bke-Elternberatung

bke-Elternberatung anonym
kostenfrei
datensicher
Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung e.V.

Forum - Themenansicht

30.08.2019, 16:06 Uhr | dreamingAlex
Das Zitat oben stammt aus dem Lied "Even when it hurts" und ich höre das Lied immer mal wieder sehr gerne. Fühle die Musik und mein Herz singt den Text.
Bis ich einmal da saß und die oben genannten Zeilen im Kopf gesungen hab. Und drüber nachgedacht hab.

Ist mir das wirklich genug?
Müsste ich dann nicht schon zufrieden sein?
Reicht es mir, Gott jetzt zu fühlen und darauf zu warten, zu hoffen, irgendwann bei ihm zu sein?
Ich bin ehrlich: mir reicht das nicht.
Ich weiß nicht, was ich vom Leben erwarte und mir erhoffe, aber ich träume von einem schönen und erfolgreichem Beruf. Einem liebevollen Partner. Kindern, die mir immer mal wieder völlig unverhofft ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Ich glaube und ich möchte glauben.
Aber was ist das? "Glauben"
Bedeutet es nur, anzuerkennen, dass es einen Gott gibt?
Stimmen Gläubige der Aussage im Titel bedingungslos zu? Können wir Menschen überhaupt zufrieden sein einfach nur durch das Vertrauen und Warten auf Gott?

Ich zweifle gerade. Nicht an meinem Verhältnis zu Gott, sondern daran, ob diese Bindung "Glaube" ist.
Ich habe andere Leidenschaften, für die mein Herz tatsächlich auch mal brennt. Ich wünsche mir auch mehr, als nur Gott nahe zu sein.
Gott macht einen unfassbar wichtigen Teil in meinem Leben aus, aber irgendwie wünsche ich mir doch mehr.
Was meint ihr?
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
30.09.2019, 09:03 Uhr | bke-Lorenz
Guten Morgen dreamingAlex,

habe deine Zeilen gelesen greife einen Punkt heraus. Du siehst dich eigentlich als ehrgeizigen Mensch mit Zielen und entsprechend auch dem Wunsch nach Erfolg. Und das war bisher auch stimmig für dich. Nun bist du nach der letzten Predigt verunsichert und stellst dir die Frage:"Entscheide ich mich, wenn ich ehrgeizig meine Ziele und Träume verfolge, gegen Gott?"
Mit dieser Frage machst du des dir nicht gerade leicht und sie passt auch gut zu deiner Ausgangsfrage, wonach du streben sollst. Ich denke, die Auseinandersetzung mit dem Glauben kommt nicht ohne offene Fragen und Verunsicherung aus. Erlaube dir diese begrenzte Verunsicherung (neben viel Sicherheit, die dir der Glaube gibt) und beobachte, welche weiteren Gedanken -auch im Austausch mit anderen Menschen- zu Tage kommen.

Ich wünsche dir einen schönen Tag + viele Grüße *bye* ,
bke-Lorenz
29.09.2019, 22:05 Uhr | dreamingAlex
Guten Abend!

Ich weiß nicht, ob jemand diese Diskussion noch verfolgt, aber ich möchte einfach meine Gedanken aufschreiben, weil mir dabei doch einige Ideen kommen.

In den letzten Tagen - in unverhofften Gesprächen mit den frisch gebackenen Kommilitonen, im Gottesdienst und in Mathe-Vorlesungen - sind mir aber einige neue Gedanken gekommen:

Zuerst zu der Frage, warum manche Menschen so ein wohlbehütetes Leben führen und andere so leiden.
Jeder Mensch erfährt die Gnade Gottes und zwar in dem Moment, in dem er zum ewigen Leben bei Gott aufersteht.
Und diese Gnade ist unendlich groß; jeder bekommt unendlich viel von Gottes Gnade zu spüren.
Und bekanntlich ist es bei etwas unendlich großem egal, wie viel man abzieht oder dazu addiert.
Wir alle werden irgendwann so ein großes Wunder von Gott erfahren, dass all das schlechte jetzt nichts ausmacht.
Das ist jetzt vielleicht schwer zu ertragen, aber wir Menschen müssen und können das auch nicht verstehen.

