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15.07.2019, 16:13 Uhr | Thomas79
Guten Tag liebe Eltern, Jugendlichen und Moderatoren!

Nach dem interessanten Eltern-Jugend-Chat gestern Abend, besten Dank für das schöne Angebot, möchte ich die offene Tür nutzen, um ein paar Fragen los zu werden, bei denen mich auch die Sicht der Jugendlichen interessiert. Natürlich freue ich mich ebenso über eine Beteiligung der Fachleute und anderer Eltern.

Ich frage mich z. B.:

Was erwartet ihr von euren Eltern? Im Alltag, aber auch in besonders schwierigen Situationen, z. B. in Konfliktgesprächen? Was wünscht ihr euch, wie sie sich verhalten?
Habt ihr das Gefühl, von euren Eltern mit euren Problemen verstanden zu werden oder ist das generell schwierig und für uns Alten vielleicht gar nicht immer möglich? Wollt ihr immer verstanden werden oder gehört das für euch auch zur Abgrenzung dazu?

Es ist nur eine Idee, möglicherweise habt ihr auch Fragen an uns und bestimmt haben die Moderatoren zu einem solchen Austausch auch viele interessante Gedanken beizutragen.

Ich bin gespannt! *bye*

Beste Grüße
Thomas
27.10.2019, 18:32 Uhr | tiredgurl
Hallo Thomas,
um ehrlich zu sein habe ich die anderen Beiträge unter deinem Beitrag hier nicht gelesen,möchte mich aber trotzdem auf deinen beitrag vom juli beziehen,wenn es denn noch nicht zu spät ist:) zuerst tut es mir leid wenn ich so gut wie alles klein schreibe.im echten leben mache ich das anders:)
bei mir ist es so das in den bereichen social media,handy,computer bei mir eigentlich keine Privatsphäre vorhanden ist,da meine Eltern meine whatsappchats, meine YouTube -und andere socialmedia aktivitäten kontrollieren,was aber auch berechtigt ist da ich in der Vergangenheit sachen getan habe die nicht in Ordnung waren (ich habe gegen keine Gesetze verstoßén) und ich bin 15 jahre alt. zudem habe ich auf meinem Handy eine allgemeine zeitbeschränkung von 1,5 stunden,meinem Computer ebenfalls eine von 2 stunden am tag,dort aber nur in einem bestimmten Zeitraum und auf meinem Handy extra noch schlafzeiten aktiviert,damit meine letern sichergehen können,dass ich weder mist baue,noch zu viel an meinem Handy sitze. das geht jetzt seit 2,5 jahren so-ich bin es mittlerweile gewöhnt,aber es nervt mich ziemlich,dass mir meine Eltern nicht vertrauen(bzw. meine mutter und ihr freund) und ich dadurch keine Privatsphäre habe.

von meinen Eltern an sich würde ich mir wünschen,dass sie mir einfach ein bisschen mehr vertauen schenken. in Konfliktsituationen wird es zu hause oft sehr laut,was ich auch nicht schön finde.allgemein schreit meine mutter besonders viel rum,auch wenn sie grade vielleicht mal bemerkt,dass man vielleicht etwas im haushalt vergessen hat,also auch bei Kleinigkeiten. das führt zu ziemlich viel stress zu hause!
ansonsten würde ich mir zb noch wünschen dass manernster genommen wird.ich weiß nicht,wie das in anderen Familien ist,aber wenn ich etwas sage,was mich momentan vielleicht bedrückt,dann kann ich es garnicht richtig erzählen,da meine mutter direkt sagt,ich soll bitte leise sein und sie ist momentan beschäftigt oder sie will ruhe.
ich möchte oft verstanden werden,aber wahrscheinlich auch nicht immer. ich möchte meinen Eltern ohne mir sorgen machen zu müssen erzählen dass ich in einer Beziehung bin, möchte aber nicht unbdeingt,dass sie wissen mit wem ich mich streite.

ich denke manches ist aber auch für Eltern garnicht richtig möglich zu verstehen,weil es in ihrer Jugend vielleicht anders war.


liebe grüße,

Sophia aka tiredgurl
Zuletzt editiert am: 27.10.2019, 18:33 Uhr, von: tiredgurl
tiredgurl
27.10.2019, 00:10 Uhr | dreamingAlex
Lieber Thomas,

zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass ich so lange nicht geantwortet hab! Die Uni frisst leider echt viel Zeit *sad*

Deine Antwort hab ich schon vor einiger Zeit gelesen, bin aber nie so recht dazu gekommen, zu antworten; vor allem, weil ich gar nicht so wirklich eine Antwort hab.

