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16.11.2015, 23:28 Uhr | frauswind
Hallo zusammen!
Ich wende mich an euch, weil ich mit meinem Latein am Ende bin.
Mein Sohn (9) ist so unfassbar anhänglich und eifersüchtig, er fühlt sich durch andere immer bedroht und hat Angst, mich zu verlieren, dass es manchmal pathologische Züge hat.
Kurz zu mir: ich bin seit 5 Jahren alleinerziehend, er ist mein einziges Kind, ich arbeite fulltime. Er geht in eine Ganztagsschule, 4. Klasse und ist top.
Er ist hat keinen besten Freund oder Freunde, bestenfalls Kumpel. Er eckt in der Klasse oft an, weil er sich langweilt, wird viel geärgert, wird aber von den Lehrern gepusht und gefordert. Soziales Benehmen oder Empathie sind irgendwie wenig vorhanden.
Seit seinem 2. LJ greift er Kinder an, um die ich mich "kümmere". Sei es, ein Kind zu trösten, was sich verletzte oder jemandem zu helfen. Da drehte er schon im Kiga (mit 1 rein) komplett durch. Ich hielt es über die Jahre (bis zur Einschulung) dann immer so, dass ich sagte, wenn er jemanden angreift, gehen wir sofort nach hause. Ich zog das auch konsequent durch - und vereinsamte selber sozial. Ob er das so wollte - keine Ahnung...

Jedenfalls hat er das immer noch. Seit einem Jahr habe ich jetzt einen neuen Partner, der natürlich nicht akzeptiert wird. Das ist ja die größte Gefahr für ihn. Ein neuer Mann, der ihm die Mama wegnimmt. Er will noch in meinem Bett schlafen, er will zur Schule gebracht werden (lasse ich beides nicht zu), er kämpft gegen meinen Partner, setzt deutliche "Duftmarken". Es ist so anstrengend, weil ich einfach nicht weiß, was genau er eigentlich will und wie ich ihm helfen kann.

Am Wochenende ist es eskaliert. Ich hatte Besuch von Freundinnen (das habe ich seeeeeehr selten) und der Junge ist komplett ausgerastet. Er lag schon im Bett, es war sehr spät. Plötzlich schrie er, schmiss mit Sachen, knallte die Türen zu, machte einen Heidenrabazz. Schrie: "Das ist meine Wohnung, die sollen gehen." Schrie die Frauen an: "Alle raus hier!" Er war völlig durchgeknallt! Er wollte nicht, dass ich Besuch habe. Ich fand überhaupt keinen Zugang.

Hat er solche Verlustängste?
Zu ihm: Er macht in seiner Freizeit nichts. Er brennt für nichts. Am liebsten würde er nur Star Trek gucken. Kein Sport, keine Musik und v.a. keine anderen Menschen.
Das quält mich. Ich bin da dezent anders - oder war es zumindest mal.
Seinen Vater sieht er maximal 2 WE im Monat. Der ist mir leider keine große Hilfe. Lebt auch in einer anderen Stadt.
Wie kann ich dem Kind helfen?
Fragt, sich für die Länge entschuldigend,
swind
18.11.2015, 20:17 Uhr | marinadiezweite
Hallo frauswind, ja, ich sehe das auch so. Es war nicht einfach für dich die ersten Jahre. Und so warst du sehr konsequent. Und hast das angekündigte wahr gemacht. Bei Blödsinn anstellen geht ihr beide nach Hause. Ich sehe das auch so, dass es eher eine Strafe für dich war. Und du dann immer mehr vereinsamt bist. Ob dein Sohn emphatielos ist, kann man so nicht beurteilen. Man kann von Kindern ja nur Einfühlungsvermögen bekommen, wenn man ihnen versucht, etwas nachvollziehbar, nachfühlbar zu machen. Manche verstehen es dann, andere Kinder nicht.
Da heißt es im Grunde immer am Ball zu bleiben. Rechtzeitig zu erklären und auch zu sagen, warum dir etwas wichtig ist.
Schwerer ist es, ihm zuzuhören. Er hat bestimmt seine Gründe und Ideen und Gefühle. Und er entbehrt ja im Grunde auch seine Mutter den ganzen Tag durch deine Berufstätigkeit.
Ich denke, dass ihr jetzt beide zusammen üben solltet. Ist dein Sohn nachmittags allein, bis du heimkommst? Die eine und erste STunde kann vielleicht ihm und dir zusammen gehören. Das heißt nicht, dass ihr zuhause bleiben müsst. Macht kleine BEsuche mit begrenzter Zeit. Oder Einkäufe. Dann sollte aber auch eine Zeit da sein für dich oder Zeit für euch zu Hause, wo dein Partner, deine Freundinnen dazukommen.
Ich schätze mal, das solltet ihr in kleinen Schritten konsequent üben.
So, wie dein Sohn jetzt ausrastet, scheint es mehr als nur Eifersucht zu sein. Es scheint so, als wenn er auf dich aufpassen und dich bestimmen will.
Ich denke, in den kleinen Schritten, wo du ihm auch ankündigst, was du vorhast. Kann er es langsam lernen. Dabei erscheint mir auch wichtig, dass du die Aktionen mit ihm besprichst. Sie aber auch konsequent durchziehst. Und nicht allzusehr auf seine negativen Äußerungen eingehst. Nur dann kann er sich daran gewöhnen.
18.11.2015, 16:32 Uhr | bke-Robert-Baldini
Hallo frauswind,