Dann kam mir ein anderer Gedanke, bei dem ich mir gerade nicht sicher bin, ob er aufgeschrieben auch nur eine Spur Sinn macht...
Ich habe mit einigen netten Mitmenschen (alles angehende Physik-Studenten) über den Glauben geredet. Und als ich nochmal über das Gespräch nachgedacht hab, ist mir ein etwas spezieller Vergleich eingefallen.
Die Menschen, die nicht an Gott glauben, sehen ein Ereignis und versuchen, eine dafür schon vorhandene Erklärung zu finden.
Menschen, die an Gott glauben, halten an diesem Glauben fest und finden ihn in vielen Situationen bestätigt.
Das klingt gerade etwas vage und ich bin nicht gut in Beispielen. Aber wenn ich beispielsweise einen schlechten Tag hab und mich jemand einfach anlächelt, dann hab ich zwei Möglichkeiten, dieses lächeln zu interpretieren (oder ich lasse es ganz sein und hab weiter schlechte Laune). Erstens kann ich denken, dass dieser Mensch heute einen schönen Tag hatte und er glücklich ist. Oder aber ich gehe davon aus, dass Gott mir diesen Menschen als Boten/als Engel schicken wollte, um mich daran zu erinnern, dass das Leben schön ist.
Das klingt aufgeschrieben ziemlich dämlich und das ist auch kein gutes Beispiel, obwohl Gott für mich in all den kleinen Dingen immer wieder spürbar wird, aber vielleicht versteht ja jemand, was ich versuche zu sagen.
Und diese beiden Herangehensweisen sind genau dieselben wie in der Physik.
Man kann sagen, Nichtglaubende sind die experimental Physiker: sie beobachten etwas und suchen eine Erklärung dafür.
Und die, die glauben, sind theoretische Physiker: sie gehen mit ihrer Theorie, mit ihrem Glauben, an die Sache heran und wünschen sich die Ergebnisse, die ihre Theorie bestätigen.
Ich will damit nicht sagen, dass alle Theoretiker an Gott glauben und die experimental Physiker eben nicht; es war bloß eine Parallele, die mir eingefallen ist und die in meinem kopf ganz gut war.

Und obwohl ich mich in meinem glauben in den letzten Tagen so sicher und geborgen gefühlt hab, zweifle ich heute.
Im Gottesdienst ging es um Demut.
Demut statt Hochmut. Okay.
Demut statt Ehrgeiz. Naja.
Ich würde schon sagen, dass ich ein ehrgeiziger Mensch bin; ich hab große Pläne und Träume, die auch von bestimmten erfolgen handeln.
Im Grunde geht das zu meiner ausgangsfrage zurück: Wonach soll ich denn sonst streben?
Ich würde keiner Aufgabe ernsthaft nachgehen, wenn ich keinen Erfolg haben wollte.
Und ist eine Arbeit in der Kirche denn etwa die einzige, der wir nach Gottes Meinung nachgehen sollen? Wohl kaum, oder?
Entscheide ich mich, wenn ich ehrgeizig meine Ziele und Träume verfolge, gegen Gott?
MUSS ich mich entscheiden?
Ich nehme besonders aus den Predigten vieles in meinen Alltag mit und gehe so gestärkt in die Woche. Aber heute bin ich verunsichert.
Ich fange gerade erst ein Studium an, von dem ich beim besten Willen nicht weiß, ob ich das schaffe. Und da sagt die Predigt mir, ich solle meine Grenzen nicht austesten.
Nicht dass ihr mich falsch versteht, die Predigt und der gesamte Gottesdienst haben mir auch sehr gut getan: "All eure Sorgen werft auf Ihn", das gibt Sicherheit und ich weiß, dass ich mit allen kleinen und großen Problemen zu Gott kommen kann.
Und die Worte, die ich sonst alleine und still bete, lait auszusprechen, tut auch gut.
Bloß die Zweifel nagen: will ich zu viel? Wende ich mich von Gott ab? Wie soll ich leben, wenn ich keine großen Ziele hab? Finde ich ein Leben, in dem ich nur nach Gott strebe? Werde ich damit zufrieden sein? Ist das das, was Gott sich für mich wünscht? Warum gibt er mir dann all die anderen Träume?

