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02.07.2013, 11:17 Uhr | Erika3
Hallo Ihr Lieben,

ich brauche wieder dringend Hilfe. Meine 11 jährige Tochter ist auf dem Gymnasium - wo sie auch eigentlich hingehört. Sie war immer eine gute Schülerin, hatte gute Noten OHNE viel dafür zu tun.
Nun ist sie in der 5. Klasse - am Anfang waren Ihre Noten super, in den Hauptfächern auf jeden Fall. In neuen Fächern, wie Naturphänomene, Biologie und Geografie war sie schon bei der ersten Klassenarbeit schlecht, d.h. zwichen 3 und 4. Diese Noten hatte sie noch nie!
Jetzt, gegen Ende des Schuljahren sind alle Noten schlechter geworden: Englisch 3+, Mathe 3 - 4, Naturphänomene 4 usw..... Ich bin sehr enttäuscht von ihr und das sag ich ihr auch (leider!). Ich hatte nämlich gehofft, dass ihr das Gymnasium einen "Impuls" zum Lernen gibt und dass sie da auch zu den Besten gehören will. Das war nämlich in der Grundschule immer so, dass sie bei einer 2-3 schon etwas traurig war, da andere bessere Noten hatten. Und das kam nicht von uns! Wir habe ihr nie gesagt, dass sie nur 1 und 2-er haben muss. Das war für SIE selbstverständlich.
Natürlich wußten wir alle, dass das Gymnasium schwieriger ist wie eine andere Schulart. Was uns jedoch enttäuscht, ist die Tatsache, dass die Noten schon in der 5. Klasse schlechter werden! Ich habe erst mit der 7. / 8. Klasse gerechnet.
Was mich jedoch am allermeisten ärgert, ist die Tatsache, dass meine Tochter nicht lernt! Sie tut nichts vor den Klassenarbeiten, es reicht ihr immer das was sie in der Schule machen und üben. Und bis jetzt hat es auch immer für eine 2 / 2-3 gereicht. Langsam reicht es nun mal nicht. Schon gar nicht in lernbaren Fächern wie NP (Naturphänomene), Biologie oder Geografie! Da muss man einfach auch mal auswendig lernen. Und das kannn sie eigentlich. Wenn sie sich 1 Stunde hinhockt und den Stoff "lernt", kann sie ihn. Aber sie liest ihn einmal durch und sagt sie hat gelernt!!!
Gut, wir werden jetzt zum erstemal 3 und 4 im Zeugnis haben! Eine ganz neue Sache! Es wäre ja o. k., wenn ich wüßte dass sie sich Sachen nicht so gut merken kann oder Konzentrationsschwierigkeiten hat usw... Aber für mich ist sie einfach nur faul!!!
Hat jemand Erfahrung wie man mit so etwas umgeht? Weil ich denke, je mehr ich schimpfe oder rede um so schlimmer wird es!!
Natürlich ist man ein wenig auch am eigenen Stolz verletzt, denn wir waren schon stolz auf sie, dass sie so gut war in der Schule. Und nun haben wir angst, dass sie ganz abstürzt. Normalerweise stürzen die Gymnasiasten inder 8. Klasse ab - sie hat jetzt schon schlechte Noten!!
Im Moment will sie nur noch mit Freundinnen etwas ausmachen, chatten, Musik hören - und die Hausaufgaben sind in 10 Minuten erledigt!
Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit Gymnasiasten gemacht? Ist das eine vorübergehende Phase? Ich finde es sehr schade, wenn mann wirklich gut Sachen behalten kann, wenn man sich alles schnell merkt, alles schnell mitkriegt - eingentlich gut lernen könnte - aber man tut es nicht!!! Mein Soh an der Realschule muss 3mal so lange Vokabeln lernen, bis er sie einigermaßen kann. Meine Tochter liest sie 2mal durch und kann die meisten. Das funktioniert aber leider nicht in Bio, Geo und NP. Und in Mathe muss man auch mal üben und nachfragen, was man nicht verstanden hat.
Im Moment habe ich den Eindruck, dass ihr die Schule, die Noten ziemlich egal sind - wichtiger sind ihre Freundinnen. Und ich habe so viele Sendungen gesehen, wo eben der Absturz SOO angefangen hat!
Vielleicht könnt ihr mich ja etwas aufmuntern und einige Vorschläge bringen.

