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03.06.2016, 12:51 Uhr | lizzy2014
Hallo Zusammen,
erstmal, ich bin neu hier - also "hallo".

Ich bin langsam am Ende meiner Kräfte und hoffe, hier ein paar Tips zu bekommen.

Ich bin seit 4 Jahren in einer liebevollen Beziehungen. Mein Partner hat 3 Kinder (6, 9 und 14 Jahre) aus seiner vorherigen Beziehung und wir haben ein gemeinsames Kind (2 Jahre). Die Exfrau ist psychisch labil, hat Depressionen, Psychosen und leidet an Schizophrenie, weshalb die Kinder bei uns leben. Ich mag die Kinder alle sehr gerne.
Die Exfrau darf momentan die jüngeren Kinder alle 2 Wochen für 1,5 Stunden unter Aufsicht (Jugendamt / Familienhilfe) sehen, der ältere hat seit 2 Jahren keinen Kontakt mehr, möchte er auch nicht.

Jetzt hatten wir wieder einen Termin vor Gericht, da die Exfrau die Kinder alle 2 Wochen für ein Wochenende haben möchte. Dies wurde erstmal abgelehnt bzw. es muss erst ein Gutachten erstellt werden. Die Exfrau hat die Behandlung selber abgebrochen und sich als geheilt angesehen, nimmt auch keine Medikamente oder macht auch keine Therapie mehr.
Verspricht den Kindern was, und kann es nicht einhalten. Dies wiederum lassen die Kinder uns spüren.

Nun werden die Kinder immer schwieriger in ihrem Verhalten. Verlustängste, Essstörungen, etc. Wir versuchen schon seit längerem für die Kids psychologische Hilfe zu bekommen, aber irgendwie sind alle Therapeuten total überlastet. Nur der ältere ist in Therapie bisher.

Die ganze Situation zerrt sehr an unseren Kräften. Wir wissen manchmal nicht mehr, wie wir es den Kids leichter machen können. Und für mein eigenes Kind bleibt am wenigsten Zeit, was mir ständig ein schlechtes Gewissen macht, also ich mir selber.

Habt ihr vielleicht Tips? Habe auch Angst, dass unsere Beziehung auf die Dauer dieser Belastung nicht gewachsen ist.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die kleineren Kinder ein halbes Jahr bei uns sind und der ältere schon über 2 Jahre.

Vielen Dank!

Liebe Grüße
08.06.2016, 10:20 Uhr | lizzy2014
Danke euch für eure Meinungen und Antworten.

Babyone so habe ich dies noch gar nicht gesehen. Dass der Kleine vielleicht mir gefallen will oder wirklich unsicher ist, seiner Stellung in der Familie. Er sagt mir ganz oft, mehrmals täglich, dass er mich liebt. Ich sage ihm dass auch, denn ich liebe die Kinder wirklich, und will auch nur ihr Bestes.
Auch reden wir schon über ihre Mutter mit ihnen, wir machen da kein Tabu draus, zumindest mal nicht bewusst. Ich rede auch normal mit ihr, wenn wir uns bei den Treffen begegnen oder am Telefon.

Wir haben jetzt auch die Familienhilfe gefragt, wegen dem Familienbild, weil es uns doch keine Ruhe ließ. Die meinten, es sei völlig in Ordnung, so wie es ist. Für den Kleinen ist die Familie dort wo er lebt, und das ist bei uns. Wenn er das so sieht, sollten wir auch nichts anderes von ihm verlangen. Das hat mich dann doch etwas beruhigt.

Es ist momentan so, dass die Mama sie alle 2 Wochen sieht für 2 Stunden unter Aufsicht beim Familienzentrum und 1x die Woche telefonieren sie, am Wochenende. Die Mama wollte jetzt zwar gerichtlich einklagen, dass die Jungs alle 2 Wochen von Fr. bis Sonntag zu ihr kommen, aber da hatte sich das Jugendamt wie auch das Gericht dagegen ausgesprochen. Es wird jetzt zuerst ein Gutachten erstellt. Es waren ursprünglich auch nur alle 2 Wochen 1,5 Stunden geplant. Nach der Verhandlung hat das Jugendamt auf 3 Stunden alle 2 Wochen erhöht, aber die Mama meinte, sie schaffe nur 2 Stunden, nicht länger. Jetzt sind die Kontakte alle 2 Wochen für 2 Stunden.
Warum hat sie dann eingeklagt, dass die Jungs alle 2 Wochen ein Wochenende kommen sollen? Das versteh ich nicht.
Ich war nur froh, dass wir den Jungs das alles nicht erklären mussten, sondern die Richtern dies übernommen hatte.
07.06.2016, 21:54 Uhr | BabyOne
lizzy2014 schrieb:

Ich habe jetzt schon auf verschiedenen Seiten gelesen, dass die "Stiefmütter" nicht mit - erziehen sollen etc. Wie soll dies gehen? Ich kann die Kinder in der Zeit, in der ihr Vater arbeitet, ja sich nicht selbst überlassen? Somit nehme ich doch automatisch die Rolle der "Ersatzmutter" oder "Stiefmutter" oder wie man es nennen will ein, oder?
Deswegen bin ich auch immer sehr angespannt, weil ich glaube ich, oft mit der Situation nicht klar komme. Ich einfach nicht weiß, wie verhalte ich mich richtig, was ist okay, was ist zu viel, etc.


Wenn die Kinder bei euch leben und so gut wie nie bei der Mutter sind, ist die Situation eine andere. Da geht es gar nicht anders, als dass Du mit erziehst. Die Kinder scheinen Dich ja auch - zumindest derzeit - als Bezugsperson zu akzeptieren. Insofern solltest Du versuchen, einfach aus dem Bauch heraus zu erziehen, so wie Du das eben für richtig hältst. Wichtig ist, dass man "echt" ist, also authentisch. Kinder mögen es nicht, wenn man sich verstellt. Man darf ihnen zum Beispiel schon auch zeigen, wenn man verärgert ist, und klare Ansagen machen was man erwartet; das ist besser als übervorsichtig und überfreundlich zu sein, und dabei in der Tasche dauernd die Faust zu ballen. Da Du die Kinder nicht von Geburt an kennst ist es normal, wenn Du Dich manchmal unsicher fühlst, Du konntest ja nicht von Jahr zu Jahr mit ihnen mitwachsen, sondern wurdest quasi ins kalte Wasser geworfen. Sprich Dich mit Deinem Mann ab, damit ihr zumindest im allgemeinen eine gemeinsame Richtung bei der Erziehung habt. Dann wird das mit der Unsicherheit im Lauf der Zeit weniger werden.


Was ich auch sehr schlimm finde ist, das Thema "Mama" generell.
Wir hatten jetzt eine Situation, wo ich nicht weiß, wie wir uns da richtig verhalten sollen.
Im KiGa wird das Thema "Famile" besprochen, dazu gab es ein Blatt, welches wir zuhause ausfüllen sollten. Ich fragte den Kleinen, was ich hinschreiben soll und in welcher Reihenfolge, bei der Frage: Wer gehört zu meiner Familie? Er nannte zuerst mich (!), dann meine Tochter, seine Brüder, den Papa und dann die Großeltern. Seine Mutter erwähnte er nicht. Ich fragte ihn, ob er noch jemanden vergessen hatte, er überlegte und sagte dann, nein, dass wäre seine Familie. Ich habe dann nicht nach seiner Mama gefragt, weil ich einfach nicht wusste, wie ich mich verhalten soll. Warum er seine Mama nicht hier stehen haben wollte? Jetzt grübel ich aber die ganze Zeit, ob ich ihn nicht doch hätte fragen sollen? Ob er es einfach nur vergessen hat? Oder ob für ihn Familie dort ist, wo er lebt?
Wie hätte ich mich hier richtig verhalten? Was hättet ihr gemacht?


Ich persönlich hätte ganz direkt nach seiner Mutter gefragt. Du brauchst nicht um den heißen Brei zu schleichen. Ihr alle wisst, dass er eine leibliche Mutter hat, bei der er nicht lebt, und ihr wart zuhause in einer privaten Situation; da braucht man nicht ängstlich zu flüstern oder das "M-Wort" zu verschweigen. In der Öffentlichkeit mag das anders sein, falls das Kind es so will.

Nun hast Du nicht gefragt und das ist auch OK und nicht falsch. Viel interessanter als Deine Reaktion ist ja ohnehin, was genau eigentlich in seinem Kopf vor sich ging, dass er so und nicht anders geantwortet hat, weil das viel darüber aussagen würde, wo innerhalb der Familie er sich selber sieht.