zunächst einmal herzlich Willkommen in diesem Unterforum unserer Online-Beratungsstelle.

Es gibt immer wieder Momente in der Entwicklung von Kindern, in denen Eltern mit ihrem Latein am Ende sind und sich hilflos und ohnmächtig fühlen.
Alleinerziehend zu sein bedeutet auch, die Belastungen alleine zu tragen und sich nicht mal eben mit jemand anderen austauschen und beraten zu können.


Auch wenn ich keine Ferndiagnose stellen kann, spricht einiges dafür, dass Ihr Sohn Verlustängste hat. Es stellt sich von daher die Frage, wie er diese Ängste überwinden und Sicherheit gewinnen kann, und wie Sie ihn dabei unterstützen können.
Ihnen wird dabei – wie so oft in der Erziehung – eine Gratwanderung abverlangt: seine Form des Vermeidungs- und Konfliktverhaltens nicht zu unterstützen, ohne ihn dabei zu überfordern, und andererseits diesbezüglich erwünschtes Verhalten zu verstärken. Dabei können natürlich auch Fehler passieren, weil man nicht immer alle Folgen im Blick hat/haben kann.
Bereits im Kindergarten haben Sie Ihrem Sohn unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass Sie sein Verhalten nicht akzeptieren und für den Wiederholungsfall eine Konsequenz benannt („wenn Du jdm. angreifst, gehen wir sofort nach Hause“). Vom Grundsatz her völlig richtig.
Allerdings hatten Sie dabei nicht bedacht, dass die Konsequenz vermutlich ganz im Sinne Ihres Sohnes war, nämlich seine Mutter ganz für sich alleine zu haben. Darüber hinaus führte die weitere Entwicklung dazu, dass er sich nicht mehr den sozialen Situationen stellen musste, sondern von ihnen entwöhnt wurde. So etwas kann passieren, sollte aber künftig berücksichtigt werden.

Die Eskalation am Wochenende könnten Sie noch mal mit ihm besprechen (Problem: was ist seins, was Ihrs?) und ihn fragen, was er braucht, um die Situation auszuhalten, ohne auszurasten und sich daneben zu benehmen (Problemlösung). Natürlich können und sollen auch Sie Ihre Position sowie Ihre Wünsche, Bedürfnisse sowie Vorstelllungen mit in die Verhandlung einbringen.
Als Konsequenz (die zu jeder Vereinbarung gehört) für den Wiederholungsfall könnten Sie in Aussicht stellen, dass er – sofern möglich – über einen bestimmten Zeitraum woanders zu nächtigen hat, wenn Sie wieder Besuch haben. Wenn Sie zu einer Vereinbarung kommen, ist diese 100%ig umzusetzen.

Soweit meine ersten Gedanken zu Ihrem Anliegen, wobei ich gespannt bin, welche Ideen dazu noch von anderen eingebracht werden.

Viele Grüße

Bke-Robert-Baldini

Treffer: 3

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