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25.01.2024, 20:49 Uhr | Mikkey
Es würde mich interessieren wie das andere sehen.
Was dürfen Kinder sagen und wo ist die Grenze, wenn sie fluchen und schimpfen? Schei**, verfi**** Schei***, Hu***so**? Wo muss man wie die Grenze ziehen? Darf ein 16 Jahre alter sch** sagen, aber eine 7 Jahre altes Mädchen nicht? Und wenn sie im Raum und die Schwester ist?
Spoiler aus Erfahrung: Nur Vorbild sein reicht nicht.
15.02.2024, 17:22 Uhr | bke-Ina-Schweizer
Guten Abend Mikkey,

aus dem Raum schicken hört sich in der Tat nach einer logischen Konsequenz an, wenn sie klar gestellt haben, dass Sie solche Worte nicht hören mögen. Wenn das im Moment mit Ihrem Sohn noch klappt, ist das doch zumindest für den Augenblick eine Möglichkeit die Situation zu deeskalieren. Wichtig fände ich es dann jedoch, wenn die Gemüter sich beruhigt haben, die Situation noch einmal aufzugreifen. Ist es denn möglich mit Ihrem Sohn zu besprechen, warum Sie solche Wörter - erst recht in Gegenwart der kleinen Schwester - nicht hören mögen? Gibt es Momente, wo er zugänglich ist für ein ruhiges Gespräch?

Provokation ist auch immer eine Art mit dem Gegenüber in Beziehung zu kommen. Was meinen Sie, was Ihr Sohn davon hat, Sie zu provozieren? Und welche anderen Möglichkeiten gibt es für ihn (und für Sie) miteinander ins Gespräch, in Kontakt zu kommen?

Sie schreiben, dass es mit Ihrem Sohn gerade schon schwierig ist. Und Sie vermuten, dass dies auch damit zusammenhängt, dass Sie strenger sind als Ihre Frau und damit vielleicht gelegentlich so ein bisschen die Rolle des Buhmanns haben. Natürlich sind Haltungen, Wertvorstellungen, Anforderungen an die Kinder nie ganz deckungsgleich. Und mit einem gewissen Spielraum können die Kinder auch zurechtkommen. Allerdings ist es wichtig, dass die Kinder spüren, dass zwischen den Eltern grundsätzlich Einigkeit herrscht, zumindest was die Grundregeln betrifft. Wäre es denn möglich, dass an Ihrer Stelle Ihre Frau Mal reagiert, wenn Ihr Sohn Schimpfworte am Esstisch fallen lässt? Dass Sie also mit Ihrer Frau vorher absprechen, dass Sie selbst ruhig bleiben und Ihre Frau Ihren Sohn stoppt. Und so ganz im Sinne von marinadiezweite etwas Bewegung in die Sache bringen?

Zum Thema "gewaltfrei" gebe ich Ihnen Recht. Die Impulse, die Sie beschreiben, halte ich für sehr menschlich und ich denke die meisten Eltern erleben im Umgang mit ihren Kindern hin und wieder Wut und Hilflosigkeit. Entscheidend finde ich dann, wie gesagt, wie wir als Erwachsene mit diesen Gefühlen umgehen, um nicht impulsiv zu handeln. Ganz bewusst schreibe ich, dass wir versuchen sollen die Kinder zu verstehen. Weils eben in einer nicht idealen Welt nicht immer gelingen kann, dass wir so handeln, wie wir es idealerweise sollten.

