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25.09.2015, 09:43 Uhr | bke-Georg Reuber
Liebe Mütter und Väter,
wir möchten auch gleich starten: Arbeitslosigkeit betrifft viele Familien. Ob in der eigenen Lebensphase oder in der Familie. Die Folgen sind nicht nur durch finanzielle Einbußen beschreibbar, sondern auch in Bezug auf die kulturelle Teilhabe, auf die Finanzierungen individueller Wünsche. Letztendlich kann das Familienleben durcheinander geraten. Anhand eines Artikels möchten wir mit Ihnen in einen Austausch kommen. Ein Artikel, der durch die Deutsche Presseagentur („Arbeitslos: Eltern sollten Kindern Sicherheit vermitteln“) veröffentlicht wurde. Dieser Artikel, der sich auf ein Interview mit unserer Leiterin Frau Maria Große Perdekamp bezieht, ist bei vielen Online-Zeitschriften kostenlos zu finden.
Wie beurteilen Sie diese Sichtweise? Haben Sie Erfahrungen im Umgang mit Arbeitslosigkeit gemacht? Wenn ja, was war besonders hilfreich im Umgang mit Ihren Kindern?"

Viele Grüße, bke-Georg-Reuber
16.11.2015, 22:49 Uhr | Pauliprinzessin
marinadiezweite schrieb:
Also Tagesmutter her. Die zum Glück das Arbeitsamt bezahlte.
Eine Zeitlang wohnte ich in den neuen Bundesländern, da war Hort auch in der vierten Klasse, kein Problem. Ich kann mich aber auch erinnern, dass viel von meinem Geld draufging für die Kinderbetreuung.

Ich finde die Idee der bezahlten Hausarbeit und Kindererziehung zwar gut. Aber wer könnte das bezahlen? Woher soll das Geld kommen?


eigentlich hast Du dir deine Frage schon selbst beantwortet- die Tagesmutter hat das Amt bezahlt, mit deinem Einkommen hast Du Kinderbetreuung bezahlt. Allerdings werden diese Betreuungsplätze subventioniert und auch die Räume und die Ausstattung etc kostet die Stadt, das Land, den Bund einen haufen Geld.

Es ist also widersinnig- auf der einen Seite werden Frauen dafür bezahlt auf fremde Kinder aufzupassen und es müssen dafür auch die Infrastrukturen geschaffen werden-Köchin,Putzfrau,Gartenpflege,Gebäudeinstandhaltung. Genau das was man zu Hause in seinen eigenen vier Wänden ebenfalls tut. Es macht ja auch gar keinen Sinn drei Jahre Anspruch auf seinen Arbeitsplatz zu haben, jedoch nur eines davon mit Abschlägen auch bezahlt zu bekommen, danach muss man zum Jobcenter sollte kein vermögender zweiter Elternteil vorhanden sein, wenn man sich erdreistet die vollen drei Jahre für sein Kind da sein zu wollen und muss sich so einiges gefallen lassen bis hin zur Aufforderung die Wohnung zu wechseln.
Und Du hast Recht wir haben in Deutschland das Recht auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag, aber mit dem sechsten Lebensjahr, dann wenn man die Erziehung in der Familie nicht mehr so viel braucht weil das Kind ja schon etwas geformt ist, selbständiger ist und sein soziales Gefüge gebildet haben sollte (es ist immens wichtig, das die Kiddies Urvertrauen entwickeln zu ihren ständigen Bezugspersonen!) dann gibt es keine Betreuungsmöglichkeiten mehr. Umgekehrt wird ein Schuh draus- Subvention der Kernfamilien bis zum Schulalter so das beide Elternteile in der Lage sind sich gut um die Kurzen zu kümmern , mit ihnen auch auf den Spielplatz gehen können, zum Kleinkindturnen oder in eine Spielgruppe etc. - und mit Schulbeginn volle Halbtagsschulen inklusive Mittagessen und Nachmittagsbetreuung wenn gewünscht. Dann natürlich auch mit dem Service die Kiddies zum Schwimmunterricht, zum Ballett oder was sonst noch so ansteht zu begleiten um sie zu fördern.
Aber keine Sorge es geht noch schlimmer, meine Freundin ist Lehrerin in Polen. Da zu wenig Räume muss sie 25 fünfjährige allein im Vor und nachmittagswechsel unterrichten. Die Kiddies kommen einen Tag um 8 Uhr und am anderen Tag um 13 und bleiben dann bis 17 Uhr. Im Winter ist sie besonders begeistert es ist stockfinster sie kann nicht mal zum nahegelegenen Park am Nachmittag gehen. Einen Schulhof mit Spielgeräten hat sie nicht zur Verfügung und zur Toilette muss sie mit allen Kindern zusammen ins Nachbargebäude. Und in Polen gibt es immer im Sommer mehr als zwei Monate Ferien am Stück. Sie hat Glück, sie hatte eine Großmutter für ihre Kinder und sie hatte im Sommer dann ja auch den größten Teil der Ferien frei. Wie das die anderen Eltern machen ist ihr oft ein Rätsel.

