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unser Problem ist mein 21-jähriger Stiefsohn. Bis vor einem Jahr wohnte er 600 km entfernt bei der Mutter. Sie hat sich immer über ihn beklagt. Wir dachten, dass es mit den beiden auch nicht mehr funktioniert also zog er vor einem Jahr zu uns. Wir dachten wir könnten es retten, aber irgendwie glaube ich das nicht mehr.
Der Junge hat seit ein paar Jahren Diabetis, er ist auch teilweise depressiv, ist aber nicht (mehr) in Behandlung und nimmt auch keine Medikamente. Er hatte in der Zeit vor uns auch schon einen Suicideversuch hinter sich und war wegen Ritzen 3 Monate im Krankenhaus in Therapie. Nun kam er zu uns und anfangs war es ganz gut. Er war sehr nett und hilfsbereit und wir haben es geschafft in eine Ausbildung zu bekommen. (Das hat jahrelang vorher irgendwie nicht geklappt). Die Ausbildung klappt schulisch ganz gut und der Rest einigermaßen. Er ist sicher alle 2 Monate krank, weil er sich total falsch ernährt. Es interessiert ihn scheinbar auch nicht. Am liebsten ist er ganz viel von allem was er als Diabetiker mit Vorsicht genießen sollte. Ratschläge sind im egal. Er sagt "ja" und das war es dann. Wir verstecken schon manche Lebensmittel wie Kakao, Cornflakes usw.. Aber dann kauft er sie sich selber und isst sie heimlich in seinem Zimmer. Und das wiederum gleicht einer Müllhalde. überall liege Klamotten und leer Packungen rum. Die meiste Kleidung ist schmutzig denke ist. Wie oft haben wir mit ihm geredet, alles wirkungslos. Er sagt nicht mal nen ganzen Satz dazu. Mehr als "ok", "ja", "ich weiß" kommt da nicht. Und es ändert sich nicht. Mittlerweile lebt er wie ein Fremder bei uns. Er haust in seinem Zimmer schläft und zockt, ist arbeiten oder manchmal viele Stunden einfach weg. Dabei hat er es nicht mal nötig sich zu verabschieden obwohl wir im Wohnzimmer sitzen.
Und er sieht dabei scheinbar auch kein Problem bzw. ich glaube ihm ist absolut alles egal. Wir sind völlig ratlos. Bekannte fragten mich schon ob er Drogen nimmt, weil er oft neben der Spur ist und auch Kleinigkeiten vergisst. Ich denke es ist die schlechteingestellte Diabetis oder totales Desinteresse. Ich wüßte auch nicht wie man was mit Drogen rausfinden sollte.
Und er ist über 18 wir können ihn doch nicht mehr in eine psychologische Beratung zwingen. (Ach ja, Alkohol trinkt er praktisch nie. Das ist tatsächlich überhaupt kein Problem)
Was ich gemacht habe, ist dass ich ihm gesagt habe, dass er bis Ende des Jahres ausziehen muss. Wegen dem knappen Lehrlingsgehalt bekommt er von uns einen Zuschuss. Ansonsten muss er mal sparsam leben oder seine Mutter "anbetteln". Wenn er nicht auszieht, muss er monatlich Geld für Kost und Logis abgeben. Sollte er sich weigern, werde ich ihm das Internet (auch WLAN) abstellen bzw. sperren. Wenn das nicht reicht, dann wohl später auch noch das Fernsehen. Ich will es ihm ungemütlich machen, damit er sich auch bemüht ausziehen.
Egal was wir getan haben, er integriert sich nicht in die Familie mit seinen Geschwistern. Und bevor er unsere Familie mit seinem (sorry) asozialen Verhalten zerstört, muss ich handeln. Ich habe aber auch Angst, dass ich ihn mit einem Auszug in den Untergang schicke. Er vermüllt sich dann doch total, wird nur fast food und anderes ungesundes Essen.
Ich bin dankbar für jeden Tipp.
Ich denke mal, ehe ihr alle im Stillen leidet, solltet ihr ihm die Wünsche vortragen. Du kannst ja nichts dafür, dass er sich mit seinem Vater nicht gut versteht, beziehungsweise nicht mit ihm kommuniziert. Aber still leiden muss man nicht. Wenn er geht, könnt ihr doch mal rufen, und tschüss denn, schönen Tag. Das kostet nichts.
Die Krankheit Diabetes Typ I kann sicher positiv durch Ernährung beeinflusst werden, jedoch nicht geheilt. Auch kann man bei gesunder Ernährung im Sinne einer Diabetes die Insulinmenge mit Erlaubnis eines Arztes reduzieren. Was aber alle Diabetiker hassen, wenn sie was nicht essen sollen dürfen. Ein älterer Mensch hält sich heute meist gar nicht mehr an Essregeln. Es wird viel ungesundes gegessen und dann gespritzt oder Tablette. Ich stell mir einen jungen Menschen vor, der nun keine Cola soll, keine Chips. Ich würd ihm ehrlich gesagt, gar nichts wegnehmen. Er ist kein Kind, fühlt sich nun aber wie eines, dem die Eltern das Essen wegnehmen. Das reizt definitiv noch mehr.
