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22.12.2016, 12:00 Uhr | bke-Georg Reuber
Sehr geehrte Eltern,

die Ausführung und die Folgen dieser schrecklichen Tat sind in unserem Bewußtsein gegenwärtig. Ein bislang nicht gefasster Täter hat mit einer grausamen Tat das Verständnis des bisherigen gesellschaftlichen Zusammenlebens auch in unserem Land stark erschüttert. Wie gehen Sie als Eltern und Ihre Kinder mit dieser Nachricht um? Sind Sie direkt Betroffene dieses Anschlages? Wie verändert so eine Gewalttat und ein noch größeres Risiko das Zusammenleben und die Aktivitäten (z.B. Besuch von Weihanchtsmärkten) in Ihren Familien?

Ich würde mich über einen Erfahrungsaustausch freuen und
verbleibe mit vorweihnachtlichen Grüßen
Ihr BKE-Georg-Reuber
01.01.2017, 18:11 Uhr | BabyOne
Hallo,

ich lebe zwar nicht mehr in Berlin, bin aber gebürtige Berlinerin. Ich denke, allen dort war schon lange bewusst, dass diese Stadt ein sehr wahrscheinliches Ziel für mögliche Anschläge ist. Meine erste Reaktion war dann auch nicht mehr wirklich Entsetzen, sondern mehr Müdigkeit und Traurigkeit und auch eine Art Erleichterung, dass es viel weniger Opfer waren als etwa in Nizza oder Brüssel.

Ich muss Ihnen da widersprechen: das Verständnis des bisherigen gesellschaftlichen Zusammenlebens wird durch keinen solchen Anschlag bei mir erschüttert. Wenn man sich ansieht wer die Täter dieser Anschläge sind, sind das fast immer Loser - junge Männer ohne Perspektive, die nichts auf die Reihe bringen, die auch nicht besonders religiös sind, die aber einmal wenigstens auf diese Weise Aufsehen erregen wollen. Die Frage ist wo da Prävention ansetzen kann, aber unsere Gesellschaft als Ganzes können ein paar solche Heinis nicht angreifen.

In unserem Alltag ändert sich dadurch nichts. Man sorgt sich vielleicht etwas öfter als man es sonst tun würde, aber man kann ja nicht durchs Leben gehen und sich ständig aller möglichen Gefahren bewusst sein, die es theoretisch geben könnte. Ich war dieses Jahr auch auf unserem Weihnachtsmarkt, der etwas strenger bewacht und gesichert war als letztes Jahr, obwohl ich eigentlich nicht jedes Jahr gehe.

Was die Frage "wie erkläre ich es meinem Kind" angeht, habe ich meiner Tochter schon vor längerem gesagt, dass man sich ja nur die Statistik der Unfalltoten ansehen muss. Jedes Jahr sterben allein in Deutschland Tausende von Menschen im Verkehr; unter anderem ein Nachbar aus Kindertagen von mir. Wenn man das Leid der Angehörigen mitrechnet, betrifft das immer wieder jedes Jahr Zehntausende von Menschen neu. Deswegen gibt es keine Sondersendungen und Krisen-Talks im Fernsehen; Tempolimit ist nach wie vor ein No-Go für viele und keiner denkt auch nur im Traum daran Autos zu verbieten oder Führerscheine nur an besonders zuverlässige Personen zu vergeben oder sowas. Terroranschläge erhalten sehr viel mehr Aufmerksamkeit und sind ja auch furchtbar, aber das reale Risiko davon getroffen zu werden ist so viel kleiner als andere, ganz alltägliche Risiken, über die sich keiner aufregt. Das Wort Terroranschlag sagt ja genau aus, um was es geht - der Schaden der angerichtet wird ist der weniger wichtige Teil des Ganzen, hauptsächlich geht es darum Angst zu verbreiten, und das muss keiner mit sich machen lassen. Es gab andere Terrororganisationen wie die RAF, die irgendwann auch keine Anhänger mehr hatten und selbst keinen Sinn mehr in dem sehen konnten was sie taten, und ich vertraue darauf, dass es mit dem islamistischen Terror früher oder später auch so sein wird. Nur leider wird das noch eine Weile dauern, bis es so weit ist.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: BabyOne
"Gute Erziehung heißt zu verbergen, wie viel wir von uns selbst halten und wie wenig von anderen." (Mark Twain)
23.12.2016, 23:30 Uhr | Daniela-73
Hallo Herr bke-Georg Reuber,