Für mich ist klar, dass man all diese Schwierigkeiten lösen kann. Mit sinnvollerer Verteilung der Kinderbetreuung und dem Mindesteinkommen für alle so dass niemand mehr betteln muss oder Angst haben muss vor Arbeitslosigkeit.
12.11.2015, 09:52 Uhr | marinadiezweite
Hallo, es ist auf jeden Fall nicht einfach, arbeiten zu gehen, wenn man Kinder hat. Ich hab das schon mitbekommen, als ich eine Weiterbildung von mehreren Monaten machte. Einge Jahre war ich zuhause wegen der Kinder. Dann hatte ich einfach die Motivation wieder zu arbeiten. Das Problem ging schon morgens los, weil keine Grundschule so früh öffnet, wie ein Lehrgang beginnt. Also Tagesmutter her. Die zum Glück das Arbeitsamt bezahlte. Als ich dann anfing zu arbeiten, wurde es noch trickreicher. Ich konnte wirklich nur eine Arbeit annehmen, wo ich nicht vor 8 Uhr beginnen brauchte. Es waren viele kleine Schritte, bis ich die Arbeit auf etwas mehr als Teilzeit steigern konnte. Das ist in der BRD auch wirklich schwer mit Ferien und Kinderbetreuung.
Eine Zeitlang wohnte ich in den neuen Bundesländern, da war Hort auch in der vierten Klasse, kein Problem. Ich kann mich aber auch erinnern, dass viel von meinem Geld draufging für die Kinderbetreuung.
Da ich mehrere Kinder habe, konnte ich die Ferienzeiten besser überbrücken. Hab aber auch die Kinder in einem Teil der Ferien zu dem Vater gelassen. Sonst geht das wirklich nicht mit 12 Wochen Ferien zu arbeiten. (Omas und so haben wir nicht).
Ich finde die Idee der bezahlten Hausarbeit und Kindererziehung zwar gut. Aber wer könnte das bezahlen? Woher soll das Geld kommen?
Davon ab, es geht auch darum, viele Frauen haben eine gute Ausbildung. Ist doch schade, wenn sie zu Hause versauern. Das entscheidet dann natürlich jeder für sich selbst. Und jeder muß selbst schauen, ob und wie er langsam wieder zurück in einen Teil des Berufslebens kommen will. Oder ob er lieber zu Hause ist. Die Bürokratie ist nicht ohne. Ich habe auch selbst umständliche Berechnungen von der Arge gehabt. Besonders, als ich einen kleinen JOb hatte. Es war total umständlich. Sowohl als Minijob als auch unter anderen Bedingungen. Hab auch viel gehört von Berechnungsproblemen. Mir selbst ist das allerdings nicht passiert. Man bekommt ja endlose Formulare von der Arge mit. Und ich musste selbst immer ganz schnell sein mit dem Ausfüllen. Wie angesprochen, es ist besonders umständlich, sobald man jeden Monat einen anderen Lohn hat.
Insgesamt hab ich mich besser gefühlt, solange ich irgendwas zu dem Einkommen beitragen konnte. Egal, ob einem vom Staat was zusteht.
Ich hab einige Eltern und Alleinerziehende Bekannte, die Hartz-II erhalten. Wenn ich höre, was es da dauernd für STreit gibt mit der Arge. Was man alles machen muss. Wo man sich bewerben muss. Sich streiten um Fahrgeld und ZUschüsse für die Kinder. Da ist mir das Arbeiten, soweit möglich einfach lieber.
Und es wird eher größeres Problem, sobald die Kinder älter sind und mehr brauchen. Ab der 11. Klasse eines Gymnasiums sieht es ganz schwierig aus mit zusätzlicher Unterstützung durch die Arge. Einige Bundesländer zahlen wohl die Fahrkarten, mein Bundesland macht es nicht. Von den Büchern ganz zu schweigen.
11.11.2015, 09:23 Uhr | dagmita
Hi Pauliprinzessin!
Du hast voll und ganz recht, es ist gruselig, beim Jobcenter "betteln " zu gehen. Wobei ich nicht finde, dass ich bettel, das Geld steht mir gesetzlich zu, wofür ich sehr dankbar bin. Ich würd gerne ein bisschen dazu arbeiten. Das geht einerseits schwarz, was ich nicht unbedingt möchte und offiziell ist es echt schwierig. 100 Euro darf ich behalten im Monat, bei einem 450 Euro Job 160. Wenn ich nicht jeden Monat genau gleich viel verdiene, braucht das Jobcenter jeden Monat eine Einkommensbescheinigung. Ist ja kein Problem, bring ich gerne hin. Aber dann dauert es ewig, bis sie ausrechnen wie viel ich jetzt kriege und wie viel sie mir abziehen und entweder sie ziehen "vorsorglich" schon mal 450 Euro ab (wie gerade bei einer Freundin geschehen) und überweisen, wenn sie das alles ausgerechnet haben, was Monate dauern kann, den Rest. Das fehlt aber natürlich, weil man bei so wenig Einkommen nichts auf der "hohen Kante" hat. Oder sie ziehen dann Monate später alles auf mal ab. Das ist alles sehr chaotisch und unsicher. Ich hab Abitur und hab studiert, aber deren Berechnungsgrundlagen und Bescheide sind mir oft ein Rätsel., also so richtig rechnen kann man da mit nichts. Und erreichen kann man da auch selten jemanden. Also das ist schon mal ziemlich kompliziert.
Das Zweite ist die Sache mit dem Kind. In der vierten Klasse steht einem Kind kein Hortplatz mehr zu. Mit 10 kann mein Sohn auch mal 3 Stunden alleine sein, aber nicht einen ganzen Vormittag. Einen Ganztagsplatz in der Schule hab ich nicht bekommen. Also hab ich keine Ferienbetreuung. Es sind aber 12 Wochen Ferien im Jahr. Ich habe keine Oma oder jemanden der auf ihn aufpassen kann.
Dazu kommt, dass ich in einer Stadt wohne, in der die Arbeitslosenzahlen sowieso hoch sind.
Langer Rede kurzer Sinn: Es ist nicht so, dass ich unbedingt Erwerbslos sein WILL.
Aber ich habe mich entschieden nicht 8 Stunden am Tag zu arbeiten, so lange mein Sohn unter 12 ist, weil ich glaube, dass er mich braucht. Ich möchte das hier NICHT verallgemeinern. Ich meine nicht dass alle Frauen das so machen sollen, ich habe das NUR FÜR DIESES KIND so entschieden
So hat es sich ergeben, dass ich gar nicht arbeite. Und ich mache das Beste draus, oder versuche es.
11.11.2015, 08:17 Uhr | Besen74
... puha, komplex und ich freue mich dass hier intelligent und weitgehend respektvoll diskutiert wird. Nach der Lektüre in dem einen oder anderen Mütterforum hatte ich schon den Glauben daran verloren, dass Mütter dazu in der Lage sind *hypocritically* *cool* Da gings die ganze Zeit so "ich würde meinem Kind das NIEEEE antun, wie kannst du?!"

