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05.05.2018, 00:10 Uhr | Ferudon
Guten Abend zusammen,

ich hoffe, ich bin hier im richtigen Unterforum.

Meine Tochter H ist 6 Jahre alt und im November letzten Jahres erzählte Sie mir, ihr Vater hätte sie sexuell belästigt, oder wie sie sagt, an ihrem Popo gespielt. Seither ist unsere familiäre Situation noch schlimmer, als sie es ohnehin schon ist und gerade weiß ich einfach nicht, was ich glauben soll.

H und ich haben turbulente Jahre hinter uns. Als Säugling wurde sie von ihrem Vater geschüttelt, hat aber Gott sei Dank keinen Schaden davon genommen. Ich naives Ding bin nach seinem Aufenthalt in einer Psychiatrie dennoch bei ihm geblieben und habe ihn nach einem Jahr auch noch geheiratet. Nach der Hochzeit wurde er immer agressiver, weswegen ich mit H in ein Mutterkind-Heim geflüchtet bin. Sie war damals etwas über ein Jahr alt. Mein Ex Mann hat mich psychisch so kaputt gemacht, das ich selbst in Therapie ging und fälschlicherweise die Diagnose Borderline erhielt. Nach meiner Trennung von ihm ging es mir stetig besser. Er war es, der mich an den Rand des Wahnsinns trieb. Leider wollte mir damals keiner glauben. Ich war diejenige, die eine Diagnose hatte und nicht er. Somit schien für das Jugendamt klar, dass ich das Problem war und man schenkte mir keinen Glauben. Auch das Schütteltrauma an meiner Tochter wurde abgetan.

Als H 1,5 Jahre alt war, lernte ich meinen jetzigen Ehemann kennen. Damals ging alles sehr schnell und wir zogen rasch zusammen, da ich von ihm ungeplant schwanger wurde. H war 2 Jahre alt, als sie eine kleine Schwester bekam. Seit 4 Monaten hat sie nun auch noch einen kleinen Bruder.

Meine Tochter H war schon immer etwas schwierig. Sie ist enorm empfindlich, weint bei jeder Kleinigkeit und bauscht alles übertrieben auf. Auch wird sie schnell wütend und agressiv. Sie hat kein Feingefühl und tut den Leuten ständig weh und macht Dinge kaputt. Sie braucht viel Aufmerksamkeit und muss dauernd im Mittelpunkt stehen. H lügt sehr oft und erfindet die abenteuerlichsten Geschichten, gerne auch auf Kosten anderer. Ihrem Bruder gegenüber ist sie allerdings sehr fürsorglich und kümmert sich wirklich toll um ihn. Sie ist sehr schlau, lernt schnell und ist sehr kreativ.
Ich versuche ihr möglichst oft die Bestätigung zu geben, mache ihr Komplimente, sage ihr, wie stolz ich auf sie bin und was sie nicht alles toll macht. Ich spiele mit ihr, unterhalte mich ausgiebig mit ihr, zeige Interesse, aber es scheint nie genug zu sein.

Ihre kleine Schwester R ist das genaue Gegenteil. Sie ist so herzlich, freundlich und kuschelbedürftig. Etwas, was ich an H schmerzlich vermisse. Die Beziehung zwischen H und mir leidet stark und ich hasse mich dafür, dass ich keine engere Bindung zu ihr habe. Es ist wie ein Rattenschwanz, aus dem wir nicht heraus kommen.

Wir waren auch schon zusammen bei einer Kindertherapeutin und es ging danach ein halbes Jahr lang gut. Dann verfiel sie in ihr altes Muster und kam mit der Missbrauchsgeschichte um die Ecke. Wir mussten den Kontakt zu ihrem Vater einstellen und wieder schien es, als wäre sie wie verwandelt. Sie war wieder freundlicher, kam besser mit R zurecht und kuschelte sogar wieder. Seit etwa einem Monat wieder das alte Muster.

Zu ihrem Vater hatte sie regelmäßig Kontakt und ich habe immer versucht diesen zu fördern. Wir haben schon oft daran gedacht, in seine Nähe zu ziehen, damit sie ihn öfter sehen kann. Er wollte seiner Tochter ja nicht hinterher ziehen. Leider ist das nicht möglich, da wir im Gegensatz zu meinem Exmann berufstätig sind und uns auch um die Eltern meines Mannes kümmern. Ich bin keine dieser fiesen Frauen, die versuchen den Kontakt zwischen Kind und Vater zu stören. Damit würde ich mir in mein eigenes Fleisch schneiden und hinterher nur die Wut meiner Tochter zurecht kassieren.

Sie liebte ihren Vater, kannte ihn aber nicht besonders gut. Da er noch in Hotel Mama wohnt, kümmerte sich Oma um die kleine H, wenn sie übers Wochenende bei ihrem Vater war. Er kümmert sich laut H lieber um seinen Computer. Dennocht ging sie gerne zu ihm.
Im November erzählte sie mir wie gesagt, er hätte an ihrem Popo rumgespielt. Ich mag nicht zu sehr ins Detail gehen. Ich schrieb damals ihre Tante, gleichzeitig die Cousine meines Exmannes an und bat sie um Rat. Sie meinte, ich solle sofort zum Jugendamt gehen, was ich auch tat. Das Jugendamt hielt die Schilderungen für sehr real und untersagten jeglichen Kontakt. Mittlerweile wird H vom ambulanten Kinderschutz begleitet und Ende Juli wissen wir vielleicht, ob mein Exmann wirklich so etwas widerliches tat oder nicht.