Eine gute Lösung wäre, dass ihr ihn, wenn er da ist, zum Essen ruft. Ihr esst ja bestimmt gesundes Abendbrot. Da kann er ja dabei sein. Wobei man da vermeiden sollte, Konflikte anzusprechen. Es ist aber nie verkehrt zu sagen, wann Waschtag ist.
Ich glaube, sein Vater sollte ihm mal anbieten, eine kleine Hilfe zu sein beim Zimmeraufräumen, weil euch das sehr stört. Ansosten würde ich das beschränken auf regelmässige Aufforderungen, Lebensmittelreste zu entfernen. Da darf man auch ruhig nervig sein.
Diese Idee, Verletzung mit dem Zuckerkonsum, hm, ich glaube eher, es ist ihm gar nicht so bewusst. Sind es denn große Mengen? Vielleicht bietet ihr ihm mal an, dass ihr mit ihm zu einer guten Diabetikerberatung geht. Da könnt ihr als Eltern auch noch was lernen. Und er ist halt erwachsen, er kann und darf Tipps in Bezug auf die Krankheit annehmen, oder er lässt es.
Auch das bringt mit auch neue Ideen. Auch wenn er sich selbst nicht mehr äußerlich verletzt, verletzt er sich mit seinem Zuckerkonsum... Das könnte eine ganz andere Sichtweise auf dieses Verhalten bringen.Vielleicht ist es ja auch gar nicht so, aber vielleicht ist es mal eine Überlegung wert.
Manchmal frage ich mich was in hat zu dem werden lassen was er jetzt ist. Ich kenne ihn seit er 4 ist und da war soviel Potential und Gutes :(
aber durch die Entfernung waren wurden wir abgehängt. Und nun stehen wir vor einem Scherbenhaufen.
Wir machen das mit dem Auszug auch nicht als Bestrafung sonder als Chance und dass es in der Konstellation einfach nicht passt.
doch er spritzt noch. Von der Pumpe habe ich schon unterschiedliches gehört. Vor allem ist es u.U. auch peinlich in dem Alter.
Das mit der Angehörigen Gruppe werde ich auf jeden Fall prüfen ob ich sowas hier finde.
Dass da noch mehr dahintersteckt halte ich nicht für unmöglich. Ich kann nicht so ohne weiteres mit den anderen Ärzten sprechen, da er bis vor kurzem ja weit weg wohnte und auch dort in Behandlung. Seit er bei uns ist, war er nur wegen Diabetis in Behandlung.
@Luise: SVV? Wofür ist das eine Abkürzung?
nein, Du hast schon grundsätzlich recht, wenn es um Selbstschutz geht und es keine anderen Möglichkeiten gibt, helft ihm beim Ausziehen.
Eine Angehörigengruppe finde ich trotzdem sinnvoll. Wenn Du sagst, er benutzt Zucker wie ein Alkoholiker Alkohol, und daß er zuvor schon SVV gezeigt hat,
könnte auch so eine Gruppe sinnvoll sein.
Außerdem schlage ich vor, den Auszug nicht als Bestrafung darzustellen, und Euch zwar innerlich etwas abzugrenzen, aber ihn nicht fallenzulassen.
("Alles wegspritzen" geht afaik! bei Typ1 wohl schon, aber man muß den HbA1C-Wert im Auge behalten. Was evtl etwas helfen könnte, ist so eine Pumpe, die wird aber oft nicht von der Krankenkasse übernommen, und ist auch nicht das völlig problemlose Allheilmittel.)
Viele Grüße,
Louise
die Situation scheint wirklich sehr verfahren.
Ich überlege gerade, ob sich hinter dem Diabetes nicht eine ganz andere Krankheit verbirgt, die Ursache möglicherweise in der Bauchspeicheldrüse oder noch wo anders liegt ( z.B. Cushing-Syndrom und vieles anderes). Das kann sich im Diabetes und psychischen Veränderungen zeigen und ist letztendlich nur klinisch zu diagnostizieren. Hast Du die Möglichkeit, mal selber mit dem Arzt zu reden oder Dir von ihm eine Vollmacht geben zu lassen, die den Arzt von der Schweigepflicht entbindet.
Spritzt er denn noch?
Über Konsequenzen würde ich erst nachdenken, wenn wirklich alles abgekärt ist. Vielleicht kannst Du noch mal mit ihm reden.
LG
Anja
Ich glaube ich war noch nie so hoffungslos. Ich war noch nie hoffnungslos ausser in diesem Fall.