Eure Erika
08.07.2013, 20:35 Uhr | Ruba
Hallo Erika,
freut mich sehr, dass Dich unsere Beiträge zum Nachdenken gebracht haben. Nur noch eins: Mit 11 fängt die Pubertät allerallerhöchstens an mal so ein bisschen durchs Schlüsselloch zu schnuppern, es kommen noch ganz andere Zeiten auf Dich zu !
LG
08.07.2013, 10:52 Uhr | Erika3
Vielen Dank für Eure Meldungen - Ihr habt mir sehr geholfen.
Ihr habt recht: ICH bin enttäuscht, MIR wird langsam alles zu viel, ICH erwarte zu viel.
Ich habe auch die letzte Tage drüber nachgedacht, und es ist mir klar geworden, dass ich mich anders verhalten muss.
Hilfe habe ich ihr schon immer angeboten und biete ich ihr ständig an, sie lässt sich jedoch die letzten Wochen überhaupt nicht mehr abfragen. Das hat sie am Anfang gemacht, Vokabeln habe ich sie immer abgefragt und sie konnte fasst alle. Ihre Vokabel-Tests waren auch zwichen 1 und 1-2 immer. Das letzte Vokabel-Test war 3-4!!! Als ich sie darauf angesprochen habe, dass ich sie abfrage, hieß es immer "nein - ich habe schon gelernt. Vertrau mir, Mama!" Das gleiche auch in den Lernfächern - sie ließ sich nie abfragen. Ich kann sie auch nicht dazu zwingen. Mir ist das alles mittlerweile klargeworden - das was ihr auch berichtet. Wenn sie dann irgendwann das Gymi schmeißt, weil ihr das Lernnen zu viel wird, kann ich das auch nicht verhindern. Dann wird sie eben eine gute Realschülerin!
Sie macht mir im Moment weniger Sorgen mehr, da sie selbstständig, selbbewußt ist. Und tatsächlich Mitten in der Pubertät. Das ist etwas schwierig. Aber mein wirkliches Sorgenkind ist mein Sohn, an der Realschule.
Aber dafür eröffne ich ein neues Thema.
Vielen Dank nochmals.
04.07.2013, 19:27 Uhr | Marina2006
Auf das Gymnasium kommen die Kinder, die vorher 2en und 1en geschrieben haben. Und all jene müssen sich nun im Spektrum von 1 bis 6 verteilen.
Dass diejenigen, die in der Grundschule "nichts machen" mussten, auf das Gymnasium gehen, ist doch fast immer so! Das sind die Kinder, denen es leichter von der Hand geht - diese Kinder haben das Lernen noch gar nicht richtig gelernt!

Und nun stellt die Schule ganz andere Erwartungen, es muss viel mehr gelernt werden und anders gearbeitet werden - dass die Noten dann schlechter werden, liegt fast schon in der Natur der Sache.
Nur: es sind ja ihre Zensuren! Als Mutter kannst Du eigentlich nur ANBIETEN, zu helfen. Es bringt ja nichts, enttäuscht zu sein, das Kind wird selbst ganz schön traurig sein? Gönnt Euch die Erholungspause Ferien, redet nicht mehr drüber und kurz vor Schulbeginn könnt ihr ja besprechen, wie es weitergehen soll und ob Du irgendwie helfen kannst.

Es ist Quatsch, dass die Zensuren erst in Klasse 8 schlechter werden - in Klasse fünf sind die Anpassungsschwierigkeiten für viele Kinder besonders groß.

Und manchmal können die Kinder gar nicht so viel dafür. Mein Sohn hat in Halbjahr 2 so viel bessere Noten geschrieben und die Schule hat es einfach nicht zur Kenntnis genommen, wie viel Mühe er sich gegeben hat, sodass er die Halbjahreszensuren gar nicht ausbauen konnte.

