Hallo,

Unser Thema ist sicher kein seltenes, für uns zZ aber doch eine wahnsinnige Herausforderung.

Unser Sohn ist fast 3 und das "Hauptproblem" ist sein gezieltes Haare ziehen.
Er hat früh damit angefangen (ca 9Monate), zu diesem Zeitpunkt wurde bei ihm auch Neurodermitis festgestellt. Wir interpretierten das Geziehe also so, dass ihm die Hände jucken und Cremen ihn mehrmals nachts ein (hilft auch heute noch gelegentlich in der Nacht).
Mit ca 1,5 zog er dann auch tagsüber gezielt am Haar: wenn er auf dem Arm war gab er so zu verstehen er will runter. Nicht nur bei uns sondern bei jedem. Das macht er auch heute noch, obwohl er sich sprachlich sehr gut ausdrücken kann und verstanden wird.
Seit einem dreiviertel Jahr hat er nun regelrecht eine Freude entwickelt auch einfach mal so (im Vorbeigehen am Stuhl oder beim Lesen oder so) fest in die Haare zu greifen und kräftig zu ziehen. Besonders bei uns Eltern, bei der Erzieherin und anderen aber auch mal. Bei mir (Mutter) zieht er auch gerne einzelne Haare oder so kräftig, dass mir Haare ausreißen. Ich habe manchmal schon keine Lust mit ihm zu kuscheln, weil er irgendwann damit anfängt.
Wir haben schon einiges versucht, meist endet es mittlerweile mit schimpfen und nicht mehr in die Nähe lassen.
Eine Zeit war ich so verzweifelt, dass ich selbst in seine Haare gepackt habe, weil nichts half, dass er losließ. Als ich ihn einmal fragte, ob er das schön fände, sagte er ja. Das erschreckt mich, er hat momentan wirklich große Freude am Provozieren und Wehtun. Er pieckst uns oder will seine Finger in unsere Augen stechen und sowas. Er lacht dabei gerne. Und auch nach dem Schimpfen oder sich von ihm Abgrenzen - wo er auch mal weint - macht er oft direkt weiter.

Zur Familiensituation: die ist stabil, wir leben in einer sehr gleichwertigen Partnerschaft, wo Haushalt und Kinderbetreuung von beiden gleichermaßen getragen wird. Ich bin seit Ende August schwanger, unser Sohn weiß es seit drei Monaten und freut sich sehr auf sein Geschwisterchen. Ich hatte allerdings einige Stresssymptome (Schlafstörungen, Tinktur, Rückenschmerzen) weswegen ich seit 7 Wochen ein Beschäftigungsverbot habe.
Wir haben beide positive Erinnerungen an unsere Kindheit.

Über Anregungen und Lösungswege aus dieser verzwickten SituatIon heraus wären wir echt dankbar.

Halo Naitiri,

als Moderatorin in diesem Unterforum der Virtuellen Beratungsstelle begrüße ich Sie herzlich!

Ihr Sohn hat sich früh angewöhnt, an Ihren Haaren oder Haaren anderer zu reißen. Haare um die Finger wickeln oder Ähnliches wird häufiger von Eltern genannt. Am Anfang finden Eltern Erklärungen und reagieren vermutlich nicht deutlich auf das Verhalten, weil man sich in dem Moment nicht vorstellen kann, wie weh das später tut. Für das kleine Kind ist das zunächst ein neutrales Verhalten, das eine Wirkung nach sich zieht und angenehm ist. Da es geduldet wird und wahrscheinlich sogar etwas Schönes nach sich zieht, verfestigt sich das Verhalten.

Sie sollten nun klar zeigen, dass Sie das nicht möchten, laut NEIN sagen und dass es weh tut. Versuchen Sie die Situation zu unterbrechen, indem Sie eventuell die Hände festhalten, aus der Situation hinausgehen mit dem Kind oder das Kind herausnehmen. Dabei sollten Sie kurz und knapp reden, keine langwierige Erklärung oder besondere Zuwendung geben. Alle Erwachsenen sollten möglichst klar, konstant und immer wieder so reagieren. Das Verhalten ist inzwischen recht verfestigt und es benötigt Ruhe und Ausdauer, um es wieder abzugewöhnen. Haben Sie eine Idee für einen Ersatz, den man in die Hand drücken könnte? Kleiner Knetball, Tuch z. B.? Da der Kleine vermutlich erneute Anläufe unternimmt, wie bei einem Spiel, können Sie ihn mit einer anderen Aktion ablenken und sofort reagieren, wenn er wieder Haare reißen will.

Sicherlich können die anderen Eltern ihre Erfahrungen beitragen!

Ausdauer, Gelassenheit und herzliche Grüße
bke-Clara-Winzenberg