Nun ja... ich glaube meiner Tochter in erster Linie. Aber so langsam kommen auch Zweifel auf. Ihre Erzählungen beginnen sich zu verändern. Wo es zum Beispiel in der 1. Version noch am Tag geschehen ist, ist es mittlerweile Nachts passiert. Ich fange an mich zu fragen, ob sie vielleicht doch gelogen hat, um dann eine gewissen Aufmerksamkeit zu bekommen.

Ja, ich mag meinen Exmann kein bisschen. Er hat mir schon so vieles angetan. Aber ihn zu unrecht zu so etwas beschuldigen wäre ekelhaft. Das darf nicht sein.

Oh mann... tut mir leid. Könnt ihr mir noch folgen? Ich glaube ich schreibe ziemlich wirr. H geht immer öfter auf R und mich los. Nur von Papa (also mein Ehemann) hat sie bisher Respekt genug. Wobei auch das so langsam anfängt zu bröckeln. Auch bei ihm wird sie immer mutiger, wird frech und zeigt ihm den Mittelfinger. H ist unberechenbar geworden. Von jetzt auf gleich kann die zu einem kleinen Thyrann werden. Mir ist das mittlerweile schon richtig peinlich, wenn die in der Öffentlichkeit aus dem Nichts heraus anfängt auf mich einzuprügeln.




Lange Rede kurzer Sinn... So langsam glaube ich, H könnte AD(H)S haben und hat sich diesen Missbrauch ausgedacht. Ist das schlimm, wenn ich so denke? Ich stehe hinter meiner Tochter und egal wie sehr sie mich verletzt, werde ich für sie kämpfen, ganz klar. Aber wie gesagt... irgendwie habe ich so meine Zweifel *crying*

Soll ich gleichzeitig zu einem Facharzt für AD(H)S? Soll ich warten, bis wir Ergebnisse vom ambulanten Kinderschutz haben? Wie gehe ich mit diesen Gewaltsausbrüchen um? Wie kann ich ihren ewigen Sticheleien gegenüber ihrer Schwester, die dann eben im Hühnerkampf enden, Einhalt gebieten?

Danke fürs Zuhören *sad*

Liebe Grüße
Ferudon
20.12.2018, 21:11 Uhr | YellowBird
Liebe Ferudon,

wie geht es euch mittlerweile? Der Beitrag ist schon über ein halbes Jahr her, aber er geht mir auch heute unter die Haut.
30.05.2018, 11:08 Uhr | Mona108
Liebe Ferudon,

man kann deinen Kummer wirklich in jeder Zeile spüren.
Du erscheinst mir als jemand, die versucht, alles richtig zu machen und niemanden zu verletzen oder fälschlicherweise zu beschuldigen oder dich zu wenig zu kümmern. Bei all dieser Anstrengung werden die Phasen der Anspannung immer größer als geringer.

Es ist überflüssig, eine Schuld bei dir zu suchen. Wir alle machen ständig Dinge falsch, ohne es zu wollen. Du warst in einer Ehe, die dich psychisch an den Rand des Aushaltbaren getrieben hat und bist jetzt mit deiner Tochter konfrontiert, die ihre eigene Geschichte und auch ihre eigenen Gefühle hat.
Wichtig ist, dass man in jeder Situation versucht, sein Bestes zu geben und natürlich auch die Motivation, die dahinter steht. Du hast dir und für deine Tochter stets Hilfe gesucht, wenn du nicht mehr alleine klar kamst. Das ist VIEL mehr, als viele Menschen tun.

Vielleicht hat sie sich die sexuellen Übergriffe nur ausgedacht, vielleicht auch nciht. Aber das sollst nicht du beurteilen. Solange das Jugendamt hinter dir steht, kann er dich verklagen. Da ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Richter ein Urteil fällt, das erst mal gegen das Wohl eures Kindes geht.
Du bist auch nicht dafür verantwortlich, dass dein Exmann glücklich und zufrieden ist. Er hat sich diese Situation selbst erschaffen.

Du hast Gewalt erfahren und deine Tochter hat Gewalt erfahren, sei es selbst körperlich oder durch das Zusammenleben mit eurer Konstellation. "Schütteln" ist kein Kavaliersdelikt und sollte auch nicht so in Erinnerung bleiben.
Nun gibt es auch noch Gewalt in der näheren Familie, von der du erfahren hast.

Du hast deinen Umgang damit und deine Tochter den ihren.