Alles Gute
Marina
04.07.2013, 17:29 Uhr | marinadiezweite
Hallo Erika, ich finde es fast lustig, dass du schreibst, wir werden das erste Mal 3en und 4ren im Zeugnis haben. Vergißt du dabei nicht, dass deine Tochter diese Noten hat? Und zwar trotz oder wegen deiner Ermahnungen. Meine Meinung dazu ist, dass sich im ersten Schuljahr am Gymnasium die Noten verändern. Auch die Schüler. Sie erfahren jetzt hautnah, dass einmal lernen und lesen nicht reicht. Dass vieles viel selbstständiger gemacht werden sollte. Was vorher auf der Grundschule genug war, eben mal überlernen und ansonsten stets gut aufpassen, reicht jetzt nicht mehr.
Du kannst diese Erfahrungen nicht für deine Tochter machen. Du kannst ihr anbieten, sie abzufragen. Aber das Lernen sollte nicht täglich Thema sein. Und dazu noch diese Gefühle von Ärger und Enttäuschtheit. Es liegt ja nicht alles nur an dir. Ich finde, lass ihr da Zeit, sich zurechtzufinden. Selbst der Zusammenhang, viel gelernt ist gute Note, ist nicht immer gegeben. Oft sind auch neben Lernen Zusammenhänge und Strukturen zu erkennen. Das machen die Lehrer mit den Schülern aus und äußern ihre Vorstellungen von der Wiedergabe des Unterrichtsstoffs. Selbst eine drei und eine vier sind nicht schlecht. Noch nicht, da denke ich solltest du vorerst noch abwarten.
04.07.2013, 10:58 Uhr | Tanjamutti
Feenkind schrieb:
Anders hätte es in meinen Augen nur(!) laufen können, wenn gleich zu Beginn diejenigen, die das Problem überblicken konnten, nämlich Lehrer und Eltern, konstruktive Lösungen gesucht hätten. In Form von Nachhilfe für diese Fächer zum Beispiel, im Zuge derer ich lernen hätte können, wie man lernt. Denn in Eigenregie schafft das meines Erachtens kein Kind in diesem Alter. Und Vorwürfe helfen nicht. Niemandem. Denn sie kann nicht. Mit wollen hat das nicht viel zu tun, sie kann einfach nicht, denn sie hat es nie gelernt, das Lernen.


Alles Gute,
Feenkind


Hallo Feenkind,

Deine Kritik gilt nach meinem Empfinden der Schule im Allgemeinen. Normale Schulen können Schülern kaum das Lernen als solches vermitteln. Da hat meine Tochter es (hoffentlich zeigt sich das später am Gym auch...) vielleicht besser, denn an ihrer Schule geht es nicht um das Zeigen von Leistungen die der Lehrer wünscht, und dann gut benotet, sondern um das Bewältigen von Lernaufgaben, die Selbstorganisation und den Umgang mit Lerninhalten. So gesehen optimale Bedingungen. Allerdings ist von Fleiß in der Richtung bei ihr auch weit und breit keine Spur *whistle* und da muss man mal gucken, wie man damit umgeht. Leider erfordert Schule dann auch Fleiß und das Beschäftigen mit sinnlosen Dingen (Auswendiglernen). Es nützt dann auch nicht, zu wissen wie Lernen geht, wenn man sich gegen stures Auswendiglernen wehrt. Leider wird es immer wieder Dinge geben, die man tun muss und die einem sinnlos erscheinen (oder es gar sind).

Wer weiß, ob es damals möglich gewesen wäre, Dich über Nachhilfe zu motivieren. Aus der Entfernung der Zeit denkt man immer, man wüsste, wie alles hätte kommen können. Ich gehe heute mit meinen Eltern und der Kritik an ihnen schon etwas vorsichtiger um, seit ich weiß wie man als Mutter eines Kindes mit anspruchsvollem Charakter an seine Grenzen kommt. Vermutlich hätte man mich damals nur unter großen Anstrengungen dazu motivieren können, ein Abitur zu machen. Ich war zwar gut in der Schule, aber ziemlich faul... Nach einer Berufsausbildung habe ich dann doch noch studiert. Allerdings hatte ich richtigen Spaß am Lernen erst, als ich mir vor einigen Jahren in einem Fernstudium ganz und gar freiwillig, Wissen zu einem Interessengebiet aneignete, was mich schon immer begeisterte. Leider wird es kaum möglich sein, dass man sich (und auch mich) für jeglichen Schulstoff so begeistern kann... Ob Nachhilfe wirklich motivieren kann, sich mit Dingen zu befassen, die einen gar nicht ansprechen?! Es kann, wie schon geschrieben wurde, sicher auch nach hinten los gehen.

Ich bin ebenso wie du dagegen, dem Kind Vorwürfe zu machen und es der Faulheit zu bezichtigen. Die Beziehung zum Kind ist letztlich das Wichtigste und das Vertrauen darin, dass es schon einen Weg geben wird, den das Kind beschreitet. Wirtschaftlich gesehen, war ich zum Schluss z.B. wesentlich erfolgreicher als meine ehrgeizige und fleißige Schwester. Das hätte damals sicher keiner gedacht.