Es ist auffällig, dass er zuerst Dich und sogar die Halbschwester vor den Brüdern und dem Papa genannt hat. Vielleicht wollte er Dir damit eine Freude machen, weil er spürt, dass es Dir wichtig ist in der Familie akzeptiert zu werden. Vielleicht ist er auch noch ein wenig ängstlich, ob Du ihn akzeptierst und ihn nicht irgendwann verstößt oder verlässt wie seine Mutter, und deswegen versucht er besonders demonstrativ "Dein Kind" zu spielen und setzt Dich deswegen auf Platz 1. Vielleicht drückt er damit seine Sehnsucht nach einer "heilen Familie" aus, indem er einfach so tut als gäbe es die leibliche Mutter nicht. Vielleicht ist für ihn die Zeit, die er mit Dir verbracht hat, schon so lang, dass er seine Mutter wirklich nicht mehr als "die Mutter" ansieht (wobei ich das nicht so wahrscheinlich finde). Vielleicht hat er das Gefühl, dass ihr mit ihm nicht gerne über seine Mutter sprecht und dass er sie besser nicht erwähnen sollte. Es gibt viele Deutungsmöglichkeiten, und vielleicht ist es auch eine Mischung aus allem zusammen.

Auf jeden Fall zeigt das, dass er Dich sehr wohl als die Person wahrnimmt, die ihn versorgt so wie es eine Mutter tut, und das ist doch sehr gut. Freu Dich und sieh es nicht als ein Problem an. Sei Dir nur bewusst, dass es irgendwann auch mal auf eine ähnliche Frage auch eine andere Antwort von ihm geben kann.
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)
07.06.2016, 17:52 Uhr | Louise-19
Hallo, Lizzy,
der Kleine ist schon 6.
Der hat schon eine Privatsphäre.
Wenn er im Kindergarten nicht an die große Glocke hängen will,
daß seine Eltern geschieden sind, und er bei seinem Vater und seiner "Stief-"mutter lebt,
dann finde ich, er hat das Recht, in diesem Punkt zu "lügen".
Würde ich im Zweifel ja selbst auch machen.

Außerdem, die Kinder akzeptieren Dich als Erwachsene in ihrer Familie,
und als weisungsberechtigt,
freu Dich.
Viele herzliche Grüße,
Louise
07.06.2016, 13:23 Uhr | Pauliprinzessin
Hallo Lizzy,

ich denke mal, dass ihr das Sorgerecht für alle Kinder habt und die Mutter dies womöglich auch abgeben wird oder bereits schon abgegeben hat.
Du bist da Du die Kinder 24 Stunden hast, mehr als nur die Wochenendstiefmutter. Du bist die Co-Mama. In Pflegefamilien gibt es oft die Mama und die Bauchmama. Im Prinzip ist es bei euch genau so. Die Bauchmama wird immer einen Platz haben soweit sie dies für sich regeln kann. Also freue dich über das Kompliment des Kurzen, dass er dich als Familienmitglied voll akzeptiert hat.
Bei uns ist es umgekehrt und der Co Papa hat genau so viel im alltäglichen Leben mit dem Kind zu sagen wie ich. Da fangen wir auch nicht an zu diskutieren oder gar in alte Verhaltensmuster a la "warte bis der Papa nach Hause kommt" zurückzufallen. Bei älteren Kindern ist das etwas schwieriger, bei jüngeren läuft das eigentlich selbstverständlich.
Natürlich erziehst Du die Kinder, wobei man eigentlich nur lenken und eingreifen kann. In Absprache mit dem Papa gibt es Regeln die für alle gelten und die alltägliche Sorge übst Du überwiegend aus, also hast Du da auch ein ordentliches Wörtchen mit zu reden. Nur bei den wichtigen Fragen- Schule-Kindergarten-Ärzte - da muss der Papa allein zustimmen oder dir ggf. auch eine Vollmacht erteilen. Erziehung findet andauernd statt, nicht nur zu Hause sondern auch auf der Straße, in der Schule, mit Freunden usw....
07.06.2016, 12:56 Uhr | lizzy2014
Was ich auch sehr schwierig finde ist, mich manchmal nicht zu sehr einzumischen. Also meinen Partner mehr machen lassen. Nur durch seine Schichtarbeit, verbringe ich ja die meiste Zeit mit den Kindern und somit "erziehe" ich automatisch alle, nicht nur meine Tochter.
Somit fehlt mir dann auch der nötige Abstand in manchen Situationen.
Ich habe jetzt schon auf verschiedenen Seiten gelesen, dass die "Stiefmütter" nicht mit - erziehen sollen etc. Wie soll dies gehen? Ich kann die Kinder in der Zeit, in der ihr Vater arbeitet, ja sich nicht selbst überlassen? Somit nehme ich doch automatisch die Rolle der "Ersatzmutter" oder "Stiefmutter" oder wie man es nennen will ein, oder?
Deswegen bin ich auch immer sehr angespannt, weil ich glaube ich, oft mit der Situation nicht klar komme. Ich einfach nicht weiß, wie verhalte ich mich richtig, was ist okay, was ist zu viel, etc.

