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19.08.2022, 11:13 Uhr | jess_lange
Hallo zusammen *bye* ,

ich befinde mich gerade sozusagen in einer Zwickmühle. *speechless*
Seit 1,5 Jahren lebe ich mit meinem Partner, der eine fast 10-jährige Tochter hat, zusammen und es ist so schon nicht immer einfach (siehe Forum-Betrag zuvor zum Thema "sich wie ein Spielzeug fühlen")...
Wir leben mit dem Wechselmodell, also eine Woche bei ihrer Mutter und dann eine Woche bei uns im Wechsel. Getrennt sind die beiden seit ca. 4 Jahren.

Nun aber zu meinem Zwiespalt:
Seine Tochter wünscht sich Mami-Papi-Kind-Tage.
Also Tage an denen sie nur mit ihren beiden Elternteilen was unternimmt: Klettern, Schwimmen, Rodelbahn usw.

Ich selbst bin auch alleine mit meiner Mama aufgewachsen, mein Papa kam aber regelmäßig vorbei und hat mit mir auch mal was unternommen oder sich einfach nur mit mir beschäftigt - das hat mir immer gereicht und wir haben bis heute ein gutes Verhältnis. Auch ich hatte natürlich mein Leben lang den Wunsch mit meinen Eltern zusammen groß zu werden... und Ja, dass hat die Kleine auch mehrfach geäußert und ist deswegen auch oft traurig. *unsure*

Daher meine Gedanken dazu:
Wäre es nicht kontraproduktiv für ihre Gefühlswelt, wenn man da jetzt sowas wie "heile Welt" vorspielt und sie "Familientage" erleben lässt, obwohl es so gar nicht mehr eine Familie ist?
Nach jedem Treffen muss sie ja dann wieder zu EINEM von beiden und wird so sicherlich, gerade, wenn der Tag für sie so schön war, ja dann mit einem Ruck auf den Boden der Tatsachen wieder zurückgeholt. Ich möchte nicht, dass sie, gerade weil sie so viele Probleme mit der Einordnung und dem Ausdrücken ihrer Gefühle hat, dann in noch mehr Achterbahnen hineingeschubst wird. So schön es für sie gedanklich gerade ist, die Elternteile das vielleicht auch gut meinen würden, aber ist es denn dann wirklich so gut? Gerade auch langfristig gesehen? Reicht es nicht, wenn man so (auch vllt. mit den neuen Partnern zusammen) mal ein Frühstück oder Spaziergang macht? ...was ja dann auch endlich die Kommunikation zwischen den beiden Elternteilen vielleicht fördern könnte?! Aber so einen ganzen Tag ...mit Erlebnissen .. ich weiß nicht ... helft mir bitte dabei, meinen Gedankenbrei ein wenig zu ordnen.

Und noch dazu zu sagen ist, dass die Gefahr leider aber auch besteht, dass es nicht mal ein schöner Tag wird, da schon in den Zeiten als sie zusammen waren, es wohl nur Diskussionen und Stress gab, wenn sie dann mal was zusammen unternommen haben (beide hatten Schichtdienst und sich meist nur abgeklatscht - gemeinsame Unternehmungen waren eher eine Ausnahme). Und oft kam sich mein Partner dann auch immer wie das 5.Rad am Wagen vor, weil die beiden Damen dann irgendwie nur für sich waren und er nur hinterhergetrottet ist.
[Habe ich natürlich nur aus Erzählungen verschiedener Angehörigen]

Also.... Was sagt ihr dazu? Ist das ein Wunsch, den man umsetzen sollte oder lieber eher nicht?

Ich freue mich auf eure Meinungen.
Schon jetzt vielen Dank. *laughing*
jla
03.09.2022, 12:27 Uhr | jess_lange
Oh oh… da hast du mich wohl falsch verstanden, liebe marinadiezweite.
Ich meinte nicht, dass es traurig ist, dass sie es ihn einem Rollenspiel verarbeitet, sondern, dass ich es traurig finde, dass sich Kinder und eben auch sie das überhaupt damit arrangieren müssen. Ich träumte ja auch immer von einer heilen Familie und da kann ich schon mitfühlen. Und ja, sie macht das schon sehr gut und ich finde auch, dass Rollenspiele da sicherlich helfen können. Ich hatte eben nur Ängste in dem Moment etwas Falsches zu sagen, was vielleicht auch die Zukunft beeinflussen könnte. Also, nein, ich habe selbst kein Problem mit den Rollenspielen und auch nicht mit den Treffen, sehe aber eventuelle Konflikte in Bezug auf ihre 3er-Beziehung, gerade weil es ja eben in der Vergangenheit nicht so klappte und die Kleine sicherlich einige Erwartungen an diese Treffen hat. Diese kann man nicht „erfragen“, weil sie da eher so etwas sogar wie „Ich will das einfach.“ … sie kann es also (wahrscheinlich) nicht erklären oder selbst, wenn sie den Gedanken an eine „Wiedervereinigung“ hätte, würde sie es mir sicherlich nicht sagen.
Also, liebe marinadiezweite - es geht mir da eher darum, das Verhältnis der 3 zu stärken und nicht durch „riskante Aktionen“ zu gefährden.

