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01.07.2020, 16:05 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Liebe Eltern,

mir ist vor ein paar Tagen ein gutes Buch in die Hände gefallen: "Erziehen ohne Schimpfen" von Nicola Schmidt. Ohne dass Sie jetzt den (lesenswerten) Inhalt kennen: Was halten Sie von dem Titel? Ist das überhaupt machbar, erziehen, ohne zu schimpfen?

fragt sich und Sie

bke-Stephan-Bäcker
Zuletzt editiert am: 01.07.2020, 16:46 Uhr, von: bke-Stephan-Bäcker
30.01.2022, 10:24 Uhr | McLaren
Eine schlaflose Nacht mit einem kranken Kind hat es mir möglich gemacht das E-book zu lesen.
Es ist wahr, dass es mehr beinhaltet als ich von den Rezensionen ausgehend erwartet hätte. Einige Anregungen und Ideen sind besonders für Eltern kleinerer Kinder hilfreich und bedenkenswert. Ich muss aber auch sagen, dass ich mich circa nach den ersten hundert Seiten sehr miserabel gefühlt habe, fast wie ein Monster-Daddy. Und das wo ich doch endlich in die Riege der nichtschimpfenden Super-Eltern aufsteigen und in ihre Geheimnisse eingeweiht werden wollte.
Ich finde nicht, dass eindeutig an allen Stellen klar wird, was die Autorin genau unter Schimpfen versteht. Wenn ich ein Buch mit dem Titel "Erziehen ohne Schimpfen" schreibe, ist das meiner Meinung nach ein erheblicher Makel. Einmal wirkt es als würde es gleichgesetzt mit Niederschreien, andernorts ist jedes scharfe Wort ausschimpfen, auch ein "es reicht". An mehreren Stellen erfolgt dann ein Vergleich und eine fast Gleichsetzung mit körperlicher Gewalt. Gerade wenn keine Definition geliefert wird, halte ich das für einen sehr sehr sehr schwierigen Vergleich. Ich bin entgegen der Lektüre weiterhin zutiefst davon überzeugt, dass das einen großen Unterschied macht.
Ich finde außerdem, dass die sehr verkürzte Ursachenzuschreibung der Autorin der Realität nicht gerecht wird. Eltern schimpfen nicht nur mit ihren Kindern, wenn oder weil sie vom Alltag gestresst sind. Alltagsstress ist ein Auslöser, aber auf eigene Erziehungserfahrungen und vererbte Muster aus der Kindheit wird beispielsweise so gut wie nicht eingegangen.
Immer ruhig und gelassen zu bleiben, vollkommen unabhängig davon wie sich ein Kind benimmt, finde ich unmenschlich und von Eltern zu viel verlangt. Wir sind keine Übermenschen. Wenn das der Anspruch ist, und es ist der Anspruch dieser Autorin, dann kann man sich nur wie ein Versager fühlen.
Die Idee mit der 21-Tages-Challenge am Schluss finde ich nicht schlecht. Ich mag so Herausforderungen eigentlich. Was mich aber nicht sehr motiviert das auszuprobieren ist, dass man bei jedem einzelnen Schimpfen von vorne anfangen soll und das auch noch ohne genau zu wissen, was als geschimpft gilt und was nicht.
Insgesamt war es aber mehr und ergiebiger als ich nach den Rezensionen erwartet habe. Und am Ende habe ich mich auch nur noch halb so unzulänglich gefühlt wie nach dem ersten Teil.
30.01.2022, 09:10 Uhr | marinadiezweite
Hallo Leutchen, ich werde mir das Buch mal organisieren. Das Thema macht neugierig. Schön wäre, wenn ein Ratgeber Eltern und Großeltern Rat gibt. Ja, manchmal braucht man einen echten Rat. Kein Drumherumgerede. Keine leichten Tipps a la bleib mal ruhig, entspann dich. Sondern durchaus richtige Formulierungshilfen. Und üben üben. Wichtig finde ich aber noch mehr den Blickwinkel. Schon der Satz: Du willst mich ärgern, oder: mach das nie wieder. Das sind so krasse Unwissenheitssätze über die Psyche der Kinder. So schadet es auf keinen Fall, sich immer mal zu überlegen, was ich gerade erreichen will beim Kind.
Insofern finde ich das Ziel, nicht zu schimpfen, sehr erstrebenswert. Ist eine Sache der Elternpersönlichkeit, wie man was sagt. Ich weiß selbst, wie verbockt meine Tochter mal war, als sie aufräumen sollte und der Ton immer rauer wurde. Sie letztlich total bockig war und richtig gezwungen werden musste, aufzuräumen. Also kann man das abhaken, bringt nichts. Insgeheim hätte ich gerne einen guten Tipp für nächstes Mal gewünscht. Jetzt weiß ich natürlich, wie es geht. *laughing*
28.01.2022, 17:09 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo,