Mit den Essstörungen versuchen wir schon so gut es geht dies nicht aufzubauschen. Es ist auch schwierig, zu dem Einen zu sagen, du musst mehr essen, und gleichzeitig den anderen zu bremsen.

Was ich auch sehr schlimm finde ist, das Thema "Mama" generell.
Wir hatten jetzt eine Situation, wo ich nicht weiß, wie wir uns da richtig verhalten sollen.
Im KiGa wird das Thema "Famile" besprochen, dazu gab es ein Blatt, welches wir zuhause ausfüllen sollten. Ich fragte den Kleinen, was ich hinschreiben soll und in welcher Reihenfolge, bei der Frage: Wer gehört zu meiner Familie? Er nannte zuerst mich (!), dann meine Tochter, seine Brüder, den Papa und dann die Großeltern. Seine Mutter erwähnte er nicht. Ich fragte ihn, ob er noch jemanden vergessen hatte, er überlegte und sagte dann, nein, dass wäre seine Familie. Ich habe dann nicht nach seiner Mama gefragt, weil ich einfach nicht wusste, wie ich mich verhalten soll. Warum er seine Mama nicht hier stehen haben wollte? Jetzt grübel ich aber die ganze Zeit, ob ich ihn nicht doch hätte fragen sollen? Ob er es einfach nur vergessen hat? Oder ob für ihn Familie dort ist, wo er lebt?
Wie hätte ich mich hier richtig verhalten? Was hättet ihr gemacht?
06.06.2016, 18:16 Uhr | BabyOne
Hallo Lizzy,

wenn Du für Dich selber schon nach einem Therapie- oder einem Kurplatz suchst, dann ist das ja schon mal auf dem Weg.

Das stimmt, dass ich nicht gezwungen wurde in diese Situation zu kommen. Nur hätte ich auch nie gedacht, dass die Exfrau so krank ist. Krankhafte Züge waren zwar von Anfang zu erkennen, aber so dramatisch nicht.

Sowas kann man nie von Anfang an im vollen Ausmaß erkennen, das ist ja das Fiese daran. Aber daran zu denken, dass Du das was Du tust aus freien Stücken tust, macht es sicher leichter für Dich. Es ist doch besser so, also sich dauernd zu denken "jetzt MUSS ich wieder...." und sich dabei als Opfer der Umstände zu fühlen. Du bist bei Deinem Mann und seinen Kindern, weil Du das willst, und wenn Du es eines Tages nicht mehr wollen solltest, wärest Du frei zu gehen. Und auch alles was Du jeden Tag so tust, solltest Du nur tun, wenn Du es tun kannst ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen, bzw. wenn Du das Gefühl hast, dass Du entsprechend etwas zurück bekommst. Sonst endet man irgendwann enttäuscht und verbittert und am Ende seiner Kräfte.


Wie sollen wir den Kindern erklären, dass ihre Mutter sehr unzuverlässig ist durch ihre Krankheit und sie sich gar nicht kindesgerecht kümmern kann, sollten sie längere Zeit alleine bei ihr sein?

Genau so, mit genau diesen Worten. Macht kein Geheimnis daraus, den Kindern tut es gut, wenn sie wissen dass dieses Thema nicht tabu ist und man darüber sprechen darf, wenn das Verhalten der Mutter sie kränkt oder verwirrt. Andererseits dürfen sie natürlich nie das Gefühl bekommen, dass man sich abfällig über die Mutter äußert, weil sie sie dann verteidigen müssten.