Ich denke halt , dass "Arbeitslosigkeit" sehr unterschiedlich daher kommen kann. Und dass es viele Menschen - vor allem Frauen - gibt, die wie Dagmita viel unbezahltes, unbezahlbares leisten und da durchaus auch nicht in eine Opfer- oder Defizitrolle passen. Die gar nicht als "arbeitslos" in Statistiken oder Artikeln auftauchen, weil sie gar nicht SUCHEN. Meine Mutter war so eine Person - einfach "nur" Familienmutter. Wie es ja in Westdeutschland die letzten Jahrzehnte auch massiv politisch gewollt, finanziell gefördert und teilweise auch ideologisiert wurde, genau wie im Osten die "arbeitende Mutter", die ihr Kind so früh wie möglich in Insitutionen betreuen lässt.

zB: In unserer Kita - wer macht Elternbeirat? Ich hätte ja gern, aber 40 Stunden Arbeit - sorry, danach will ich ganz schnell heim zu den Kindern. Wer machts also? Die nicht- oder teilzwiterwerbstätigen müttern. Kann ich mal froh sein, dass es sowas (noch) gibt.

Aber diese mütter gehören natürlich ncht zum nicht-arbeitenden Typus "total nichts auf die Reihe kriegend, weder beruflich noch privat". eine Freundin von mir arbeitet im Jobcenter, die kriegt auch oft einen Hals auf manche Leute, aber sie hat weder die Ausbildung, noch die Zeit, noch den AUFTRAG, diesen Menschen wirklich effektiv dabei zu helfen, ihr Leben und das ihrer Kinder wieder oder zum ersten mal aktiv und förderlich zu gestalten - mit oder ohne Erwerbsarbeit.

Diese Gesellschaft ist halt ökonomisch und sozial total um Erwerbsarbeit aufgebaut und man kann ja durchaus mal fragen, ob das so sein muss. Es gibt ja sogar Ökonomen, die da Sachen berechnen.... was wäre, wenn man das, was (meistens) Frauen tun, marktgerecht bezahlen würde.... ich meine: nur nach dem, was Erzieherinnen, krankenschwestern, Haushälterinnen.... aktuell verdienen; da wird noch nicht mal diskutiert, warum solche essentiellen Tätigkeiten weniger bezahlt werden als irgendein quatschiger Humbug den keiner wirklich braucht... da fehlt mir leider die Grundlage, das zu bewerten. Aber allein den Gedanken finde ich spannend. Ich bin ja erwerbstechnisch voll integriert, mit einer ziemlich hohen Sicherheit - aber das kann auch mal dahin gehen, egal wie brav und fleissig ich bin, egal wie viel Glück ich hatte, egal wie gur meine Eltern mich mit Bildung und so weiter ausgestattet haben. Siehe Griechenland, siehe Syrien. Siehe die Leute, die plötzlich feststellen, dass sie MS haben oder bipolare Störung. Es ist nicht alles immer planbar.


Alles hat Vor- und Nachteile nud der Artikel spricht das ja auch an, dass man das den Kindern nicht als Katastrophe vermitteln sollte.... und vielleicht auch slebre versuchen wenigr als Katastrophe zu empfinden? Mein Vater ist mal arbeitslos geworden als ich 15 war und hat es ungefähr so versucht, aber es ist ihm schwer gefallen, weil er wirklich große Angst hatte.