Wann dürfen Eltern die Privatsphäre der Kinder brechen?
Wie gesagt, ich hatte in der Situation ziemlichen Mist gebaut und meine Eltern hatten die Befürchtung, dass ich gemobbt werde. Das wollten sie in meinen Chats nachgucken.
Tatsächlich sind sie dabei auf Anzeichen einer Magersucht gestoßen (das hatte nichts miteinander zu tun und war da auch schon erledigt und das ist jetzt auch genug über mich!).
An sich würde ich sagen, dass es da also schon legitim war, in mein Handy zu sehen.
In meinem konkreten Fall hat das jetzt nicht viel gebracht, weil sich danach alles anders gefunden hat, aber im Allgemeinen wäre das wohl schon ein Grund gewesen, das Handy zu durchstöbern.
Ich kann aber im Nachhinein sagen, dass ich dieses Durchbrechen der Privatsphäre noch immer wahnsinnig schlimm finde! Ich hab seitdem einfach den Drang, meine Sachen sehr geheim für mich behalten zu wollen und fühle mich immer unwohl, wenn meine Eltern an meinen Sachen sind!

Was ist aber eine Lösung dafür?
Ich bin ganz klar dafür, nicht in die Handys der Kinder zu gucken! Unsere Eltern sind nicht mit Handys aufgewachsen und können sich nicht vorstellen, was für persönliche Dinge teilweise auf dem Handy sind und was ein Eindringen für Gefühle auslösen kann.
Aber was wäre passiert, wenn mich niemand dazu gebracht hätte, wieder mehr zu essen?
Oder wenn wirklich extremes Mobbing stattfindet, wodurch das Kind vielleicht sogar über Selbstmord nachdenkt?
Wie soll man dann handeln?

Ich hab wirklich keine Ahnung und verstehe vielleicht sogar, warum meine Eltern so gehandelt haben. Trotzdem finde ich persönlich es nicht gut.
Eine Antwort hab ich nicht und ich sitze jetzt schon eine ganze Weile hier und grüble.
Wie ist es angenehmer bzw weniger unangenehm? Wenn das Kind dabei sitzt oder ohne die Anwesenheit des Kindes?

Für mich ist Kontrolle etwas schreckliches und zeigt fehlendes Vertrauen.
Die Idealvorstellung ist natürlich, dass man es schafft, mit dem Kind zu reden oder zumindest zu merken, dass etwas nicht stimmt und ihm Hilfe zukommen zu lassen.
Aber das klappt nicht immer.
Letztens habe ich von Eltern gehört, deren Kind gerade anfängt, alleine zur Schule zu laufen. Die eltern sind heimlich hinterher gegangen, um zu sehen, ob das Kind alles richtig macht. Grauenhaft!
Aber würde ich lieber riskieren wollen, dass mein Kind überfahren wird?
Jetzt kann man sagen, dass Kinder das früher auch geschafft haben. Aber früher war eben auch weniger Verkehr und Cybermobbing gab es auch noch nicht.
Und wenn ich mir meine Ansichten gerade so durchlese, klingt das ziemlich nach Helikopter-Eltern!
Vermutlich ist einfach das Gespräch mit den Kindern die beste Lösung.
Um bei dem einfachen Beispiel zu bleiben: Die Kindern den Schulweg machen lassen und einfach nur mit ihnen mitlaufen. Sie auf gefährliche Stellen hinweisen und ihnen dann einfach vertrauen.
Und auch sonst kann man einfach ein liebevolles Umfeld schaffen, in dem sie Probleme hoffentlich ansprechen. Ich finde es z.B. ganz schrecklich, manche Themen unterschwellig zu tabuisieren! Wenn man sich beispielsweise immer wieder über den Kollegen lustig macht, der BurnOut hat, werden die Kinder sich vermutich nicht trauen, psychische Krankheiten anzusprechen.
Mann kann ihnen so viel Stärke mitgeben, dass sie auch Schwierigkeiten überstehen. Ich denke gerade, dass man den Kindern dabei helfen kann, mehrere Freundeskreise aufzubauen. Einen in der Schule und einen beim Sport beispielsweise. Und wenn sie in einer Gruppe Probleme haben, haben sie aber trotzdem noch Freunde, mit denen sie darüber reden können.
Wenn ich so darüber nachdenke, ist mir Privatsphäre vermutlich wichtiger als diese Sicherheit. Aber ob ich so auch noch denke, wenn ich mal selber Kinder hab?