Wir habe ihn so sehr unterstützt und motiviert aber er hat sich trotzdem zusehens mehr abgekapselt. Sein Vater ist unglaublich enttäuscht und hilflos. Möchte aber auch nicht, dass der andere Teile der Familie daran zerbricht. Ich bekam langsam schon Schlafstörungen und andere Stresssympthome. Wir ziehen also am gleiche Strang. Ich vielleicht stärker. Weil ich so nicht leben kann. Vorallem mit einem, der sich gar nicht helfen lassen will. Mein Mann hat aber auch immer öfter Symptome, die mir Angst machen. (Neulich hatte ich schon Angst, dass er einen Infarkt erleidet...) Ich muss da auch uns schützen.
Wir hatten früher ein gutes Vertrauensverhältnis, was mittlerweile zerstört ist. sorry, aber es ist ihm alles so egal. Ich habe schon aufgegeben, weil man nicht mal das Gefühl hat, dass er sich bemüht oder bemühen will. Ich kenne einige Diabetiker und klar müssen die sich auf ihre Krankheit einstellen, aber leben alle nicht schlecht. Aber keiner isst täglich mehr Zucker als der Rest der Familie zusammen. Soviel Zucker ist auch für einen nicht Diabetiker zu viel.
Er hat einen Kumpel mit dem er sich ab und zu trifft. Keine Ahnung was die reden. Aber wahrscheinlich nur über Computer, zocken usw. Niemand dringt wirklich noch zu ihm durch. Selbst wir sind ja mittlerweile aussen vor und hatten jahrelang ein gutes Vertrauensverhältnis.
wir können von hier aus keine Ferndiagnosen erstellen, aber natürlich unsere Meinungen, Kenntnisse und Vermutungen mitteilen.
Diese können auch unterschiedlich sein.
Dass ein Mensch mit der Krankheit Diabetes sich „alles abschminken“ kann, glaube ich nicht. Es gibt wohl viele Menschen, die mit dieser Krankheit und der richtigen Medikamenteneinstellung durchaus gut leben können.
Die Idee von Ihnen, Louise, mit der Angehörigengruppe finde ich sehr gut.
Herzliche Grüße
bke-Claire-Diallo
das sind erstens Depressionen.
Diabetes bzw praktisch alle solche Stoffwechselkrankheiten machen per se schonmal anfällig für Depressionen,
weil selbst bei bester Einstellung das nicht so ist wie beim Gesunden, und das Gehirn bekommt das irgendwie mit:
"Irgendwas ist nicht ok. Ich bin krank. Der BZ stimmt irgendwie nicht."
Das wird noch potenziert durch die in diesem Fall ja schlechte Einstellung.
Drittens ist das eine wirklich schwere Krankheit, und verkürzt die Lebensdauer und Du bist schwerbehindert und kannst Dir alles abschminken.
Mein Vorschlag ist also, daß Ihr in eine Angehörigengruppe geht (Depressive, Diabetes, Trauer, so in die Richtung),
und ihn zweitens doch zu einer Therapie zwingt.
Alles Gute,
Louise
als eine der Moderatorinnen dieses Forums begrüße ich Sie sehr herzlich und bedanke mich für Ihren Beitrag.
Seit 1 Jahr lebt Ihr Stiefsohn nun in Ihrer Familie. Sicher hatten Sie Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet. Wenn ich Ihren Beitrag lese, dann habe ich den Eindruck, dass Sie inzwischen ziemlich frustriert und verärgert sind. Das, und auch die Sorge um Ihre Familie, ist für mich nachvollziehbar.
Es scheint, dass Sie bereits eine Entscheidung gefällt haben. Ihr Sohn soll bis zum Ende des Jahres ausziehen. Was sagt der Vater dazu? Ziehen Sie hier mit ihm am gleichen Strang? Wenn nicht, dann besteht die Gefahr, dass Ihr Stiefsohn Sie nicht ernst nimmt. Ich frage mich auch, wie realistisch dieses Datum ist. Sie haben Recht, der junge Mann ist volljährig und Erziehung ist hier nicht mehr angesagt. Wenn Sie ihm Grenzen setzen, was sein Verhalten bei Ihnen im Haushalt betrifft, stehen hier alleine da? Wie sieht es der Vater?
Wenn Sie schreiben, dass Sie es ihm nicht zu gemütlich machen wollen, gebe ich Ihnen insofern Recht, dass er es in dieser Gemütlichkeit nicht schaffen würde, selbständig sein Leben in die Hand zu nehmen.
Andererseits hat er auch einiges mitgemacht. Diabetes erkrankt, Suizidversuch, selbstverletzendes Verhalten, Wechseln seines sozialen Umfeldes von der Mutter zum Vater. Da denke ich, dass er auch noch als junger Erwachsener Unterstützung bräuchte. Gibt es denn Menschen in Ihrer Familie, denen er vertraut, mit denen er gut klar kommt, die hier in Frage kämen? Vielleicht würde er auch nochmals professionelle Hilfe in Anspruch nehmen?
Dies sind meine ersten Gedanken zu Ihrer Situation.
Jetzt wünsche ich Ihnen noch einen guten Austausch mit anderen Eltern und grüße Sie für heute sehr herzlich
bke-Claire-Diallo
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