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mein 19-jähriger Sohn hat gerade die zweite Schule abgebrochen. Erst war er auf dem Gymnasium, dann auf der Höheren Berufsfachschule. Im Gymnasium war jedes Schuljahr trotz hoher Intelligenz ein Drama, das sich regelmäßig zum Ende des Schuljahres zuspitzte. Dabei blieb mein Sohn über etliche Tage der Schule fern und das in eigentlich jedem Schuljahr ab der 8. Klasse. Er ist auch einmal sitzen geblieben. Die Lehrer waren ihm gegenüber immer besonders wohlwollend und haben viele Augen zugedrückt. Da hatte er oft einfach großes Glück. In der letzten Klasse im Gymnasium gab es für meinen Sohn aber kein Zurück mehr, er war einfach an einen Punkt gekommen, wo das Defizit zu groß und die Fehlstunden bzw. -tage einfach zu viele waren.
Er entschied selbst, auf einer anderen Schule den Neuanfang zu wagen. Anfänglich war er hochmotiviert. Doch dann fing es wieder nach demselben Schema an. Er fing an zu schwänzen. Meistens ist es so, dass er einmal verschläft, dann den Tag nicht hingeht und auch die Folgetage schwänzt, so dass er sich dann nicht mehr traut in die Schule zu gehen. Ein selbstgemachter Teufelskreis. Wir saßen mit ihm zusammen und haben uns lange unterhalten. Er selbst sagt, er sei einfach kaputt, befindet sich selbst als wertlos und als unzumutbare Belastung für alle um ihn herum. Er kriege einfach nichts auf die Reihe. Nach unserem letzten sehr guten Gespräch haben wir gemeinsam beschlossen, dass er sich allererstes um seine seelische Gesundheit kümmern muss und wir ihm dabei helfen. Im Zuge dessen erscheint ein Schulbesuch jetzt einfach nicht möglich. Erst, wenn er das Problem bearbeitet hat und das am besten in einer intensiven Therapie, kann er wieder über seinen weiteren Ausbidlungsweg nachdenken.
Wir beschlossen, dass er sich einen Termin beim Schulleiter macht, um ihm seine Situation zu erklären und sich abzumelden. Er wäre wahrscheinlich aufgrund seiner Fehlzeiten und versäumten Klassenarbeiten ohnehin von der Schule geflogen. Den Termin hat er aber verschlafen, danach war er verzweifelt und verschwand wieder für mehrere Tage, etwas, was er immer wieder macht. Wir wissen dann nicht, wo er ist. Auf Nachrichten und Anrufe reagiert er meist nicht.
Vielleicht ist auch noch wichtig zu erwähnen, dass mein Sohn ein Trennungskind ist. Er hat dadurch schon viel mitmachen müssen, da die Trennung schlimm war.
Im Moment warte ich also wieder auf ein Lebenszeichen und frage mich, wie wir weitermachen sollen. Er ist ja nunmal auch volljährig, weshalb wir gar nicht viel machen können. Dennoch frage ich mich, was ich noch tun kann. Ich mache mir solche großen Sorgen und weiß einfach nicht, wie ich ihm helfen kann oder soll.
Was denkt Ihr?
Vielen Dank für´s Lesen und für jeglichen Ratschlag. Vielleicht gibt es hier Eltern, die ähnliches erlebt haben.
Viele Grüße
H.
Aber ein Schreiber gibt ja auch viel von sich preis. Dass man selbst schon mal In der Situation war und das und das probiert hat. Dass man auch durchaus manche Veraltensweisen eines Anfragenden nicht so ganz versteht. Oder dass man sogar den Tipp gibt, sich bei Problemen eines jungen Erwachsenen teilweise rauszuhalten, damit der selbst sich mal um seine Angelegenheiten kümmert, diese zu seinen eigenen Problemen macht. Wenn dann überhaupt keine Antwort eines Anfragenden kommt, tappt man so im Dunkeln. Hat aber trotzdem schon ein kleines Stück seiner eigenen Meinung und Lebenserfahrung hier unauslöschlich kundgetan.
Ich nehme es bei dieser Frage hier: 19-jähriger hat große Probleme. Wie helfen? nicht an, dass es irgendwie ein Scherz ist. Auf keinen Fall. Aber manchmal denkt man, ja, große Probleme, aber keine Antwort. Lacht einen da etwa jemand aus, weil man sich da den Kopf zerbrochen hat und seine Gedanken aufgeschrieben hat zu dem Problem?
Ein neuer Nutzer hat bei "Leben am Limit" am 29.9 einen Beitrag gepostet, der von den Moderatoren recht zeitnah und von anderen Nutzern erst 3 Tage später kommentiert wurde. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass viele Neulinge hier die ersten Stunden oder Tage abwarten und sich dann enttäuscht abwenden. Wir haben hier ja häufig das Problem, dass Neuuser sich nie mehr melden. Vielleicht könnte das besser beobachtet werden und dann evtl. von mehreren Moderatoren Antworten kommen? Vielleicht auch nicht nur in Form von Zusammenfassungen und dem Wunsch nach einem regen Austausch sondern mit mehr Fragestellungen, die den Nutzer zum Nachdenken anregen und dazu mehr zu erzählen?