Leider kann ich wirklich nichts dazu sagen. Trotzdem möchte ich die Diskussion hier nicht einschlafen lassen und vielleicht liest das hier ja jemand, der eine wirkliche Meinung zu dem Thema hat...
Hast du deine Kinder denn schonmal bei etwas kontrolliert oder würdest es gerne tun?

Entschuldigung für diese wahnsinnig chaotische Antwort und danke übrigens für das liebe Kompliment am Anfang deiner Nachricht :) Sowas ist wirklich schön, mal zu hören!

Liebe Grüße und einen schönen Abend
Alex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
06.10.2019, 18:20 Uhr | Thomas79
Guten Abend liebe Alex!

Besten Dank erneut für deinen ausführlichen und sehr interessanten Diskussionsbeitrag in diesem Thema!

Mein großer Sohn ist mitten in der Pubertät, damit hast du also absolut recht. Dann kann ich nur hoffen, dass er in ein paar Jahren deinen Reifegrad erreicht hat, das wäre eine sehr schöne Aussicht und Perspektive in meinen Augen.

Deinen Aufruf an uns Eltern, eure Privatsphäre zu achten, finde ich wichtig und gut. Ich bin da eigentlich absolut deiner Meinung. Auch ich kontrolliere nicht, was und mit wem mein Sohn schreibt. Das empfände ich als grenzverletzend und hier ziehe ich auch die Grenze von 'Das geht mich nichts an.' Aber vielleicht geht mich manches eigentlich doch was an, was ich dadurch nicht mitbekomme? Eventuell etwas, was ihn belastet, bei dem er Unterstützung bräuchte? Ich kann mich in jedem Fall nicht darauf verlassen, dass er mit all seinen Problemen, auch den ganz ernsten, unter allen Umständen zu mir kommen würde. Und ich habe auch Eltern und Erwachsene erlebt, die das anders handhaben und sich im Recht damit fühlen. Was wohl die Beweggründe sein mögen? Gäbe es für dich denn einen Punkt oder eine Situation, in der du das Handeln deiner Eltern gerechtfertigt gefunden hättest?

Wie sehen das die anderen Jugendlichen und die ModeratorInnen? Wie weit darf oder sollte man als Elternteil gehen? Gibt es Altersgrenzen oder Beschränkungen für Kinder und Jugendliche beim Thema Privatsphäre?

Beste Grüße
Thomas
23.09.2019, 17:53 Uhr | dreamingAlex
Hallo nochmal!

Auf diesem Weg möchte ich mich erstmal für dieses interessante Diskussionsthema bedanken. Ich les hier wirklich gerne die Nachrichten und mach mir jetzt auch immer öfter mal Gedanken dazu.

Zuerst möchte ich aber mal deinen Sohn "in Schutz nehmen", Thomas :D
Ich weiß nicht, wie alt er ist; ich jedenfalls dürfte aus den größten Wirren der Pubertät raus sein und hätte vor 3/4/5 Jahren bestimmt auch nicht so reflektiert antworten und überhaupt meine Meinung bilden können.
Auch mit meinen Eltern würde ich mich vermutlich niemals so austauschen. Geschrieben äußert man sich doch eher mal als im persönlichen Gespräche (klar, das ist z.B. der Grund für Hate im Internet, aber besonders für stille Menschen ist es auch eine großartige Möglichkeit) und auch diese geschützte, anonyme Ecke hier macht mir einiges leichter und diesen Austausch hier überhaupt möglich.

