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27.07.2019, 14:55 Uhr | Sany2018
Ich weiß, dass es schwierig ist, sowas zu beurteilen, wenn man nur den Beitrag hat und die Person dahinter, in dem Fall mich, beziehungsweise die Geschichte nicht wirklich kennt, aber ich versuche es trotzdem mal.

Ich habe bewusst nie, bis selten, von den, bei mir vermuteten, Diagnosen geschrieben, weil sie erstens noch nicht feststehen und zweitens, weil ich, selbst mit den Vermutungen und eventuell infolgedessen auch mit dem Feststehenden, erstmal klarkommen und es akzeptieren muss, um sie öffentlich preiszugeben beziehungsweise darüber schreiben zu können, aber das ist ein anderes Thema und kurzzeitig beziehungsweise spezifisch eine der vermuteten Diagnosen mag ich heute aus dieser Schutzhaltung nehmen, weil es anders nicht geht im Bezug auf diesen Beitrag.

Es geht um ein Traumata, das, laut meiner Psychotherapeutin, von ihr mal angesehen werden sollte, ich bin einverstanden, weiß aber noch nicht, wann der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich das Thema tatsächlich angehen möchte und vor allem angehen kann, es nützt ja nichts, wenn ich das Erlebte beispielsweise in einem Tief anspreche und danach garnicht mehr zurechtkomme, weil ich nicht stabil genug war. Ich weiß, dass die Zeit der Bearbeitung in keinem Zustand eine schöne sein wird selbst, wenn ich stabil bin, aber ich denke, dass es wichtig ist, dass ich wenigstens annähernd die Kraft habe, um mit der Wucht umgehen zu können und dabei nicht sofort zusammenzubrechen oder sonstiges. Meine Psychotherapeutin hat zwar gesagt, dass sie sehr gut auf mich achtet und währenddessen noch intensiver auch mich aufpassen wird, aber sie kann mir auch nicht stundenlang danach zur Seite stehen und im allgemeinen muss ich zwischen den Terminen, ohne sie, auch irgendwie zurechtkommen auch, wenn die Erinnerung an das Erlebte erstmal wieder schlimmer werden sollte.

Dennoch möchte ich, wenn es dann irgendwann soweit ist, nicht immer wieder erzählen müssen oder mehrere Stunden damit konfrontiert werden, deshalb habe ich mir überlegt, dass ich es aufschreiben könnte, einerseits für mich, um nichts zu vergessen während ich erzähle, weil mir Details einfach nicht einfallen oder mein Kopf sie dann bewusst verdrängt, obwohl sie wichtig sind, um die Zusammenhänge verstehen zu können und anderseits, um ihr den Zettel geben zu können, wenn ich etwas nicht aussprechen kann oder abbrechen muss.

Jetzt weiß ich nicht, ob das tatsächlich so eine gute Idee ist, dass ich das alleine für mich mache und somit auch alleine bin während ich mich an alles versuche zu erinnern, ich habe Angst, dass es mich danach wieder intensiver im Griff hat und ich meine Gedanken nicht mehr davon losbekomme oder dissoziiere. Gibt es Methoden, die man auch ohne professionelle Begleitung nutzen kann, um sich in solchen Situationen selbst zu helfen? oder ist meine Idee generell lieber nicht zu empfehlen und ich sollte sie sein lassen? Ich weiß nicht.....

Es ist schwierig für mich, weil ich nicht weiß, wann der Zeitpunkt kommen wird, an dem das Trauma zum Thema wird und deshalb würde ich gerne irgendwie vorbereitet sein, zudem es auch schon öfter vorgekommen ist, dass sie zwischendrin Fragen diesbezüglich eingeworfen hat, sie hat mich nie gedrängt, war immer sehr vorsichtig und aufmerksam und hat es, bis jetzt, auch bei den oberflächlichen Fragen belassen, sie hat gesagt, ich bin der Chef und bestimme Thema, Zeitpunkt und alles, was noch mit den Terminen dort zusammenhängt, dafür bin ich ihr sehr dankbar, aber ich habe trotzdem große Angst vor diesem bestimmten Zeitpunkt und würde mir mit meiner Idee vielleicht ein bisschen Sicherheit geben oder sie mir zumindest vortäuschen.
28.07.2019, 18:08 Uhr | Louise-19
Hallo,
ich würde alle anderen Dinge, die vorher gemacht werden können, vorher machen.
Und ich würde zusätzliche Dinge machen,
und ich würde mögliche Alternativen herausfinden.
Paß auf Dich auf,
viele Grüße,
Louise

oh, das ist wohl etwas unklar, also:
1. Skills, sicherer Ort, Selbstfürsorge, anderes.
2. Selbsthilfegruppen, Internet, Gruppentherapie, Hobbies, anderes.
3. Andere Therapeuten, stationäre Aufenthalte.
(Um im Notfall noch einen Plan B zu haben.)
VG, L.
(progressive Muskelrelaxation oder ähnliche Entspannungstechniken??)
(Gegenwartsverankerung und Erdung??)
Zuletzt editiert am: 28.07.2019, 18:16 Uhr, von: Louise-19
28.07.2019, 12:58 Uhr | Sany2018
Hallo Emvie,

danke für deine Antwort auf meinen Beitrag, du hast mir sehr damit geholfen auch, wenn du denkst, dass dem nicht so ist, insbesondere das Bild mit der Flasche Mineralwasser und auch das, was dir deine Therapeutin gesagt hat, haben mich ein Stück weiter gebracht.

