bke-Elternberatung

bke-Elternberatung anonym
kostenfrei
datensicher
Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung e.V.

Forum - Themenansicht

26.11.2015, 22:42 Uhr | Jana01
Einen schönen guten Abend zusammen!


Ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestossen und hoffe, dass ich hier ein wenig Rat und auch den ein oder anderen Blickwinkel finden kann.
Allein komme ich derzeit einfach nicht mehr weiter.

Zu meiner Grundsituation: Ich bin 30 Jahre alt und lebe mit meinem Lebensgefährten und unserer 4jährigen Tochter seit vier Jahren in Österreich.
Eigentlich komme ich aber aus dem Norden Deutschlands.
Ich arbeite hier Vollzeit saisonal (März bis November) in einer Gärtnerei als Verkäuferin von Montag bis Samstag und im Winter helfe ich in einer Druckerei aus. Mein LG arbeitet in einem Casino im Veranstaltungsauf- und abbau. Unsere Tochter geht seit September in einen zweisprachigen Kiga, wo sie sich auch pudelwohl fühlt.
Sie ist generell ein sehr problemloses, dennoch wahnsinnig starkes und selbstsicheres Mädchen. Worüber ich auch wirklich sehr dankbar bin, denn sonst würde sie mit Sicherheit arg unter der jetzigen Situation leiden.

Was ist gerade so schwierig?...es ist gar nicht so leicht, das in Worte zu fassen...eigentlich fing alles mit einem Hüftleiden meines Mannes an. Er sollte eine neue Hüfte bekommen. Im Zuge der ganzen Op-Vorbereitungen ist dann herausgekommen, dass er Krebs hat, Blasenkrebs um genau zu sein. Die DIagnose kam vor zwei Jahren. Seither hatte er 6 OP´s wobei sich der Tumor aber innerhalb kürzester Zeit nachbildet. Die 7. Op hat er nun mitte Dezember.
Ich denke, das ist auch der Kern des ganzen Problems...zwar geht es ihm körperlich halbwegs gut, aber mental baut er ab, gibt sich immer mehr auf....
Wir haben uns in den vier Jahren hier wirklich eine solide Basis aufgebaut, leben zusammen mit seiner Mutter in einem eigenen Haus, haben beide Arbeit und sind sehr gut in die Dorfgemeinschaft integriert. Jeder hilft hier jedem und das ohne Wenn und aber. Früher war er auch noch überall dabei, wo es was zu tun gab, egal ob es Holz machen, Most pressen oder Wursten war. Er hat überall geholfen. Mittlerweile tut er kaum noch etwas. Trinkt aber umso mehr....es vergeht kaum ein Abend, wo er zu Hause ist. Meist ist er irgendwo unterwegs, trinkt, raucht extrem (was hauptursache für den Krebs ist!) und jammert wie schlecht doch alles ist. Insbesondere über die Arbeit jammert er furchtbar. Ja sein Job ist anstrengend, von den ArbeitsZeiten her auch nicht ohne aber immerhin hat er ihn noch nach 13 Monaten Krankenstand. Mittlerweile arbeitet er seit Juni wieder, ist aber in einer Tour am Schimpfen. Ich muss dazu sagen, dass es hier nicht ein so gutes Kündigungsrecht gibt, wie in Deutschland. Er könnte jederzeit auch während der Krankheit gekündigt werden.
Das ist die eine Sache... die andere ist, dass er nichts mehr tut, weder im Haushalt noch sonst irgendwie. Gemeinsame Zeit haben wir so gut wie gar nicht mehr, Liebevolle Worte oder mal ein Danke kommen schon seit Monaten nicht mehr. Dafür immer mehr Zynismus, Kritik und abfällige Worte.
Ich tu wirklich alles in meiner Macht stehende, kümmere mich komplett um Haushalt, arbeite Vollzeit, kümmere mich um sämtliche Finanzen, um einen 1ha großen Garten, um seine Mutter, regel alles behördliche und vor allem alles rund um seine Krankeit, sprich Arzttermine, KH, Medikamente die nicht so leicht zu bekommen sind, such alternative Möglichkeiten der Behandlung, etc. Und trotzdem kann ich ihm nichts gut genug machen....Und wenn ich ihn um irgendetwas bitte, dauert es ewig bis er in die Pötte kommt und etwas tut...
Mittlerweile bin ich aber einfach fertig...körperlich, mental und fühle mich total in die Enge getrieben. Ich habe Herzprobleme, schaffe es aber nicht zum arzt.
Kann kaum noch schlafen, bzw. werde ständig wach und der Appetit verlässt mich auch zunehmend.
Eigentlich bin ich ein sehr bodenständiger Mensch, der mit wenig zufrieden ist. Und wäre die Umgebung hier nicht, der See vor der Haustür und der Wald hinterm Haus, würde ich wohl durchdrehen.

