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17.06.2020, 16:55 Uhr | bke-Lorenz-Bauer
Liebe Eltern,

bestimmt sind Sie in Ihrem Familienleben oder auch im Arbeits- und Privatleben mehr als nur einmal mit dem Phänomen Lügen konfrontiert worden. Sei es, dass Sie sich von Ihrem Kind belogen fühlten oder von Ihrem Kind selber einer Lüge bezichtigt wurden, sich zum Lügen gezwungen fühlten, um Ihrem Kind eine unschöne Wahrheit zu ersparen oder von einem Erwachsenen "strategisch" schlimm belogen und betrogen wurden.

Lügen versus Notlügen; Lügen von Erwachsenen versus Lügen von Kindern? Lügen von kleinen Kindern versus Lügen von Jugendlichen, Lügen in der Partnerschaft oder nur die Notlüge, warum ich nicht gleich auf Whatsapp geantwortet habe und so weiter und so fort, die Aufzählung ließe sich wohl lange fortsetzen.

Belogen zu werden und zu lügen ist nicht schön, aber gehört es nicht auch zu unserem Alltag, ist es nicht in einem gewissen Maß auch eine Angewohnheit oder eine Bequemlichkeit?

Eltern fühlen sich häufig verletzt, wenn sie das Gefühl haben, ihre Kinder hätten sie belogen, weshalb auch immer. Meinen Sie, die Kinder haben dabei das Ziel, die Eltern zu verletzen?

Welche Haltung haben Sie und welche Erfahrungen haben Sie mit dem Lebensthema Lügen gemacht, insbesondere bezogen auf Ihre Kinder und Ihre Familien?

Viele Grüße und einen schönen Abend wünscht Ihnen
bke-Lorenz Bauer
Zuletzt editiert am: 18.06.2020, 08:57 Uhr, von: bke-Lorenz-Bauer
03.02.2023, 18:05 Uhr | bke-Hannes-Bach
Hallo tamicat,
was Sie schildern ist für mich ein wunderbares Beispiel für "natürliche Konsequenzen". Sie haben eine Vereinbarung mit Ihrem Sohn, einen "Deal". Vesperdose aufessen gegen Süßigkeiten. Wenn er sich an den Deal nicht hält, dann werden Sie sich auch nicht daran halten, klar. So lange, bis er bereit ist, sich wieder an den Deal zu halten. Ich denke also, dass es keine Strafe für das Tricksen ist sondern eine Folge des "Vertragsbruchs". Eine Vereinbarung kann ich ja nur mit jemandem machen, wenn ich darauf vertraue, dass er sich an seinen Teil der Vereinbarung hält. Also ein tolles Lernfeld...Ich habe einen Nutzen und kann meine Interessen besser verwirklichen, wenn man mir vertraut!
Das ist ein Gedanke, der mir zu Ihrem interessanten Beitrag einfällt.
Viele Grüße, bke-Hannes-Bach
03.02.2023, 13:24 Uhr | tamicat
Hallo,
das ist ja ein spannendes Thema!
Kinder die wegen einer Lüge bestraft werden, werden weiter Lügen.