meiner Meinung nach lohnt es sich, bei diesem Buch nicht nur die Rezensionen zu lesen. Auch ohne so überschriebene Definition wird sehr deutlich, was die Autorin darunter versteht, ohne schimpfen zu erziehen. Sie hat eine wunderbare Haltung und dabei nie den Anspruch haben, die alleinseligmachende Wahrheit zu verkörpern.

Nicht schimpfen ist nicht das Gegenteil von konsequenter Erziehung. Und klare Ansprachen müssen nicht geschimpft werden. Ein schlechtes Gewissen machen ist allerdings fast das Gleiche wie (oder als?) schimpfen. Das wäre eine bke-Stephan-Bäcker'sche Definition. Die jedoch viel zu kurz greift. Eben, weil Erziehung und Beziehung und Kommunikation viiiieeeeeel komplizierter sind. Deshalb ist ja auch ein ganzes Buch damit gefüllt *smiling* und deshalb lernen wir ja zusammen mit unseren Kindern jahrelang, wie das geht. Mit einer hoffentlich hohen Fehlertoleranz.

Viele Grüße schickt

bke-Stephan-Bäcker
28.01.2022, 08:28 Uhr | McLaren
Die Frage wo schimpfen anfängt wurde mehrfach gestellt. Ich habe mir die Rezensionen auf Amazon und das Inhaltsverzeichnis zum Buch angeschaut. Dort heißt es, dass auch die Autorin keine Definition des Schimpfens liefert. Viele bemängeln außerdem, dass der Ansatz und seine Umsetzung nicht über "entspannt euch mal, liebe Eltern" hinausgeht. Stressreduktion, Achtsamkeit trainieren, Tee trinken. Für einen Erziehungsratgeber etwas mau. Die Bezeichnung "artgerecht" im Untertitel finde ich auch befremdlich.

Meine Kinder hören ab und zu mal ein "jetzt langts aber" oder dergleichen. Nach hiesiger Auffassung ist das in jeden Fall geschimpft, wenn es bei "geht doch" in Frage steht. Ich erlebe aber nicht, dass sie das merklich traumatisiert und ich weiß noch nicht mal, weshalb ich mich im Anschluss so einen Satz entschuldigen sollte. Er war in dem Moment genau so gemeint wie gesagt.
27.01.2022, 17:41 Uhr | bke-Fiona-Mira
Hallo ,

beim lesen des Themas habe ich mich gefragt, was schimpfen sein kann - z.B würden klare Ansagen in einem normalen Ton wie z.B. "räum die Schuhe auf " nicht darunter fallen, sehr wohl aber wenn man eine böse Du-Botschaft hinzufügt wie "Du willst mich damit bloss ärgern".

Schimpfen könnte dann bedeuten, dass es darauf ankommt wie man etwas sagt und ob man für den anderen verletzende Worte hinzufügt.

Ein weiterer Gedanke war, dass es Hilflosigkeit bedeuten kann wenn man als Eltern laut wird und sein Kind anschreit - man hatt dann keine Nerven mehr und lässt den Ärger heraus, weil einem nichts besseres einfällt und vielleicht auch, weil man selbst als Kind so behandelt wurde.

Und noch ein Gedanke, was so einSchimpfen bei den Kindern bewirken kann - dass sie sich dann so fühlen können, als wären sie nichts wert, als würden sie viel falsch machen , dass der Schimpfende sie nicht mehr mag....

