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03.02.2018, 15:50 Uhr | chrysantheme
Liebe Forumsmitglieder,

ich bin`s wieder mal....

Diesmal geht es um folgende Sache, die mich sehr aufregt.

Mein 13jähriger Sohn ist seit der 5. Klasse in einem besonderen Musikinternat, das zu einem der führenden Knabenchöre in Deutschland gehört. Meinem Sohn macht es sehr viel Spaß, dort zu leben und zu singen, auch wenn die Belastung hoch ist. Ich habe ihm auch schon mehrfach angeboten, wieder nach Hause zu kommen, aber er sagt immer wieder, dass das für ihn nicht in Frage kommt.

Bisher fand ich das Internat auch sehr gut, obwohl seine schulischen Leistungen dort nicht gerade glänzend waren und sind. Auch als er mir erzählte, dass er bei einem Konzert eine Kreislaufschwäche hatte und nicht mitsingen konnte, fand ich das nicht schön, aber auch nicht besonders beängstigend. Beim langen Stehen kommt es vor, dass jungen Menschen und auch älteren schwindlig wird. Das muss man bei einem Chor in Kauf nehmen.

Dann erzählte er mir aber Folgendes: die älteren Jungen würden den jüngeren vor den Konzerten sagen, dass sie unter keinen Umständen die Bühne verlassen sollten, sonst gäbe es Ärger.
Dann erzählte er mir außerdem, dass ein Junge bei einem Konzert auf der Bühne in die Hose gemacht hätte und das ganze restliche Konzert in diesem Zustand auf der Bühne geblieben wäre.
Darüber war ich entsetzt. Die Reaktion meines Sohnes war: "Wieso? der ist doch selber Schuld, wenn er vorher nicht aufs Klo geht."
Außerdem meinte er, das mit dem in die Hose machen wäre ganz normal, das würde öfters passieren.
Ich habe daraufhin eine Mail an die Leitung geschrieben. Da wurde alles abgewiegelt und bagatellisiert sowie die Verantwortung auf die Kinder abgewälzt ("selber Schuld wenn die trotz Erinnerung nicht aufs Klo gehen"). Außerdem seien das "Einzelfälle".

Meine Meinung ist, dass hinter jedem dieser "Einzelfälle" ein Junge steht, der ein sehr erniedrigendes Erlebnis hatte: auf einer Bühne, vor seinen Kumpels und dem Chorleiter sowie einem Publikum in die Hose gemacht zu haben.

Ich finde, wenn es so "ins Körperliche" geht, hört der Spaß auf. Besonders Institutionen wie Internate sollten hier sensibel und vorsichtig sein. Auch die Tatsache, dass ältere Jungen den jüngeren drohen, finde ich inakzeptabel. Dass das akzeptiert wird und es keine pädagogische Intervention deswegen gibt, finde ich unterhalb eines pädagogischen Standards des 21. Jahrhunderts.

Mein Sohn ist nun wütend auf mich, schreit mich an und hat mir am Telefon im Befehlston gesagt, dass ich nie wieder eine solche E-Mail zu schreiben hätte.
Die Beziehung zu ihm war schon immer angespannt, aber jetzt bin ich vollends die böse Spielverderberin.
Mein Umfeld sieht das teilweise auch so (Mann, Eltern, Schwiegereltern) - es ist maßlos übertrieben, dass ich mich über all das aufrege. Unsere Familienhilfe und ein paar andere, u.a. eine betroffene Mutter, konnten meine Aufregung nachvollziehen.

Ich weiß nicht mehr, ob es die richtige Entscheidung war, meinen Sohn in dieses Internat zu geben. Wenn er dort zu einem Menschen erzogen wird, der es normal findet, wenn andere, besonders Schutzbefohlene, erniedrigende Erlebnisse haben und von älteren bedroht werden.... was wird da später für ein Mensch draus? Wird er Mitgefühl haben, Empathie? Ein Bewusstsein dafür, wann eine Grenze überschritten ist? Welche Form von Machtausübung in Ordnung ist, und welche nicht?