Ich denke, dass der Umgang mit einem Trauma in einer Therapie stets ein ähnlicher ist, natürlich ist er immer an die Person und das Erlebte angepasst, aber ich denke, dass das Prinzip das gleich ist oder sich zumindest ähnelt und so wird meine Therapeutin sicherlich homolog oder annähernd so handeln wird, wie es deine getan hat.

Das, was mich in diesem Gedanken bestärkt ist, dass auch sie, schon seit der ersten Stunde, sehr genau auf mich achtet und darauf mich nicht unter Druck zu setzten oder zu überfordern, das ist eine sehr wertvolle und wichtige Erfahrung und ich denke, dass es anders auch nicht funktionieren würde. Auch sie sagt mir immer wieder, dass ich der Chef bin und alles, was mich angeht bestimmen kann, natürlich gibt es hier und da Ausnahmen, die einfach meinem Schutz dienen, aber im Prinzip war und ist dem immer so gewesen. Es fiel mir insbesondere zu Beginn und fällt mir auch jetzt noch schwer Entscheidungen zu treffen und das Ruder in die Hand zu nehmen, aber es bestärkt mich auch in meiner Person und ich denke, dass es irgendwann einen Mehrwert für mich haben wird.

Mein Weg ist noch ein ziemlich langer, aber ich werde ihn gehen und wünsche mir nichts mehr als, dass meine Einsatzstelle mitspielt und mir die Hilfe durch das FSJ nicht genommen wird, das wäre nämlich, in jeglicher Hinsicht, das Schlimmste, was passieren könnte, weil dann auch der Beratungsstelle und somit meiner Psychotherapeutin die Hände gebunden wären und mir dann nur noch bliebe zu wechseln oder abzubrechen, um die Hilfe weiterhin in Anspruch nehmen zu können und das wäre unangenehm und schlimm für mich, aber daran mag ich, zumindest jetzt noch, nicht denken.

Schade und traurig, dass sowas nicht selbstverständlich ist und man um die Hilfe, die man braucht, kämpfen muss und diese immer wieder gefährdet sieht, weil irgendwelche Institutionen diese nicht unterstützen können oder wollen. Ich tue doch niemandem weh damit und ausgesucht habe ich mir diese Situation auch nicht *crying*
28.07.2019, 10:46 Uhr | emvie
Liebe Sany,

meine Therapeutin sagte unlängst etwas sehr treffendes in Bezug auf das Angehen eines Traumas: "Ich erwarte nicht von Ihnen, dass sie das Gaspedal drücken, bevor ich weiß, dass sie die Bremse finden."
Sie möchte sicherstellen, dass ich nicht von den überwältigenden und sehr belastenden Erinnerungen und Gefühlen überflutet werde, wenn ich über die traumatischen Ereignisse spreche und in Folge dessen dissoziiere, denn sie weiß, dass ich auf meiner bisherigen Reise durch die Welt der Therapie auch auf einen wohlmeinenden Therapeuten gestoßen bin, der das Maß an harter Arbeit und Entschlossenheit und Engagement unterschätzt haben, das es braucht, um mit einem traumatisierten Klienten zu arbeiten. So habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch das überhastete und unvorsichtige Arbeiten an einen Trauma wiederum traumatisch sein kann - wie eine zuvor geschüttelte Flasche Mineralwasser, die nun unter enormen Druck steht und zu explodieren droht, insofern man sie zu schnell und unkontrolliert öffnet.
Ich meiner Therapie arbeiten wir gerade daran, mein Sicherheitsgefühl wieder herzustellen, zu lernen, wie ich schwierige/überwältigende Gefühle regulieren und managen kann, und was ich tun kann, um nicht zu dissoziieren. Wäre dieser Schritt geschafft, würde sie mit mir weiter daran arbeiten, die Angst vor den traumatischen Erinnerungen zu überwinden, damit sie im nächsten Schritt integriert werden können.

Eine Antwort auf deine Frage kann ich dir leider nicht geben, ich wollte leidglich einige meiner Erfahrungen und Gedanken dazu deponieren.

Herzliche Grüße,
emvie
27.07.2019, 22:06 Uhr | Sany2018
Hallo Hana,

ich danke dir für deine ausführliche Antwort!

Noch bin ich tatsächlich nicht bereit und meine Psychotherapeutin ist im Moment auch noch der Meinung, vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt, sie hat mir nur entgegengebracht, dass es gut für mich wäre, wenn ich mich ihr anvertraue und es wichtig für unsere Zusammenarbeit wäre auch, weil sie Zusammenhänge vermutet mit beispielsweise Verhaltensweisen oder Symptomatik, die ich leider zeige, aber grundsätzlich würde sie mir von der Beziehung her, die ich zu ihr aufbauen konnte, zutrauen, dass ich mich von ihr wieder beruhigen beziehungsweise aus Dissoziationen holen lassen würde.

Ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen und schauen, ob und wann ich mich traue, diese Idee während eines Gesprächs aufzugreifen.

Ja, du hast recht, ich fühle mich zwar noch nicht bereit das Thema tatsächlich so intensiv anzugehen, in Form von Aufarbeitung, aber ich bin auf dem Weg dorthin und das war sehr lange nicht der Fall, das habe ich alleine meiner Psychotherapeutin zu verdanken, ihrer Geduld, schutzspendenden und herzlichen Art und Weise. Ich bin einfach nur unsagbar dankbar für diese Frau und ihre Hilfe.

Ich denke, dass ich den nächsten Termin erstmal abwarten werde und dann sehe ich weiter, vielleicht kommen ja auch noch Antworten von anderen Nutzerinnen oder Nutzern.

Liebe Grüße an dich Hana
27.07.2019, 20:24 Uhr | bke-Hana
Liebe Sany,

ich habe dir heute nachmittag schon geantwortet und merkte grade beim Runterscrollen, dass mein Posting gar nicht angekommen ist *gräm*. Aber zum Glück habe ich das entdeckt, denn deine wichtige Frage möchte ich auf keinen Fall unbeantwortet lassen.

Also von vorne:
Du beschäftigst dich mit der Frage, ob und wie du am besten dein Trauma angehen sollst, um es verarbeiten zu können. Du weißt, dass die Aufarbeitung zunächst keinesfalls einfach wird und befürchtest, in Abgründe zu rutschen, wenn du nicht stabil genug bist, um deine Erinnerungen hervorzuholen. Das kann ich total gut verstehen kann und halte dein Vorgehen auch für sehr selbstfürsorglich . Ich möchte dir für deine Offenheit danken und könnte mir vorstellen, dass deine Gedanken auch für andere User*innen eine Rolle spielen.

Nun gibt dir deine Therapeutin das Signal, dass sie dir die Aufarbeitung derzeit durchaus zutraut und sie scheint sich auch mit Traumtherapie auszukennen. Dennoch bleiben dir Bedenken, da du ja schließlich zwischen den Therapiestunden mit dem weiterleben musst, was möglicherweise aufgewühlt wurde.
Hier fragst du, ob es sinnvoll wäre, dich schriftlich mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen, weil es dir vielleicht leichter fällt und auch andere Vorteile haben könnte.

Da ist es, du hast es schon angesprochen, nicht leicht, aus der Entfernung einen Rat zu geben, der deiner Persönlichkeit entspricht.

Noch einmal: Deine Therapeutin traut es dir zu, diese Dinge anzugehen und ermutigt dich sogar. Ich nehme an, dass sie dich gut kennt? Was das vorherige Niederschreiben betrifft habe ich Bedenken, weil du dann tatsächlich hinterher alleine damit stehen würdest. Das solltest du auf jeden Fall noch mit deiner Therapeutin besprechen und dir Sicherungsanker erarbeiten, die dich stützen können. Es gibt aber auch ein andererseits: Manchen Menschen hilft es sehr, etwas zu verarbeiten und zu verdauen, indem sie ihre Erinnerungen aufschreiben. Sie schreiben nicht nur, sondern deponieren ihre Erinnerungen und damit verbundene Gefühle auf dem Papier (oder im Computer) und lassen sie damit ein Stück hinter sich, bekommen auf diese Art mehr Abstand zu Verletzungen. Vielleicht geht es ja auch dir so, dann könnte das Schreiben eine heilsame Wirkung für dich haben.

Aber wie gesagt, das kann ich bei dir nicht einschätzen und mag nicht beurteilen, wie es dir mit dem Schreiben erginge. Sicherlich bräuchtest du zusätzlich Strategien, wohin du aufwühlende Erinnerungen ablegen kannst, ohne anschließend ständig mit dem auftretenden Schmerz konfrontiert zu sein.

Wann ist man stabil genug, um ein Trauma oder deren Auswirkungen sicher bearbeiten zu können? Zumindest muss man in Sicherheit sein und braucht zusätzlich ein gutes Sicherheitsnetz, z.B. in Form von stabilen Beziehungen. Egal, auf welche Art und Weise die Aufarbeitung geschieht.

Mein Rat ist, mit deiner Therapeutin über deine Idee zu sprechen, über die Bedenken, die du bei diesem und jenem hast. Auch die Vorteile könntet ihr beleuchten.

Eigentlich glaube ich, dass du schon auf dem Weg bist, quasi schon angefangen. Schon dadurch, dass du das Thema offen ansprichst und dich mit deiner Ambivalenz beschäftigst, geschieht bestimmt einiges.

Jetzt wünsche ich dir, die auch einige aus der Community dir mit ihren Gedanken und Erfahrungen auf deine Frage antworten und dir hilfreich zur Seite stehen können, um die Thematik zu beleuchten.

Jetzt aber nix wie weg mit der Antwort, ich habe sie zur Sicherheit vorher kopiert*wink*

Viele liebe Grüße,
bke-Hana

Treffer: 6

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