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01.06.2017, 19:12 Uhr | bke-Eddy-Kreuzer
Liebe Community,

damit Ihnnen nicht langweilig wird über Pfingsten auch von mir noch eine Denkanregung, neben den zahlreichen meiner Kollegin.
In meiner beruflichen Praxis gewinne ich zunehmend den Eindruck, dass viele Familien mit dem Problem zu kämpfen haben, dass ihre Kinder nicht mehr zur Schule gehen wollen oder sich nur schwer dazu bewegen lassen. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind übervoll mit Kindern und Jugendlichen, die den Weg in die Schule nicht mehr schaffen.
Die Inklusionsdebatte hat wenige Veränderungen gebracht, diesem Phänomen gerecht zu werden. Es fehlen Mittel, Personal oder schlichtweg die Ideen, wie den Kindern und Jugendlichen in besonderen Lebenslagen der Weg in die Schule erleichtert werden kann. Der gesetzliche Rahmen begrenzt zudem die individuelle Gestaltungsmöglichkeit vieler Schulen.
Es wäre interessant zu hören, welche Erfahrungen sie mit diesem Thema gemacht haben oder welche Ideen Sie Ihrer Schule auf dem Weg der Veränderung mitgeben würden.
Ich denke für viele Schulen könnte es ein Gewinn sein, auf die Eltern ihrer Schüler zu hören.

Ich wünsche allen ein schönes Pfingstfest.

bke-Eddy-Kreuzer
08.06.2017, 08:29 Uhr | marinadiezweite
Hallo hab keine Langeweile über Pfingsten gehabt. Leider gibt es Eltern, Mütter, die auch über Pfingsten teilweise arbeiten. Nun, meine Kinder sind groß, man kann sie allein lassen. Aber als sie kleiner waren, ich persönlich hielt nichts von Ganztagsschule. Ich hatte das Gefühl, dass es nach den Kindern geht, was gut für sie ist. Nicht nach meinen Vorstellungen und Wünschen von freier Schule oder Ganztagsschule oder ähnlichem, was man meint was pädagogisch wertvoll ist. Ich finde, es wird viel herumexperimentiert in Bezug auf Schule. Allein in dem Zeitraum wo meine Kinder zum Gymnasium wechselten, wurde innerhalb kurzer Zeit viel verändert. Jedes zweite Jahr kamen neue Systeme und Bücher. Nichts was angefangen wurde, wurde durchgezogen. Vieles, was die Kinder lernten, war für die Katz. Ich meine klar, sie lernen fürs Leben und fürs Abi. Aber das was sie lernten, wurde nachher in den letzten Klassen nicht mehr gebraucht. Da bereits wieder eine Systemumstellung stattfand.
Das finde ich nicht gut.
Ich hab den Eindruck, viele Kinder haben sich da durchgewurschtelt. Als das System sehr offen war, gingen Kinder zum Gymnasium, die von ersten Schuljahr an, also vom 5. Schuljahr schwächelten. Die gar nicht wussten, was da alles auf sie zukommt. Eine Stunde Fahrzeit, lange Unterrichtstage, Wandern zur Turnhalle, um nur paar Dinge zu nennen. Der Elternwille mag toll gewesen sein, aber ich keine einige Kinder, wo die Leistungen nicht annähernd ausreichten. Die sich keine Vorstellung gemacht hatten. Und es geht um mehr als nur Leistung.
Da wir auf dem Lande wohnen, gibt es finde ich sowieso genug Möglichkeiten, raus in die Natur. Und so weiter. Und sich in den Garten setzen. Mal nichts tun, und was nicht noch alles. Einfach auch mal im Zimmer sitzen und vor der Glotze hängen oder was auch immer.

Ich habe es irgendwann einfach gewagt, dass sie nachmittags allein sind an zwei Tagen. Natürlich würde ich das nicht gleich mit einem Grundschulkind anfangen. Wobei Grundschüler ja auch meist nur bis 13 Uhr in der Schule sind.
Meine Kinder hatten zum Glück nicht täglich Unterricht bis 16 Uhr. Ich bin so ein Verfechter von Freiheit nach der Schule. Ich denke, das ist wichtig. Denn es gibt bestimmt viele Kinder, denen das ganztägige Betreutsein und mit anderen Zusammensein nicht so guttut. Dass es reicht, bis 13 Uhr immer mit anderen Schülern zusammenzu sein. Und Hausaufgaben kann man auch zu Hause machen. Sonst weiss ich nachher gar nicht mehr, was so los ist in der Schule. *giggling* Für Lernwelten haben wir zu Hause genügend Freiraum.
07.06.2017, 21:44 Uhr | AnjaLe
@Pauliprinzessin

Toller Beitrag Daumen hoch

Ich denke, das die Strukturen derart verkrustet sind, das eine Reform nahezu unmöglich ist. Aber wenn man mal überlegt, das viele psychische Erkrankungen bei Kindern angeblich auf eine gestörte Eltern/Kind Interaktion zurückzuführen sind, dann frage ich mich, wie viel Umgangszeit haben die Eltern denn noch mit den Kindern? 10 Stunden Schule, Schlafen, Hausaufgaben...? Was bleibt?

Ich engagiere mich mit meiner Tochter viel, aber leider nützt das herzlich wenig. Es gab in NRW viele Demos, zuletzt ging es noch darum, die Schule zum Lebensraum umzugestalten, aber ... na ja!
07.06.2017, 09:00 Uhr | Pauliprinzessin
Gumo,
das Problem beginnt doch schon im Studium. Theoretisch das Lehren lernen.... Was für ein Quatsch. Kinder lernen den ganzen Tag. Und auch gern, wenn man sie individuell machen lassen würde. Wenn ich dann sehe, dass da immer noch einer vorne steht und seinen Text runterbrabbelt, die Antworten auf seine Fragen schon als auswendig gelernter Satz feststehen und die Schüler vor Langeweile die Augen schließen....