Wenn ich ihn jetzt allerdings aus dem Internat herausnehme, kann ich mich mit ihm zu Hause auf was gefasst machen (übelste Beschimpfungen, tätliche Angriffe, Geschrei....war alles schon im Grundschulalter da...).

Außerdem habe ich ohnehin schon ein problematisches Kind hier zu Hause - den jüngeren Bruder (mit Asperger-Autismus). Abgesehen davon, dass jeder schon allein eine große Herausforderung ist, kommen die beiden nicht miteinander klar (lautes Geschrei nach 10 Minuten zusammen in einem Raum, gegenseitige Verletzungen...und das regelmäßig über den ganzen Tag verteilt. Wenn jetzt jemand sagt, das sei bei Geschwistern normal, dann hat er/sie noch nie einen wütenden Autisten schreien gehört/"in Aktion" gesehen).

Danke fürs Lesen.

Grüße
chrysantheme
01.03.2018, 13:04 Uhr | Ruba
Da ich selber musikalisch auf hohem Hobbybiveau tätig bin, weiß ich, dass der Grundsatz gilt "The Show must go on". Das klingt hart, aber vom Publikum aus wird Professionalität erwartet. Und dass ein Konzert nicht wegen eines Kindes, dem übel wird, abgebrochen wird, ist nachvollziehbar. Die Leute haben Eintritt bezahlt und wollen Leistung sehen. Darüber muss man sich im Klaren sein.
14.02.2018, 08:59 Uhr | marinadiezweite
Hallo Chrysantheme, ich denke bestimmt nicht, dass du übertreibst. Es ist nur so, dass ich einige Faktoren für zu weit gedacht empfinde. Da ist erstens dieser mögliche Vorwurf, den dein Sohn als Erwachsener anbringen könnte. Warum hast du nichts gesagt? Dazu habe ich mich schon geäußert. Dass man ja mit seinen Kindern auch immer gut im Gespräch bleiben sollte. Dazu gehört nachzufragen, wie der Jugendliche das selbst fand. Wie man nun verfahren will. Und auch, wie er das findet, wenn man bevormundet wird. Denn auf der einen Seite wollen die Jungen ja groß sein, och, ich brauch nicht auf die Toilette. Och, ist doch easy. Auf der anderen Seite gibt es Kinder, die anscheinend diese Ansage brauchen wie ein Grundschulkind, bitte geh auf die Toilette, bevor das Konzert beginnt.
Ich denke nämlich immer noch, dass die Jungen das Problem direkt lösen sollten. Du hast geschrieben, dass du deinen Sohn vorher nicht gefragt hast, ob du eine email schreiben solltest. Es ist nun passiert. Und du hast nun auch eine Rückmeldung, dass er sagt, er fand das schlecht.
Ich meine, dass man da nun nicht zu viel hineininterpretieren sollte. Denn es ist ja auch eine Art von Blossstellung. Kann passieren, dass dann nachgehakt wird, du deine Mutter hat sich gemeldet. Geh mal lieber nochmal aufs Klo, sonst kriegen wir Stress.
Sowas passiert nicht nur auf einem Elitegymnasium, dass Kinder forsch behandelt werden, weil sich die Eltern reinhängen.
Nun meine ich, dass du dich zunächst einmal nicht mehr gegen die Bitte deines Sohnes wehren solltest, dass er zwar erzählt, aber vieles auch gern selbst regeln möchte. Ich behaupte sogar, Jungen sind da spezieller als Mädels.
Aber du kannst sicher Tipps geben. Dass sie alle zusammen mit dem Lehrer eine Regelung finden. Wem es wirklich schlecht geht, der sollte unauffällig rausgehen dürfen. Und zwar ohne Wenn und aber. Und es sollte eine Pause geben. Das wäre gut, wenn die Kinder das aushandeln könnten. Boa, dass ein Kind in die Hose macht, finde ich übrigens krass. Aber ich verstehe trotzdem auch den Aufführungsleiter. Es ist ja nicht mal eben eine kleine Aufführung. Da ist es nicht unverschämt, wenn vorher gesagt wird, geht bitte noch mal alle aufs Klo. Besprech auch mit deinem Sohn, was der Lehrer für STrafen vorgesehen hat falls jemand die Bühne verlassen würde. Ich glaube, da würde der Lehrer bei Bestrafung alt aussehen.
Dann schreibst du, dass es nicht ganz einfach ist mit deinem Sohn. In dem Moment, wo du dich aufregst, ist er ja sauer gewesen. Vergess nicht, dass es auch um sein Wohlfühlen geht. Du magst es gut meinen, aber er ist damit nicht einverstanden. Es ist richtig, ihm Möglichkeiten aufzuzeigen. Er scheint es aber gar nicht zu wollen, dass er heimkehren kann. Er selbst hat also anscheinend keinen Leidensdruck. Da ist es gar nicht so wichtig, dass VErwandte und Bekannte deine Meinung unterstützen. Versuch bitte stolz auf deinen Sohn und sein Engagement zu sein.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: marinadiezweite
13.02.2018, 22:01 Uhr | AnjaLe
Hallo chrysantheme,