Wie ist das gemeint? Und warum? Um die Strafe zu vermeiden? Und bei welchem Verständis von Strafe? Konsequenz? Schimpfen?
Klar werde ich sauer, wenn unser 5 1/2 jähriger mir ins Gesicht lügt. Ich denke, das darf und sollte er auch merken, schließlich soll er ja verstehen, was seine Lügen auslösen. Je nach Häufigkeit und Art der Lüge reagiere ich genervt, erkläre aber warum oder reagiere auch mit einer Konsequenz.
Ein Beispiel:
Klar dürfen die Kinder Nachmittags was Süßes naschen. oft wird dieses sofort beim Heimkommen zusammen mit Fernsehen eingefordert. Das ist übrigens nicht unser täglicher Ablauf....
Ich frage dann standardmäßig nach, ob denn das Obst aus der Kitadose gegessen ist. Denn wir haben die Regel, dass erst Obst gegessen wird (irgendwann im Laufe des Tages) bevor es Süßes gibt. Oft werden dann die Dosen geholt und schnell noch die 2 verbliebenen Apfelschnitze gegessen oder stolz leer präsentiert. Bei Bedarf entferne ich braune Stellen oder biete frischeres Obst an.
Die Aussage, die Dose sei alle, obwohl noch Obst drin war häufte sich. Manchmal aus versehen, manchmal mit einem Grinsen und funkelnden Augen....
Ist es ein Versehen, wird halt noch schnell aufgegessen und dann gibt's die Süßigkeit. Bei den ersten Lügen habe ich genauso reagiert, wie beim Versehen und zusätzlich gesagt, dass ich es gar nicht mag, belogen zu werden.
Trotzdem wurde das Vorgehen meines Sohnes eher dreister (Dose verstecken, heimlich schon Süßigkeiten nehmen und sich damit verstecken...)
Also ist die Konsequenz nun: Wenn er lügt, bekommt er am jeweiligen Nachmittag keine Süßigkeiten. Hat er die schon heimlich gegessen, dann am nächsten Tag nicht.

Ist das nun eine Strafe mit der ich die Situation verschlimmere?
19.06.2020, 15:40 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo Schnitt-chen-frau,

danke für Ihre Antwort. Ich sehe einiges ähnlich wie Sie: Es kommt auf die Haltung an. Allerdings würde ich Weihnachten, Zahnfee, Osterhase und Co nicht als Lüge ansehen. Sondern als einige von den vielen Geschichten, die Kinder glücklich machen. Die Haltung ist: Ich will mein Kind glücklich machen, Freude schenken und nicht: Ich möchte mein Kind anlügen.

Und ja: Alle Menschen lügen immer mal. Große und kleine Lügen. Ich behaupte jedoch: Eine Welt, in der nicht gelogen wird, fühlt sich besser an und es könnte sich lohnen, das anzustreben.

Kinder müssen sich ausprobieren. Sie müssen lernen, wo ist schummeln, etwas zurück halten, nicht ganz die Wahrheit sagen, bewusst lügen angebracht, und wo nicht. Sie brauchen die Eltern dabei, um das alles herauszufinden. Kinder die nie Lügen, haben einen wichtigen Entwicklungsschritt noch nicht bewältigt. Kinder die wegen einer Lüge bestraft werden, werden weiter Lügen.

Wie sehen die anderen Eltern das?

Viele Grüße,

bke-Stephan-Bäcker
18.06.2020, 09:30 Uhr | Schnitt-chen-frau
Hallo Herr Bauer,

im Grunde belügen wir unsere Kinder ja schon, wenn wir ihnen Geschichten vom Christkind, Weihnachtsmann, Osterhasen und Klapperstorch erzählen. Aber wir haben das aus eigener Erziehung und Tradition übernommen. Ich denke, die ganze Welt besteht aus Lügen und der Unterschlagung und Vertuschung von Wahrheiten. Das zieht sich aus der Familie über die Justiz bis in die Politik und alle Kreise der Gesellschaft. Werden Lügner überführt, treten sie oftmals ab. Eine Lüge oder Falschaussage kann auch unangenehme Konsequenzen haben oder es wird jemand als Lügner bezeichnet, der die Wahrheit sagt. Ich denke, die Lüge ist Teil der Gesellschaft.

Meist lügen Kinder aus Angst vor Bestrafung, sie haben dabei nicht den Vorsatz, die Eltern zu verletzen, ist zumindest meine Meinung dazu.
Die Frage nach einer Haltung zu dem Thema ist schwer zu beantworten, es kommt immer auf den Sachverhalt an. Stelle ich unangenehme oder peinliche Fragen, muss ich damit rechnen, angelogen zu werden, das gilt gegenüber von Bekannten genau wie in der Familie.

Treffer: 5

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