Du selbst bist ja jetzt auch in einer Situation, wo Du sagst, dass Du einen guten Job und einen guten Stand in der Gesellschaft hast. Wer weiß, wie es Dir heute gehen würde, wenn man dich damals mit Nachhilfe getrietzt hätte... (-: Ansonsten hast Du natürlich recht, dass die Lehrer sich um "solche Schüler" anders bemühen müssten. Das können sie aber nicht und das ist in diesem Schulsystem auch kaum vorgesehen. Ob Eltern das immer so können, das wage ich zu bezweifeln. Mein Mann z.B. der ist hb, hat eine wahnsinnige Allgemein- und Spezialbildung, kann im Prinzip jede schulische Aufgabe mit links lösen, aber besitzt überhaupt nicht die Fähigkeit unsere Tochter beim Lernen zu unterstützen. Ihn hat damals auch niemand unterstützt. Im Grunde genommen hat er sich sogar mehr oder weniger alleine erzogen und durch die Schule gebracht. Und man wird es nicht glauben, aber seine Mutter ist Lehrerin... also soviel dazu *wuuuaaahhhh* Vermutlich hätte er mit mehr Unterstützung Medizin studiert (hätte ihn interessiert), aber dafür war das Abi zu schlecht. Ja, aber darüber heute traurig sein? Nein, denn hätte er kein Ingeniersstudium gemacht, hätten wir uns nie kennen gelernt, unsere wunderbare Tochter gäbe es nicht und wer weiß, wie das Leben dann gelaufen wäre...

So gesehen, ist es müßig, wenn es um ein Kind von heute bzw. einen Erwachsenen von morgen geht, über das eigene Gestern und das "was wäre wenn" nachzudenken. Die Gedanken von heute hatte man damals ja auch noch nicht. Vielleicht würdest Du heute sogar sagen, dass man dich gequält und nicht akzeptiert hat, indem man dich zur Nachhilfe zwang. Vielleicht hattest Du ja auch eine Pubertät und einen nicht so einfachen Charakter? Ich hätte jedenfalls rebelliert gegen so etwas. Das weiß ich aber erst jetzt, wo ich gewissermaßen auf die 50 zugehe.

So gibt es immer verschiedene Sichtweisen und ich finde es ganz interessant, mal darüber zu "philosophieren".

LG Tanjamutti
04.07.2013, 09:06 Uhr | Feenkind
Hallo Ruba,

sich auf Faulheit zu berufen, Vorwürfe zu machen und im Endeffekt dadurch dem Kind(!) die Verantwortung dafür zuzuschieben, wenn es in der Schule nicht die gewünschten Erfolge verbucht, empfinde ich als befremdlich.

Und ich greife meine Eltern nicht an, sondern kann heute rückblickend deutlich aufzeigen, wie die Situation besser hätte gelöst werden können.

Ich bin Führungskraft. In diversen Seminaren lernt man da die Grundannahme, wenn die Mitarbeiter nicht motiviert sind, dann nicht, weil die Mitarbeiter nicht motiviert sein wollen, sondern weil die Führungskraft es nicht schafft, sie zu motivieren. Weshalb das insbesondere bei (den eigenen) Kindern anders sein sollte, erschließt sich mir nicht. Natürlich kann ich mich auf Faulheit berufen, erklären, das Kind sei schuld und mich da in eine Opferhaltung denken. Oder ich bemühe mich darum, das Problem gemeinam mit dem Kind zu erfassen und Lösungen zu suchen.

Allerdings bin ich grundsätzlich erklärte Gegnerin von Vorwürfen. Wozu die nützlich sein sollen, habe ich nie verstanden.