Danke für die Rückmeldung. Mir fällt dazu noch ein, das "in die Hose machen" auch ein Symptom von Angst (Einschüchterung) sein kann. Nein, diese Parallelwelt hat keine Narrenfreiheit, es darf da auch keine rechtsfreien Räume geben. Und ja, ich denke man sollte sogar 2 Augen darauf haben, was da geschieht, denn heute sind es Eischüchterungen und morgen Übergriffe und Mißbrauch (durch ältere). Bei der Aufarbeitung tun sich solche Welten dann sehr schwer und es gibt immer welche, die nichts gewusst oder mitbekommen haben!


Das Problem ist, das erzieherische und pädagogische Betreuung an "ältere" Schüler delegiert wird. Weiter steht wohl die musikalische Begabung der Schüler im Vordergrund, weniger die Qualität des Abschlusses. Gibt es denn überhaupt die Möglichkeit der Nachilfe oder Förderung schwächerer Schüler? Ich wäre auch alarmiert, wenn Klang und Gesang wichtiger sind, als die Vorbereitung auf das Abitur und sich die Noten verschlechtern.

Wer wäscht die Wäsche, das Internat oder die Eltern? Ich würde da öfter mal unangemeldet vorbeischauen, um zu sehen, was Dein Sohn macht, ansonsten bleibe ich dabei, ihn zumindest bis zum Ende des Schuljahres dort zu lassen und die Situation dann neu bewerten.

Liebe Grüße

Anja
13.02.2018, 12:09 Uhr | chrysantheme
bke-Clara-Winzenberg schrieb:
Hallo chrysantheme,

Sie schildern uns Vorkommnisse, die während der Aufführungen des Internats, in dem sich Ihr Sohn befindet, stattfinden. Die Art, in der Sie darauf reagiert haben, ist mutig und zeigt Rückrat! Es ist erschütternd, dass Kinder auf speziellen Eliteinternaten derartig unter Druck geraten! Das findet wahrscheinlich nicht nur im künstlerischen, sondern auch im sportlichen Bereich statt. Perfektion, Stärke und ein reibungsloser Ablauf werden erwartet auf Kosten der Kinder und Jugendlichen.

Sie haben nun ein Zeichen gesetzt, das der Leitung Vorsicht signalisiert. Ihr Sohn möchte dort unbedingt bleiben und für eine Herausnahme finden Sie zu Hause keine Unterstützung. Schwierig! In dieser Situation sollten Sie bei dem nächsten Zusammensein mit Ihrem Sohn besprechen, was Sie zu den verbotenen Toilettengängen meinen und dass diese unwürdig sind. Sagen Sie ihm, dass Sie ihn unterstützen werden und eine andere Schule suchen werden, wenn er das möchte. Gegen seinen Wunsch und Willen sollten Sie nicht handeln. Sie können ihn als Information auf die Kinderrechte hinweisen und ihm auch erläutern, dass psychische und körperliche Gewalt in der Erziehung nicht erlaubt sind.