Ich finde Dagmita hat ja auch skizziert was die Nachteile/Herausforderungen sind, die entstehen, wenn man das "Nicht-Arbeiten ohne finanziell gut aufgestellten Ehemann" annimmt und positiv gestaltet. Ich sehe jeden tag die Nachteile/Herausforderungen des "ganze anderen entwurfs" wo beide Eltern (wenn auch nicht Vollzeit) erwerbstätig sind, was wir annehmen und nach Möglichkeit gut gestalten ;) Im Moment sind WIR der Wunschtraum der westdeutschen Familien/Sozialpolitik und dürfen uns auf die Schulter klopfen, setzen, eins mit Sternchen... das war auch mal anders, da hätten wir (besonders ich) ganz schön Feuer bekommen. (Wobei die Allein-Erziehende auch nicht de Wunschtraum der früheren Familien/Sozialpolitik war ;) - die sitzen immer irgendwie zwischen den Stühlen glaube ich).



Ja, das war jetzt nicht sehr fokussiert mache grade Kaffepause, und der Kaffe wirkt wohl noch nicht recht.


Aber es ist ein weites Feld *smiling*

gruezi
B
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: Besen74
11.11.2015, 08:11 Uhr | marinadiezweite
Hallo Diskutierende. Ich finde auf jeden Fall die Kindererziehung wichtig. Das muß nicht unbedingt nur durch Kindergärten geleistet werden. Besonders mit mehreren Kindern ist es auch zu Hause lustig. Ich finde, dass der Staat mal die eine, mal die andere Variante belohnt, daher politisch nicht gerade toll. Mal gibt es Geld für Zuhauseerziehende. Mal gibt es Platz für alle ab Babyalter in der Kita.
Nun ja, aber, irgendwann gehen ja alle Kinder in die Schule. Wovon kann man dann leben und was macht man allein zu Hause. Dieses Modell funktioniert, solange man sich mit seinem Partner eine Art Arbeitsteilung aufgebaut hat. So in der Art, Mann verdient genug Geld, Frau macht Haushalt Garten, kocht ein, friert ein. Sorgt für alles. Das ist ein schönes Lebensmodell.
Es funktioniert aber nicht, sobald man alleinerziehend ist. Oder zu Hause unzufrieden wird. Ich finde die Idee mit dem langsamen Wiedereinstieg gut. Sonst gibt es irgendwann ein hartes Erwachen. Das betrifft ja nicht nur die Finanzen. Sondern auch das Alleinsein. Die Kinder, sobald sie in die weiterführenden Schulen kommen, brauchen ja nicht rund um die Uhr ihre Mama. Sie unternehmen was mit Freunden. Schnell sitzt man als Mutter dann allein zu Haus und wartet nur noch, wann sie heimkommen.
Ich denke nicht, dass arbeitslos gleichbedeutend mit verwahrlost oder schlecht geführtem Haushalt ist. Hier wurden nur Beispiele angeführt. Das ist ganz individuell, wie eine Familie damit klarkommt. Manch einer hat eh wenig Antrieb und schiebt den Frust vor, um jetzt erst recht nichts mehr in Ordnung zu halten. Andere halten alles immer schick und ordentlich.
Es ist aber wesentlich schwerer, seinem Leben eine Struktur zu geben, wenn man zu Hause und arbeitslos ist. Es gibt ja weniger Highlights. Es ist nicht eilig und vieles kann verschoben werden. Und morgens trifft man wenig auf Leute, mit denen man was unternehmen kann.
09.11.2015, 19:54 Uhr | Louise-19
Hallo, Pauliprinzessin,
Dagmita hat einen Schrebergarten. Ich vermute, sie hat auch handwerkliche und haushälterische Fähigkeiten.
Und damit meine ich, Sauerkraut einlegen, Nähen, Dinge reparieren, Marmelade einkochen und dergleichen.
Ich denke, sie kommt zurecht.
Hallo, Dagmita,
manche Leute haben zwei linke Hände, nicht einen grünen Daumen, keinerlei technisches Verständnis,
und können sich nur über Erwerbstätigkeit ernähren und ihr Selbstbewußtsein erhalten.
In dem Fall reicht H4 auf Dauer nicht.
Viele Grüße, Louise
09.11.2015, 17:28 Uhr | Pauliprinzessin
Hallo Dagmita,

ich denke auch, dass außerhäusige und innerhäusige Arbeit gleich viel "Wert" sind.
Für mich macht es auch überhaupt keinen Sinn, fremden Müttern meine Kinder zur Erziehung zu überlassen, denn diese Mütter müssen dann widerum selbst Mütter bezahlen die dies dann für sie erledigen.
Leider ist man hier in unserem Land auf die dümmliche Idee gekommen, das Eltern nicht mehr in der Lage sind gut für ihre Kinder zu sorgen und sie zu sozialen , pfiffigen Wesen großzuziehen. Man denkt hier, dass dies nur in Aufbewahrungsstätten mit Personal gut funktioniert.

Es ist das legitime Recht , dass Eltern für sich entscheiden wie der Weg mit Kindern beschritten wird.