Gruß,
Feenkind
04.07.2013, 08:53 Uhr | Ruba
@feenkind: Ich finde Deine Angriffe gegen Deine Eltern ehrlich gesagt ziemlich unfair. Stell Dir mal vor, Du hast eine Tochter, die sehr gut in der Schule ist und im Gym auf einmal in einigen Fächern total absackt. Würdest Du da nicht auch eher auf Faulheit tippen als sofort zum Nachhilfeinstitut zu rennen ? Eine gute oder auch sehr gute Grundschülerin ist noch lange keine gute Gymnasiastin oder gar Abiturientin. Es ist leicht die Schuld bei anderen zu suchen. Glaubst Du im Rahmen von Nachhilfe in Lernfächern hättest Du das "Lernen gelernt" und hättest dann eine erfolgreiche Schulkarriere hingelegt ? Das wage ich zu bezweifeln.
Ich habe auch nie gelernt zu lernen, weil mir immer alles zufiel. Dennoch habe ich mein Studium mit guten Noten beendet.
Wenn ich Dich richtig verstehe gibst Du ja hier den Rat das Mädchen gleich abzufangen und ihr in den Naturwissenschaften Nachhilfe geben zu lassen. Der Schuss kann böse nach hinten losgehen, denn so kann man ihr leicht den Spaß an der Schule verderben und dann ist erst recht nichts gewonnen.
LG
03.07.2013, 21:59 Uhr | Feenkind
Hallo Erika,

vielleicht hilft Ihnen auch die Perspektive ihrer Tochter aka meine, denn mir ging es im Grunde exakt wie ihrer Tochter.
Ich kam als Klassenbeste mit Abstand auf ein Gymnasium. Darüber gab es nie Zweifel. Im Gegenteil wurde in der Grundschule beratschlagt, ob man mich überspringen lassen sollte, weil ich bereits lesend und schreibend eingeschult wurde.

Dann kam das Gymnasium und innerhalb schon der ersten beiden Jahre eine gewaltige Schere in meinen Noten. Es unterteilte sich radikal in Fächer, die mir lagen bzw. die mit "begreifen" zu tun hatten und solche, die mit "lernen" zu tun hatten. Das konnte ich nämlich nicht. Hatte ich nie gelernt. Wie auch? Weshalb? Ich brauchte es ja zuvor nie und bis ich auf dem Gymnasium bemerkte, dass ich es brauche, war es im Grunde schon zu spät und das Kind in den Brunnen gefallen.

Mit einem Zeugnis das sowohl mehrere 1er als auch mehrere 5er aufwies blieb ich schließlich in der 8 sitzen. Das machte es noch schlimmer, denn jetzt wurde mir der Stoff in "meinen" Fächern langweilig und mein Problem in den übrigen war in keiner Weise gelöst.

Das Ende vom Lied war, dass ich irgendwann aus purem Selbstschutz mit der mittleren Reife die Schule verlassen habe und mich danach auch geweigert habe, alternative Wege zur Hochschulreife zu gehen. Ich wollte einfach kategorisch nie mehr eine Schulsituation. Das war regelrecht traumatisch.

In den folgenden Jahren habe ich diverse Wege genutzt um mir effektiv das Wissen anzueignen, das andere im Studium erlangen. Ohne Probleme setze ich mich heute beruflich wie privat mit Studienabsolventen und Doktoren auseinander - ohne Nachteile auf meiner Seite. Im Gegenteil.

Anders hätte es in meinen Augen nur(!) laufen können, wenn gleich zu Beginn diejenigen, die das Problem überblicken konnten, nämlich Lehrer und Eltern, konstruktive Lösungen gesucht hätten. In Form von Nachhilfe für diese Fächer zum Beispiel, im Zuge derer ich lernen hätte können, wie man lernt. Denn in Eigenregie schafft das meines Erachtens kein Kind in diesem Alter. Und Vorwürfe helfen nicht. Niemandem. Denn sie kann nicht. Mit wollen hat das nicht viel zu tun, sie kann einfach nicht, denn sie hat es nie gelernt, das Lernen.


Alles Gute,
Feenkind
03.07.2013, 19:42 Uhr | Tanjamutti
Erika3 schrieb:
Es wäre ja o. k., wenn ich wüßte dass sie sich Sachen nicht so gut merken kann oder Konzentrationsschwierigkeiten hat usw... Aber für mich ist sie einfach nur faul!!!