Ich hab so viele stärkende Lieder in der letzten Zeit gehört, über die ich ganze Seiten füllen könnte.
Lieder, denen ich von ganzem Herzen zustimme und in denen Gott zu mir singt.
Und ich spüre Gottes Wärme auch jetzt, wenn ich am Handy sitze und meine Gedanken reintippe, unsicher, ob sie überhaupt jemand lesen wird und ob sich jemand dafür interessiert.

Ich wünsche euch einen schönen Restsonntag und einen guten Start in die Woche.
Liebe Grüße
Alex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
16.09.2019, 14:34 Uhr | dreamingAlex
Hallo ihr!

Bei mir ist es gerade ziemlich turbulent und ich hatte bisher nicht die Zeit und Ruhe, mal wieder was dazu zu schreiben. Ich hab eure Vorstellungen gelesen und sie haben mir ein lächeln ins Gesicht gezaubert.
Danke, dass wir hier so offen und respektvoll diskutieren dürfen.

Ich hab einige Ideen und werd mal versuchen, die einigermaßen sinnvoll hier aufzuschreiben - ich hoffe, das klappt.

Ich habe Gott schon einige Male gespürt.
Das waren teilweise sehr große Situationen, die ich auch nach Jahren noch ins Detail beschreiben kann. Sicher, man kann das ganze auf Zufälle schieben und irgendwelche "weltlichen" Erklärungen dafür finden; ich habe Gott in diesen Momenten ganz deutlich gespürt und bin mir sicher, dass er da ganz nah bei mir war.
Aber an jedem Tag, an dem ich mit offenen Augen durch die Welt gehe, sehe ich Gott. Ich möchte fast wetten, dass jeder, der sich für einen Tag dafür öffnet, Gott wahrnehmen wird. Das kann an einem schlechten Tag ein lächeln des sitznachbarn im Zug sein oder der Schmetterling, der ein ganzes Stück mitfliegt. Ein Fleck Sonne im kalten Winter.
Jeden Tag erlebe ich Dinge, bei denen ich nach oben sehen muss, lächeln und Gott danke.

Trozdem fühle ich mich manchmal fremd von Gott. Ich habe nie aktiv gesagt "Gott gibt es nicht", aber eine ganze Zeit lang, hatte ich gar keine Bindung zu Gott und schon gar nicht zu Religion.
Jetzt weiß ich, dass ich in Gott geborgen bin und erst ganz langsam finde ich meinen Weg, meinen glauben auch mit anderen gemeinsam zu leben.
Und trotzdem empfinde ich manchmal beim beten nicht diese Wärme und Geborgenheit und manchmal ist es in mir viel zu laut und zu leer, um mich Gott nahe fühlen zu können.

Auf die zweifelnden fragen, die ihr gestellt habt, weiß ich natürlich auch keine Antwort, auch wenn ich immer wieder darüber nachdenken musste und nachgedacht hab.
Ich glaube, dass Gott alles in einem viel größeren Zusammenhang sieht und seine Wege viel zu groß sind, als dass wir sie verstehen könnten. "Die Wege des Herrn sind unbegreiflich" Etwas anderes kann man dazu nicht sagen.
Vielleicht sucht er manchen von uns ganz gezielt aus und sie sollen der Welt gutes tun. Das Leid mit Kraft und glauben überwinden und gestärkt rausgehen. In solchen Situationen vielleicht erst die für sie wirklich kostbaren Menschen finden.
Das klingt gut und schön, aber ich bin ehrlich: über andere kann man das gut sagen, aber wenn man selber in der Situation ist, geht das deutlich schwieriger.
Eine gute Freundin ist mit 15 gestorben. WARUM? Ich glaube, nach dem Leben auf der Erde kommt das Leben in Unendlichkeit. Vielleicht wollte sie schon zurück, vielleicht wollte sie jemanden wiedersehen, vielleicht sollte sie das Chaos auf der Erde nicht miterleben müssen. Vielleicht war sie auf eine Art, die wir nicht verstehen, schon zu erwachsen für diese Welt. Gott hat sie zurück geholt und sich etwas dabei gedacht.
Wie erklärt man es sich, wenn man hintergangen wurde, verarscht und sitzen gelassen. Einen Menschen verloren hat, aber nicht an Gott sondern an irgendjemanden. Warum hat man so eine lange Zeit zusammen verbringen dürfen, um sich danach so schmerzhaft zu trennen?
Warum hab ich diesen Menschen so lange als Engel gesehen, von Gott geschenkt?
Dieser Mensch war von Gott geschenkt und hat mir in den vergangenen acht Jahren sehr gut getan und mit mir zusammen manches durchgestanden . Jetzt kann ich das schon schreiben, ohne dass mir die Tränen übers Gesicht laufen (zumindest wenn ich den Kopf nach oben halte)
Ich bin selbstständiger geworden in der Zeit ohne diesen Menschen und vielleicht wollte Gott genau das. Ich verstehe es nicht und wünsche mir diesen Menschen zurück, weil so vieö daran hängt, was ich nie wieder bekomme, aber Gott hat mich nicht fallen lassen.
Ich bin gestolpert, vielleicht weil eine Stufe im klettergarten gefehlt hat. Ich hänge im Sicherungs seil und zwar so, dass ich eine Zeit lang nicjt weiter klettern konnte, aber langsam geht es weiter und ich bin nie gefallen.