Bei uns in der Schule fällt mir auf, dass es junge motivierte Lehrer gibt- jedoch die Leitung und das ältere Kollegium nach dem Motto- so wirds gemacht, weil das schon immer so war- ausbremst. Arbeitsblätter aus den frühen neunzigern, zigtausend mal kopiert werden immer noch verwendet immer schön in der selben Reihenfolge....

Das Konzept der IGS liest sich toll, davon umgesetzt wird in der Realität so gut wie nichts.

Außerdem sind die Abhängzeiten in der Schule viel zu lang. Es ist aus meiner Sicht unzumutbar um 7:45 Unterrichtsbeginn und um 15:30 dann endlich Schluss- natürlich nicht ohne dann noch einen Berg Hausaufgaben erledigen zu müssen und noch für Klassenarbeiten zu lernen. Mit Fahrzeiten sind Schüler teilweise länger unterwegs und mit Arbeit beschäftigt als so manch ein Erwachsener mit einem 8 Stunden Arbeitstag. Kommt mein Sohn um 16:30 endlich zu Hause an, so ist der Rest des Tages dann einfach gelaufen. Wir waren spätestens um 14 Uhr zu Hause auch wenn wir sieben Unterrichtsstunden hatten. Um 15 Uhr oder kurz danach hatten wir Freizeit nach dem Essen und den Hausaufgaben.

Das Thema Schule war zu meiner Zeit auch nicht so aufgebauscht wie heute. Da muss die richtige Schule mit dem richtigen Angebot gefunden werden, da mischen sich die Eltern stets und ständig ein oder geben den Lehrern die Schuld für alles Übel. Das in erster Linie Eltern und Familie und danach die Freunde wichtig sind und dort das soziale Lernen erstmal stattfindet- wo gibt es das noch? Eltern racken um Geld ranzuschaffen und die Kiddies laufen nebenher und werden von einer Aufbewahrstation zur nächsten verbracht. Das Wort Verinselung habe ich diesem Zusammenhang schon gelesen und finde es recht treffend- wir verinseln unsere Kinder in dem wir sie von einem begrenzten festgelegten Ort zum anderen verbringen statt sie einfach mal auf die Straße zu schicken wo sie einfach nur Kind sein können. Die Schule ist so eine festgelegte Insel, worauf die Kinder dann einfach keine Lust mehr haben, weil ihnen der Ausgleich zu diesen festreglementierten Inseln schlichtweg fehlt.
06.06.2017, 11:24 Uhr | bke-Eddy-Kreuzer
Hallo AnjaLe,

Ihrem Beitrag entnehme ich Ärger und Frust und genau aus diesem Grund halte ich es für wichtig, dass die Stimmen der Eltern nicht verstummen.
Vielleicht gibt es noch weitere Erfahrungen und Meinungen zu diesem Thema.
Bke-Eddy-Kreuzer
02.06.2017, 23:54 Uhr | AnjaLe
Hallo,

ja sicher könnte es ein Gewinn sein, aber sie haben ja selber geschrieben:Der gesetzliche Rahmen begrenzt zudem die individuelle Gestaltungsmöglichkeit vieler Schulen.

Aus meiner Sicht zählt die Meinung der Eltern relativ wenig. Das spiegelt sich aktuell in der G8/G9 Debatte in NRW wieder. Foderungen von Elternverbänden zur generellen Einführung von G9 wird seitens der neuen Landesregierung, obwohl sie noch gar nicht im Amt ist, eine Absage erteilt. Man will eine Regelung wie in Hessen und beides ins Schulgesetz schreiben, was dort aber nicht funktioniert. So wird ein Rechtsanspruch auf beides erzeugt, aber ist das Angebot auch flächendeckend, wenn jede Schule entscheiden kann, was sie anbietet? Wohl kaum.

Ob sich das Problem mit den Schulmuffeln durch Inklusion oder Sonderpädagogische Betreuung lösen lässt, mag ich zu bezweifeln. Hier müsste in jedem Einzelfall herausgefunden werden, was wirklich die Ursache ist. Da ist Sache des schulpsychologischen Dienstes oder der Jugendämter, nicht die von Psychiatrien! Wie sollen die da helfen, sie können Angststörungen, Depression u.a. behandeln. Ich glaube, das Eltern die sich dorthin wenden, dies nur deswegen tun, weil es keine zentrale Anlaufstelle gibt, die sich solcher Probleme annimmt. Damit wird man alleine gelassen, die Schule bzw. die Träger sollten aktive Hilfe anbieten, anstatt Bußgelbescheide oder blaue Briefe zu verschicken.

Die Sache ist durch das föderalistische Schulsystem ähnlich festgefahren, wie die Situation am Berliner Flughafen, nur wird der wohl eher fertig, als das sich am Schulsystem etwas ändert. Im übrigen sind die Psychaitrien für Erwachsene übervoll mit Lehrern, die auch nicht mehr da hin wollen, manche sind sogar soweit, das sie den Beamtenstatus an den Nagel hängen wollen, nur um da raus zu kommen.

Das Thema Bildung ist ein politischer Dauerbrenner - geändert hat sich bislang wenig!

Frohe Pfingsten

VG
Anja

Treffer: 6

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