Ich hab in den vergangenen Tagen häufiger mal über die Fragen hier nachgedacht:
Es gibt unendlich viele Wege, wie Eltern gut und richtig handeln können. Oder vielleicht eher könnten.
Ich hab ja bereits im letzten Beitrag erzählt, dass man es den lieben Kleinen gar nicht immer recht machen kann :)
Also hab ich mir Gedanken darüber gemacht, was ich aber finde, was meine Eltern im Speziellen falsch gemacht haben.
Ich erinnere mich genau an eine Situation, in der ich mich mit meinen Eltern gestritten hab und zugegebener Maßen ziemlich Mist gebaut hatte. Dann musste ich meinen Eltern mein Handy geben und sie haben sich alles darauf angesehen. Sämtliche Nachrichten, die ich mit Freunden geschrieben hatte.
Und das, obwohl mein Handy nichts mit dem zu tun hatte, was ich angestellt hab.
Vielleicht bin ich etwas empfindlich, aber ich merke immer noch, dass das mich verändert hat und es ist immerhin schon gut 5 Jahre her.
Ich bin misstrauischer geworden und prüfe überall, egal wo ich hinkomme, ob ich beobachtet werde. Auch vor meinen Eltern möchte ich viel mehr geheim halten seitdem.
Ich sage überhaupt nicht, dass Eltern nicht den Medienkonsum der Kinder kontrollieren sollten, aber auch wir haben eine Privatsphäre und das in jedem Alter.
Meine Idee wäre, den Kindern z.B. ein gutes Medienverhalten beizubringen, die ersten Schritte gemeinsam zu gehen und vor allem es richtig vorzuleben.
Wenn wirklich etwas ist, kann man ja vielleicht nachsehen, mit wem die Kinder schreiben, aber doch nicht über was! Ich Sperren im Internet könnten den Kindern zeigen, was sie nicht dürfen und Kontrollen werden damit überflüssig.
Dieser Punkt ist mir wirklich wichtig und ich bitte alle Eltern, da mal drüber nachzudenken!
Es klingt ja gar nicht schlimm, mal das Handy zu kontrollieren, aber in mir hat es einiges getan.

Das war heute mal ein "Mecker-Beitrag" von mir. Wenn mir auf der Zugfahrt oder beim Prokrastinieren weitere Gedanken kommen, schreib ich hier gerne wieder und freu mich schon auf eure Antworten!
Liebe Grüße und einen schönen Start in die Woche
Alex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
19.09.2019, 20:25 Uhr | Thomas79
Guten Abend Herr Bäcker,

nun, dann lautet meine Antwort natürlich: Ja, ich finde das notwendig und bereichernd, deshalb habe ich dieses Thema eröffnet! *smiling* Ein Austausch mit den eigenen Kindern darüber zu führen finde ich sehr schwierig, weil die Bereitschaft auf der anderen Seite meistens nicht so gegeben ist. Hier ernte ich dann eher verdrehte Augen, genervte Blicke und Aussagen. Obwohl die Jugendlichen hier, wie Alex mit ihrem Beitrag sehr schön zeigt, offensichtlich ähnliche Fragen haben und so intensiv über das Verhältnis zu ihren Eltern nachdenken. Eventuell ist das aber auch nur kein "Jungs-Ding"? Oder die emotionale Verwicklung und Verstrickung ist zu intensiv und hier gelingt das besser, weil mehr Abstand da ist? Was denken Sie, wie so ein Austausch über die gegenseitigen Erwartungen aneinander möglich werden kann?

Den Beitrag habe ich vor Tagen bereits gelesen, aber in dem Moment keine Zeit und Ruhe für eine angemessene Antwort gehabt. Ungelesen verklungen wäre er also bei mir nicht, aber Ihre Reaktivierung des Themas hier hatte offensichtlich dennoch einen Reminder-Effekt auf mich *wink*. Daher besten Dank auch Ihnen dafür!

Beste Grüße
Thomas
19.09.2019, 20:04 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo Thomas,

ich beziehe mich auf Ihre Fragen im Startposting und wollte vor allem die guten Gedanken von dreamingAlex nicht ungelesen verklingen lassen und die Diskussion wieder beleben, in dem ich das Posting nochmal hoch hole. Zumindest bei IHnen hat das schon funktioniert *smiling* und ich bin gespannt, was andere Eltern und Jugendliche beitragen können.

Bei Ihnen lese ich, dass Sie bei Ihrem Sohn Person und Verhalten trennen können. Das halte ich für sehr wichtig und es ist schön zu lesen, dass Sie das tun.

Viele Grüße,

bke-Stephan-Bäcker
19.09.2019, 19:29 Uhr | Thomas79
Guten Abend zusammen!