Natürlich weiß zu dem Zeitpunkt noch niemand, welche Begründung wirklich hinter dem Verhalten deiner Tochter liegt. Aber ich halte es zumindest für nicht ausgeschlossen, dass ihre Erfahrungen sie zutiefst verstört haben, das sie auf diese destruktive Weise gegen dich auslebt. DU bist ihre feste Größe in ihrem Leben und nun "schubst" sie dich weg.
Dem solltest du nachgehen, das glaube ich, ist sinnvoll - für euch beide.
Das hat nämlich nichts damit zu tun, dass du alles falsch machst oder gemacht hast, sondern mit IHR SELBST.

Dazu gehört aber meiner Meinung nach auch, dass du dir für dich helfen lässt. Damit will ich nicht andeuten, dass mit dir was nicht stimmt, sondern dass du z.B. schon allein die Streßsituationen, die ihr im Alltag miteinander erlebt, besser handeln lernst. Liebevolle Konsequenz anstatt Verzweiflung oder so (sorry, ich bin keine Fachfrau, ich hoffe, ich benutze keine falschen Worte).

Ich schätze, das wirklich anstrengende wird erst mal sein, dass du Leute findest, die euch wirklich helfen können. Die sind nicht immer leicht zu finden, aber du machst ja schon einen Schritt nach dem anderen...

Alles Gute!
30.05.2018, 06:41 Uhr | Dingensen
Hallo Ferudon,
Meine Tochter ist ebenfalls 6 Jahre alt und zeigt zum Teil ein sehr ähnliches Verhalten wie deine. Damit meine ich die Schübe von aggressivem Verhalten, das genaue Vorschreiben, was ich wie in welcher Reihenfolge tun soll, den Mangel an Empathie, die scheinbar erfundenen Geschichten über anderer Leute Verhalten und die schnelle und starke Verzweiflung. Und meine Tochter hat ADS. Wir waren für die Diagnostik in einer guten Kinderpsychiatrischen Praxis. Es ist tatsächlich so, dass die Diagnose aufwändig ist und die Kinder zu vielen Terminen müssen. Und in unserem Fall fühlte ich mich nach Abschluss der Diagnostik nicht so toll weiterbetreut. Aber wir konnten die Diagnose nutzen, um zu einer Heilpraktikerin mit Schwerpunkt ADS zu gehen und sind dort jetzt auf einem guten Weg. Vielleicht hilft dir das ja weiter. Liebe Grüße!
18.05.2018, 19:04 Uhr | Ferudon
Hallo Babyone,

danke für deine Antwort.

Hmm... ja, ich denke, ich verstehe, worauf du hinaus willst. Babys haben ja wirklich ein sehr feines Gespür für ihre Umgebung. Sie muss gefühlt haben, wie schlecht es mir ging, egal, wie sehr ich mich auch bemühte. Und ich habe ja wirklich nichts anders gemacht, wie bei ihren Geschwistern. Ich denke sogar, um die Geschwister habe ich mich weniger gekümmert. Bei zwei Kindern ist es eben nicht mehr so einfach, das Baby von morgens bis Abends zu unterhalten und man lässt es eher mal auf der Krabbeldecke langweilen. Aber ansonsten, war nichts anders. Habe sie nie schreien lassen, habe zu.. naja...98% gewusst, was sie will und braucht und es ihr auch gegeben (in manchen Situationen muss man ja manchmal wirklich rätselraten, was Baby will *laughing* ).
Aber es gab eben auch diese Momente, in denen ich fix und fertig war und sie heulend in den Armen hielt. Sie wird das Gebrüll zwischen meinen Exmann und mir mitbekommen haben und dann war er auf einmal weg und plötzlich wechselten auch H und ich die Standorte. Vom Frauenhaus zur Notpsychiatrie, zur nächsten Psychiatrie auf die Mutter-Kind-Station, nach Hause für kurze Zeit, Umzug in die Nähe seiner Eltern, dann ins Mutter-Kind-Heim und wieder einen Umzug, allerdings auch der letzte. Für H waren das innerhalb von 1,5 Jahren ständig sich wechselnde Bezugspersonen, abgesehen von mir. Im Mutter-Kind-Heim verlangten die Beteuer und das Jugendamt dann auch noch, dass H die Besuchswochenenden (alle 2 Wochen Freitag bis Sonntag) beim Vater, bzw. den Großeltern wahrnimmt. Also wieder wechselnde Standorte.
So gesehen hatte H nie die Möglichkeit, sich irgendwo zurecht zu finden und beständige Geborgenheit zu erfahren. *sad*

Das würde auch ihre Verlustängste erklären. Sie hat ja die Erfahrung gemacht, dass Menschen kommen und gehen. Die einzige Person, die immer da war, verliess sie am Ende ja irgendwie auch. Schließlich konnte ich sie schlecht zu ihren Großeltern begleiten. *sad*

Ich hoffe, eine Familientherapie kann retten, was noch zu retten ist.

