Hallo,
ich bin alleinerziehend mit einer Tochter (10) und einem Sohn, 8 Jahre alt. Der Kontakt zum Vater ist hervorragend, wir haben uns auch nicht im Streit getrennt und nie vor den Kindern gestritten, das Verhältnis zu meiner und seiner Familie sehr gut. Die Trennung hat stattgefunden, als die Kinder 2 Jahre und 6 Monate (mein Sohn) waren.
Mein Sohn war im Kindergartenalter total unauffällig, in der ersten Klasse konnte er die ersten 2 Jahre überhaupt nicht stillsitzen (er ist aber auch schon mit Anfang 6 in die erste Klasse gekommen und war der Jüngste).
Auf Anraten der Lehrerin habe ich ihn auf ADHS testen lassen (beim Psychologen), der QB Test war in der Tat nicht gut, andere Test dafür überdurchschnittlich.
Mittlerweile ist er in der 3. Klasse, hat ganz gute Noten und alles ist super und ganz normal, er hat viele Freunde, das war aber immer so....
Was er aber seit ca 2 Jahren hat sind ganz, ganz heftige Wutanfälle. Wenn man ihm eine Grenze gesetzt hat, oder er sich mit seiner Schwester gestritten hat, ist er so wütend geworden, dass er Türen zugeschlagen hat, er hat gegen die Einganstür getreten.....Wenn ich ihm ruhig gesagt habe, das wütend sein ok ist, er aber alleine in sein Zimmer gehen soll, damit er sich beruhigen kann, hat er sich geweigert und stattdessen immer weiter gebrüllt und gegen die Tür getreten und wollte raus. Das Schlimme daran war für mich stets, dass ich ihn nicht dazu bewegen konnte, in sein Zimmer zu gehen, um sich zu beruhigen.
Mittlerweile sind diese Vorfälle sehr viel seltener geworden.
Wenn es aber passiert, ist das mittlerweile ganz schlimm, weil er richtige schlimme und beleidigende Wörter benutzt (leider gehen diese Ausdrücke in der Schule um). Er verliert total die Kontrolle, geht nicht in sein Zimmer, bleibt vor mir stehen und brüllt und beleidigt mich, will raus und weggehen.....
Für mich ist das schwer zu ertragen, ich bleibe ruhig und wenn er sich wieder eingekriegt hat, ist er wieder ganz der Alte, kuschelt mit mir und ist lieb.
Er ist von seinem Wesen her sehr liebenswürdig und warmherzig und kümmert sich auch um andere und schwächere.
Ich möchte einfach nur verstehen, warum das so ist und er sich nicht kontrollieren kann, er ist jetzt 8 1/2.
Ich versuche es regelrecht mit ihm zu trainieren, dass er in sein Zimmer geht, wenn er merkt, dass er wütend ist und erkläre ihm auch, dass es in Ordnung ist, wenn man wütend ist, aber nicht, dann stehenzubleiben und andere zu beleidigen. Ich habe mir gedacht, dass ich vielleicht eine grosse rote Karte ausschneide und mit der signalisiere, dass er jetzt in sein Zimmer gehen muss , um ihm vielleicht damit zu helfen, dass er daran denkt, was wir besprochen haben. Zu seiner Schwester hat er übrigens ein sehr gutes, liebevolles Verhältnis.
Tut mir leid, dass ich hier einen Roman schreibe, ich will ihm nur helfen, ich liebe ihn ja über alles, wir kuscheln auch viel und ich sage ihm oft, das ich ihn ganz lieb habe und ansonsten haben wir ein gutes Verhältnis.
Es macht mich ganz fertig, weil er ja in dem Moment auch leidet, warum ist das bloß so und das Schlimmste, warum geht er dann nicht in sein Zimmer......(was sich hoffentlich ändert mit visueller Hilfe in Form der roten Karte....)

Hallo ich,

ich habe den Eindruck, dass es dich zurückgeschreckt hat, in welche Richtung und wie sich die Diskussion entwickelt hat.