Zu deinen Gedanken und Sorgen kommt sicher die Vorgeschichte, dass es eine schlimme Trennung war. Die Frage ist jedoch, war es für ihn auch schlimm. Und ist das eine Entschuldigung, sich komplett aus dem Leben eines Schülers zu beamen? HOchintelligent, aber geht trotzdem nicht zur Schule. Ich hätte da schon wesentlich eher darauf hingewiesen, dass hochintelligent und diese Intelligenz nicht zu nutzen nur eine Konsequenz haben kann: Man geht einfach auf eine einfache Schule. Besonders die Lehrer waren wohl auch geblendet von deinem klugen Sohn? Aber letztlich geht das so nicht, und Schwänzen bleibt Schwänzen. Da gibt es Briefe und Konsequenzen. Bis ein Jugendlicher 18 ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen Jugendlichen zu nerven. Bis er in die Schule geht.
Ich glaube, ich kann da immer gut mitreden, weil zwei meiner Kinder zeitweise auch anfingen, stundenweise zu fehlen. Diese Konsequenzen mussten sie selbst ausbaden. Klar, besonders den Teufelskreis. Den man nur durchbricht, wenn man wieder hingeht. Wenn man ein Schuljahr wiederholt und nicht einfach an eine andere Schule geht.
Sich nichts wert fühlen, ja das ist ein Riesenproblem. Aber es ist so, dass man sich nicht besser fühlt, wenn man sich den Auseinandersetzungen mit den Lehrern entzieht und den Auseinandersetzungen mit den anderen Klassenkameraden.
Meine Tochter hat ein voll mutiges Gespräch in der Schule geführt. Und ich war nur dabei, hab zugehört. Sie hat auf Anraten der Schule dann im laufenden Schuljahr eine Klasse tiefer gewechselt. Dadurch hatte sie schon mal vollen Respekt von allen, weil sie sich der Situation gestellt hat.
Niemanden in der Schule interessiert, ob du eine schlechte Kindheit hast. Besonders nicht, wenn ein junger Mann dann allen einen Schlag versetzt, indem er dann nach allen guten Gesprächen einfach weiter schwänzt und nicht zu Hause auftaucht.
Ich glaube, die Therapie ist zwar nicht verkehrt. Aber da er diese gar nicht will, scheint es eher als Ausrede, als Hoffnung, dass ihn dann mal alle in Ruhe lassen.
DAavon ab ist mir so, als wenn man er hat ja eigentlich einen Schulabschluss, sich arbeitssuchend oder ausbildungsplatzsuchend melden muss. Sonst ist vorbei mit Kindergeld und Familenversicherung. Ich glaub, einfach lange krankgemeldet zu sein, weil man eine Therapie macht, aber diese gar nicht anfängt und auch nicht machen will, geht nicht.
So, ist nicht böse gemeint. Aber ich glaub, jetzt ist er mal dran. Das ist jetzt irgendwie sein Leben. Sagen könnt ihr ihm eh nichts mehr. Wenn es ganz dumm läuft, kriegt man nicht mal mehr Unterhalt von seinem Vater?!
für mich stellen sich da ein paar Fragen.
Ein Achtklässler verschläft? ?Und das immer wieder?
Weckt ihn niemand, sorgt dafür, dass er aus dem Haus geht?
Ein 19 jähriger meldet sich tagelang nicht?
Wo steckt er in dieser Zeit?
Ich habe auch Erfahrungen mit einem Sohn, der in der letzten Klasse so viele Fehlstunden angesammelt hat, dass er irgendwann begriff, dass es so nicht weitergeht und die Klasse freiwillig wiederholte.
Und mit einer Tochter, die aufgrund Mobbings (was ich erst später erfuhr) jeden Tag morgens sich übergab und dann in der Oberstufe die Schule abbrach, um nach einer Pause mit Auslandsaufenthalt und Praktikum anderswo wieder durchzustarten.
Insofern kann ich ein bisschen mitreden.
Habe mir damals professionelle Hilfe gesucht und mir wurde geraten diese Vermeidungsstrategien nicht einreißen zu lassen. Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen wenn wir sie in Watte packen. Und ich habe das Gefühl, das tust Du.
Du hast versäumt den richtigen Zeitpunkt abzupassen ihm den Weg zu weisen.
Vielleicht aus schlechtem Gewissen wegen der Trennung. Und nun sieht er, dass seine Freunde einen Abschluss haben, studieren und seine Lücken so groß sind, dass er keine Perspektive sieht. Sein Selbstwertgefühl ist im Keller.
Du gibst ihm den Rat sich erst einmal um seine seelische Gesundheit zu kümmern. Ich sehe ehrlich gesagt dafür keine Anhaltspunkte. Er hat sich das alles durch sein Schwänzen selber verbockt. Oder meinst Du das Schwänzen begann als Reaktion auf die Trennung? Du hast es durchgehen lassen und irgendwann wurde es zum Selbstläufer. Kinder in der Pubertät haben noch keinen Weitblick. Die erkennen nicht die Konsequenzen, sehen nur den kurzfristigen "Gewinn". Dafür brauchen sie uns Eltern.