Danke

Gruß
Ferudon
17.05.2018, 19:25 Uhr | BabyOne
Hallo Ferudon,

eine Bindungsstörung bedeutet, so wie ich das verstehe, dass das Kind sich nicht sicher aufgehoben fühlt. Bei einem Baby ist es ja so, dass die Fürsorge der Eltern einfach überlebenswichtig ist. Wenn Ein Elternteil also öfter mal geistig abwesend ist, oder abweisend, und nicht feinfühlig auf die Signale des Babys reagiert, dann verunsichert das ein Kind sehr. Dann kann es extra-anhänglich werden, weil es nicht riskieren will, von der Mutter getrennt zu werden. Es traut sich vielleicht nicht sich von der Mutter weg zu bewegen, es traut sich nicht selber etwas auszuprobieren, mal ein wenig zu trotzen, weil es befürchtet, dass die Betreuungsperson es dann vielleicht verlässt. Damit kann ein Kind sich dann nicht gut entwickeln, weil es für eine normale Entwicklung eben so ist, dass ein Kind mal trotzen, weggehen und etwas ausprobieren muss.

Eine Bindungsstörung bedeutet also nicht, dass man sich zu wenig um das Kind gekümmert hat, sondern eher, dass die Qualität der Erfahrungen nicht so war oder ist wie sie sein sollte. So wie Du es selbst schilderst, warst Du in dieser Zeit damals gedanklich nicht immer (oder selten) ungestört bei Deinem Kind, hattest extrem viel Stress, bestimmt auch Angst, Wut... und das alles spürt ein Baby, kann es aber nicht verstehen. Dazu kommt die Erfahrung der Misshandlung. Dass ein Baby unter solchen Umständen vielleicht eine tiefe Angst und Misstrauen gegenüber seiner gesamten Umgebung spürt und dieses sprichwörtliche Urvertrauen nicht entwickeln kann, ist ja irgendwo naheliegend. Aus Sicht des Kindes sieht es dann so aus: Die Welt ist wahnsinnig schlecht und gefährlich, und der eine Mensch , von dem ich völlig abhängig bin, kann oder will mich nicht davor schützen!

Du kannst es vielleicht vergleichen mit einem Gespräch unter Freunden. Wenn es gut läuft, fühlen beide sich wohl, jeder versteht was der andere meint, man lacht gemeinsam, und hinterher fühlt man sich einander noch mehr verbunden als vorher. Das ist ein Wechselspiel, das einfach gut klappt und man ist aufeinander eingespielt. Bei einer Bindungsstörung kommt dieses Gespräch nie so richtig in Gang, man redet aneinander vorbei, es gibt Missverständnisse, und am Ende sind beide frustriert und genervt.

Was die Therapeutin empfohlen hat, dass Du selber an Deiner Bindung zu ihr arbeiten solltest, macht also sehr wohl Sinn. Du spürst ja selber, dass die Beziehung zwischen euch nicht so ist wie sie sein sollte. Zu einer Beziehung gehören immer zwei. Wenn Deine Tochter die Therapie verweigert hat, kannst Du ihr trotzdem helfen, indem Du selbst Dich beraten lässt. Du kannst dabei lernen, wie Du so mit ihr umgehen kannst, dass ihr euch richtig versteht und dass sie sich geborgen fühlt, und das wird ihr helfen. Und Dir selber wird es helfen, Dich ihr wieder näher zu fühlen.
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)
17.05.2018, 18:07 Uhr | Ferudon
Hallo Louise, hallo Clara,

danke für die Antworten.

Ich war heute bei unserer Kinderärztin, die gleichzeitig auch Therapeutin ist. Sie empfahl mir fast selbiges, wie du, Louise. Ich soll klar und deutlich sagen, dass ich ihr Verhalten nicht toleriere, jedoch nicht H "einsperren", sondern mich selbst weg sperren, um aus der Situation raus zu gehen.

Die Ärztin vermutete nicht ADS, sondern eine Bindungsstörung und ich soll eine Therapie aufsuchen. H war schon einmal in einer Therapie und diese Therapeutin sagte mir damals, sie könne für H nichts weiter tun, da ja alles in Ordnung sei. Im Bericht, den mir die Ärztin heute vorlas, schrieb die damalige Therapeutin allerdings, H hätte sich gegen eine Therapie gewehrt und sich nicht kooperativ verhalten. Das hat mich doch schwer gewundert. Deswegen sei es wenig sinnvoll, H in eine Therapie zu stecken, viel mehr solle ich eine Therapie angehen, was ich nicht so recht verstand. Ich solle an meiner Bindung arbeiten. An sich keine schlechte Sache und ich möchte das ja gerne tun, keine Frage, nur wundere ich mich, wie das H und auch dem Rest der Familie helfen soll.