Auch Jesus hat gezweifelt. Am Kreuz hat er gerufen: "Vater, Vater, warum hast du mich verlassen?!"
Und wofür brauchen wir einen Glauben, wenn es gesichert wäre, dass es Gott gibt.
Wäre es nicht bloß ein akzeptieren müssen und auswendig lernen, dass es jemanden gibt, der uns über alle Maße liebt und in jeder Situation hält?
Für mich ist es viel schöner, Gott mit dem Herzen spüren zu dürfen als im Kopf haben zu müssen.

Liebe Grüße
Alex
Zuletzt editiert am: 16.09.2019, 19:02 Uhr, von: dreamingAlex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
07.09.2019, 04:52 Uhr | TheDreamcatcher
Hey ihr,

die Frage, wieso Gott in bestimmten Situationen anscheinend nicht eingegriffen hat, lässt sich sicher nicht so einfach beantworten. Allerdings wissen wir auch nicht, wovor Gott uns schon bewahrt hat. *wink* Ich bin mir sicher, dass Gott in jeder einzelnen schwierigen Situation in eurem Leben da war und mitgelitten hat. Auch wenn ihr seine Anwesenheit nicht bemerkt habt oder ihn noch nicht kanntet.
Der Grund, wieso wir Leid erleben, ist der Sündenfall im Garten Eden. Sünde bedeutet eigentlich nur “Trennung von Gott“. Dadurch sind Leid und Tod in unsere Welt gekommen.
Und Gott hat uns einen freien Willen gegeben, denn er möchte keine Sklaven. So können wir uns für oder gegen ihn entscheiden. Daraus folgt auch, dass wir Leid erleben oder anderen Leid antun, absichtlich oder unabsichtlich.
Gottes Antwort auf den Sündenfall ist Jesus. Dadurch dass er stellvertretend für unsere Schuld am Kreuz gestorben ist, können wir wieder eine Beziehung zum Vater haben, wofür wir eigentlich geschaffen wurden. Weil Gott ein Gott der Liebe ist und uns Menschen liebt.
Solange wir noch in dieser Welt leben, werden wir weiterhin Leid erfahren, aber wir sind darin niemals alleine. Und wir haben die Gewissheit, dass es in der Ewigkeit kein Leid mehr geben wird. :)
Übrigens glaube ich sehr wohl, dass Gott in unsere Welt eingreifen kann und es auch macht. Vielleicht aber nicht immer so, wie wir es erwarten. :)
Für alle Fragen habe ich natürlich auch keine Antwort, aber ich glaube, dass wir Gott unsere Fragen stellen dürfen. Ich muss da an Thomas den Ungläubigen denken, der nicht dabei war als der auferstandene Jesus sich den anderen Jüngern gezeigt hat und ihnen deshalb nicht glaubt. Das nächste Mal, als die Jünger sich versammeln und Thomas dabei ist, kommt Jesus wieder und zeigt ihm seine Wunden. Ich finde die Geschichte verdeutlicht sehr schön, dass Zweifel in Ordnung sind!