Schließlich die Frage, inwieweit es bei diesem Internat Elternabende oder Kontakte zwischen den Eltern gibt, wo Sie sich untereinander austauschen können? Gemeinsam kann Druck auf die Internatsleitung ausgeübt werden!

Herzliche Grüße und einen interessanten Austausch wünscht Ihnen
bke-Clara-Winzenberg *smiling*


Sehr geehrte Frau Winzenberg,

vielen Dank für Ihre unterstützenden Worte, die mir sehr geholfen haben. Denn meistens ist die Reaktion - auch in meinem unmittelbaren Umfeld - dass angenommen wird, ich würde übertreiben und sinnlos "Ärger machen". Perfektion, Stärke und ein reibungsloser Ablauf - das, was Sie schreiben, trifft genau zu. Das "Große Ganze" zählt, nicht der Einzelne.

Möglicherweise stimmt es, dass ich ein Zeichen gesetzt habe, wie Sie schreiben. Von dem Konzert, das kurz nach meiner Mail stattfand, wurde berichtet, dass ein Junge während des Konzerts die Bühne verließ. Vielleicht gab es eine dahingehende Ansage.
Mit den anderen Eltern der Klasse habe ich mich schon per mail ausgetauscht. Der Elternvertreter war ebenfalls entsetzt und schrieb, dass die Angelegenheit gegenüber der Leitung auf den Tisch kommen würde.
Das Problem mit meinem Sohn ist folgendes: er lebt in diesem "Paralleluniversum" und hält somit alles, was dort geschieht, für richtig und normal. Auch fehlt es ihm noch sehr an moralischer und emotionaler Reife. Seine Einstellung ist in ungefähr "the survival of the fittest" - wer ein Problem hat, ist selbst schuld.
Außerdem hat er, seit auf irgendeinem Weg herausgekommen ist, dass ich mich "beschwert" hätte (ich habe es ihm nicht gesagt!), alles geleugnet und bagatellisiert.
Nun ja. Aber eines ist für mich klar: sobald es meinem Sohn passiert, dass er auf der Bühne in die Hose macht ("klein" oder sogar "groß", was auch vorkommt), sich übergibt (in einem Konzert vorgekommen, das ich besucht habe), dann ist er sofort raus aus dem Internat. Zumal die Noten durch die Kombination G8 plus Belastung durch den Chor massiv abgesunken sind. Es gibt bestimmt Eltern, die ihren Sohn allein deshalb schon aus so einem Internat nehmen würden.

Viele Grüße
chrysantheme
13.02.2018, 11:55 Uhr | chrysantheme
Ruba schrieb:
Hallo chrysantheme,
Dein Sohn möchte auf dem Internat bleiben und fühlt sich dort wohl.
Und das ist in meinen Augen das Wichtigste!
Natürlich ist es nicht schön wenn ein Kind vollgepullert ein Konzert mitsingen muss -aber mit ziemlicher Sicherheit hat es sich nicht mitten im Konzert gemeldet und dies laut kundgetan, so dass der Chorleiter es nicht gemerkt hat.
Insofern verstehe ich Deine Empörung nicht ganz.
Beim nächsten Mal wird das Kind vor dem Konzert auf Klo gehen.
Lass Dein Kind auf dem Internat und freue Dich, dass er gerne da ist.


Hallo Ruba,

vielen Dank für deinen Post und deine Gedanken, die du dir gemacht hast.
Klar - der Chorleiter merkt es nicht, wenn einer vollgepullert weitersingt. Aber die, die neben, vor und hinter dem Betreffenden stehen, sehr wohl. Da bildet sich ja erstmal eine Pfütze, und dann riecht es auch. Noch schlimmer ist es, wenn einer "groß" in die Hose macht, was ebenfalls vorkommt. Neulich in einem Konzert, bei dem ich im Publikum saß, hat sich sogar einer auf der Bühne übergeben. Er verließ die Bühne (sich übergebend) und das Konzert wurde weiter fortgesetzt - als ob nichts wäre. Die anderen Kinder bekamen auch eine sehr ungesunde Gesichtsfarbe.
Denkst du nicht, dass so etwas unangenehm für einen Jungen ist? Vor seinen Kameraden, die das alles mitbekommen? Mit denen du die meiste Zeit des Jahres zusammenlebst?
Und der Chorleiter wird dann auch von der sog. "Chormutter" über einen solchen Vorfall informiert (pullern, groß in die Hose machen). Also im Geheimen bleibt das Ganze auf keinen Fall.
In so einem Internat macht sowas auch schnell die Runde....