Auch ist mir nicht klar, wie denn eine Bindungsstörung Zustande gekommen sein könnte. Die Ärztin meinte, im 1. Lebensjahr von H soll das bereits seinen Lauf genommen haben, weil sie Gewalt erlebt hätte.
Ja, richtig, H wurde geschüttelt im Alter von gerade einmal 3 Wochen. Danach war ihr doch sehr gestörter Vater in der Psychiatrie und hinterher war ich mit H auf einer Mutter-Kind-Station. H war also von Anfang an fast ständig von ihrem Vater getrennt. In der kurzen Zeit, in der wir alle Zuhause waren, hatte er sich nicht um sie gekümmert und war meistens Nachts aktiv und tagsüber schlief er. So gesehen hat die Trennung zu ihrem Vater kurz nach ihrer Geburt stattgefunden.
Bei mir hingegen war H ständig. Sie hing fast schon wie eine Klette an mir. Nachts schlief sie bei mir im Bett und tagsüber habe ich so gut wie alles mit ihr zusammen gemacht. Selbst beim Hausputz hatte ich sie im Tragetuch bei mir. Seit dem Schüttelvorfall habe ich sie nie aus den Augen gelassen und sie überall mit hin genommen. Ich habe diesem Kind meine ganze Liebe geschenkt. Wie kann da eine Bindungsstörung durch mich entstehen? *suprised*
Auch richtig ist, dass ich selbst wohl nicht wirklich zurechnungsfähig war. Mein Exmann hat mich seelisch ja komplett zerstückelt. Aber ich hatte immer genug Kraft um für H da zu sein. Die ganze Wut, die in mir war, richtete ich gegen mich selbst und habe dabei sogar darauf geachtet, dass H das nicht sieht.
Ich kann also die Vermutung der Ärztin absolut nicht nachvollziehen.

Meint ihr, ich hatte, egal was ich auch tat und wie sehr ich mich anstrengte, eine "innere Haltung" die ich selbst nicht bemerkt hatte? Dass ich die Abneigung gegen meinen Exmann auf irgendeine nonverbale Art und Weise H vermittelt habe, ohne es zu merken? Anders kann ich mir das sonst nicht vorstellen.

Auf jeden Fall reißt mich die Aussage von der Ärztin gerade echt vom Hocker. Ich mache mir ohnehin schon so viele Vorwürfe und nun auch noch daran schuld zu sein, dass H eine Störung entwickelt hat? Das macht mich fertig. Da wäre mir ADS tatsächlich lieber. Hierbei hätte keiner Schuld an irgend etwas und es wäre einfach, wie es ist. Es wäre etwas, womit man lernen würde zu leben. Aber eine Bindungsstörung, die auch noch Türen für weitere psychische Störungen öffnen kann, ist... naja... ätzend, um es höflich zu formulieren.

Auf die Frage hin, ob es sein könnte, dass H den Missbrauch erfindet, meinte sie nur, das sei durchaus möglich und das käme schonmal öfter vor.
Wisst ihr, einerseits hoffe ich, dass H das ganze erfunden hat, weil es bedeuten würde, dass ihr Vater nicht ganz so ein Schwein wäre. Ich wünsche keinem Kind solch eine Erfahrung. Andererseits habe ich den wirklich widerlichen Gedanken, hoffentlich hat sie es nicht erfunden, weil ich Angst davor habe, was dann noch alles auf uns zukommt. Das ist wie so ein innerer Gedankenkampf für den ich mich selbst verfluche. Für meinen Ex wäre das ein gefundenes Fressen, weiterhin Terror zu machen. Er wird es auf mich schieben, ich hätte dem Kind das eingeredet. Nie käme er auf den Gedanken, dass H Hilfe braucht. In dem Fall würde er es einfach mal wieder abtun und H und ich stehen wieder alleine da.

Die Betreuerin des ambulanten Kinderschutzes hatte mich vorgewarnt, dass die Zeit der "Überprüfung" hart sein würde. Dass es so hart sein würde, hatte ich nicht gedacht *crying*

Ich weiss, ich muss stark bleiben. Nicht nur für mich, sondern vorallem für H und die Familie. Ich werde das schaffen, das weiss ich. So viel anderes habe ich schon geschafft. Dennoch ist es so verdammt hart im Moment und ich weiss nicht wohin mit den Gefühlen *crying*

Wisst ihr, was das i-Tüpfelchen ist? Vor einer Woche erzählte mir meine Mama, mein kleiner Bruder (Nachzügler, er ist jetzt 11 Jahre alt) wurde von meinem Stiefvater mehrfach und über einen Zeitraum von einem Jahr regelmässig vergewaltigt. Wann nehmen diese Hiobsbotschaften endlich ein Ende? *crying*

Danke fürs Zuhören.

Liebe Grüsse,
Ferudon
Zuletzt editiert am: 17.05.2018, 18:09 Uhr, von: Ferudon
15.05.2018, 10:38 Uhr | bke-Clara-Winzenberg
Hallo Ferudon,

Ihre Hilflosigkeit ist verständlich, weil die Reaktionen Ihrer Tochter anscheinend sehr unvermittelt auftreten. Sie scheint mit allen Mitteln um Aufmerksamkeit und ihre Position zu kämpfen. Versuchen Sie, in einer derartigen Situation früher und entschiedener zu handeln. Wenn es Ihnen nicht gelingt, Ihre Tochter in ihr Zimmer zu bringen, sollten Sie aufstehen und entschieden sagen: "So nicht!" Gehen Sie bewusst aus der Situation oder beschäftigen Sie sich bewusst mit etwas anderem ohne viele Worte oder leere Drohungen.