Über deine ursprüngliche Frage, Alex, hab ich auch schon eine Weile nachgedacht und noch keine richtige Antwort gefunden. Ich kenne das Lied und kann der Aussage zustimmen, aber es fällt mir schwer, zu erklären, was sie für mich bedeutet. Ich muss da aber ein bisschen an den Vers in Matthäus 6:33 denken: “Setzt euch zuerst für Gottes Reich ein und dafür, dass sein Wille geschieht. Dann wird er euch mit allem anderen versorgen.“
Ich glaube, dass wenn du Gott in deinem Leben an erste Stelle setzt, du bei Gott niemals zuletzt kommst. Aus der Nähe zu Gott folgt alles andere. Und Gott kennt dich und weiß, was du brauchst. :)
Und du darfst selbstverständlich auch andere Leidenschaften haben und für andere Dinge brennen. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Aber es geht um Prioritäten und darum, was dir im Leben Sicherheit gibt und da ist Gott meiner Meinung nach das einzige Fundament, was dauerhaft trägt.
Ich hoffe, dass meine Gedanken dir bzw. euch ein bisschen weitergeholfen haben.

Liebe Grüße :)
Zuletzt editiert am: 07.09.2019, 04:56 Uhr, von: TheDreamcatcher
06.09.2019, 21:54 Uhr | Sonalo
Hallo,

deine Vorstellung von Gott finde ich aber auch sehr einleuchtend, Alex. Irgendwie schön - und es erklärt auch vieles. Im Kletterpark z.B. gibt es ja auch viele Leute, die Angst haben, sich nicht trauen etc., trotz der Sicherung.

So ein Forum kenne ich leider auch nicht.

@Wolke: ich weiß auch nicht, ob es ihn gibt oder nicht. Für mich habe ich entschieden, dass es da etwas geben muss, aber ich kann das auch ziemlich gut nachvollziehen, wenn man das nicht glaubt.
Ich habe auch das Problem, dass Gott nicht eingreift. Mittlerweile erkläre ich mir das so, dass Gott der freie Wille des Menschen sehr wichtig ist und er somit nicht handelt, wenn Menschen schlechtes tun - sondern nur hofft, dass sie wieder auf den richtigen Weg finden und auch gerne hilft, wenn man sich direkt an ihn wendet. Allerdings glaube ich auch nicht, dass Gott direkt in die Welt eingreifen kann, sondern dass er nur mit uns "reden" kann, also die Art, wie wir denken beeinflusst, wenn man sich an ihn wendet. Vielleicht greift da auch wieder die Vorstellung von Gott als Elternteil - die reden mit ihren Kindern, können aber meistens auch nicht direkt eingreifen.
Wir haben dieses Theodizeeproblem im Religionsunterricht ziemlich durchgekaut und ich habe daraus keine Erklärung für mich mitnehmen können, bin auch mit meiner jetzigen Erklärung nicht wirklich zufrieden. Wie du sagst, es gibt so viel Mist und Menschen, die Mist erleben müssen, ich habe auch das Gefühl, manchmal nicht klar zu kommen mit dem, was ich erlebt habe, und dass Gott da nicht wirklich da ist bzw. mir nicht wirklich hilft. Das ist auch mein größter "Zweifelpunkt". Von daher würde ich mich da ziemlich freuen, wenn andere noch etwas dazu schreiben. *blushed*

@Alex: Danke fürs Aufmachen dieses Threads! Ich finde das gerade auch total spannend und nehme Sachen für mich mit. *happy*

LG, Sonalo
06.09.2019, 20:25 Uhr | Wolke12
Hallo dreamingAlex,

ich bewundere, wie respektvoll und tolerant hier über das Thema "Glauben an Gott" geschrieben wird- und hoffe, dass es so bleibt. Auf mich persönlich wirkt dieser starke Bezug zu Gott sehr befremdlich. Woher weiß ich, dass es ihn gibt? Ich kann ihn weder spüren, noch sehen, noch seine Existenz beweisen... und wenn ich mich in der Welt, in meinem nahen Umfeld, oder auch nur hier im Forum umschaue, kann ich nicht erkennen, dass es einen Gott gibt, der mich oder andere in irgendeiner Art und Weise schützt oder hält.