Liebe Grüße
Kinderfreundin

Vielen lieben Dank für die netten Meinungen und Ratschläge. Wir kriegen das hin. Ich wünsche allen hier alles Gute, habt einen ruhigen, schönen Abend!!

Hallo Herr Kreuzer,

m. E. geht es nicht um die Frage nach dem Warum. (Wenngleich ich die Fragen "warum, warum ...?" kenne und deshalb sehr nachvollziehen kann.) Ich glaube auch nicht, dass sich Kinder durch eine psychologische Interpretation ihres Verhaltens verstanden fühlen. Kinder haben ein Bedürfnis und ein Recht auf Verständnis. Die Warumfrage birgt das Risiko einer Verurteilenden Antwort. Ich halte die Fragen, welche Gefühle und Bedürfnisse stecken hinter dem Verhalten? Was will das Kind mir damit mitteilen?, für geeigneter, um diesem kindlichen Grundbedürfnis gerecht zu werden.

Liebe Grüße
Kinderfreundin

Sehr geehrte Userin ichhx,

vielen Dank für Ihren Beitrag und die bisherigen Antworten in usnerem Elternforum. Sie haben das Bedürfnis, das Verhalten Ihres Sohnes zu verstehen, zumal Sie trotzd der elterlichen ein intaktes soziales Umfeld Ihres Sohnes beschreiben. Ich denke viel wichtiger als die Fage des Warum? ist die Frage, wie Sie mit dem Verhalten Ihres Sohnes umgehen wollen. Auf die Frage warum werden Sie möglicherweise keine erschöpfende Antwort erhalten, zumal dieses Forum keine psychologisch diagnostische Leistung erbringen kann. Für Ihren Sohn ist es wichtig, seine Wut zu kanalisieren. Dabei kann der vorgeschlagene Boxsack durchaus eine Hilfe sein. Es wird Ihrem Sohn in einer wütenden Situation eher schwer fallen, Anweisungen wie sein Zimmer aufzusuchen zu befolgen. Wichtig ist, dass er weder sich noch anderen Schaden zufügt. Mit zunehmendem Alter und Reife wird sich auch sein Vokabular verändern und er wird besser in der Lage sein, seine Wut zu steuern. Bleiben Sie dran und erklären ihm immer wieder, was Sie sich in einer akuten Situation von ihm wünschen. Vielleicht hat er auch eine eigene Idee, wie er sich besser steuern kann bzw. welche Form der Unterstützung für ihn hilfreich sein könnte. Lassen Sie sich erzählen, wie es ihm in der Situation geht, was er fühlt u.s.w.
Dazu wünsche ich Ihnen Kraft und Liebe. Herzliche Grüße bke-Eddy-Kreuzer

Hallo ich,

um deine PN beantworten zu können, müsstest du dein Postfach öffnen, sprich den Empfang privater Nachrichten erlauben.

Bekommt dein Junior auch außerhalb der Familie solche Wutanfälle?

Die beiden Geschwister haben sich um eine Decke gestritten. Wessen Decke war das?
Wie bist du mit dem Streit umgegangen?
Wie wurde der Konflikt gelöst?