Sie fühlen sich von Ihrer Tochter zu vielem gezwungen und empfinden im Moment keine "Mutterliebe"! Das kann sicher Gegenstand einer Beratung sein. Einige Mütter können offen über ihre fehlenden Gefühle sprechen und einen Umgang damit finden. Sie sollten nicht in jeden Machtkampf einsteigen und möglichst gelassen bleiben, wenn die Kleine ausrastet. "Ich warte jetzt mal bis der Anfall vorüber ist...." könnte eine innere Haltung für Sie sein. Auf jeden Fall sollten Sie abwarten, was die Kinderschutzambulanz meint und mit Ihnen bespricht. Je nach dem kann es auch Hilfen für Ihre Interaktion mit dem Kind innerhalb der Familie geben und oder auch ein therapeutisches Angebot für Ihre Tochter, die offenbar einen Bedarf hat.

Herzliche Grüße
bke-Clara-Winzenberg *smiling*
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: bke-Clara-Winzenberg
11.05.2018, 21:58 Uhr | Louise-19
Hallo, Ferudon,
Deine Tochter ist 6 Jahre alt, und es ist höchste Zeit, daß sie lernt, daß sie Dich und andere Menschen nicht schlagen und treten darf. Schön, daß sie wenigstens nicht beißt.
Sie ist klug und lernt leicht, also bist Du bitte konsequent.
Wenn sie Dich schlägt, sagst Du sofort beim ersten Mal sehr streng, "Geschlagen wird nicht."
Dabei hältst Du sie fest, so, daß sie auch nicht treten kann, und siehst ihr in die Augen.
Wenn sie kichert und zappelt, hältst Du sie so lange fest, bis sie damit aufhört.

Zweitens, wenn Du sie in ihr Zimmer bringst, sorge dafür, daß sie nicht einfach wieder herauskommen kann,
indem Du entweder die Tür zuhältst oder das Zimmer von außen abschließt.
Möglicherweise zerstört sie dann Dinge. Da es ihre Dinge sind, schlage ich vor, daß Du dazu nichts sagst,
aber die Dinge auch nicht ersetzt.

Drittens, die Rituale würde ich ihr noch eine Zeit lang lassen.
Vermutlich genießt sie es auch, bei Dir im Mittelpunkt zu stehen,
und im Spiel bestimmen zu dürfen,
weil sie es in der Kita den ganzen Tag nicht kann.
Viele Grüße,
Louise
11.05.2018, 17:05 Uhr | Ferudon
Hallo Frau Winzenberg,

danke für die Antwort.

Ja, meine Tochter ist derzeit in der Beratung beim Kinderschutz. Ich hatte auch schon daran gedacht, dass eine Therapie im Moment nicht zielführend sein würde. Zumal ich befürchte, dass damit auch die Arbeit vom Kinderschutz damit eher erschwert würde.

Sie haben aber Recht. Die Abklärung, ob sich das Ganze zusätzlich mit ADS oder was auch immer vermischt, könnte H noch mehr verunsichern. Ich habe am Donnerstag nächste Woche einen Termin beim Hausarzt, ohne H. Ich werde dies mal ansprechen, gleichzeitig aber wohl Ihren Rat befolgen und das Ergebnis des Kinderschutzes abwarten.

Seit einigen Tagen hat meine Tochter wieder eine gute Phase. Sie ist momentan also wieder viel umgänglicher. Das kommt bei ihr immer schubweise. Das Wochenende zuvor war für uns alle die Hölle. Ich versuche die gute Phase so gut es geht zu genießen, aber ich merke selbst, dass die Bindung zu ihr stark gelitten hat in den letzten Jahren. Es schmerzt, das zu sagen, aber ich muss mich manchmal echt schon überwinden, Nähe zuzulassen. Wir stecken in einem Teufelskreis fest.

Ich kann meinem Mann alles erzählen und er versucht so gut es geht, mich zu unterstützen. Das gelingt ihm mal mehr und mal weniger. Er selbst kommt mit H leider absolut nicht klar. Er versucht immer wieder eine vernünftige Bindung zu ihr aufzubauen, aber es fällt ihm alles andere als einfach. Entweder sie stößt ihn vor den Kopf oder er sie. Manchmal denk ich, sie hassen sich genauso sehr, wie sie sich lieben. Das sind dann eben immer so kleine Dinge. Er stellt sich stundenlang für sie in die Küche und bereitet ihr Lieblingsessen zu und sie schaut nur angewidert auf den Teller. Sie gibt sich alle Mühe, ihm ein schönes Bild zu malen und er bedankt sich nur herzlos. Es ist zum Mäusemelken. *dizzy*

Ich stecke die Erlebnisse mit meinem Exmann ganz gut weg denke ich. Mein Mann hat mich da gut aufgefangen. Ich weiß nur absolut nicht, wie ich mit meiner Tochter umgehen muss.