Wenn du mit deinem Kind so gut leben kannst, dann ist dies für dich der Weg. Ich würde es nicht ertragen können ständig beim Jobcenter betteln zu müssen und mir von miesgelaunten überarbeiteten Mitarbeitern auch noch Drohungen anhören zu müssen.
Und wenn Du jetzt mal ein bischen weiter denkst, dann wirst Du feststellen, dass Du dies nicht lange so durchhalten kannst. Denn irgendwann ist mal ein neues Möbelstück fällig, dein Sohn braucht eine neue Decke und eine neue Matratze....Das alles kannst du nicht aus dem bischen Geld was Du bekommst ansparen. Auch die Wünsche deines Sohnes werden andere werden. Ist er jetzt noch bereit die Klamotten aus dem Second Hand oder von Freunden aufzutragen so wird er dies irgendwann ablehnen. Auch wenn es nicht unbedingt irgendwelche In Marken sein müssen so legen irgendwann alle Kinder Wert auf Individualität, dies gehört auch zum Prozess in der Pubertät dazu. Wie ist dein Plan?
Wie willst du deinem Kind erklären dass er nicht zur Geburtstagsfeier gehen kann, weil kein Geld für zwei mal im Monat Mitbringsel oder Beteiligung machbar ist? Wenn die Klasse sich zum Kino am Samstag verabredet, er kann nicht dabei sein, weil die 13 Euro plus Futter nun mal in seinem Regelbedarf nicht enthalten sind?
Etwas mehr jeden Monat hättest Du schon ohne dein Kind zu vernachlässigen, wenn Du nur ein paar Stunden oder nur zwei halbe Tage arbeiten gehen würdest. Und es wäre für deine Zeit wenn das Kind dich kaum oder dann gar nicht mehr braucht sicher sinnvoll vorzusorgen.
09.11.2015, 10:15 Uhr | dagmita
Ich muss immer wieder den Kopf schütteln, bei den dramatischen Schilderungen von Familien alleinerziehender arbeitsloser Frauen.
Ich bin 51 , war viel krank, hab aus gesundheitlichen Gründen weder Studium noch Ausbildung beendet. Hab schon ein Kind großgezogen (fast immer allein) und hab nun noch einen 10jährigen Nachzügler.Ich bin zuhause, hab einen Schrebergarten , hab Freunde, hab einiges zu tun und bin erwerbslos, aber bei weitem nicht arbeitslos. Klar hab ich Geldprobleme, aber wenn ich halbtags bei Penny an der Kasse stünde, hätte ich weder mehr Geld, noch mehr Lebensqualität.
Es hat alles Vor- und Nachteile
Ich habe ZEIT.
ZEIT für mein Kind, für Hausaufgaben und Zuwendung
ZEIT um zu lesen und mich weiterzu bilden
ZEIT um mich um mich selber und andere zu kümmern
ZEIT, die manchmal nicht so leicht zu füllen ist
ZEIT wenn mein Kind krank ist, ohne dass ich dauernd organisieren muss
Dar große Nachteil ist, in keine sozialen Strukturen eingebunden zu sein.
Die muss frau sich selber schaffen und das ist schwieriger, wenn man älter wird und wenn man kein Geld hat, für Kurse, für
Ausflüge, für Treffen in Restaurants, für private Fortbildungen und natürlich für jemand der auf das Kind aufpasst.

Aber weil ich erwerbslos bin, ist weder meine Wohnung dreckig, noch dass der Fernseher dauernd läuft.

Ich finde es absolut frustrierend, wenn ERWERBSARBEIT, als WERT an sich dargstellt wird.
Es kommt doch drauf an WAS ich tue.
Es ist ARBEIT Kinder großzuziehen, den Haushalt zu machen, alte Eltern zu pflegen etc.
Es erfährt nur keine Wertschätzung, will heißen, wird nicht bezahlt.
Wenn Männer sich üblicherweise um die Kinder kümmern würden, würde das schon längst entlohnt werden.
19.10.2015, 18:50 Uhr | Pauliprinzessin
renasia83 schrieb:


Allerdings kenne ich auch Familien wie vorher beschrieben, Mutter alleinerziehend, arbeitlos , 3 Kinder (mittlerweile alle woanders untergebracht), nie gearbeitet, ihre Wohnung konnte man nicht betreten (Wäscheberge) , die Kinder bleiben bis 16.30h in Kita/ Hort ( schade das solche Leute, Menschen die die Plätze wirklich brauchen, sie weg nehmen) und selbst dann vergass die Mutter es shcon mal ihre Kinder abzuholen. Da habe ich mich echtgefragt,was macht die Frau den ganzen Tag? ( Fernseh gucken!)Das Problem ist das genau solche Familien meist auch im fernsehen etc gezeigt werden und dann eins ehr negatives Bild von arbeitslosen vermitteln.