Liebe Grüße
Kinderfreundin

Hallo,
leider habe ich es erst jetzt geschafft hier wieder reinzuschauen.
Erstmal einen ganz herzlichen Dank für die Antworten und die Tips.
Ihr habt ja auch recht, vielleicht ist es wirklich nicht so toll, dass er dann in sein Zimmer muss. Das hat aber nichts damit zu tun, das mir sowas zu anstrengend ist, ich kann das schon aushalten, ist ja auch mein Job......Der Grund ist einfach nur, das ich Bedenken habe ihm zu signalisieren, dass es in Ordnung ist, mich anzuschreien und zu beleidigen wenn er so sauer ist....ich will halt nicht, dass er das als Lösung abspeichert und das zur Normalität wird, bzw. er denkt, das wäre ok so.....Meine Gedanken dazu sind, ihm zu zeigen, das Wut in Ordnung ist, er aber nicht beleidigen und mich anschreien darf....
Ich habe auch schon versucht, ihn dann in den Arm zu nehmen und einfach festzuhalten, das will er dann aber nicht, deswegen muss ich das, glaube ich, akzeptieren....
Und in der Tat will er dann aus dem Haus, das kann ich doch aber nicht zulassen, er geht dann wirklich irgendwo hin, das macht mir natürlich Angst, und ich habe ja auch noch eine Aufsichtspflicht.....
Wenn er nicht ganz so wütend ist, hat er sich auch im Griff und es gelingt ihm durchaus, sich wieder zu beruhigen, dann reagiert er auch ganz vernünftig.
Letztens z. Bsp. hat er sich mit seiner Schwester um eine Decke gestritten und das war so eine Situation, wo er voll ausgerastet ist, sie beleidigt hat und sich nicht unter Kontrolle hatte (hauen tut er aber nicht).
An den Boxsack habe ich auch schon gedacht, das werde ich auch versuchen......
Manno, wieso ist das manchmal so schwer mit der Erziehung *Weinend* Ich sage ihm auch z.b. das ich ihn immer liebe, auch, wenn er wütend ist, oder ich auch mal schimpfen muss.....Uff.....
Soll ich ihn doch einfach mich anschreien und beleidigen lassen, erziehe ich ihm das dann nicht als Lösung an und zeige ihm damit, das sowas in Ordnung ist???
Erstmal ein erneutes ganz herzliches Dankeschön für Eure Gedanken und Anregungen, würde mich über weitere Meinungen sehr freuen....das tut sehr gut.....
LG an all die tollen Mamis hier und einen erholsamen Sonntag abend Euch allen!!!
Angelika

Hallo,
leider habe ich es erst jetzt geschafft hier wieder reinzuschauen.
Erstmal einen ganz herzlichen Dank für die Antworten und die Tips.
Ihr habt ja auch recht, vielleicht ist es wirklich nicht so toll, dass er dann in sein Zimmer muss. Das hat aber nichts damit zu tun, das mir sowas zu anstrengend ist, ich kann das schon aushalten, ist ja auch mein Job......Der Grund ist einfach nur, das ich Bedenken habe ihm zu signalisieren, dass es in Ordnung ist, mich anzuschreien und zu beleidigen wenn er so sauer ist....ich will halt nicht, dass er das als Lösung abspeichert und das zur Normalität wird, bzw. er denkt, das wäre ok so.....Meine Gedanken dazu sind, ihm zu zeigen, das Wut in Ordnung ist, er aber nicht beleidigen und mich anschreien darf....
Ich habe auch schon versucht, ihn dann in den Arm zu nehmen und einfach festzuhalten, das will er dann aber nicht, deswegen muss ich das, glaube ich, akzeptieren....
Und in der Tat will er dann aus dem Haus, das kann ich doch aber nicht zulassen, er geht dann wirklich irgendwo hin, das macht mir natürlich Angst, und ich habe ja auch noch eine Aufsichtspflicht.....
Wenn er nicht ganz so wütend ist, hat er sich auch im Griff und es gelingt ihm durchaus, sich wieder zu beruhigen, dann reagiert er auch ganz vernünftig.
Letztens z. Bsp. hat er sich mit seiner Schwester um eine Decke gestritten und das war so eine Situation, wo er voll ausgerastet ist, sie beleidigt hat und sich nicht unter Kontrolle hatte (hauen tut er aber nicht).
An den Boxsack habe ich auch schon gedacht, das werde ich auch versuchen......
Manno, wieso ist das manchmal so schwer mit der Erziehung Ich sage ihm auch z.b. das ich ihn immer liebe, auch, wenn er wütend ist, oder ich auch mal schimpfen muss.....Uff.....
Soll ich ihn doch einfach mich anschreien und beleidigen lassen, erziehe ich ihm das dann nicht als Lösung an und zeige ihm damit, das sowas in Ordnung ist???
Erstmal ein erneutes ganz herzliches Dankeschön für Eure Gedanken und Anregungen, würde mich über weitere Meinungen sehr freuen....das tut sehr gut.....
LG an all die tollen Mamis hier und einen erholsamen Sonntag abend Euch allen!!!
Angelika