Ich weiß einfach nicht was ich machen soll...wenn ich mit ihm reden will, ergreift er die Flucht und lässt sich volllaufen. Jeder Versuch, etwas zu sagen ist für ihn schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. Nur er verbaut sich gerade alles, was wir hier aufgebaut haben. Und keiner kommt an ihn ran.
Nur weiß ich nicht mehr, wie ich es anstellen soll. Natürlich kommt auch immer die Angst dazu, ihn in seiner Situation zu überlasten und dass er dann womöglich eine Kurzschlusshandlung begeht. Letztes Jahr hat er nämlich das AUto vor ne Laterne gesetzt, so nach dem Motto: Ist doch eh alles scheiß egal!

Ich muss einfach raus aus diesem Kreislauf, weil mittlerweile auch die Beziehung zu meiner Tochter drunter leidet. Und das darf einfach nicht sein....

Entschuldigt den langen Text, aber das musste mal raus....ich hoffe es ist so einigermaßen verständlich.
Ich bin für jede Anregung dankbar!

Liebe Grüße
Jana
28.11.2015, 10:06 Uhr | marinadiezweite
Hallo Jana, du und dein Mann, ihr solltet unbedingt miteinander reden. Dabei ist es wichtig, dass du ihn verstehst. So ein Krankheitsverlauf ist so rasant. Da verliert man jeden Lebensmut. Auch gibt es enorme Auswirkungen bei Blasenkrebs. Informiert euch auch zusammen. Meines Wissens ist Rauchen zwar eine Ursache von Blasenkrebs. Aber dieses ist nicht bei so jungen Leuten schon der Fall. Da kommt sonst so ein ungutes Klima auf, wenn du ihn für ''schuldig'' an seiner Krankheit hälst.
Unabhängig davon, die Krankheit ist nicht mehr einfach rückgängig zu machen. Da müsst ihr euch beide mit abfinden, dass er krank ist. Momentan tut jeder von euch das allein auf seine Art.
Dann ist es wichtig, dass du auch von deinen Gefühlen und Überlastungen sprichst. Es ist nicht richtig, dass du nun alle Aufgaben übernimmst, die er sich mal angeeignet hat. Warum auch. Das ist seine Sache, Aufgaben wieder zu übernehmen. Aber auch Aufgaben, die er nicht schafft, abzugeben oder abzulehnen. Niemandem ist gedient, wenn du diese einfach so mitschaffst. Dank kannst du auch nicht erwarten, das würde dir wohl kaum helfen bei deiner Überlastung.
Wie schon angesprochen, gibt es psychosoziale Betreuung. Die sollte er unbedingt in Anspruch nehmen. Dort ist es sicher leichter, eventuell mit anderen Erkrankten zu sprechen und mit Fachleuten. Blasenkrebs ist eine schlimme Sache für Männer.
27.11.2015, 22:25 Uhr | AnjaLe
Hallo Jana01,