Es gibt die andere Seite der Wahrheit- die Mutter hat niemandem Plätze weggenommen sondern man hat dafür gesorgt, dass die Kinder in dieser Zeit gut versorgt sind (soweit man das in unseren Massenaufbewahrungsstätten hinbekommt)um die Kinder erstmal nicht aus der Familie nehmen zu müssen. Was offensichtlich in dieser Familie nicht ausgereicht hat um die Kinder vor Schaden und damit Inobhutnahme zu bewahren....
Leider unrümliche Fälle die immer wieder zeigen, dass es nicht naturgemäß Frauen in die Wiege gelegt wird, dass sie Mütter sind und diese Aufgabe gut ausfüllen .
Es gibt eben noch keinen Elternführerschein und auch keine Kontrolle ob die Verhältnisse bei allen so sind wie es für die Kinder vermeintlich gut ist.
Wobei man vielleicht auch hinterfragen kann und auch dürfen sollte ohne gleich Schelte zu ernten- sind Eltern die ihren Kindern z.B. Impfungen vorenthalten, ausschließlich vegan ernähren, sich vollökologsich auf dem Bauernhof mit Brunnenwasser und Holzofen in das Mittelalter zurückbegeben haben nicht ebenfalls grenzwertig was die Fürsorgeverpflichtung für ihre Kinder angeht?
19.10.2015, 08:34 Uhr | renasia83
marina, da ihast du vollkommenr echt, ich denke gewissermaßen auch immer daran Vorbild zu sein.Naja überreden würde ich es auch nicht nennen, es war eher die Vorteile zeigen, eher der Ansatz mit Arbeit kommt Geld.
Wenn die Kinder genügend enkommen gehabt hätten, kann man sie raus nehmen ( genaueres hier: //Edit: bke-Stephan-Bäcker: Bitte keine Links posten//). bei Arbeit kommt statt änzendem alg2 evtl auch Kinderzuschlag in Betracht.
Nebenbei verusche ich mich auch nocha uf den aktuellen Stand in meinem erlerntem beruf zu bringen, damit ich da wieder Fuß fassen kann ( meist wenn mein Kind Hausaufgaben macht, dann sitzen wir zusammen am Tisch, sie kann fragen wenn was ist ,aber ich rede ihr nicht rein)

Allerdings kenne ich auch Familien wie vorher beschrieben, Mutter alleinerziehend, arbeitlos , 3 Kinder (mittlerweile alle woanders untergebracht), nie gearbeitet, ihre Wohnung konnte man nicht betreten (Wäscheberge) , die Kinder bleiben bis 16.30h in Kita/ Hort ( schade das solche Leute, Menschen die die Plätze wirklich brauchen, sie weg nehmen) und selbst dann vergass die Mutter es shcon mal ihre Kinder abzuholen. Da habe ich mich echtgefragt,was macht die Frau den ganzen Tag? ( Fernseh gucken!)Das Problem ist das genau solche Familien meist auch im fernsehen etc gezeigt werden und dann eins ehr negatives Bild von arbeitslosen vermitteln.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: bke-Stephan-Bäcker
Ich bin.nur verantwortlich für das was ich sage nicht für das was du verstehst!
18.10.2015, 19:53 Uhr | marinadiezweite
hallo resania, ja oft ist es so wie du es beschreibst. Man fängt ganz klein wieder an. Und oft macht man sich zunächst keine Gedanken, wie das weitergeht. Es geht meist dadurch weiter, dass du einfach ein ganz anderes Netzwerk hast, wenn du arbeitest. Auch die Kinder verstehen das mit der Zeit. Ich finde sogar, man braucht sie nicht überreden. Es ist einfach hart, wegen Arbeit Kompromisse einzugehen. Sie verstehen das nicht immer. Aber ich finde, sie lernen aus diesen Erfahrungen auch was fürs Leben.
Wie kann man Kinder aus der Bedarfsgemeinschaft nehmen? Davon hab ich noch nicht gehört. Wie gesagt, ist ja jetzt zum Glück alles gegessen.
Und Wohngeld hab ich beantragt. Aber wie schon richtig angemerkt, wenn man über einem Satz ist, dann ist man es überall. Das rechnen einem die Wohngeldstellen ja netterweise auch genau aus. So kann man sich sogar den Antrag sparen, sobald man grob über dem Satz liegt.
Ich möchte uns auch nicht als arm bezeichnen. IN dieser Zeit hatten wir bestimmt immer noch etwas mehr als viele andere. Aber es ist halt schwer, alles so zu halten. Denn es gibt zwar Berufstätigenfreibetrag bei Hartz-IV. Für den Fall, dass ein für die Arbeit nötiges und leider kaputtes Auto eine Reparatur von 600 Euro braucht, gibt es jedoch keine Zuschüsse. Ja, so fehlt es dann immer an solchen Dingen.
Auch viele Berufstätige haben ja heutzutage nicht mehr als das Minimum. Also bekommen keine Zuschüsse und so weiter. Kommen aber trotz Arbeit auch zu nichts auf Vorrat. Den Unterschied seh ich nur darin, dass man auch den Kindern und dem Partner eine Art von Beständigkeit vorlebt. Das sie versuchen können, mit ihrer Kraft was zu erreichen. Wie ich schon schrieb, Ausbildung ist wichtig.
18.10.2015, 18:59 Uhr | renasia83
Bei mir ist es so,das ich jetzt vorerst wieder einen Job auf 450€ Basis habe, letztens auch umsonst (zumindest für den AG, ich finde es kann und darf nicht sein, das Schwarzarbeit als praktikum oder Maßnahme zur Integration verkauft wird. Ich erinnere mich an die arbeitslose zeit meines Ex, wo er als praktikant nachts im Sicherheitsdienst alleine andere Praktikanten anleiten sollte) Probearbeiten ( vorher habe ich mir noch Wunschklamotten für den AG gekauft) dann hieß es , von der Dame die mich betreute sie würde ihre positive Meinung weiter geben , naja 2 tage später kam dann die Absage *sad*. naja wieder mal frustriert, war dann froh als ich wenigsten den Minijob im gleichen Bereich ( ein erster Schritt wieder ins Arbeitsleben ,trotz fast 1h fahrzeit pro Strecke) bekommen habe, da ich dann wohl doch nicht sooo schlecht bin.
Aber gerade bei den langen Praktika, Probearbeiten etc denke ich das auch einge Arbeitsstellen weg fallen, wo der Staat dann,statt dem AG zahlt.
Meine Tochter war natürlich nicht begeistert, als ich sie fragte warum sie das nciht will, meinte sie weil ich dann keine zeit mehr für sie habe. ( Verständlich ,wenn man überlegt, das Mama letztes Jahr von heut auf morgen 4 Monate wegwar , in der Klinik, eine neue Wohnung und die räumliche Trennung der Eltern noch dazu kam).
Habe ihr das dann aber versucht schmackhaft zu machen,denn wenn ich Geld verdiene, dann kann ich ihr Taschengeld vielleicht auch ein klein wenig erhöhen. Denke dafür ( und auch für mich laut meiner Psyschologin) ist es ganz gut mit weniger Stunden anzufangen.
Und ich muss leider recht geben, viele Menschen wissen nicht ,das sie ein recjt auf Wohngeld oder KInderzuschlag haben.
Zu der Sache mit den nachzahlungen, Strom muss komplett aus dem Regelsatz gezahlt werden, also auch Nachzahlungen und die nebenkosten werden übernommen , sofern sie verhältnismäßig sind, wobei ich da bei einigen Vermietern auch das Gefühl habe, das sie glauben können da zu betrügen ohne Ende.