mir ist aufgefallen, das die Presse/Medien diesmal nicht so einen Hype daraus gemacht hat, wie bei den Anschhlägen in Paris, Brüssel, Nizza. Klar gab es den obligatorischen Brennpunkt und eine Diskussionsrunde, aber das wars auch schon. Vielleicht haben andere auch diesen Eindruck? Diskutiert wird darüber doch schon lange, Islamisten und Gefährder und sonstige Kriminelle, die bewaffnet durch Europa reisen. Warum wird/wurde nichts unternommen?

Ich weis nicht, wie man mit Jugendlichen darüber diskutieren oder auch Fragen beantworten kann?

Auch hier allen ein frohes Fest.

Daniela
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: Daniela-73
23.12.2016, 07:50 Uhr | marinadiezweite
Hallo Herr Reuter und Pauliprinzessin. Bei uns in der Familie wurde am Tag nach dem Anschlag viel diskutiert. Wir hatten das gar nicht begreifen können, dass das kein zufälliger sondern ein geplanter Anschlag war. Und schlimm ist auch, dass dahinter ein Mensch steht, der nicht unbekannt war. Es gibt Momente, wo wir gar nicht mehr wissen wollen, wie auffällig so ein Täter schon vorher war. Und ich frage mich, wie man anders hätte verfahren können. Ob man solche Personen, die vorher schon straffälllig waren, nicht einfach ''festhalten'' kann. Zu einem Flüchtlings- und Fremdenhass führt das aber nicht bei uns.
Wir waren am Tag des Anschlags auf einem Weihnachtsmarkt. Erfuhren erst spät abends von dem Anschlag. Nachher denkt man dann, ja, es könnte überall sein und jeden treffen. Aber dann darf man wirklich nirgens mehr hingehen. Es ist auch so gefährlich. Zuhause und überall.
Als Mutter bin ich sowieso oft ängstlich, weil die Kinder viel allein unternehmen. Mit dem Auto, mit dem Zug. Könnte mir aber nicht wünschen, dass sie immer brav zu hause bleiben.
22.12.2016, 12:55 Uhr | Pauliprinzessin
Gar nicht, wäre es so dass derartiges unser tägliches Leben beeinflussen würde dann könnten wir weder Zug fahren noch den Bus besteigen oder gar ins Flugzeug. Das Risiko, irgendwo durch irgendeinen Idioten Gefahr für Leib und Leben zu erleben ist alltäglich, auch wenn es uns nicht so bewusst ist. Wer garantiert mir denn, dass nicht ein betrunkener oder bekiffter Autofahrer gerade in dem Moment im dem ich die grüne Ampel überquere vorbeikommt? Man kann mit seiner Familie auf dem Gehsteig stehen und ein Senior verwechselt Gas und Bremse und macht alle platt. Man sitzt gemütlich in seinem Wohnzimmer und bekommt Besuch von einem 7,5 Tonner, ein Schüler ist der Meinung er müsste seine Mitschüler ausradieren, ein Vater ermordet seine Frau und seine Kinder und die Oma gleich mit....
Wir haben hier in unserem Land immer noch ein sehr gutes und friedliches Leben. Schauen wir uns doch mal um in der Welt. Und mit der RAF und anderen Idioten sind wir bislang auch noch fertig geworden. Es sind Einzeltaten von Verrückten, die lassen sich nicht verhindern.
Beunruhigt wäre ich, wenn gleichzeitig in allen größeren Städten LKWs in belebte Plätze gerast wären. Bislang sind die hier verübten Sachen immer nur einmalig. Ich erinnere mich noch gut daran, dass man Histerie nach dem Anschlag am 9/11 verbreitet hat. Da wurden Konzerte und Feste abgesagt. Passiert ist gar nichts.

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