Allen ein schönes Wochenende. *bye*
jla
02.09.2022, 12:43 Uhr | marinadiezweite
Hallo jess_lange, du schreibst, du findest es traurig, dass sich das Mädchen anscheinend so intensiv mit dem Thema beschäftigt. Ich persönlich kann besonders in diesem interessanten Rollenspiel nichts sehen, was "schlimm " ist. Viele Psychologen arbeiten bei Kindern mit Rollenspielen oder mit Spiefiguren. Weil da das Kind seine Emotionen und Gedanken einfach so äußert. Dabei ist genau diese nicht bewertende Beobachtung wichtig.
Du schreibst, dass du sie nicht fragen kannst. Familientag. Weil sie vielleicht nicht ehrlich ist. Oder weil sie was sagt, was nicht in deinem und eurem Interesse ist . Ich sehe das anders. Werde dir mal darüber klar, ob du dagegen bist. Da kann man aber noch sieben Meinungen hören und es kann trotzdem schief gehen oder gut laufen.
Über das Dafür, Dagegen und den Hintersinn des Familientages kommst du trotzdem nie daran, wie es gedacht ist. Und wie es ausgeht, falls es einmal stattfindet. Wenn du dagegen bist, Ängste und sonstwas. Dann wirst du eher Probleme kriegen.
Ist es nicht besser, da neutral zu bleiben?
Gerade in dem Alter verändern sich Kinder. Es gibt viele Dinge, die zeigen, dass sie sich langsam damit arrangiert.
Was vor einem Jahr war, spielt jetzt eine andere Rolle. Wann war denn die Kur? Da werden sicher mal solche Ideen angeregt. Kann sogar sein, dass ihr das hilft.
Meiner Meinung nach ist dein Partner der Ansprechpartner für das Ergebnis von solch einem Familientag. Wie gesagt, man kann einem Kind nicht alles über Verstand und vielfältige Kommentare ausreden wollen. Manch ein Gefühl ist einfach da und sie lernt sehr offensichtlich (Rollenspiel) besser damit umzugehen.
Wenn du was nicht möchtest, musst du es übrigens auch nicht tun, Rolle des Trennungskindes. Ist aber ja, siehe oben, gar nicht die schlechteste Rolle
31.08.2022, 12:32 Uhr | jess_lange
Ja, vielen Dank erstmal für eure Antworten *hug*

Da man die Tochter nun nicht fragen kann bzw. einfach keine "ehrliche Antwort" erwarten kann, weiß ich natürlich nicht, was der Hintergrund ihres Wunsches ist.
Man muss vielleicht als Hintergrund wissen, dass dieser Wunsch geäußert wurde, als sie bei der Vater-Kind-Kur nach ihrem innersten Wunsch gefragt wurde, so dass ja quasi die Pistole auch auf die Brust gesetzt wurde. Anderseits kam dieses Thema vor ca. einem Jahr schon einmal auf, woraufhin ich meine Bedenken schon äußerte.
Mein Partner, also ihr Vater sieht alles sehr locker und hat dabei nun gar keine Hintergedanken - ich sehe aber eben auch das Motiv der Kleinen schon eher darin, die beiden irgendwie wieder zusammen zu bringen. Gerade, weil sie eben auch so auf diese Hollywood-Liebesfilme steht, die sie mit ihrer Mutter immer schaut.

Ich kann mir eben nicht vorstellen, dass es ihr am Ende des Tages wirklich gut tut - unabhängig davon, ob sich die Eltern "vertragen" oder nicht.

Die Gesamtsituation hat sie jedenfalls "theoretisch begriffen", denn zufällig gestern hat sie im Rollenspiel mit mir die Vertrauenslehrerin spielen wollen um mir als "Trennungskind" zu erklären, wie es sich jetzt nach der Trennung verhält. Und ja, sie hat mir meine Rolle so vorgegeben. Sie hat mir dann erklärt, dass Mami und Papi neue Partner haben und es auch besser für das Kind ist, weil es dann nicht immer die lauten Streits von den Eltern mehr erleben muss....so sinngemäß ihre Worte.

Ich finde es sehr traurig, dass sie sich da anscheinend so intensiv mit beschäftigt und augenscheinlich selbst für sich einen Weg der Akzeptanz sucht. Und sie scheint ja auch kein Problem mit den neuen Partnern zu haben, dass sie zu diesem "Familientag-Wunsch" bewegt. Ja, sie träumt wohl einfach nur von einer heilen Familie und Halt. Umso mehr versuchen wir ihr diesen zu geben. Und auch auf die Frage gestern Abend, ob wir befreundet sind, habe ich ihr mit einem klaren Ja! geantwortet, wofür ich einen (ehrlichen) Knuddler bekommen habe.