Wegen der Essstörungen wird es vermutlich am besten sein, das im Alltag möglichst wenig zu beachten und nicht zu einem wichtigen Thema innerhalb der Familie zu machen. Sowas kann sich leicht verfestigen, wenn die Kinder das Gefühl bekommen, dass die Eltern dem sehr viel Aufmerksamkeit schenken. Bei dem, der wenig isst, kann man ja durchaus Verständnis äußern: "ja, ich glaube das kenne ich auch, wenn ich traurig bin, fühlt sich mein Magen wie zugeschnürt an. Fühlst Du Dich auch so?" Bei dem, der zu viel isst, kann man vielleicht eher mit Ablenkung weiterkommen und mit Beschäftigung, damit er etwas anderes tun kann als zu essen.

Es wäre aber auf jeden Fall leichter, wenn das drumherum anders wäre. Ständig kommt was neues von der Exfrau. Ständig müssen wir vor Gericht, die Kinder auch, und das kostet erstens mal Nerven, dann Zeit, dann Geld und die Kinder sind immer wieder verunsichert.

Da hilft vermutlich nur sich vorzustellen, dass es irgendwann mal vorbei geht, so oder so.

Jetzt war am Wochenende ein kleiner Vorfall. Die Exfrau wollte sich während der Woche melden und mitteilen, ob sie am Sonntag um 19 Uhr anrufen kann. Es kam nichts. Am Sonntag um 17:30 Uhr rief sie dann an und entschuldigte sich, sie hätte den ganzen Tag schlafen müssen und hätte vergessen, morgens anzurufen.

Sowas wird immer wieder passieren. Nehmt es nicht tragisch. Es ist nicht eure Verantwortung, das Leben der Mutter zu organisieren, und ihr könnt die Kinder auch nicht davor bewahren, dass ihre Mutter sie immer mal wieder enttäuschen wird. Ihr habt das Recht, euer Familienleben auch ein wenig abzugrenzen - wenn die Mutter nicht zum verabredeten Zeitpunkt anruft, dann kann es passieren, dass ihr eben nicht da seid wenn sie anruft oder keine Zeit habt. Seid ihr da und geht ans Telefon, dann spricht sie eben mit den Kindern, auch wenn es nicht die verabredete Uhrzeit ist. War etwas anderes vereinbart, dann dürft ihr das den Kindern gegebenenfalls ruhig auch sagen. Es nützt nichts, die Mutter den Kindern gegenüber als besser darzustellen als sie ist, man darf sie nur auch nicht schlechter machen als sie ist. Also zum Beispiel: "nein, ihr könnt jetzt nicht telefonieren, weil es jetzt Schlafenszeit ist und ihr ins Bett geht. Verabredet war, dass Mama am Nachmittag anruft, damit ihr genügend Zeit habt um in Ruhe sprechen zu können. Wir haben verabredet, dass wir es morgen noch einmal versuchen und sie morgen am Nachmittag nochmal anruft." Also ganz sachlich einfach die Wahrheit sagen, aber ohne Bewertung.
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)
06.06.2016, 09:22 Uhr | lizzy2014
Noch etwas:
Die Kinder haben sich bei uns jetzt soziale Kontakt geschaffen. Sie haben Freunde, die wir auch versuchen, regelmässig zu treffen. Und natürlich achten wir darauf, dass sie ihre Hobbies (Fußball, Keyboard, schwimmen, ...) nachgehen können.
06.06.2016, 09:20 Uhr | lizzy2014
Hallo,

vielen Dank für eure Antworten!
Das stimmt, dass ich nicht gezwungen wurde in diese Situation zu kommen. Nur hätte ich auch nie gedacht, dass die Exfrau so krank ist. Krankhafte Züge waren zwar von Anfang zu erkennen, aber so dramtisch nicht.