Besten Dank für deinen ausführlichen Beitrag, liebe Alex, in dem du deine Sicht der Dinge so enorm selbstreflexiv schilderst. Wirklich beeindruckend! Für mich ist es sehr interessant zu lesen, wie es auf der anderen Seite aus der Innenperspektive aussieht, was für Beweggründe hinter diesem oder jenen für uns Alten manchmal unverständlichen Verhaltens- und Reaktionsweisen stecken. Vieles bezieht man auf sich selbst als Elternteil, fragt sich, was falsch läuft, was man falsches getan oder gesagt hat, dabei hat es scheinbar oft gar nicht so viel mit uns zu tun.

Selbstverständlich können wir uns hier gerne duzen, ich hab damit gar kein Problem. Zu deinen Fragen an uns Eltern kann ich, natürlich nur für mich, sagen, dass ich diese Phantasie eines "Traum-Kindes" so nicht hege und deshalb auch keine klaren Erwartungen an ein "perfektes" Kind formulieren kann. Meine Kinder sind für mich in ihrem Wesen so in Ordnung wie sie sind, ich will keine anderen. Und jetzt das große Aber: Natürlich gibt es Verhaltensweisen, die ich nicht mag oder tolerieren kann, die mich auch richtig nerven bei meinen Kindern und insbesondere bei meinem Sohn, der bei mir lebt. Für mich geht es dann aber weniger um die Frage des Alkoholkonsums oder der guten Noten in der Schule, sondern um sein Verhalten mir und anderen Menschen gegenüber. Mit einer schlechten Note kann ich gut leben, das sehe ich auch nicht so sehr als "mein Bier" an, mit grober Respektlosigkeit nicht so gut. Wenn ich also Wünsche formuliere, dann wäre das eher in der Richtung: Ein respektvoller, wertschätzender Umgang miteinander; den anderen ernstnehmen und angemessen behandeln, Grenzen respektieren, sich auf Gespräche und Diskussionen in Ruhe einzulassen und auch mal wahrzunehmen, dass wir Eltern auch nur Menschen mit vielen verschiedenen Belastungen und keine Maschinen sind, die immer alles richtig machen und reagieren.

Lieber Herr Bäcker, Sie fragen, wie ein Austausch über diese Themen angeregt werden kann und ob dieser notwendig ist. Mir ist leider im Moment nicht ganz klar, welches Thema oder welche Themen Sie mit Ihrer Frage genau meinen. Also, was meinen Sie? *smiling*

Beste Grüße
Thomas
19.09.2019, 18:52 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Liebe Eltern,

ich möchte mal die tolle Antwort von dreamingAlex hervorholen. Ist es das, was Sie von Kindern erwarten? Wir können Sie einen Austausch mit Ihren Kindern über diese Themen anregen? Oder braucht es das gar nicht?

Viele Grüße schickt

bke-Stephan-Bäcker
Zuletzt editiert am: 19.09.2019, 19:10 Uhr, von: bke-Stephan-Bäcker
16.09.2019, 19:00 Uhr | dreamingAlex
Guten Abend zusammen!

Ich hab diese Diskussion tatsächlich direkt am Anfang mitgelesen und wollte immer darauf antworten. Jetzt, einigermaßen krank und einfach nur müde von social Media *hypocritically* hab ich auch endlich die Zeit dafür.
Vielleicht interessiert sich ja noch jemand dafür... :)

Ich wohne zu Hause, hab also einen sehr engen Kontakt mit meinen Eltern und gerade bin ich sehr froh darüber.
Bei mir ist gerade alles im Umbruch und in den letzten Wochen bzw Monaten hab ich fast alle meine Freunde verloren. Alles ist im Umbruch und ich bin unfassbar dankbar, meine Eltern zu haben.
Das ist für mich auch der Hauptpunkt. Ich möchte nicht sagen, dass ich das von meinen Eltern erwarte, aber dass es mir sehr wichtig ist.
Ich weiß einfach, dass ich einen kompletten Rückhalt bei ihnen hab.
Die Beziehung zu den Eltern ist wie jede andere Beziehung auch: mal enger und mal distanzierter.
Mit Freunden ist man häufiger in ähnlicheren Lebenssituationen, sodass das oft gut zusammen passt - mit dem Eltern ist das seltener der Fall und ich denke, das führt oft zu Streit.
Manchmal wünsche ich mir ganz viel Liebe von meinen Eltern, möchte ganz viel erzählen und brauche ihre ganze Zuwendung. Sie haben ihr Leben aber auch ein Stück weiter von mir distanziert und das muss man beim Erwachsen werden erstmal lernen. Die Welt dreht sich nicht nur um mich und manchmal fühle ich mich zurück gewiesen.
Dann gibt es aber auch Tage, an denen ich nur meine Ruhe haben will und niemanden fragen muss, wie mein Tag war!