Grüße
chrysantheme
13.02.2018, 11:47 Uhr | chrysantheme
AnjaLe schrieb:
Hallo chrysantheme,

ich denke auch, er sollte auf dem Internat bleiben.

Nicht jeder Mensch ist gleich, der eine kann länger einhalten, der eine weniger. Eine Erinnerung auf die Toilette zugehen, hat es ja wohl gegeben. Ich will das nicht beschönigen, aber wie lange dauern denn diese Konzerte und was sagt die Chorleitung, wie lange die Jungen auf der Bühne verbleiben müssen? Da muß es doch klare Richtlininien geben und nicht das, was ältere sagen!? Von wem droht der Ärger?

Gibt es denn da so Elteranabende, wo diese Probleme angesprochen werden können? Wenn ja, würde ich da ansetzen und versuchen herauszufinden, wie die anderen Eltern der Chormitgleider das sehen?

Ich will nicht sagen, das da alles rund läuft, aber das tut es wonanders auch nicht. Damit meine ich Regelschulen, Arbeitsplätze oder die Bundeswehr. Einige wie auch die diesen Chören angeschlossenen Internate sind in ihrer Tradition autonome Parallelwelten mit ihren eigenen Regeln, diese entsprechen nicht immer den Normen und Standarts der Gesellschaft. Oft werden von der Presse negativen Dinge aufgewühlt, aber es gibt auch Menschen, die sich da wohl fühlen und dort Karierre
machen.

Solange das bei Deinem Sohn der Fall ist, lass ihn dort.

Grüße
Anja


Liebe Anja,

danke, dass du dir die Zeit genommen hast, über mein Problem nachzudenken.
Die Konzerte dauern (mit Pause) bestimmt 2 Stunden. Der Punkt ist: der Chorleiter äußert sich nicht, es gibt auch keine Richtlinien. Der Chorleiter überlässt es sehenden Auges den Älteren, die jüngeren ein bisschen einzuschüchtern, denn wenn er selbst sagen würde: "wehe, es verlässt einer von euch während des Konzerts die Bühne!!" - dann macht er sich angreifbar. Die offizielle Version ist: selbstverständlich darf jeder aufs Klo gehen, wann immer er muss. Aber "intern" ist die Ansage eben anders, und deshalb machen so oft welche in die Hose.
Ärger droht von den älteren. Die sagen zu den Kleinen (teilweise sogar Viertklässler): wir warnen euch! Heute tritt keiner während des Konzerts ab. Sonst gibt`s Ärger!
Da fragt sich so ein kleiner Junge aus der vierten Klasse natürlich nicht lang, wie dieser Ärger genau aussieht. Er tut alles, um ihn zu vermeiden.

Elternabende und einen Elternstammtisch gibt es. Ich habe auch schon Kontakt mit den anderen Eltern aufgenommen. Es waren auch Antworten darunter, die mir zustimmten und die auch schon von dem Einschüchterungsproblem gehöhrt hatten (u.a. der Elternvertreter).
Andere schrieben mir, dass sie es ganz toll finden, dass ihre Jungs Zucht und Ordnung lernen - weil es ja keinen verpflichtenden Wehrdienst mehr gäbe, schrieb ein Vater - wäre das doch toll, dass die Jungs diese im Wehrdienst vermittelten "Werte" jetzt wenigstens im Chor/Internat lernen könnten.
Eine Mutter schrieb mir, dass ihr Sohn betroffen sei (Einnässen), und dass der Chor für sie an Glanz verloren hätte.
Manche schrieben, dass es ihren Jungs prima ginge im Internat und sie noch nie etwas von derartigen Problemen gehört hätten.