Eben habe ich nocheinmal deinen beitrag gelesen.
Du schreibst, du trainierst mit deinem sohn, dass er in sein Zimmer geht, wenn er wütend ist.
Ich halte das ehrlich gesagt für kontraproduktiv. Wieso sollte man in sein zimmer gehen, nur weil man wütend ist?
Ihn in sein Zimmer zu schicken sollte meiner Meinung nach eine notfallstrategie sein, wenn nichts anderes mehr geht. Das sollte aber nicht die regel sein. Einen achtjährigen kann man in der Regel ja auch bändigen , z.b. Hände festhalten, wenn er um sich schlägt. Aber um wut zu regulieren, brauchen kinder in diesem alter eben oft hilfe von bezugspersonen, und die hat er nicht allein im zimmer.
Lg noora

Liebe ich,

ich lese gaz viel Liebe aus deinem Text heraus. Du machst dir Sorgen um deinen Sohn. Du merkst, dass es ihm während der Wutanfälle schlecht geht. Du hast Mitleid mit ihm und würdest ihm gerne helfen. Du willst ihn besser verstehen.
Andererseits ist es für dich schwierig mit seinen heftigen Emotionen umzugehen. Seine Wutanfälle strengen dich an. Es wäre dir eine ungeheure Erleichterung, wenn er sie alleine ausleben würde.

Er geht in solchem Momenten allerdings nicht auf sein Zimmer, um dies zu tun. Du vermutest, dass er so in seiner Wut drinsteckt, dass er das ins Zimmergehen nicht schafft, richtig?

Du beschreibst seine Wutanfälle sehr konkret (ich fand den Beitrag auch gar nicht so oder gar zu lang). Was mich noch interessieren würde ist, was geht denn diesen Wutanfällen voran? Worum dreht sich so ein Konflikt dann z. B.?
Ich meine herauszulesen, dass er manchmal gerne rausgehen würde, du ihm das nicht erlaubst und er dann sauer wird. Ist das so?

Wir können uns auch gerne per PN austauschen.

Viele liebe Grüße
Kinderfreundin

Hallo,
Dein Sohn ist temperamentvoll und kann seine Gefühle nicht so kontrollieren wie es gut für ihn wäre.
Hast Du schon einmal über die Anschaffung eines Boxsackes nachgedacht ? Er muss etwas haben, worauf er einprügeln kann wenn ihn die Wut überkommt. Und Du kannst mit ihm trainieren, dass er sich einen "Schlüssel" anübt, der ihn wieder runterkommen lässt. Das kann zB ein kleines Lied sein, das er immer vor sich hinsummt wenn es in ihm hochkocht.
Ob es die richtige Lösung ist ihn seine Gefühle alleine in seinem Zimmer austoben zu lassen weiß ich nicht. Im schlimmsten Fall richtet er auch dort Zerstörungen an. Wichtiger wäre es, dass sowohl er als auch Du die Signale erkennt, die die Wutanfälle ankündigen und rechtzeitig reagiert.
LG

liebe ichhx,

Du beschreibts, dass dein sohn sich nicht kontrollieren kann, wenn er stark wütend ist, er dann tritt und dich unangemessen beschimpft und du ihn in sein zimmer schickst. Ich denke, wir alle kennen das, dass wenn die wut zu stark wird, wir die kontrolle verlieren und dinge sagen oder tun, die wir nicht so meinen oder nicht tun wollten.
Mich würde interressieren: was macht dein sohn, wenn er nur ein wenig wütend ist? Kann er diese gefühle zeigen und äussern? Ich finde, diese situationen solltet ihr im blick haben. Wenn dein sohn die erfahrung macht, dass er seine wut erst spät bemerkt, dann die kontrolle verliert und auf sein Zimmer gehen muss, dann kann ich seine Verzweiflung gut verstehen. Besprecht ihr solche Situationen hinterher? Wichtig ist es ja, zu verstehen warum er wütend war und was die verhaltensalternativen sind, wenn man wütend ist.
Viele Grüße von noora