ich würde dort, wo er behandelt wird, gezielt nach einer psychoonkologischen Begleitung/Unterstützung fragen. Psychoonkologie gibt es auch in Österreich. ES handelt sich um eine auf Krebspatienten zugeschnittene Psychtherapie.
Sieben Operationen in 2 Jahren sind schon eine Menge. Ich denke das nebenbei auch eine Chemotherapie stattgefunden hat. Das schlaucht den Körper gewaltig, wie auch die Krankheit, die offenbar nicht zum Stillstand kommt. Wie sieht Dein Mann das mit der Arbeit? Gab es Überlegungen, hier kürzer zu treten? Ich meine, es gibt ja in Deutschland die Möglichkeit, einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen, bzw. bei nicht auseichendem Grad (30% - 40%), eine Gleichstellung bei der Arbeitsagentur zu beantragen. Die kann auch befristet erfolgen.
Dadurch könnte Dein Mann möglicherweise bei der Arbeit entlastet werden und hätte dabei auch einen anderen Kündigungsschutz. Gibt es auch in Österreich! Hier müsstest Du Dich bei den zuständigen Stellen erkundigen, inwieweit das auf Deinen Mann zutrifft und wie die Verfahrensweise ist.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall ganz viel Kraft und hoffe und hoffe, Dir ein wenig weitergeholfen zu haben.

Anja
27.11.2015, 12:45 Uhr | bke-Claire-Diallo
Hallo Jana01,

auch von der Moderatorinnenseite begrüße ich sie sehr herzlich in diesem Forum und bedanke mich für Ihren berührenden und offenen Beitrag.

Sie befinden sich in einer schwierigen Situation. Da ist die Sorge um Ihren Mann. Die Diagnose Krebs ist etwas, was Ängste auslöst. Er selbst reagiert darauf mit Flucht in den Alkohol. Dadurch entsteht ein neues Problem für Sie. Sie übernehmen quasi die ganze Organisation Ihres Alltags. Inzwischen spüren Sie, dass Sie hier an Ihre Grenzen kommen, körperlich und psychisch. Diese Wahrnehmung ist ein erster wichtiger Schritt. Einen zweiten Schritt haben Sie auch bereits getan, indem Sie darüber öffentlich schreiben. Der nächste Schritt müsste sein, dass Sie ganz bewusst die Weichen anders stellen.

Derzeit hat Ihr Mann keine Veranlassung etwas zu verändern und wieder mehr Verantwortung zu übernehmen. Sie sind ja da und übernehmen das. Natürlich ist die Tatsache seiner Erkrankung nicht einfach zu ignorieren. Dennoch könnten Sie überlegen, wie Sie handeln würden, wenn er keinen Krebs hätte. Im Moment scheinen Sie nicht an ihn heran zu kommen. Ich würde hier aber nicht aufgeben. Es geht hier schließlich auch um Sie und Ihre Tochter. Als Partnerin sind sie ebenfalls betroffen. Reden Sie offen und ruhig mit ihm, wie es Ihnen gerade geht, dass Sie am Ende Ihrer Kraft stehen und jetzt auch seine Hilfe brauchen. Konfrontieren Sie ihn damit, dass er seine Ängste mit Alkohol angeht und wie Sie darunter leiden. Die Alternative wäre, dass Sie sich zusammentun und das Ganze gemeinsam durchstehen. Sagen Sie ihm, dass Sie seine Nähe und Unterstützung brauchen. Erinnern Sie ihn daran, dass sie an seiner Seite sind.