Ich denke, zwischen diesen Gegensätzen bewegt sich jeder, jeden Tag.
Wir jungen Menschen erleben aber viele Sachen zum ersten mal und das ist anstrengend. Dazu müssen wir irgendwie noch wissen, wer wir selbst sind und unsere engsten Freunde suchen genau das auch gerade.
Es ist ein auf und ab und irgendwie müssen wir das alles verstehen.
Von daher schwanken wir vielleicht ein bisschen mehr und ein bisschen extremer zwischen diesen beiden Polen und ehrlich gesagt, kann man und es wahrscheinlich gar nicht recht machen (es stört mich, dass ich dieses "wir" benutze und alle über einen Kamm schere.)

Aber vielleicht ist es auch gut, zu streiten.
Manchmal muss ich etwas Dampf ablassen und manchmal tut es auch gut, alle rhetorischen Strategien in rage auszuprobieren. Aber im Ernst, zu Hause kann man gut streiten lernen.
Und das abkapseln von den Eltern verläuft (zum Glück) nicht in einem riesigen Sprung, sondern in vielen kleinen Schritten und oft eben auch Streitigkeiten.

Vieles möchte ich meinen Eltern aber auch gar nicht erzählen. Wenn ich mit meiner Figur unzufrieden bin oder einen wahnsinnig attraktiven jungen Mann gesehen hab oder mich mit Freunden gestritten hab, dann ist das meine Sache.
Auch meine nagenden Selbstzweifel und die bösen Gedanken, wie ich sie so gerne nenne und die mich manchmal einfach öajm legen, möchte ich nicht mit ihnen teilen. Ich glaube, ich möchte meinen Eltern nicht das Gefühl geben, "versagt" zu haben (Ich denke, Eltern geben sich bei sowas häufig zu unrecht selbst die schuld) oder möchte einfach ständige Nachfragen vermeiden. Außerdem lasse ich oft Themen aus, bei denen ich Unstimmigkeiten erwarte.
Manchmal (besonders früher) ging es mir aber auch einfach darum, mein "Geheimnis" zu haben, etwas für mich.
Ich hab heimlich haarspülung gekauft, heimlich versucht arabisch zu lernen oder die Bücher, die ich gelesen hab, versteckt.
Manchmal will man sich vielleicht einfach mal Platz schaffen.

Ich bin sehr sehr froh, dass meine Eltern trotzdem immer fragen, wie mein Tag war und sich für mich interessieren.
Zu Hause fühle ich einfach eine Wärme und weiß, dass ich hier angenommen bin.
Wenn du, Thomas (Ich hoffe, es ist okay, dass ich einfach "du
" sage... es würde sich falsch anfühlen, hier über wirklich persönliche Ansichten zu erzählen und dich dann einfach zu siezen), deinen Kindern das gibst, dann kannst du es vermutlich nicht besser machen!

Ich würde gerne auch die Gegenfrage stellen: wann bin ich eine gute Tochter? Was wünschen sich Eltern (vielleicht ganz heimlich) von ihren "Traum-Kindern"?
Ich trinke keinen Alkohol, hab meist ziemlich gute Noten nach Hause gebracht und jetzt sogar einen Studienplatz gefunden. Ich hab nie so wirklich Ärger gemacht. Hab einen kleinen Nebenjob, der mir riesigen Spaß macht. Mache Sport und hab mal ein Instrument gespielt. Ich mag spiele Abende mit meiner Familie. Wenn ich mich mit Freunden treffe, bin ich meist zu angemessenen Zeiten wieder zu Hause.
Einer Freundin wurde von ihren Eltern mal gesagt, sie sei zu spießig.
Klar, alle Eltern möchten andere Werte vermitteln und wünschen sich andere Sachen; aber was wünscht ihr euch von euren Kindern?
Oder andersrum: was möchtet ihr gerne ändern?