Hallo Erika,

ich bin über diesen Satz gestolpert und möchte Dich, ohne Vorwurf, fragen was daran eigentlich besser wäre? Ich denke, wenn Du drüber nachdenkst, dann wirst Du bemerken, dass es so wie es ist doch eigentlich besser ist. Ansonsten frage mal Eltern von Kindern die wirklich nicht können, auch wenn sie fleißig sind und wollen...
Das meine ich nicht böse. Es ist mir nur gerade aufgefallen und ich finde diese Einstellung persönlich etwas "absurd". Dein Kind hat nach Deiner Meinung das Zeug dazu durch diese Schule zu kommen. Wenns denn so sein soll, dann schafft sie das auch, wenn nicht dann nicht. Wer weiß, was das Leben mit ihr vor hat. Aber ich würde jetzt noch nicht den Teufel an die Wand malen. Ein paar Jährchen hat sie ja noch vor sich. Meine Tochter kommt jetzt auch in die 6. Klasse und hat noch nie Zensuren bekommen (Montessorischule). Dass sie wahnsinnig fleißig ist, kann ich auch nicht sagen. Aber laut ihren Lehrern und ihrem Zeugnis (welches sehr ausführlich den Lern- und Fähigkeitenstand beschreibt) ist sie eindeutig ein Kandidat fürs Gym. Mal sehen, was uns dann dort ab der 7. Klasse erwartet. Unsere Schule gibt es jetzt seit über 12 Jahren und die meisten gehen dann ans Gym und kommen eigentlich ganz gut durch. Wenn das bei vielen Schülern klappt die bis zur 6. Klasse gar keine Noten bekommen haben, warum soll es nicht bei Deiner Tochter klappen, die mit dem Übergang und der nahenden Pubertät (vielleicht ist sie auch schon da) momentan vielleicht etwas überfordert ist.

Ich denke, es ist wichtig, bei all dem sich nicht zu sehr in die Zukunftsängste hinein zu steigern und zur Tochter einen guten Draht zu behalten. Meine Schwester ist seinerzeit mit ihrer Tochter bei solchen Gelegenheiten (schlechte Noten auf dem Zeugnis) immer ein Frust-Eis essen gegangen und hat sie getröstet. Die Nichte hat vor 2 Jahren ihr Abi gemacht und studiert jetzt.

Sicherlich kann es nicht schaden, einen Plan bezüglich der Haus- oder Lernaufgaben zu machen. Den haben wir hier auch, denn meine Tochter würde sich ansonsten den schulischen Dingen in ihrer Freizeit eher nicht widmen. Wir hatten im letzten Halbjahr einen Plan für die Woche abgesprochen und aufgeschrieben. Allerdings ist es an der Monteschule auch recht schwer, weil die Kinder nicht so konkrete Hausaufgaben auf bekommen, sondern nach einem Monatsplan arbeiten, den sie sich selber einteilen und dann abarbeiten müssen. Das schafft unsere Tochter noch nicht so ganz alleine. Bis zur 4. Klasse waren es Wochenpläne. Das war leichter. Aber ich denke auch, dass bei normal beschulten Kindern ein gemeinsam erarbeiteter Plan für die Woche und zu hause, hilfreich sein kann. Dann spart man sich nämlich das ewige Nerven "Hast Du schon..." . Man kann dann etwas emotionsloser auf den "Vertrag" hinweisen. Dort lassen sich ja ggf. auch Bedingungen einarbeiten.

Alles Gute und lasst Euch die Ferien nicht verderben. Man hört ja allgemein davon, dass nach dem Übergang die Noten erst mal schlechter werden.

Wie sieht Deine Tochter das eigentlich so?

LG Tanjamutti
03.07.2013, 10:12 Uhr | bke-Clara-Winzenberg
Hallo Erika,

schön, mal wieder etwas von Ihnen zu hören!

Sie sind besorgt, weil Ihre Tochter bereits in der fünften Klasse des Gymnasiums schlechtere Zensuren mit nach Hause bringt.

Einige Leserinnen haben bereits ihre Meinung dazu verfasst und versucht, Sie zu beruhigen. Tatsächlich gibt es immer wieder verschiedene Verläufe beim Wechsel auf ein Gymnasium!

Viele intelligente Schüler haben während der Grundschulzeit das eigenständige Lernen nicht erlernt, weil ihnen alles mehr oder weniger in den Schoß gefallen ist. Dann kommt der Wechsel in ein deutlich größeres System mit sehr vielen Schülern auf der Schule und auch sehr großen Klassen! Zudem kommt eine Fächervielfalt auf die Schüler zu. In der Klassengemeinschaft müssen sich die Kinder erst einmal finden, Kontakte knüpfen und um Anerkennung ringen. Ich kenne einige Schüler, die mindestens ein Schuljahr benötigen, bis sie sich eingelebt haben. Werden wochenlang keine Vokabeln gelernt, entstehen Lücken…Das ist so! Die nächste Hürde, die zu nehmen ist, ist die Pubertät! Lustlosigkeit, Abgrenzung von den Eltern, Aufmüpfigkeit….Dann kommt der Pubertätsknick auf die Eltern zu, die Schüler sehen das ja anders…