Den Kindern haben wir anfangs erklärt, dass die Mama krank ist und sich deswegen nicht mehr so kümmern kann, wie die Kinder dies bräuchten, aber die Mama sie immer lieb hat. Und wir haben eine Familienhilfe, die aber hauptsächlich momentan die Besuchskontakte begleitet.
Diese Woche wird der Besuchskontakt das erste Mal für 2 Stunden sein. Länger schafft die Mama dies auch nicht. (ihre eigenen Worte)

Der Jüngste äussert die Essstörungen, indem er einfach komplett das Essen verweigert. Er isst dann nur unter gutem Zureden ein klein wenig. Waren jetzt auch beim Kinderarzt, aber er ist noch in der Norm vom Gewicht, zwar am unteren Rand, aber der Kinderarzt meinte, körperlich wäre alles okay, wenn, dann helfe ihm nur eine Therapie. Aber wie gesagt, da warten wir immer noch auf einen Platz.
Der Mittlere ist das genaue Gegenteil. Er isst alles und auch alle unkontrolliert. Wir müssen ihn immer wieder bremsen. Der Kinderarzt meinte zu ihm, er müsse sich etwas mehr bewegen und solle etwas weniger essen. Er wäre zu klein für sein Gewicht. *smiling* Seitdem achtet er etwas mehr drauf, aber wenn er Kummer hat, dann müssen wir genau aufpassen.

Und durch die Schichtarbeit von meinem Partner bleibt eben da sehr viel an mir hängen. Wobei den Haushalt momentan hauptsächlich er macht, da ich auch noch täglich 5 Stunden arbeite, also über 6 Std. weg bin. Und wenn ich dann alle Kinder abgeholt habe (Kindergarten, Tagesmutter und Halbtagsschulbetreuung) möchte ich lieber etwas mit ihnen unternehmen. Denn die Jungs haben auch bei uns mit Hobbies angefangen, was sie vorher nicht hatten. Und meine Kleine hat auch schon ein Hobby, somit ist jeder Tag verplant. Ohne Oma und Opa würden wir es auch gar nicht schaffen.

Es wäre aber auf jeden Fall leichter, wenn das drumherum anders wäre. Ständig kommt was neues von der Exfrau. Ständig müssen wir vor Gericht, die Kinder auch, und das kostet erstens mal Nerven, dann Zeit, dann Geld und die Kinder sind immer wieder verunsichert.

Jetzt war am Wochenende ein kleiner Vorfall. Die Exfrau wollte sich während der Woche melden und mitteilen, ob sie am Sonntag um 19 Uhr anrufen kann. Es kam nichts. Am Sonntag um 17:30 Uhr rief sie dann an und entschuldigte sich, sie hätte den ganzen Tag schlafen müssen und hätte vergessen, morgens anzurufen. Ich habe ihr dann erklärt, dass sie sich melden wollte und abends eigentlich telefonieren wollte. Sie hätte das vergessen. Natürlich konnte sie dann mit den Kindern telefonieren. Aber die Kinder bekommen das ja nicht mit, weil wir das alles von ihnen fernhalten. Sie bekommen aber von ihrer Mutter suggeriert, wir wollten keinen Kontakt zwischen ihnen etc. Wie sollen wir den Kindern erklären, dass ihre Mutter sehr unzuverlässig ist durch ihre Krankheit und sie sich gar nicht kindesgerecht kümmern kann, sollten sie längere Zeit alleine bei ihr sein?
Die Richterin hatte ihnen bei der letzten Verhandlung schon erklärt, dass ihre Mama noch krank ist und jetzt nochmal ein Arzt sie untersuchen muss um festzustellen, ob sie die Kinder längere Zeit evt. auch über Nacht nehmen kann. Wobei die Mutter uns und der Familienhilfe gegenüber sagte, mehr als 2 Std. schaffe sie momentan gar nicht.

Sorry, hab glaub ich etwas verwirrt geschrieben, aber mir geht so viel durch den Kopf. *sad*

Ach so, ich habe noch keine Therapie begonnen, aber bin schon am abklären mit meinem Hausarzt. Auch hatten wir die Idee, vielleicht eine Mutter-Kind-Kur mit allen 3 Kindern zu machen. Dies ist aber bisher nur so ein Gedanke.
05.06.2016, 18:22 Uhr | BabyOne
Hallo Lizzy2014,

Deine Familienkonstellation ist eine, wo man im Voraus - wenn man es vorher so genau wüsste und rein verstandesmäßig angehen könnte - nur davon abraten könnte. Geschiedener Mann mit gleich drei Kindern, psychisch schwer kranke Exfrau, vermutlich ja auch damit verbunden eine finanziell eher angespannte Situation... rein verstandesmäßig dürfte man sich so einen Partner nicht aussuchen. Nun habt ihr euch aber doch verliebt und auch schon ein gemeinsames Kind. Und nun ist Euer gemeinsames Kind in dem Alter, wo auch vorher pflegeleichte Babys anstrengend werden, Du bist von null auf vier Kinder in zwei Jahren gekommen, und nach den ersten Jahren kommen ja auch bei sonst unbelastete Familien manchmal die ersten Probleme auf, mal davon abgesehen, dass das Zusammenleben in einer Patchworkfamilie ohnehin immer eine Herausforderung ist.