Wenn du dich beim Klettern im Klettergarten nicht konzentrierst und vergisst, deinen Sicherungshaken einzuhängen, wirst du abstürzen. Vielleicht sagst du jetzt: "Aber ich bin nicht abgestürzt, Gott hat mich geschützt." Doch warum stürzen dann andere Kletterer ab, verletzen sich schwer oder sterben sogar? Hält Gott dich für wertvoller und sichert dich deshalb besser, als andere? Dann würde er einen Unterschied zwischen den Menschen machen. Das entspricht aber nicht dem allgemeinen Gottesbild.

Was sollen Menschen sagen, die schwer traumatische Ereignisse erlebt haben? Wo war Gott da?
Warum müssen Menschen durch Unfälle, Katastrophen, Gewalt sterben, wenn es einen Gott gibt?

Gott scheint nicht in das Leben eingreifen zu können oder zu wollen.
Kann er es nicht, ist er nicht allmächtig.
Will er nicht, toleriert und akzeptiert er all das Grausame und Schlechte, das Tag für Tag passiert, und nimmt auch hin, dass manchen Menschen mehr Unglück und Leid geschieht, als anderen. Aber wie kann er dann noch als gutmütig und gerecht gelten?

Ich denke, dass es nicht Gott ist, der schützt, sondern dass es der Glaube an sich ist, der vor den eigenen Ängsten im Inneren schützt. Religion ist für mich ein (antiquierter) Abwehrmechanismus der menschlichen Psyche.

Manche Menschen scheinen heutzutage Gott durch ihren Psychotherapeuten zu ersetzen.

LG Wolke
Zuletzt editiert am: 06.09.2019, 20:37 Uhr, von: Wolke12
06.09.2019, 16:04 Uhr | dreamingAlex
Hallo Sonalo,

danke für deine Antwort!

Ich verstehe deinen Vergleich und finde ihn ziemlich schön: Wir als Gotttes Kinder, er also als Eltern. Und auch unsere Eltern sind Ebenbilder von Gott. So weit hergeholt ist das also gar nicht :)

Mein Vergleich zu Gott ist da vielleicht etwas abstrakter. Das Leben ist ein Klettergarten und Gott ist das Sicherungsseil.
Wir müssen alleine klettern und wir stolpern auch. Aber Gott lässt uns niemals so tief fallen, dass wir nicht mehr hochkommen. Und die Führungsschiene für das Seil gibt den Weg vor, trotzdem können wir in Schlangenlinien oder rückwärts oder wie auch immer über den Parcours kommen. Naja, so grob mal mein Bild zusammen gefasst.
Die Idee ist mir gekommen als ich mich gefragt hab, warum ich Angst vor Dingen hab, obwohl ich doch weiß, dass Gott da ist. Und ich merke halt auch im Klettergarten meine Höhenangst, obwohl ich weiß dass mir nichts passieren kann und ich gesichert bin.

An dieser Stelle möchte sagen, wie sehr ich mich über diesen Austausch freue!
Wir Menschen schaffen es niemals, Gott vollständig zu erfassen, aber jeder von uns sieht ein Stück. Und ich finde, wenn wir über unseren Glauben reden, können wir unser Bild immer weiter erweitern und haben ein immer stärkeres Bild von Gott, das uns immer sicherer trägt.
Auch deine Meinung zum Leben nach dem Tod finde ich interessant, und ich denke das ist der Punkt, an dem ich, wie die allermeisten wohl auch, am unsichersten bin.

Kennt jemand Foren, in denen man (gerne auch mit einigen jüngeren Menschen oder noch lieber bunt gemischt) über seinen Glauben diskutieren kann oder hat jemand Lust, sich hier darüber auszutauschen?

