht hoffen. Einsperren will ich ihn nicht. Während der Schulzeit geht er aber inzwischen sehr gerne in die Jugendhäuser / Freizeittreffs hier.. das begrüße ich natürlich sehr. Das ist zweimal die Woche.

Jetzt aber zum Gedanken auf den Du mich gebracht hast... früher war mein Kurzer der "chef" draussen.. Er ist zwar der kleinste gewesen aber irgendwie sind ihm alle hinterher getrabt.. ich könnte mir vorstellen das sich das etwas geändert hat. Alle sind größer/reifer geworden.. entwickeln sich weiter.. vielleicht ist es deshalb so. Eine Art von wegen ich bin dabei ..

Wieder nur ein Gedanke.. aber schon möglich...

LG

Hallo Tanja,

ich denke, wenn du das Gefühl hast, dass du Beratung brauchst in dieser Situation, dann ist es genau richtig, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Du hast dich ja aus diesem Grund (dass dir das Verhalten deines Sohnes Sorgen macht) auch hier gemeldet.

Mir ist beim Lesen der "Vorfälle" und Aktionen gleich die Frage durch den Kopf gegangen, inwiefern die Freunde da mit involviert sind. Geht es um "Mutproben", muss dein Sohn evtl. Dinge "abliefern", will er sich beweisen? Was hat es mit der Verletzung durch geworfene Steine auf sich? Du schreibst zwar, dass du keine Anhaltspunkte dafür hast, dass er "abgezogen" wird. Aber kann es nicht sein, dass diese Jungstruppe zurzeit etwas sehr "umtriebig" ist?

Wenn Kontakt zu Eltern der Freunde besteht, ist das vielleicht eine Möglichkeit herauszufinden, was da im Moment vorfällt und sich auf Elternebene mal auszutauschen. Die anderen Mütter sind vielleicht auch nicht begeistert, wenn ihre Kinder andere mit Steinen verletzen oder auf Grundstücken "marodieren" und von der Polizei nach Hause gebracht werden.

Ich wünsche dir viel Kraft und gute Beratung. Hier bei der bke und auch in der Beratungsstelle. Unten rechts unter "Beratungsstellensuche" kann man übrigens die Postleitzahl eingeben und bekommt dann Adressen angezeigt.

LG
Unas

Erstmal danke für Deine Antwort AnjaLe,

vielleicht bin ich ein Stück weit "verwöhnt" .. mein großer (14) hat bisher noch nichts in dieser Richtung gemacht (oder sich eben nicht erwischen lassen, das kann natürlich auch sein)...

Schwer machts auch einfach die ständige lügerei.. sonst ist nichts grßeres Vorgefallen ausser das er innerhalb von 2 Tagen seine Jacke und sein Waveboard "verloren" hat. Kann man natürlich auch weiter denken und sich fragen ob er von irgendwem ausgenommen wird.
Aber in die Richtung habe ich keinerlei Anhaltspunkte...

Gibt es ein zu früh für eine Beratungsstelle? Ich denke nicht.. vielleicht bin ich da auch einfach gebrandmarkt.. bei mir hat sich damals keiner drum gekümmert und ich habe jetzt mit den Folgeerkrankungen zu leben. Vielleicht mach ich mir auch deshalb einfach sorgen weil ich teilweise nicht da war für ihn sondern in der Klinik .. ich dadurch etwas falsch gemacht habe bei ihm oder wie auch immer...
Heißt ja jetzt auch nicht das ich ihn in eine Langzeittherapie stecke oder ihn irgendwie in seinem Charakter verändern möchte.. es ist aber auch einfach so das ich damit momentan ein Stück weit überfordert bin und nicht weiß was ich tun soll.

Ich möchte ihm einfach helfen sein Leben so gut wie möglich zu meistern.

Hallo Tanja,

Du schreibst, das er, Zitat:



Gab es denn außer den hier geschilderten noch andere Vorfälle? Hat es denn im Vorfeld irgendeinen Grund gegeben, der ihn dazu verleitet haben könnte, die 50 Euro an sich zu nehmen? Wollte er etwas bestimmtes davon kaufen, was er so nicht bekommen hat? So wie Du es beschreibst, muss er ja ein ziemlich unreines Gewissen gehabt haben, das er diese Summe im Gespräch immer wieder erwähnte. Aber es ergab sich auch eine gute Gelegenheit!

Als ich das hier las, musste ich an einen Vorfall denken, der sich vor etwa 6 jahren ereignet hat. Meine Mutter hatte mich angerufen und den Verlust von 200 Euro beklagt, die in Form eines Scheins auf einem Board in Flur gelegen haben. Die Frage, ob meine Tochter sich bedient haben könnte, quälte mich ungemein, irgendwelche Anhaltspunkte dafür gab es nicht, sie hatte den Schein angeblich auch gar nicht gesehen. Ein Kollege sagte mir damals, das es nicht unnormal sei, wenn Kinder so etwas an sich nehmen, wenn man es ihnen vor die Nase legt. Diese Erfahrungen würden irgendwie alle Eltern einmal machen, weil die Kinder das verbotene austesten! Ich hielt das für dummes Geschwätz, denke heute darüber jedoch anders, weil ich viel ähnliches von anderen gehört habe. Der 200 Euro Schein tauchte nach einem halben Jahr wieder auf, er fand sich völlig zerfranst im Boden eines Schirmständers neben dem Board, wo meine Mutter nicht wenige Schirme sammelte.

Ich will damit sagen, das Dein Sohn in dem Alter, wo er jetzt ist, auch das verbotene, was natürlich einen Reiz ausübt, austestet, genau wie die anderen Kinder, die mit ihm auf das Grundstück gingen. Das ist eine Phase, die auch den Übergang in die Pubertät einleitet. Sicher ist die Enttäuschung bei Dir groß, das kann ich verstehen und will das auch nicht beschönigen, aber jetzt schon in eine Beratung zu gehen, finde ich ein wenig früh, denn Du schreibst ja, das er seit einer Woche diese Schwierigkeiten macht. Daher auch die Frage, ob es da noch andere Vorfälle gab?


LG

Anja