Du hast mit Sicherheit bereits sehr, sehr viel Liebe und Energie und Hoffnung investiert in die Beziehung zu Deinem Mann, zu seinen Kindern und natürlich auch zu eurem gemeinsamen Kind und "nebenher" schon viele Belastungen wie zum Beispiel die rechtlichen Auseinandersetzungen mittragen müssen, die andere nicht haben. Einen Grund für ein schlechtes Gewissen gibt es da wirklich nicht. Mach Dir das bewusst: Du machst es so gut wie Du nur kannst, und mehr geht nicht, und mehr kann auch niemand verlangen. Ich kann mir gut vorstellen dass es weh tut, wenn man das Gefühl hat, dass Dein eigenes Kind zu kurz kommt, weil es einfach zu viele Baustellen gibt auf denen Du gleichzeitig gebraucht wirst.

Da gibt es zwei Dinge zu beachten: Erstens, Dein Kind wächst mit drei älteren Geschwistern zusammen auf. Vorausgesetzt, dass die älteren Kinder sich der Kleinen gegenüber anständig verhalten, ist das ein riesiger Gewinn, der Deinem Kind einiges für´s Leben mitgeben wird, was Du alleine ihr beim besten Willen niemals hättest geben können. Das gleicht einiges von den Nachteilen aus, die Dein Kind vielleicht tatsächlich gegenüber einem Dasein als Einzelkind hat.

Und zweitens, vergiss nicht, dass diese vielen Baustellen eigentlich alle nicht Deine Baustellen sind. Du bist nicht die Mutter dieser Kinder, sondern "nur" die Partnerin des Vaters und Mutter eines Geschwisters. Du kannst nichts dafür, dass sie eine psychisch kranke Mutter haben, unter deren Verhalten sie leiden. Was immer Du für Deinen Partner oder seine Kinder tust - egal ob Babysitterdienste und Betreuung für die Kinder, Haushalt, Begleitung zu irgendwelchen Terminen, Trostspenderin und Beraterin für Deinen Mann -das alles tust Du letztlich freiwillig, weil Du es willst, und nicht weil Du es musst. Wenn Du das Gefühl hast, dass die Balance nicht mehr stimmt, weil Du am Ende Deiner Kräfte bist, dann ist es Zeit zu überlegen, wo Du etwas tust, was Du eigentlich nicht kannst oder willst oder wo Dir etwas mehr Zeit mit Deinem eigenen Kind oder für Dich allein eigentlich wichtiger wäre. Und wenn Du so einen Punkt findest, dann sei auch den anderen gegenüber ehrlich und sprich es an. Sag, was Du brauchst und was Du willst oder auch was Du absolut nicht willst! Fordere es ein, denn Deine Bedürfnisse sind nicht unwichtiger als die der anderen! Denk daran - für seine Kinder ist in erster Linie Dein Mann verantwortlich, und es ist auch niemandem - einschließlich seiner Kinder - damit gedient, wenn Du irgendwann zusammenklappst und auch noch krank wirst. Denk auch daran, dass ihr noch viele Jahre vor euch habt und ihr genauso wie ein Dauerläufer mit euren Kräften haushalten müsst, wenn ihr das Ziel erreichen wollt.

Und noch eins - wie ich schon sagte, eure Konstellation ist eine sehr schwierige. Niemand, der das nicht aus eigenem Erleben kennt, kann sich darüber wirklich ein Urteil erlauben. Es ist absolut keine Schande, sich hier auch Hilfe zu holen. Nach Therapieplätzen für die Kinder sucht ihr ja anscheinend schon, bzw. eines der Kinder hat schon einen Therapieplatz. Gibt es dort im Rahmen der Familientherapie die Möglichkeit, dass Du auch zu Einzelgesprächen hingehen kannst? Oder sonst wäre vielleicht an eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch Kranken zu denken - nicht bloß in Bezug auf die Kinder, sondern auch für Deinen Mann und Dich. Und nicht zuletzt gibt es im Internet auch Foren speziell für Patchwork-Familien. Such nur mal danach, oder frag mich gerne per PN.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: BabyOne
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)
04.06.2016, 20:09 Uhr | bke-Clara-Winzenberg
Hallo lizzy2014,

als Moderatorin in diesem Unterforum der Virtuellen Beratungsstelle begrüße ich Sie herzlich.