Liebe Grüße
Alex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
02.08.2019, 11:25 Uhr | Sonalo
Hallo,

meine Eltern würden versuchen, mir zu helfen, könnten es aber nicht. Das hatten wir schon ein paar Mal und die beiden sind dann einfach hilflos und drehen dann ein bisschen durch. *whistle*
Ich komme immer zu ihnen, wenn ich diese "Alltagsprobleme" habe, sonst aber nicht. Allerdings wohne ich auch nicht mehr zu Hause, sodass die beiden vieles gar nicht mitbekommen.
Da hilft es mir, dass meine Eltern mir zwar immer zu verstehen geben, dass ich zu ihnen kommen kann, mich aber nie ausquetschen. Danach würde es mir eher noch schlechter gehen.

Von daher ist das für alle ganz gut so, wie es ist. *happy*

LG, Sonalo
01.08.2019, 21:06 Uhr | LuPa23
Ach was, das muss dir nicht leid tun *wink*
Das war schon immer so, quasi seit 20 Jahren ohne Vater. Ich bezeichne ihn eben nicht gerne als Vater, der Mann besteht aus reinem Egoismus und Rassismus, da möchte man sowieso nicht die Tochter sein^^
Man hat ja noch die Mutter, auch wenn man nicht über alles reden kann ist es trotzdem ein gutes Verhältnis.
Sie weiß und akzeptiert, dass ich Hilfe habe und mit dieser Hilfe bespreche, was es zu besprechen gibt.
Hätte ich diese nicht, wäre sie vermutlich auch weniger entspannter.

Schönen Abend noch
Lupa
01.08.2019, 17:26 Uhr | Thomas79
Guten Tag!

Besten Dank für die spannenden Beiträge und Gedanken zum Thema.

Ich bin schockiert über das Verhalten deines Vaters, LuPa! Dieses Nicht-Zuhören-Können, da würde ich noch sagen in Ordnung, das werfen Kinder den Eltern und umgekehrt bestimmt gerne vor, zumal im Streit. Das musste ich mir auch bereits sagen lassen. Aber nicht zu wissen wie alt das eigene Kind ist, dafür gibt es in meinen Augen keine Rechtfertigung! Ich kann mir gut vorstellen und verstehen, dass das für dich sehr verletzend sein muss und dass unter den Umständen auch kein Vertrauensverhältnis mehr möglich ist zwischen dir und deinem Vater. Das tut mir sehr leid.

Liebe Frau Finke, besten Dank auch Ihnen für Ihre Beteiligung mit diesen interessanten Gedanken zum Thema. Ich stimme Ihnen absolut zu, dass es Themen und Bereiche gibt, bei denen wir als Eltern nichts mehr zu suchen oder beizusteuern haben. Ich habe auch nichts dagegen, wenn Sohnemann manches lieber mit Freunden als mit mir bespricht. Obgleich es wirklich nicht leicht ist, diese Zuversicht, Gelassenheit und Vertrauen zu entwickeln bei Teenagern, die mit einer Großbaustelle im Gehirn *tongue* durch die Welt spazieren, sie entdecken und mir fällt es wirklich schwer, diese Gelassenheit stets an den Tag zu legen.

Das Nicht-Verstanden-Werden äußert sich, jedenfalls bei uns, allerdings in Situationen und Gesprächen mit mir. Das kann ich nicht auf seine Freunde abwälzen, mit dem Vorwurf muss ich umgehen, darauf reagieren.

Liebe Sonalo, auch du schreibst, dass deine Eltern wenig über deine Probleme wissen. Ich finde das sehr schade, dass das bei euch so ist. Deinen Grund, dass du sie nicht belasten möchtest, kann ich gut nachvollziehen aus deiner Sicht. Ich möchte dir aber trotzdem sagen, dass es für Eltern meistens leichter ist zu wissen wie es dem Kind geht und was die Probleme sind, als im Dunkeln zu tappen und nur wahrzunehmen, dass irgendetwas nicht stimmt. Dann macht man sich noch viel mehr den Kopf und es belastet einen eventuell viel mehr als konkret mir Rat und Tat zur Seite stehen und helfen zu können. Aber das scheinen deine Eltern doch an und für sich gerne zu wollen und zu tun, so wie du sie beschreibst! Daumen hoch

Beste Grüße
Thomas
31.07.2019, 22:46 Uhr | Sonalo
Hallo,

ich erwarte von meinen Eltern irgendwie, dass sie hinter mir stehen - sie müssen nicht mit allem was ich mache einverstanden sein, aber bei wichtigen Entscheidungen da sein und mich unterstützen. Zumindest so gut sie es können. (Ich studiere z.B. etwas, womit die beiden nicht so ganz einverstanden sind, aber werde trotzdem unterstützt.)