In ihren fiesen Phasen ist sie unerträglich. Sie sucht richtig nach Streit und geht dabei entweder auf die kleine R oder mich los. Sie stichelt dann äußerst gerne und hört einfach nicht auf.
Um ein Beispiel zu nennen: H und ich liegen gemütlich auf dem Bett, kuscheln und reden und aus heiterem Himmel haut die mir volle Kanne auf den Kopf. Ich sage ihr, dass das weh tut und sie sieht es als Herausforderung, mir immer wieder auf den Kopf zu hauen. Ich bitte sie zig mal, aufzuhören, aber sie lässt es einfach nicht. Nein, sie gringst mich an, macht sich einen Spaß daraus und macht weiter. Ich fange an lauter zu werden. Sie macht weiter. Ich drohe, sie macht weiter. Ja, halte sie fest, sie lacht sich schlapp und fängt an nach mir zu treten. Ich schicke sie in ihr Zimmer, sie bleibt einfach stehen, lacht und schlägt weiter auf mich ein. Ich schleppe sie in ihr Zimmer. Sie lacht, rennt raus und schlägt weiter auf mich ein. Erst als mein Mann nach Hause kam, hatte das ganze ein Ende. Er brauchte nur böse gucken und schon ist sie in ihr Zimmer gerannt.
Und das geht dann von früh morgens bis spät abends so weiter, bis ich mich heulend zurück ziehe. Das kann tagelang so gehen. Von jetzt auf gleich ist dann alles weg und sie ist das liebste Kind.

Was mir dabei eben zu denken gibt, ist dass sie das nicht erst seit einiger Zeit so macht. Sie war schon immer sehr aggressiv und flippte bei jeder Kleinigkeit aus. Alles schimpfen hilft nicht. Das geht bei ihr bei einem Ohr rein und beim andern wieder raus. Dann werde ich von ihr ignoriert. Ich dachte mir auch schon oft, ich würde ihr vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit schenken, obwohl ich sie für jede Kleinigkeit, die sie toll macht, auch lobe und bei jedem Tanzschritt, den sie mir zeigen mag, zusehe und applaudiere. Also setze ich mich mit ihr hin und spiele. Es dauert nicht lange und ich habe keine Lust mehr, da ihr Spiel aus Kommandos besteht. Mama, du musst jetzt diese Puppe nehmen, Mama, die Puppe muss jetzt das sagen... nein, nicht so, sondern SO. Wenn ich nicht exakt so spiele, wie sie es möchte, flippt sie wieder aus. Nicht einmal "Blödsinn" machen macht Spaß. Nein Mama, du muss mich jetzt da kitzeln. Mama, jetzt kitzel mich dort. Jetzt mach mal "Bu". Das macht sie sogar, wenn ich sie beim Kindergarten abgebe zum Beispiel. Mama, jetzt musst du genau zwei Mal ans Fenster klopfen, dann musst du winken, dann musst du mir einen Handkuss geben und dann ein Herzchen formen. Ich stehe dann immer total lieblos vor diesem ollen Fenster und arbeite ihr vorgegebenes Ritual ab. *woot*

Das alles macht mich fertig. Mir fehlen die liebevollen Momente. Selbst die "nimmt" sie uns und verwandelt es in irgend etwas eigenartiges. Ich bin kein Roboter *crying* Wie soll da die Bindung wieder gut werden zwischen uns? *crying* Mich macht das als Mutter total fertig. Es zerbricht mir das Herz, dass ich so fühle *sad*

Phü... es tut gut, mir das alles von der Seele zu schreiben. Ich kann zwar auch mit meinem Mann darüber sprechen, aber es ist irgendwie nicht das selbe. Er weiß ja auch keinen Rat mehr. *sad*

Danke fürs Zuhören.

Gruß
Ferudon
07.05.2018, 13:15 Uhr | bke-Clara-Winzenberg
Halo Ferudon,

herzlich willkommen hier im Elternforum der Virtuellen Beratungsstelle von der Moderatorenseite. Gut, dass Sie uns gefunden haben!

Sie berichten über Ihre schwierige Zeit mit dem Vater Ihrer Tochter und die möglichen Folgen, unter denen Sie noch heute leiden. Ihre Tochter verhält sich im Moment auffällig und erzählt teilweise von dramatischen Ereignissen, die Sie nicht richtig einordnen können. Inzwischen sind Sie sogar unsicher, inwieweit Ihre Tochter sexuelle Übergriffe durch den Vater erfunden hat....Da möchte ich meiner Vorschreiberin beipflichten und Sie dazu ermutigen, Ihrer Tochter Glauben zu schenken und im Sinne des Kindes Schutz zu gewähren, sie also vor dem Vater zu schützen. Gleichgültig, was sich ergeben könnte, sollten Sie Ihrem Kind glauben.

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, hat Ihre Tochter im Moment Termine in einer Kinderschutzambulanz, die zunächst mit ihr alleine arbeiten möchten, um etwas Genaueres sagen zu können. Diese Zeitspanne sollten Sie abwarten, um nicht noch mehr Druck aufzubauen und bei Ihrer Tochter das Gefühl, es stimme mit ihr etwas nicht, zu erhöhen. Weiterführende Diagnostik können Sie immer noch in Gang setzen.