@marina
vielleicht hätte es je nach Einkommen der Kinder ( Unterhalt+Kg) Sinn gemacht Wohngeld zu benatragen udn die Kinder aus der Bg zu nehmen.
Ich bin.nur verantwortlich für das was ich sage nicht für das was du verstehst!
16.10.2015, 09:44 Uhr | marinadiezweite
Hallo, hallo Pauliprinzessin. Ich finde deinen Beitrag sehr gut. Und ich bin eben aus dem Grund auch zwiegespalten, was die staatlichen Zuschüsse betrifft. Wenn es nicht anders geht, wenn jemand wirklich nichts an Arbeit findet. Wenn erwartet wird, dass jemand nochmal sein Haus verkauft und umzieht. Oder täglich drei Stunden Fahrt auf sich nimmt, um eine fast nicht zumutbare Arbeit anzunehmen. Dann ist Hartz-IV gerechtfertigt. Momentan kenne ich aber nur Leute, die genau das alles in Kauf nehmen um sich gut zu fühlen. In meinem Bekanntenkreis sind mehrere Ehepaare, wo der Mann täglich vier Stunden zur Arbeit unterwegs ist. Klar, diese Männer verdienen gut, die Monatsfahrkarte für 300 Euro + Auto, das können sie sich erlauben. Aber Hut ab vor dieser enormen Belastung.
Und schade, dass die Grenzen so knapp gezogen werden. Pauliprinzessin hat recht. Man verliert bei Überschreiten des Hartz-IV-Satzes und bei Aufnahme einer Arbeit mit einem Euro über dem Satz nicht einen sondern alle Zuschüsse. Wir haben im ersten Jahr nach Beendigung der Arbeitslosigkeit meines Mannes Heizkosten nachzahlen müssen, die richtig weh taten.
Wenn ich mich nicht täusche, bekommen Hartz-IV-Empfänger inzwischen auch nicht mehr komplett alle Nachzahlungen der Strom- und Heizkosten vom Amt.
Ich muß aber sagen, dass die Kinder viel mehr Verständnis für finanzielle Notlagen haben, seitdem wir beide wieder arbeiten. Ich kann es Kindern nicht verdenken, wenn sie sagen, Mama, Papa sonst geht doch arbeiten. Man bekommt da nicht immer offene Ohren und Verständnis bei den Kindern. Diskutieren hilft da auch wenig. Besonders ältere Kinder sehen ja auch, dass es Eltern gibt, die arbeiten. Eltern die unmögliche Arbeiten annehmen, damit es allen gut geht. Es geht mir dabei nicht um die Wünsche der Kinder. Es geht um die Wünsche der ganzen Familie.
Ich hab übrigens auch gestaunt, wieviel weniger Energie wir brauchen, seitdem wir wieder beide arbeiten. Die Bude muss nicht mehr ganztägig heiß sein. Es wird nicht alle halbe Stunde ein Tee gekocht. Der Fernseher läuft nicht fast rund um die Uhr.