Ich hoffe, dass die Reaktionen, die Sie hier erhalten, hilfreich für Sie sind.
Ruba hat in Ihrem Beitrag etwas über dieses Forum geschrieben. Danke an dieser Stelle für die positive Rückmeldung, was die Qualität des Forums betrifft. Hinsichtlich der Quantität ist es so, dass ein solches Forum davon lebt, dass es von vielen Menschen genutzt wird. Bleiben Sie also gerne bei uns. *smiling*


Viele herzliche Grüße für heute
bke-Claire-Diallo
27.11.2015, 10:23 Uhr | Louise-19
Hallo, Jana,
ich kenne mich mit Krebs nicht aus,
Dein Mann vermutlich auch nicht.
Ich denke,
er denkt,
er stirbt.
Er stirbt sowieso.
Denkt er.
Vielleicht hat er ja recht.

Nur mal angenommen, er hat recht:
Dann ist sein Verhalten völlig normal und richtig.
Er sorgt in seiner kurzen verbleibenden Lebenszeit dafür,
daß er selbst noch ein wenig Spaß hat,
und daß Du aufhörst, ihn zu lieben.

Denn wenn er tot ist,
und Du ihn dann noch liebst,
wirst Du vermutlich zusammenbrechen.

Und das wirst Du Dir dann nicht leisten können,
denn
Deine Tochter
und seine Mutter
werden Dich dann brauchen.

Gruß, Louise
27.11.2015, 08:20 Uhr | Ruba
Hallo Jana,
erst einmal möchte ich Dich hier herzlich willkommen heißen. Und dann will ich Dich ein bisschen warnen - dies ist kein Forum, in dem "viel los" ist. Manchmal kann es Tage dauern bis Du Antwort bekommst. Wenn es Dir also darum geht, Dich mit sehr vielen Menschen auszutauschen, solltest Du Dein Anliegen lieber in ein Forum stellen, das häufiger besucht wird. Die Menschen, die hier schreiben, sind allerdings immer sehr bemüht wirklich Lösungsansätze zu finden :)
Deine Situation ist extrem belastend. Dein Mann ist schwer erkrankt und leidet sicher selbst am meisten unter seiner Lage. Gerade für Männer ist es oft extrem schwer, nicht mehr so leistungsfähig zu sein. Und da rettet er sich eben in den Alkohol. Er braucht dringend therapeutische Hilfe.
Kennst Du den Begriff der "Co-Abhängigkeit" ? Das trifft mit Sicherheit auf Dich zu. Und daran gehst Du kaputt.
Hat Dein Mann einen guten Freund, den Du bitten könntest, mit ihm mal Tacheless zu reden ? Oder einen Verwandten ?
Er muss begreifen, dass er Hilfe braucht, ansonsten kommt ihr aus dem Kreislauf nicht heraus.
Notfalls würde es ihn vielleicht wachrütteln wenn Du ihm androhst ihn zu verlassen wenn er sich keine Hilfe sucht. Werde konkret, such ihm Telefonnummern heraus, mach einen Termin. Geh zu eurem Hausarzt und sprich das Problem an, alleine kannst Du das nicht bewältigen !!!
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft !
LG

Treffer: 6

Sollten in diesem Thema Inhalte veröffentlicht worden sein, die rassistischen, pornographischen bzw. menschenverachtenden Inhalts sind oder gegen die guten Sitten verstoßen, bitten wir Sie, den Moderator zu benachrichtigen.

Aktuelle Gruppenchats

Eltern-Jugendchat
04.04.24 20:30
Fachkraft bke-Helena-Faber

Elternberatung im Gruppenchat
05.04.24 20:00
Fachkraft bke-Meggie-Mo

Elternberatung im Gruppenchat
12.04.24 20:00
Fachkraft bke-Meggie-Mo

Aktuelle Themenchats

Trennung Scheidung Umgang
14.04.24 20:00
Fachkraft bke-Sven-Galu

Dschungel Hilfesystem
21.04.24 20:00
Fachkraft bke-Sven-Galu

Eltern - Jugendchat
02.05.24 20:00
Fachkraft bke-Sven-Galu

Beratungsstellensuche

Zur Suche bitte Ihre PLZ eingeben und Enter drücken.