Also... so richtig habe ich für mich noch nicht die Antwort herausgelesen, auch, wenn die Denkanstöße natürlich super waren. Vielleicht gibt es ja auch kein Richtig oder Falsch bei dieser Frage, aber mein Zwiespalt ist eben, dass ich einerseits natürlich am liebsten jeden Wunsch meiner Mitmenschen (insbesondere Kinder) erfüllen möchte, damit es ihnen gut geht, ich aber hier eben nicht wirklich sehe, dass es ihr damit wirklich gut geht...also in der Gänze betrachtet.

Wenn es also noch mehr Meinungen dazu gibt, wäre ich natürlich dankbar über Äußerung. *happy*
LG jess_lange
jla
24.08.2022, 18:04 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo jess_lange ,

wie geht es Ihnen mit den Antworten? Möchten Sie noch weitere?

Viele Grüße,

bke-Stephan-Bäcker
19.08.2022, 19:27 Uhr | marinadiezweite
Hallo jess_lange. Du machst dir Gedanken über die Eltern- Kind- Tage. Sie könnten blöd enden. Weil sich die Eltern streiten. Oder der Vater einfach nur hinterherdackelt und Tochter und Mutter erzählen.
Ja, was beabsichtigt die Tochter mit solchen gemeinsamen Aktionen, was erhofft sie sich. Es sieht in der Tat so aus, dass sie sich eine normale Familie wünscht. Diese gibt sie nicht mehr und damit scheint sie sich nicht abfinden zu können.
Selbst bei früheren gemeinsamen Spaziergängen gab es Probleme.
Ich würde dem Mädchen diesen Wunsch abschlagen. Das ist aber wichtig, dass dein Partner das tut. Dabei sollten nicht unbedingt Sachen von "früher" als Begründung angeben. Könnte sein, dass es inzwischen besser funktionieren würde. Aber der Wunsch deines Partners ist da wichtig Wenn er das nicht will, lieber lassen.
Sollte dein Partner das Treffen wollen, dann seh ich das auch so, dass die jeweils neuen Partner nicht dabei sein sollten. So könnt ihr später auch neutral bis mitfühlend bleiben.
Erfahrungswerte: Ausser auf Familienfeiern meiner Kinder (Einschulung, Konfirmation, Schulabschluss, Tanzabschlussball) haben wir nie solche Elternkindtreffen gemacht. Fühlt sich sonst fast so an, als wenn man das neue Leben ignoriert
19.08.2022, 12:42 Uhr | bke-Fiona-Mira
Hallo jess_lange,

wie Sie schreiben wünschen sich die meisten Kinder von getrennten Eltern, dass sie eine heile Familie haben- mit Mama und Papa die zusammen sind.
Frägt man Kinder, ob sie dann den Streit der z.B. da war wollen würden - sagen die Kinder ganz klar, dass es ihnen dann lieber ist, wenn die Eltern getrennt sind.

Nun wünscht sich die Tochter Ihres Partners Mama-Papa- Tage.

Die beiden haben es geschafft, dass sie das Wechselmodell leben können, eine tolle Leistung!

Zunächst wäre es interessant zu wissen, wie die beiden Elternteile dazu stehen würden - und auch, weshalb sich die Tochter diese gemeinsamen Tage wünscht.

Wenn gemeinsame Ausflüge - Mama, Papa, Kind - in einer gespannten Atmosphäre stattfinden würden , sogar vielleicht mit Streit und unangenehmen Unterhaltungen könnte das weder für die Eltern noch für das Kind angenehm und eine gute Zeit sein.

Wenn es gut funktionieren würde - wäre das etwas anderes.

Wenn es z.B. das Ziel des Kindes wäre, dass die Eltern wieder zusammenkommen - (in diesem Fall leben beide Elternteile mit neuen Partnern) - wäre das sehr wahrscheinlich auch nicht zielführend und würde zur Enttäuschung des Kindes führen.

Vielleicht sollten sich die Eltern darüber austauschen, ob sie gemeinsame Ausflüge machen wollen - (da würde ich eher empfehlen, dass die jeweiligen neuen Partner nicht bei den Ausflügen dabei sein sollten) , und, wenn sie sich dagegen entscheiden, es ihrem Kind auch erklären sollten - dass das Kind von beiden geliebt wird und gute Zeiten mit beiden verbringen kann, aber dass beide keine gemeinsame Zeit miteinander mehr verbringen wollen.

Vielleicht gibt es auch Erfahrungswerte von anderen hier?

herzliche Grüße, bke-fiona-mira

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