Was du von den "Parallelwelten" geschrieben hast, in denen eigene Regeln und Gesetze gelten, finde ich sehr treffend. Genauso ist es. Nur: ist es nicht auch unsere Pflicht, ein Auge auf diese Parallelwelten zu haben? Oder hat die Parallelwelt quasi "Narrenfreiheit"?

Vorerst werde ich ihn auf dem Internat belassen - auch wenn die Schulnoten aufgrund der Belastung durch G8 Plus Chor ganz tief in den Keller gefallen sind. Manche Eltern würden vielleicht schon allein deshalb sagen: Experiment missglückt, jetzt kommst du wieder heim, und wir unterstützen dich beim Lernen.

Grüße
chrysantheme
13.02.2018, 11:32 Uhr | chrysantheme
Hallo marinadiezweite,

vielen Dank für deine Antwort.
Wie ich es verstanden habe meinst du, dass mein Sohn sich ärgert, dass ich das, was er mir im Vertrauen erzählt hat, weitergegeben habe. Das finde ich einen wichtigen Aspekt. Aus der Sicht meines Sohnes ist das sicher so, aber es gibt eben Momente, in denen man als Mutter Prioritäten setzen muss. Jetzt, als Jugendlicher, sieht mein Sohn dies alles locker und hält alles, was so passiert, für normal.

Aber wie sieht es aus, wenn er erwachsen sein wird? Möglicherweise heißt es dann: wieso hat eigentlich keiner von euch Erwachsenen gehandelt und das alles akzeptiert? So war das in den 50er- 60er Jahren in solchen Einrichtungen auch: es wurde geprügelt, erniedrigt.... und keiner hat sich getraut, was zu sagen. Klar, in dieser Zeit war es auch "normal", dass man seine Kinder verprügelt hat. Und jetzt scheint es normal, dass Kinder bei einem Auftritt in die Hose machen - aus Angst, aus irgendeinem komischen Gruppendruck heraus....
Du schreibst, es werden sicher noch viele Situationen kommen, wo er was erzählen wird und sich wehren oder anderen beistehen wird. Und das ist genau der Punkt: er wehrt sich nicht, er steht niemandem bei. Er hält es einfach für normal. Und damit habe ich ein Problem.

Viele Grüsse
chrysantheme
08.02.2018, 10:38 Uhr | marinadiezweite
hallo Chrysantheme, ich gebe auch zu bedenken, dass dein Sohn ja bereits 13 ist. Er hat dir was erzählt, um sein Herz auszuschütten. Das setzt ja ein gutes Vertrauensverhältnis voraus. Insofern verstehe ich sogar ein wenig, dass er sauer auf die email reagiert hat. Es handelt sich ja hier nicht um kleine Kinder, die alle paar Minuten auf die Toilette müssen. Der Vorfall ist auf jeden Fall unschön, und noch beschämender, da ein Junge in dem Alter das sicher nicht mehr so wegsteckt wie ein kleineres Kind. Aber ich gebe zu bedenken, dass es für etwas ältere Kinder auch zumutbar ist, dass sie sich nicht gemassregelt fühlen, wenn es heißt, geht bitte vor dem Auftritt nochmal auf die Toilette.
Die Situation ist megaunschön. Dennoch denke ich, dass dein Sohn dir das nicht erzählt hat, damit du in AKtion trittst. Ich finde es ganz gut, wenn man seine Kinder auch fragt, ob man was unternehmen soll. Denn Veränderungen passieren nicht unbedingt nur dadurch, dass sich Eltern beschweren. Sondern vor allem dadurch dass ein Klassenverband sagt, das fanden wir alle nicht gut, gibt es da andere Regelungen. Man muss da glaub ich ein wenig aufpassen, dass man seine gar nicht mehr so kleinen Kinder, Jungen, nicht ein wenig entmündigt. Deine Meinung dazu ist ja trotzdem in Ordnung, aber man hat halt die Situation nicht miterlebt und es werden im Leben eines 13-jährigen noch viele Situationen kommen, wo er sicher was erzählen wird und sich wehren oder anderen beistehen wird.
05.02.2018, 23:02 Uhr | AnjaLe
Hallo chrysantheme,

ich denke auch, er sollte auf dem Internat bleiben.