Liebe Grüße, bke-fiona
27.01.2022, 12:26 Uhr | marinadiezweite
Erziehen ohne schimpfen, da behaupte ich mal, nein, geht nicht. Es kann ein erstrebenswertes Ziel sein. Auf jeden Fall. Mir kommen da gerade Situationen vor Augen, bei denen man mal so richtig geschimpft hat. Dann anschließend sich stundenlang dafür zu entschuldigen, ist aber auch nicht der richtige Weg. Bei kleinen Kindern würde ich auf jeden Fall immer darauf achten, was ich für einen Ton anschlage. Das fängt an mit 'Nein', erweitert sich auf 'das sollst du nicht', das möchte ich nicht'. Und je größer das Kind wird, kommen passende Erklärungen. Diese dürfen nicht zu langatmig sein.
''Ich will nicht, dass du das machst'', kann auch schon mal in die richtig erhobene Lautstärke übergehen. Schnell und spontan zu reagieren heißt auch manchmal, dass man dann doch schimpft. Und da stimme ich zu, dass man dann später auch ruhig mal sagen kann, tut mir leid, da bin ich viel zu laut geworden.
Ich denke, solange das Schimpfen nicht der Hauptton ist, können Kinder das ''verkraften''.
Ich finde da auch wichtig, dass die Emotionen nicht zu hoch schlagen. ''Ich bin enttäuscht von dir... '' ''Du willst Mama wohl ärgern...'' klingt in meinen Ohren viel schlimmer, als einfach mal sauer zu sein und zu sagen: ''Lass das jetzt!''
Schimpfen an sich kann mal vorkommen. Was ich manchmal erlebe, besonders beim Einkaufen, wie Mütter (und auch manche Väter) ihre 6-jährigen zusammenfalten, weil diese nach einer Süssigkeit greifen oder um eine witzige Zeitschrift für Kiddys betteln. Da schlackere ich mit den Ohren. Solche Schimpftitaden verstehen die Kinder gar nicht. Und für alle Beteiligten wäre ein klares ''nein'' besser. Und zu Hause eine gute Regelung entwickeln, was beim Einkaufen zur Wahl steht und was nicht. Schimpfen auf so einem Niveau ist möglichst zu vermeiden, sage ich mal.
21.01.2022, 21:06 Uhr | McLaren
Ich finde schimpfen normal zur Erziehung gehörend. Meine Kinder sind noch jung da bringen Diskussionen noch weniger. Man muss den Kindern doch noch mitteilen dürfen wenn ihr Verhalten nicht in Ordnung geht. Es darf natürlich nicht ausarten.
21.01.2022, 11:21 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Guten Morgen,

schimpfen ist natürlich sehr menschlich. Vermutlich machen die meisten von uns das täglich. Sie schimpfen vor sich hin, über die Politik, andere Autofahrerinnen und Autofahrer, den Chef, die Kollegin, das Wetter..... und natürlich auch über die Kinder. Wenn ein Kind ausgeschimpft worden ist, ist das auch eine menschliche Reaktion. Und es passiert meist, weil uns Eltern nichts anderes eingefallen ist. Aber meiner Meinung nach hilft das Schimpfen, außer um sich Luft zu machen, ja niemand. Aber wie geschrieben, es ist menschlich. Kommt vor. Und es schadet nichts, etwas später, dem Kind zu sagen: Tut mir Leid, Schimpfen ist doof. Ich war zu genervt. Das nächste Mal versuche ich es anders.

Und: Ist denn: "Geht doch. Warum nicht gleich so!" auch schon geschimpft? Was sagen Sie dazu?

Viele Grüße schickt Ihnen

bke-Stephan-Bäcker
18.01.2022, 11:57 Uhr | bke-Ina-Schweizer
Hallo Tinchen35,

erstmal heiße ich Sie herzlich willkommen in unserem Forum und wünsche Ihnen einen spannenden Austausch!

Schön, dass Sie den Beitrag wieder aktualisieren. Ich finde es beachtlich, dass sie in 14 Jahren mit Ihrer Tochter noch nie geschimpft haben... Wow!! Daumen hoch
Sich in Ruhe über das Vorgefallene zu unterhalten und gemeinsam eine Lösung zu finden, ist eine tolle Vorgehensweise.
Mich (und vielleicht auch andere Eltern hier) würde interessieren, wie Sie vermeiden, dass Ihnen in akuten Situationen die Hutschnur platzt.

Spannend fände ich auch, bke-Claudia-Rhodes Frage nochmal aufzugreifen und ein bisschen zu sondieren, was "schimpfen" für einen heißt. Gehört da ermahnen auch schon dazu? Oder schimpft man erst, wenn man laut wird? Was meinen Sie, liebe Eltern?