Liebe Grüße
Alex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
05.09.2019, 21:39 Uhr | Sonalo
Hallo,

eine ziemlich interessante Frage, finde ich. *happy*

Ich persönlich glaube an Gott, kann mich der Aussage aus dem Lied aber auch nicht zu 100% anschließen - ich glaube, dass wir unser eigenes Leben leben sollen, aber das Gott immer da ist. So ein bisschen wie Eltern aus Bilderbuchfamilien - irgendwann wird man erwachsen, löst sich ein Stück weit von seinen Eltern, wird unabhängiger und selbstständiger, aber man gehört immer noch zu seiner Familie und wird sich auch immer wieder an sie wenden - weil man etwas erzählen möchte, weil man irgendein Problem hat, weil man sie vermisst,...
Der Vergleich hinkt ein bisschen, aber ich glaube, so ungefähr ist klar, was ich meine. Sonst könnt ihr gerne nachfragen. *hypocritically*

Ich warte also nicht nur auf Gott, aber er ist trotzdem immer in meinem Leben. Außerdem glaube ich, dass Gott auch gar nicht möchte, dass ich nur auf ihn vertraue - ich habe selber eine Verantwortung für bestimmte Sachen und muss diese auch selber regeln/ausbaden/...

Und dass ich auf Gott warte, weil ich am Ende des Lebens sowieso wieder bei ihm sein werde... Irgendwie kann ich mich an den Gedanken auch nicht gewöhnen, weil ich nicht an ein Leben nach dem Tod nach christlichen Vorstellungen glaube. (Stellt euch mal vor, da laufen dann alle herum - auch die, die man gar nicht leiden kann etc. Außerdem wäre es dann ziemlich überfüllt... Oder sehr groß. Zumindest nach dem, was ich mir dazu so ausmale.)
Für mich gilt die Vorstellung, dass Gott zwar alle Seelen annimmt und "reinigt" (z.B. das Schlechte, was man erlebt hat, abwäscht) und sie dann wieder als neue Menschen auf die Erde kommen.

Vielleicht klingt das jetzt alles völlig wirr, dann tut mir das leid. Ich wusste nur nicht, wie ich es besser beschreiben sollte... *laughing*
Sonalo
05.09.2019, 15:45 Uhr | dreamingAlex
Hallo Louise, Hallo bke-zita-finke, Hallo alle anderen, die mitlesen,

Danke für eure Antworten!
Ich habe ja gar nichts gegen eine (irgendwann mal bestehende, zukünftige) Familie. Im Gegenteil :)
Und auch ausrotten wollte ich nichts ;)

Viel mehr wünsche ich mir eine Diskussion mit Anregungen, denn immer wieder bin ich unsicher und suche meinen Weg: wie möchte ich meinen glauben Leben?
Wie denken Menschen, denen es wirklich genug ist auf Gott zu warten?
Und wie tun es die, die vielleicht gar keinen Gott in ihrem Leben haben?

Ich persönlich kann mir weder das einen noch das andere extrem vorstellen, möchte aber gerne mal "ein bisschen über den Tellerrand hinaus schauen".
Was denkt dieser Mensch, der singt, dass er sich in einer schwierigen Situation nur wünscht, Gott nahe zu sein.
Dass es ihm egal ist, ob dieses Leben hier wieder besser wird, solange Gott bei ihm ist und vor allem solange er nur eine begrenzte Zeit warten muss bis er bei Gott ist.
Ist das überhaupt der Sinn? Wünscht Gott sich das für uns?
Schenkt er uns dieses Leben, nur damit wir darauf warten, wieder zu ihm zurückzukehren?
Oder macht dieses wunderschöne Lied dahingehend einfach keinen Sinn?

In unserer Gesellschaft empfinde ich es als schwierig, über den glauben zu diskutieren. Aber trotzdem möchte ich mich drüber austauschen.
Geht das überhaupt? Über den glauben reden?
Man redet ja auch nicht über Mitmenschen wenn diese gerade zuhören. Wie kann ich dann mit anderen Menschen über meine Meinung zu Gott reden????

Fragen über Fragen und ich würde mich freuen, wenn du oder jemand anderes sie hier mal aus seiner Perspektive beantworten möchte (Ich sage Gott. Damit möchte ich aber auf keinen Fall jemanden ausschließen, der einen anderen Namen verwendet!)
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
31.08.2019, 22:16 Uhr | Louise-19
Hallo Alex,
Dir ist schon klar, daß das allererste Gebot lautet, "Seid fruchtbar und mehret Euch und füllet die Erde und macht sie Euch untertan und herrschet über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels und alle Tiere, die sich auf dem Land regen." (Gen .1, 28) Es ist also nur gut und normal, daß Du Beruf, Partner, Kinder willst. Dein Unterbewußtsein folgt diesem ersten Gebot.
Zweitens, herrschen heißt nicht ausrotten. Was ausgerottet ist, darüber kann nicht mehr geherrscht werden. Wollte ich nur der Deutlichkeit halber nochmal erwähnt haben, falls daran irgendwelche Zweifel bestehen.
Schönen Sonntag ,
Louise
31.08.2019, 13:11 Uhr | bke-Zita-Finke
Hallo dreamingAlex,