Nicht jeder Mensch ist gleich, der eine kann länger einhalten, der eine weniger. Eine Erinnerung auf die Toilette zugehen, hat es ja wohl gegeben. Ich will das nicht beschönigen, aber wie lange dauern denn diese Konzerte und was sagt die Chorleitung, wie lange die Jungen auf der Bühne verbleiben müssen? Da muß es doch klare Richtlininien geben und nicht das, was ältere sagen!? Von wem droht der Ärger?

Gibt es denn da so Elteranabende, wo diese Probleme angesprochen werden können? Wenn ja, würde ich da ansetzen und versuchen herauszufinden, wie die anderen Eltern der Chormitgleider das sehen?

Ich will nicht sagen, das da alles rund läuft, aber das tut es wonanders auch nicht. Damit meine ich Regelschulen, Arbeitsplätze oder die Bundeswehr. Einige wie auch die diesen Chören angeschlossenen Internate sind in ihrer Tradition autonome Parallelwelten mit ihren eigenen Regeln, diese entsprechen nicht immer den Normen und Standarts der Gesellschaft. Oft werden von der Presse negativen Dinge aufgewühlt, aber es gibt auch Menschen, die sich da wohl fühlen und dort Karierre
machen.

Solange das bei Deinem Sohn der Fall ist, lass ihn dort.

Grüße
Anja
05.02.2018, 09:40 Uhr | Ruba
Hallo chrysantheme,
Dein Sohn möchte auf dem Internat bleiben und fühlt sich dort wohl.
Und das ist in meinen Augen das Wichtigste!
Natürlich ist es nicht schön wenn ein Kind vollgepullert ein Konzert mitsingen muss -aber mit ziemlicher Sicherheit hat es sich nicht mitten im Konzert gemeldet und dies laut kundgetan, so dass der Chorleiter es nicht gemerkt hat.
Insofern verstehe ich Deine Empörung nicht ganz.
Beim nächsten Mal wird das Kind vor dem Konzert auf Klo gehen.
Lass Dein Kind auf dem Internat und freue Dich, dass er gerne da ist.
05.02.2018, 08:23 Uhr | bke-Clara-Winzenberg
Hallo chrysantheme,

Sie schildern uns Vorkommnisse, die während der Aufführungen des Internats, in dem sich Ihr Sohn befindet, stattfinden. Die Art, in der Sie darauf reagiert haben, ist mutig und zeigt Rückrat! Es ist erschütternd, dass Kinder auf speziellen Eliteinternaten derartig unter Druck geraten! Das findet wahrscheinlich nicht nur im künstlerischen, sondern auch im sportlichen Bereich statt. Perfektion, Stärke und ein reibungsloser Ablauf werden erwartet auf Kosten der Kinder und Jugendlichen.

Sie haben nun ein Zeichen gesetzt, das der Leitung Vorsicht signalisiert. Ihr Sohn möchte dort unbedingt bleiben und für eine Herausnahme finden Sie zu Hause keine Unterstützung. Schwierig! In dieser Situation sollten Sie bei dem nächsten Zusammensein mit Ihrem Sohn besprechen, was Sie zu den verbotenen Toilettengängen meinen und dass diese unwürdig sind. Sagen Sie ihm, dass Sie ihn unterstützen werden und eine andere Schule suchen werden, wenn er das möchte. Gegen seinen Wunsch und Willen sollten Sie nicht handeln. Sie können ihn als Information auf die Kinderrechte hinweisen und ihm auch erläutern, dass psychische und körperliche Gewalt in der Erziehung nicht erlaubt sind.

Schließlich die Frage, inwieweit es bei diesem Internat Elternabende oder Kontakte zwischen den Eltern gibt, wo Sie sich untereinander austauschen können? Gemeinsam kann Druck auf die Internatsleitung ausgeübt werden!

Herzliche Grüße und einen interessanten Austausch wünscht Ihnen
bke-Clara-Winzenberg *smiling*

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