Meine Eltern wissen auch kaum etwas von meinen Problemen, weil ich immer so ein bisschen Angst habe, sie zu sehr zu belasten, aber bei "Alltagsproblemen" helfen sie mir immer, so gut sie können. Manchmal verstehen sie mich nicht so ganz, aber da kommt wieder der Punkt "hinter den Kindern stehen". *laughing* Aber wenn ich meinen Eltern etwas erzähle, brauche ich auch Hilfe und dann sollen sie wenigstens versuchen, mich zu verstehen.
Die Abgrenzung kommt aber eher dadurch, dass man nicht alles erzählt. Da ist dann das Vertrauen wichtig (dass ich auch mal was alleine hinbekomme).

LG, Sonalo
31.07.2019, 21:46 Uhr | bke-Zita-Finke
Hallo Thomas79,
spannendes Thema ! Erwartungen von Jugendlichen an ihre Eltern ......
Ich würde heute gerne ein paar Gedanken von meiner Seite, der einer der Moderator*innen hier im Forum hinzufügen.

Bei allen ganz individuellen Unterschieden - denn jeder Mensch ist einzigartig - das Gros der heutigen Eltern möchte gerne wissen, was die Kinder beschäftigt, möchte Begleiter durch die vielfältigen Entwicklungsaufgaben sein, möchte Halt geben, freut sich daran, ins Vertrauen gezogen zu werden.
Das ist schön ! Und ist eine, wie ich finde sehr gute Entwicklung, weg von dem Geist, das Erziehung in allererster Linie Disziplin und Gehorsam bedeutet.
Dennoch - ich glaube, es ist ein wichtiger Teil des Groß-Werdens, dass es Themen, Bereiche, Interessen bei Kindern, deutlicher dann bei Jugendlichen gibt, in denen die Eltern „keinen Zutritt“ haben. Wo es um Abgrenzung, um Autonomie, um größere Nähe zu Gleichaltrigen geht.
Und manche kindliche oder jugendliche Neugierde, Lebens- und Entdeckerfreude schießt über die ein oder andere gesetzte Grenze (mag sie noch so weit gefast sein) hinaus. Da knirscht es, da gibt es Diskussionen, da gibt es Grundsatzdebatten, da braucht es insbesondere von Seiten der Eltern ein gutes Maß an Zuversicht und Gelassenheit. Und Zutrauen, dass die über die Jahre aufgebaute gute Beziehung elastisch und stabil genug ist, um den ein oder anderen „Sturm“ zu überstehen.
Braucht es Zutrauen, dass der Jugendliche, trotz stürmischer See, seinen oder ihren Weg ins Leben finden wird.

Viele Grüße
bke-Zita-Finke
15.07.2019, 21:43 Uhr | LuPa23
Hallöchen,

aber sehr gerne *wink*
Ja, ehrlich gesagt schon. Es geht auch nicht um alle Probleme...so alltägliche Probleme kann ich schon mit ihr besprechen, z.B. wenn ich auf der Arbeit mal wieder unglaublich respektlos behandelt wurde ^^ Also "auskotzen" geht.
Aber die großen Themen, das geht tatsächlich nur mit anderen Erwachsenen und auch diese sind sehr genau ausgesucht. Da bin ich froh, wenn sie einfach nicht nachfragt, auch wenn sie mich dann vllt. besser verstehen könnte.

Meinen Vater kann man vergessen. Wir haben zwar die ersten 11 Jahre als Familie zusammen gelebt, aber einen Vater hatten mein Bruder und ich trotzdem nie. Abgesehen davon kann er sowieso nicht zuhören. Er wusste nicht mal wie alt ich werde und fragt mich mehrfach dieselben Dinge, die ich ihm schon genau so oft beantwortet habe. Der ist raus ^^
Ob Trennung oder nicht, ich würde mir von jedem Vater wünschen, dass er sich auch wie einer verhält und sich um seine Kinder kümmert.

Ich wünsch dir und den anderen hier eine gute Nacht *wink*
Lupa

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