Sie leben in einer Patchworkfamilie und bemerken bei den Kindern Ihres Partners Veränderungen, die mit der Mutter bzw. der Trennungssituation zusammenhängen. Die Auffälligkeiten im Verhalten benennen Sie nicht. Ist jedenfalls toll, dass sie sich so verantwortungsvoll kümmern!

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kinder eine belastende Zeit hinter sich haben und möglicherweise noch ganz viele unbeantwortete Fragen haben. Ist den Kindern jemals die psychische Erkrankung der Mutter erklärt worden und das damit zusamenhängende "komische Verhalten" . Und dass sie deshalb nicht für die Kinder richtig sorgen kann? Manchmal stehen die Kinder unter dem Druck, dass die Mutter signalisiert, dass es ihr besser gehen würde, wenn die Kinder bei ihr wären ....Die Kinder glauben dann für die Mutter bzw. deren Wohlbefinden verantworlich zu sein u.s.w. Sagen Sie den Kindern, dass die Mutter sie liebt, sie jedoch bei Ihnen beiden leben werden, weil es nicht anders geht. Sprechen Sie mit den Kindern über ihre Gedanken und Gefühle! Ihr Partner sollte sich intensiv mit den Kindern beschäftigen und Halt wie auch Kontinuität vermitteln!

Wie meine Vorschreiberin bereits vorgeschlagen hat, können sie sich an eine Erziehungsberatungsstelle wenden oder auch versuchen, durch das Jugendamt eine Unterstützung zu erhalten. Besuchen die Kinder Ganztagsschulen? Haben sie Freunde, mit denen sie sich regelmäßig treffen können?

Gerne tauschen wir uns hier weiter mit IHnen aus!

Ein schönes Wochenende wünscht ganz herzlich

bke-Clara-Winzenberg *smiling*
04.06.2016, 11:34 Uhr | Pauliprinzessin
Hallo,

wenn die Kinder erst so kurz bei euch dauerhaft sind, dann haben sie noch einen dicken Rucksack auf dem Rücken zu tragen.

Ihr , Du als Co Mama und dein Mann als leiblicher Vater könnt hier wohl nur Geduld aufbringen und den Kindern die Verlässlichkeit und Ruhe geben die sie jetzt unbedingt brauchen. Ich denke, wenn die Kinder länger bei euch sind, dann wird es für die Kinder offensichtlicher, dass sie jetzt ein verlässliches zu Hause haben.
Das es für eure Beziehung anstrengend ist ist klar. Von jetzt auf gleich mit so vielen Kindern ist nicht einfach. Wenn es sich noch mehr eingespielt hat, dann nehmt euch auch mal einen Babysitter für einen Abend und vielleicht gibt es auch noch andere nahe Verwandte die euch die Kinder mal stundenweise oder für ein Wochenende abnehmen?
Ihr könnt euch auch noch an eine Erziehungsberatungsstelle wenden oder eine Familienhilfe über das Jugendamt beantragen. Aber ich denken, wenn die Kiddies nicht misshandelt und vernachlässigt worden sind, dann wird sich das von ganz allein nach und nach verbessern.

Essstörungen wie meinst Du das? Vielleicht sind deine Erwartungen andere als die der Kinder? Oder essen sie Papier oder andere merkwürdige Sachen, erbrechen sie gleich nach dem Essen und andere gravierende Störungen? Denn das Kinder andauernd was zu mäkeln haben und ihr Lieblingsessen von einem Tag auf den anderen plötzlich eklig ist, das kennt man als Eltern zu genüge...Du hast jetzt eine Großfamilie inklusive einem pupertierenden jugendlichen. Da geht so einiges drunter und drüber und alle Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten die versuchen ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Dein zweijähriges wird vermutlich auch gerade in der nein , will nicht Phase sein....

Treffer: 12

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