Viele Grüße.
bke-Ina-Schweizer
Zuletzt editiert am: 18.01.2022, 12:50 Uhr, von: bke-Ina-Schweizer
18.01.2022, 09:32 Uhr | Tinchen35
Hallo der Beitrag ist zwar schon etwas älter . Ich hoffe es ist nicht zu spät darauf zu antworten
Meine Tochter ist mittlerweile 14 Jahre alt. Sie hat von mir noch nie schimpfe bekommen von mir oder gemeckere. Hier reden ordentlich zusammen und versuchen eine Lösung zu finden. Auch wenn sie was angestellt hat. Da sitzen wir zusammen und reden miteinander. Auch wenn das Alter nicht gerade einfach wird. Aber es funktioniert bis jetzt . Man will es ja auch verstehen warum und wieso man es gemacht hat. Man will ja auch beide Seiten verstehen können.
29.12.2021, 08:47 Uhr | bke-Claudia-Rohde
Guten Morgen liebe Eltern,
die Weihnachtstage sind vorbei. Oft ist es ja so, dass lange, lange alles vorbereitet ist und dann doch so einige Dinge nicht so laufen, wie sie eben geplant waren.
Da sind die Geschenke nicht richtig, oder die Gans ist misslungen, oder es sollte doch vegan sein...die Gäste kommen zu spät oder zu früh, die Kinder sind zu laut, zu quengelig, zu ungeduldig.....der Fernseher läuft zu viel..... und dann ist Weihnachten vorbei.
Sicher kennen einige das von Ihnen und wollen schon immer alles anders machen?
Manche schaffen es und feiern Weihnachten ganz anders, manche verreisen (wenn es möglich ist)....und was machen Sie? Was wäre für Sie schön? Wer kann von und mag erzählen?
bke-Claudia Rohde
05.07.2020, 08:53 Uhr | bke-Claudia-Rohde
Guten Morgen liebe Eltern,
ich habe mich ja nach den ersten Beiträgen gefragt, was ist denn genau "Schimpfen".
Wo fängt es an? Für den einen ist es vielleicht: Du hast schon wieder nicht aufgeräumt, oder der Müll steht noch immer. Für den anderen ist es: angebrüllt werden, ohne dazu etwas sagen zu können.
Wo beginnt es mit der Schimpferei? Es gibt Eltern, die Schimpfen mit Ihrem Baby, weil es nicht schläft, weil es ständig schreit.....ein Schimpfen aus Verzweiflung.
Dann wird geschimpft, weil Kinder auf die Straße laufen wollen, weil sie nach dem Spielen nicht mit nach Hause wollen! Und, und.......
Wann und wie ist es Ihnen gelungen dies zu vermeiden oder anders zu machen?
Oder geht es doch nicht ohne?
bke-Claudia Rohde
Zuletzt editiert am: 05.07.2020, 08:53 Uhr, von: bke-Claudia-Rohde
02.07.2020, 15:49 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo marinadiezweite,

Sie schreiben für mich sehr passende Dinge: Es ist erstrebenswert, nicht zu schimpfen. Dennoch kommt es vor. Gut ist es dann, zu bemerken: Das will ich nicht mehr. Das muss auch anders gehen. Aber wie? Was mache ich als Vater, als Mutter, wenn ich merke: Jetzt platzt mir der Kragen und ein Donnerwetter muss raus? Hilfreich sind solche Donnerwetter, um sich Luft zu machen. Für die Kinder sind sie eher verstörend, angsteinflößend, lächerlich, nicht durchschaubar, unfair.....

Liebe Eltern, nochmal meine Frage: Wie geht das, erziehen ohne schimpfen? Oder geht es doch nicht?

Viele Grüße,

bke-Stephan-Bäcker
02.07.2020, 13:03 Uhr | marinadiezweite
Ich halte es für machbar, zu erziehen, ohne zu schimpfen. Es funktioniert sicher nicht immer. Man kann es aber anstreben. Erziehen ohne zu schimpfen bedeutet auch, erziehen, ohne Kindern lange Reden zu halten. Oder Donnerwetter auf sie runterprasseln zu lassen. Sätze wie: Das hab ich dir schon tausend mal gesagt... immer machst du... musst du immer... warum machst du nie... die rutschen einem schon mal heraus. Auch impulsive oder spontane Schimpfe und so. Es ist nicht machbar, immer ganz ruhig und ohne Vorwürfe zu bleiben. Aber es schadet nicht, ab und zu darüber nachzudenken, wie es anders geht. Wie man was bewirken kann, ohne Dinge 1000 mal zu sagen.
Gute Lösungen, wie man was, was schiefgelaufen ist, wieder hinkriegt, ist jedenfalls oft besser als einfach nur zu schimpfen und das Kind denkt, ach lass se mal, die hört auch wieder auf.

Treffer: 15

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