Im Bett liegen und an die Decke starren bringt ihn nicht einen Deut weiter.
Wo ist Deine Unterstützung? Nur Mitleid hilft nicht, ist hier sogar kontraproduktiv.
Sind Drogen im Spiel?
Wo soll eine Therapie da etwas bringen?
Dein Sohn ist nach meiner Einschätzung nicht depressiv sondern sein jetziges seelisches Ungleichgewicht beruht auf seiner Situation. Wenn er einen Abschluss hätte, wäre sein Selbstwertgefühl wieder ganz oben.
Wir Eltern sind oft hilflos, haben Angst Fehler zu machen, uns die Liebe unserer Kinder zu verscherzen. Aber es ist unsere Aufgabe sie ins Leben zu führen und dazu gehört es eben auch manchmal sie morgens aus dem Bett zu schmeißen, ihnen keine Entschuldigung zu schreiben und im Notfall mit ihnen zum Psychologen zu gehen.
Ich bin bestimmt eine Glucke und viel zu nachgiebig, aber ein Achtklässler steht bei mir noch unter engmaschiger Überwachung und auch einen 19 jährigen wecke ich vor so einem wichtigen Termin wie einem Gespräch mit dem Schulleiter.
Ich fürchte Du musst im Umgang mit Deinem Sohn jetzt anfangen Härte zu zeigen. Ja -er ist volljährig. Sichere ihm Deine Unterstützung zu. Aber zeige ihm auch Grenzen auf.
Erkundigt euch gemeinsam welche schulischen Möglichkeiten er jetzt noch hat -wenn er überhaupt noch in die Schule gehen will. Wenn er den Schulweg wählt, muss er aufhören zu schwänzen. Legt das vertraglich fest.
Er hat doch den MSA. Warum macht er keine Ausbildung?
Ehrlich gesagt würde ich das favorisieren. Da ist er nämlich ganz schnell raus wenn er zu oft fehlt.
Was ich auf gar keinen Fall dulden würde ist ein längeres Gammeln auf eure Kosten.
FSA oder Bufdi ist eine gute Möglichkeit.
Dein Sohn braucht Erfolgserlebnisse und einen geregelten Tagesablauf.
Setzt euch zusammen und überlegt wie es weitergehen soll.
Geht gemeinsam zur Berufsberatung, schaut euch im Internet um, mach einen Termin beim Jugendpsychologen. Zeig ihm, dass Du an ihn glaubst, aber werde aktiv.
mein Name ist bke-Zita-Finke, ich bin eine der Moderator*innen hier im bke Elternforum und möchte Sie ganz herzlich willkommen heißen.
Sie machen sich große Sorgen um Ihrer mittlerweile 19 Jahre alten Sohn. So etwa seit der 8. Klasse begannen seine Fehltage in der Schule. Und selbst bei größtmöglichem Augen zudrücken und hoher Intelligenz - irgendwann sind die Lücken zu groß, geht es - gerade am Gymnasium so nicht mehr.
Sie schreiben, er hatte viele wohlwollende Lehrkräfte - aber die Fehlzeiten blieben. Er hat ein Schuljahr wiederholt - die Fehlzeiten blieben. Und zuletzt wechselte er an eine Höhere Berufsfachschule. Trotz anfänglich hoher Motivation kam er irgendwann an einen Punkt, wo er den Wiedereinstieg nicht mehr schafft. Wo einmal verschlafen am nächsten Tag zum Schwänzen und dann zu weiterer Vermeidung vor erneutem Schulbesuch führt. Ja - ein Teufelskreis.
Ein Teufelskreis, aus dem er bislang - trotz aller Bemühungen, aller Gespräche und Neuanfänge - noch nicht wirklich herausgefunden hat.
Ich verstehe Sie so, wenn es dann ganz eng wird - dann verschwindet er nicht nur aus der Schule, sondern er bleibt dann auch von zuhause fern, ist für Kontaktversuche Ihrerseits nicht erreichbar.
Hm …. Ich frage mich, was mag es denn sein, dass er es bislang noch nicht gelernt hat, dass Vermeidung keine wirkliche Lösung von Problemen bringt. Ich frage mich, wie er sich seine weitere Zukunft vorstellt - wo er leben möchte, was seine beruflichen Pläne sind, wie er sich seinen Lebensunterhalt verdienen möchte ? Und wie nachhaltig seine Beteuerungen sind, etwa zuletzt, dass es wichtig sei, dass er sich um seine psychischen Probleme kümmert. Denn: ich kann Ihre elterliche Sorge gut nachvollziehen ! Sie möchten Ihrem Sohn helfen, ihm zur Seite stehen.
Aber: das können Sie nicht ohne die aktive Bereitschaft Ihres Sohnes - er muss wollen wollen …
Vielleicht erst mal so viel zum Einstieg von meiner Seite.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich hier im Forum gut verstanden und unterstützt fühlen und wünsche Ihnen viele für Sie anregende und hilfreiche Ideen von anderen Eltern.
Viele Grüße
bke-Zita-Finke
Treffer: 10
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