Kinder können das nicht beeinflussen, ob die Eltern arbeiten wollen können. Aber sie sehen auch, wie es woanders gehen kann.
Von dem VErdienst bleibt übrigens gar nicht so wenig. Wenn ich jetzt ein Beispiel alleinerziehend nehme, da wird mit Kindern bis zu einem relativ hohen Betrag keine Steuer bezahlt. Von 1.400 Euro bleiben dann gut und gern 1.050 Euro. Ich glaube, wenn das nicht reicht, ergänzend Geld zu bekommen, fühlt sich besser an als alles vom Amt zu erhalten.
13.10.2015, 16:57 Uhr | bke-Georg Reuber
Für mich ist es gewinnbringend, Ihren Vorschlägen und Ideen zu folgen. Eben weil es Ideen sind, die aus Ihrer Lebenspraxis generieren bzw. erwachsen. Bedingunsloses Grundeinkommen inklusive Grundversorgung kann sicherlich auf der einen Seite viele Probleme kompensieren. Vor allem der humanitäre Ansatz, ein menschenwürdiges Leben führen zu können, eigentlich das Ziel und eine Idee vieler sozialer Revolutionen und politischer Umwälzungen. Zudem kann eine Regierung damit durchaus mehr Vertrauen gewinnen. Ob sich dieses Modell in eine kapitalorientierte Gesellschaft einfügen lässt, kann man sich aufgrund der vorhandenen Kritiken noch nicht vorstellen. International existieren aber Versuchsprojekte. Ich werde mich da mal einlesen.

Aber langfristig führt dieses strukturelle Problem der Unterfinanzierung vieler Familien eben zu Erschütterungen im gesellschatlichen Zusammenleben. Weil es zunehmend zu krassen Unterschieden in den Lebenslagen kommt. Insbesondere wenn die Belastungen sich summieren.

Wie sollen Kinder und Jugendliche unbeschwert ihre Entwicklung einer ganzheitlichen, gesellschaftlichen Einbindung in ihren Unterschieden erleben und erkennen, wenn sie chancenlos bleiben. Wenn sie auf vieles verzichten und dann noch um eine gesellschaftliche Platzkarte im schulischen System mittels Leistungsverhalten kämpfen müssen? Ein bekannter Soziologe beschrieb die Entwicklung mit dem Begriff Risikogesellschaft: hoch entwickelte Industriegesellschaften produzieren mehr Risiken, als durch bestehende Sicherungsstrukturen abgepuffert werden können (eben auch Langzeit- und Dauerarbeitslosigkeit). Gesellschaftliche Sicherheiten sind verloren gegangen und das auf vielen Ebenen: Sicherheit eine Lehrausbildung zu bekommen (die auch Spaß macht), Sicherheit auf einen Arbeitsplatz, Sicherheit auf Beziehungen die es aushalten strapaziert zu werden.

Beste Grüße
bke-Georg-Reuber
12.10.2015, 12:12 Uhr | Pauliprinzessin
marinadiezweite schrieb:
Hallo guten morgen, ich hab ja keine Idee, wie man die Hartz-IV-Problematik in den Griff bekommen kann. Leider kenne ich auch einige Familien, die sich auf dem Status Hartz-IV ausruhen. Und sich ausgerechnet haben, dass es viel preisgünstiger ist, nicht zu arbeiten.


Was in der Tat auch so ist- denn mit der Tatsache knapp über ALG 2 Niveau Einkommen aus Arbeit zu generieren fallen sämtlich anderen Zuschüsse ebenfalls weg- BUT (Klassenfahrten, Essenszuschuss,Sozialticket, Ermäßigungen für Kinderbetreuung,Schulbuchgeld 100 Euro pro Schuljahr,GEZ....), Betriebskostennachzahlung bei Miete... man muss also schon deutlich drüber verdienen um wenigstens diese Mehrkosten auffangen zu können. Bei unserem netten Mindestlohn von 8,50 brutto ist dies nicht möglich, das sind ca. 1430 Euro brutto, da bleibt netto kaum was übrig, zumal dieser sogar noch teilweise unterboten werden darf. Wer sich richtig runterziehen lassen will oder schmerzfrei ist geht dann auch noch zu den öffentlichen Essensausgabestellen und holt sich dort seinen Wocheneinkauf für 1 oder 2 Euro ab. Mittags geht es in die Suppenküche.

Finanziell am besten fährt man vermutlich heutzutage mit einem Mix aus Sozialleistung und Erwerbseinkommen- denn durch die Freibetragsregelung hat man deutlich mehr zur Verfügung als nur mit ALG 2 und hat trotzdem noch alle Vergünstigungen. Das macht locker 300 Euro aus, die mehr als durchschnittliches Einkommen zur Verfügung stehen plus die Sondervergünstigungen. Allerdings wäre das für mich indiskutabel, denn ich möchte auf gar keinen Fall mehr als Sozialschmarotzer und potenzieller Betrüger im Jobcenter behandelt werden. Da würde ich lieber hungern. Wobei viele Menschen mit geringem Einkommen gar nicht wissen , dass sie bei 900 oder 1000 Euro netto als Single noch zusätzlich Leistungen des Jobcenters bekommen könnten - je nach dem wo sie leben.

Treffer: 23

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