das Lied kannte ich bisher noch nicht. Aber ich habe mir, nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe, mal den Text durchgelesen. Und werde mir ganz sicher auch bei Gelegenheit die Melodie anhören. Bin gespannt, wie dieser Text vertont wurde ….

Was mich beeindruckt hat, das war, dass in dem Lied sehr deutlich auch auf schwere Zeiten im Leben, auf Zeiten der Hoffnungslosigkeit, der fehlenden Kraft, auf tiefe Täler hingewiesen wurde. Denn - die gibt es. Die gibt es vermutlich mal mehr, mal weniger heftig im Leben eines jeden Menschen.
Es ist ja ein religiöses Lied. Ein Lied, das Mut machen soll, gerade auch in schier hoffnungslosen Momenten auf Gott zu vertrauen.

Und in diesem Zusammenhang sehe ich dann auch die Liedzeile, mit der du deinen Beitrag überschrieben hast. Es gibt da ja auch noch weitere Passagen, mit dem Inhalt (sinngemäß): du bist alles, was ich möchte, meine Seele wartet nur auf dich etc. So im Sinne: vertrau auf Gott und sei zufrieden …

Und da rührt sich etwas in dir. Das kann ich gut nachvollziehen. Da gibt es eine innere Stimme, die sagt: sag mal, soll das alles sein ?

Mein Verständnis von Glauben ist da ein anderes. Jeder Mensch ist einzigartig. Keinen Menschen gibt es in der Kombination aus Genen, aus Lebenserfahrung, aus Aufwachsen in einem bestimmten Zeitalter, einer bestimmten Familie (….) ein zweites Mal auf der Welt. Toll eigentlich ! Schön, dass keiner wie der andere ist. Jeder hat ganz eigene Talente mitbekommen. Talente, die etwas möchten, die Ziele haben. Berufliche Ziele, Wünsche für eine erfüllte Partnerschaft, die sich vielleicht nach Kindern sehnen, die die Welt erkunden möchten ….

Ich glaube, gerade auch als junge Frau, die du bist, ist es wichtig, neugierig zu sein. Pläne, Ideen, Ziele zu haben. Selbst wenn manches noch unklar ist, manch ein Umweg noch zu gehen wäre - es ist etwas, das einen antreibt ! Und das ist prima, da ist viel Energie & Leben drin ! Und - meinem Empfinden nach - ist das Gott gewollt. Er ist dabei, wenn du deine Leidenschaften pflegst, wenn du für etwas brennst. Wenn du etwas erreichen möchtest. Er ist dabei, wenn du voran marschierst. Wohlwollend, ermutigend, tröstend, begleitend.

Viele herzliche Grüße
bke-Zita-Finke

Treffer: 12

Sollten in diesem Thema Inhalte veröffentlicht worden sein, die rassistischen, pornographischen bzw. menschenverachtenden Inhalts sind oder gegen die guten Sitten verstoßen, bitten wir Sie, den Moderator zu benachrichtigen.

Aktuelle Gruppenchats

Eltern-Jugendchat
04.04.24 20:30
Fachkraft bke-Helena-Faber

Elternberatung im Gruppenchat
05.04.24 20:00
Fachkraft bke-Meggie-Mo

Elternberatung im Gruppenchat
12.04.24 20:00
Fachkraft bke-Meggie-Mo

Aktuelle Themenchats

Trennung Scheidung Umgang
14.04.24 20:00
Fachkraft bke-Sven-Galu

Dschungel Hilfesystem
21.04.24 20:00
Fachkraft bke-Sven-Galu

Eltern - Jugendchat
02.05.24 20:00
Fachkraft bke-Sven-Galu

Beratungsstellensuche

Zur Suche bitte Ihre PLZ eingeben und Enter drücken.