Wichtig scheint mir eine Unterstützung für Sie selber zu sein! Sie sind verunsichert durch die Probleme in der Erziehung und benötigen einen fachgerechten Austausch mit einer neutralen Person. Das können Sie hier gerne virtuell erledigen! Sie können jedoch zusätzlich eine Beratungsstelle aufsuchen, um tägliche Erziehungssituationen durchzusprechen und eine andere Perspektive einnehmen zu können. Hilfreich kann ebenfalls eine therapeutische Unterstützung für Sie sein, um die eigenen schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten! Bei wem können Sie sich derzeit entlasten? Können Sie mit Ihrem Mann über die Erlebnisse sprechen?

Wir freuen uns, wenn wir weiterhin unsere Ideen und Gedanken beisteuern können!

Herzliche Grüße
bke-Clara-Winzenberg *smiling*
05.05.2018, 22:29 Uhr | Ferudon
Hallo BabyOne,

danke für deine Worte. Diese Missbrauchs Geschichte macht mich zusätzlich fertig. Nicht, dass es jemals einen "guten Zeitpunkt" für so etwas gäbe, aber gerade jetzt ist das einfach niederschmetternd. Ich stand kurz vor der Entbindung unseres Sohnes, als H mir davon berichtete. Jetzt die Rennerei zum Kinderschutz, die uns bis Ende Juli nichts über die Sitzungen berichten. Dann verklagt mich mein Exmann auf Umgang und wirft mir vor, ich hätte alles erfunden und würde mich absurderweise rächen wollen, weil H nicht meinen neuen Familiennamen annehmen darf. Zu diesem Gedanken, meine Kleine könnte tatsächlich ein oder vielleicht sogar mehrmals von ihm angefasst worden sein, bin ich erneut seinem Psychoterror ausgesetzt. Ich habe also auch Angst, dass man mir schon wieder nicht glaubt und wieder auf Kosten meiner Tochter. Ich mache mir Vorwürfe, sie nicht genug beschützt zu haben und Schuld an all ihren Problemen zu haben. Ich weiss im Moment einfach nicht wohin mit meinen Gedanken.

Das alles belastet unsere Familie natürlich zusätzlich. Es ist ohnehin schon nicht einfach aber das...
Tja und wie gesagt, war H nie einfach. Ihre Aggressionen nehmen zu. Keiner von uns weiss, wie wir mit H umzugehen haben. Liegt es an uns? Liegt es an der Trennung? Liegt es an meinem Exmann? Wurde sie vielleicht schon länger von ihm angefasst und das äußert sich nun auf diese Weise? Steckt etwas anderes dahinter? All diese Fragen gehen mir täglich immer wieder durch den Kopf.

Ich bin absolut ratlos und am Ende meiner Kräfte. Und so sehe ich dabei zu, wie die Bindung zu H immer schlechter wird, während ich gleichzeitig versuche, für sie zu kämpfen. Ich mache mir solche Vorwürfe. *crying* Dass H dann auch noch immer wieder sagt, wie sehr sie ihren Vater vermisst, und dass er das bestimmt nicht wieder macht, macht die Sache auch nicht besser. Ich glaube, ich stecke in einem Albtraum fest. *sad*
05.05.2018, 18:35 Uhr | BabyOne
Hallo Ferudon,

Du schreibst selbst, dass Dein Exmann Dich verrückt gemacht hat, es Dir seinetwegen sehr schlecht ging, er seine Tochter schon misshandelt hat als sie noch ein Kleinkind war. Bei dem Hintergrund sehe ich absolut keinen Grund Deiner Tochter nicht zu glauben. So ein kleines Kind weiß normalerweise noch nichts über Sex, und kann sich deswegen normalerweise auch keine Anschuldigungen einfach nur so ausdenken, denn um zu wissen wie man einem Erwachsenen einen sexuellen Mißbrauch vorwirft, müsste man zuerst einmal wissen was sexueller Mißbrauch ist.

Dass Erinnerungen sich im Lauf der Zeit verändern können ist nichts Ungewöhnliches. Das passiert Erwachsenen auch. Man stellt sich etwas immer wieder vor, und die ursprüngliche Erinnerung kann dann im Lauf der Zeit durch neu dazu gekommene Informationen "überschrieben" werden. Vielleicht hat sie mal am Tag darüber erzählen müssen, und die Erinnerung an den Blick aus dem Fenster auf einen blauen Himmel vermischt sich dann mit der Erinnerung an das, was der Vater damals in der Nacht gemacht hat, oder umgekehrt hat sie nachts wachgelegen und an das denken müssen was mal tagsüber passiert ist. So kann es auch dazu kommen, dass man irgendwann überzeugt ist etwas erlebt zu haben, was man in Wirklichkeit gar nicht erlebt hat. Du weißt aber, wie die ursprüngliche Version Deiner Tochter lautete. Dass die aktuelle nicht mehr ganz stimmen mag ist eine Sache, aber die erste Version muss deswegen nicht falsch gewesen sein. Vielleicht ist das aber ein Zeichen dafür, dass ihr (oder auch das Jugenamt und andere) über diese Sache zu oft mit ihr sprecht, dass sie so oft ein Thema ist, dass die ursprüngliche Erinnerung eben mittlerweile durch die späteren Gespräche verändert wird.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: BabyOne
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)

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