Ihre Tochter ist nun schon 11 Jahre alt und befindet sich in dieser Entwicklungsphase der Umstellung! Führen Sie in Ruhe ein Gespräch mit ihr, klären Sie sie über die Auswirkungen des fehlenden Übens auf und bieten Sie Unterstützung an. Falls Ihre Tochter das annehmen kann, kann es hilfreich sein, Vokabeln abzuhören, Sachtexte durchzusprechen und Fragen zum Inhalt zu stellen. Schauen Sie sich die Mappen an und loben Sie Ihre Tochter! Eine aktiv inhaltliche Unterstützung, mit der Sie Interesse zeigen ist sinnvoller, als nur zu „meckern“. Auch sinnlose Anreize bringen nicht viel, wenn der Inhalt nicht erfasst worden ist. Manchmal hilft auch eine externe Nachhilfe auf die Sprünge…

Insgesamt sollten Sie eine zuversichtliche Haltung haben und Ihrer Tochter signalisieren, dass sie erfolgreich sein kann!

Bleiben Sie ruhig!

Herzliche Grüße

Bke-Clara-Winzenberg
*smiling*
02.07.2013, 17:00 Uhr | BabyOne
Hallo Erika,

ich finde es völlig normal, dass mit dem Übertritt auf´s Gymnasium die Noten etwas absacken. Die Anforderungen sind halt höher als in der Grundschule, wo alles eher kuschelig ist, und dazu kommt auch die Umstellung - neue Lehrer, neue Freunde, neue Fächer und so weiter. Und ich würde überhaupt nicht unterstellen, dass die Noten jetzt so bleiben und dann später zwangsläufig nur noch schlechter werden. Deine Tochter wird vielleicht noch in dieses echte Lernen hineinfinden und dann ihre Noten auch wieder besser werden.

Ich habe schon öfter gehört, dass gerade die Kinder sich mit dem Übergang schwer tun, die vorher ohne Lernen durchgekommen sind. Die, die auch in der Grundschule nicht alles von alleine konnten, haben dann nämlich schon kapiert dass pauken dazu gehört und haben auch entsprechende Routinen entwickelt. Die vorherigen Alleskönner merken das aber halt erst im Gymnasium. Ich finde es aber etwas unfair, Deine Tochter als faul zu bezeichnen. Wir alle tun doch lieber angenehme Dinge als irgendwas auswendig zu lernen. Sie hat halt einfach noch nicht diese Arbeitsroutine, und vielleicht musst Du sie da noch ein wenig unterstützen und mit ihr vereinbaren, wie und wann sie lernt, und sie hinterher abfragen. Bei uns gibt es in der Volkshochschule auch Kurse zum Thema Lernen lernen für Kinder, vielleicht hat sie Interesse an sowas. Und vor allem meine ich, dass Du sie nicht mit Deiner Enttäuschung belasten darfst. Dass Du enttäuscht bist ist menschlich, aber es hat ja mehr mit Dir und Deinen hohen Erwartungen zu tun als mit Deiner Tochter. Aber es ist viel wertvoller, wenn sie sich selber über eine schlechte Note ärgert und ihr eigener Ehrgeiz geweckt wird, als wenn Du ihr Predigten hälst und sie daraufhin vielleicht in eine bockige-"Ist-mir-doch-egal-was-für-Noten-ich-hab"-Haltung gerät.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: BabyOne
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)
02.07.2013, 13:01 Uhr | Ruba
Hallo Erika,
in der fünften Klasse werden die Karten neu gemischt. Auf einmal finden sich die ehemals Klassenbesten unter Gleichrangigen wieder, da ist es normal, dass die Noten sacken. Und welche 11jährige lernt schon frei willig wenn es bisher auch so klappte? Dass du enttäuscht bist ist verständlich und es ist auch authentisch das zu artikulieren, aber ob deine Tochter das Gym schafft wird erst die Zeit zeigen. Fleiß und Motivation ist ebenso wichtig wie Intelligenz für das Abi und die kannst du nicht erzwingen. Noch sind die Noten ja im grünen Bereich, also besteht in meinen Augen kein Handlungsbedarf.
LG

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