Viele Grüße und weiterhin viel Geduld und Ausdauer,
bke-Ina Schweizer
15.02.2024, 13:16 Uhr | marinadiezweite
Hallo mikkey, ich sehe das auch so, dass Kinder von 16 nicht mehr auf kleinkibdniveau provozieren müssen. (Es aber unabhängig von einem gepflegten Elternhaus einfach wollen. Weil das die Sprache ihrer Kumpels, Clique oder Freunde ist).
Oftmals finden sie es nun wieder schick, so provokant zu sein. Und alle reden angeblich so über den Lehrer xy.
Da ist es in der Tat schwer.
Bei kleineren Kindern haben Eltern noch mehr und andere Möglichkeiten, das zu stoppen. In der Tat.
Ich drücke mich manchmal so aus, als sei es persönlich gemeint. Mit dem nicht einen Millimeter bewegen. Ich meinte es aber in einem Art Ursache-Wirkung-Schema. Also wenn ein Mensch sich bewegt, verändert, verändert sich auch sein Umfeld. Wenn der eine immer das gleiche macht, macht der andere auch immer das gleiche ist eigentlich ein Physikgesetz vom Schieben und Geschoben werden.
Bedeutet allgemein, wenn einer was an seinem Verhalten ändert, verändert sich der andere auch plötzlich mit.
War nicht so gemeint, dass du keinen Grad abweicht von deinem Stil. Egal, was man dir als Rat gibt.
Sondern positiv und anders herum ausgedrückt. Wenn ich was anderes, neues, überraschendes in die Waagschale werfe, bildlich gesprochen. Dann kommt oft erst dadurch von dem anderen auch eine neue Reaktion.
Etwas streng finde ich es schon. Oder anderer Ausdruck: Du verknüpft Dein Abendbrot mit den Erwartungen, die richtig sind. Verständlich. Jedoch haben deine Kinder ganz andere Erwartungen und sind sich wohl nicht klar darüber, dass du dir ein ruhiges entspanntes Abendbrot wünschst.
Was vielleicht sich nur ändern ließe, wenn sie beim Abendbrot gar nichts erzählen. Oder nur von banalen Sachen. Und die Schulgespräche und alles andere auf eine Zeit vor dem Abendbrot verschieben.
Da wäre ich sogar auch dabei, zu sagen, jetzt nicht und basta. Klingt wieder wie Kinderkram, ist aber wie so ein Stoppwort unter Kollegen. Da kann man ja auch durchaus sagen, jetzt nicht, in einer halben Stunde gerne.
14.02.2024, 19:45 Uhr | Mikkey
Hallo marina, ich bewege mich viel in Familienfragen. Nicht nur millimeterweise. Im Forum kann ich das evtl. nicht glaubhaft vermitteln. Auch liegt mehr im argen als die Schimpfwörter. Das gebe ich zu. Dass die Kinder in Kita und Grundschule mit den Wörtern früh ankommen das weiß ich. In diesem Alter habe ich noch Verständnis und erkläre es geduldig. Mit 16 Jahren provozieren reißt der Geduldsfaden langsam bei mir und Verständnis wird Ebbe. Aber ich werde trotzdem versuchen mich in Gelassenheit zu üben. Wie auch von mir bereits zugesagt nach Hr. Bäckers Vorschlag. Ich danke dir für deine Statements.
08.02.2024, 09:21 Uhr | marinadiezweite
Hallo mikkey, an deinen antworten kann man sehen, wie unterschiedlich man die Dinge sehen kann. Nein, ich habe nicht gemeint, dass du den Raum verlassen musst. Müssen schon gar nicht. Das ist nur so eine Idee, dass es beim Sohn auch zündet, was du meinst.
Jedoch bist du sehr auf der :Ich habe Recht, das ist mein Haus, das ist mein Abendessen Ebene. Deine Familie macht sich vielleicht oder sogar ganz sicher keinen Kopf, dass sie dir das Abendessen mit diesen Worten verderben.
Nur, du willst doch vielleicht was verändern und wenn du dich keinen Millimeter bewegst, bewegt sich sonst auch niemand.
Ich wollte damit auch ausdrücken, dass es mir völlig egal ist, ob du deinen Sohn ins Zimmer schickst oder selbst erstmal rausgeht.
Es geht ja nur darum, ob man was verändern will. Oder nur das alles sehr ärgerlich findet.
Ich kann dazu dann nur sagen, dass das keineswegs üblich ist, dass Jugendliche so reden. Das tun nicht alle. Und jeder hat so seine eigene Strategie, das hinzukriegen.
Wir haben das Interesse an solchen Schimpfwörter schon sehr frühzeitig geklärt. Denn wie ich schon schrieb, bringen bereits Grundschüler solche Wörter mit.
07.02.2024, 20:50 Uhr | Mikkey
Aus dem Raum schicken ist für mich die Konsequenz passend zu dem Satz: ich will die Worte nicht hören. Wenn die Ermahnung nicht fruchtet. Dass ich den Raum verlasse sehe ich nicht ein. Ich werfe nicht mit diesen Wörtern am Esstisch um mich und habe mir meistens Stress gemacht auf Arbeit um pünktlich zum Abendessen daheim zu sein. Dann gehe ich nicht raus und esse alleine. Bringe vielleicht meine Frau auch noch gegen mich auf. Nein. Mit dem großen Sohn und mir ist es bereits schwierig Marina. Ok ich bin streng. Strenger als meine Frau auf jeden Fall. Daher für den Großen wahrscheinlich auch der Feind. Im Vergleich mit meinen Eltern, vielen Eltern früher (einigen heute auch) aber bin ich ein Lappen im streng sein. Alles relativ.
Ich bin nicht dafür Kinder zu schlagen Fr. Schweizer das will ich unbedingt klarstellen. Gewaltfrei ist aber ein größeres Wort. Wer es packt immer und bei allen Kindern körperlich und seelisch gewaltfrei zu erziehen - 18 Jahre lang - muss Gandhi sein. Daher interessierte es mich was für Impulse das Verhalten sogar bei den gelassensten Menschen (Männern?) der Welt auslöst. Wie das Gespräch weitergehen kann habe ich verstanden. Den Gedanken oder Impuls zu haben etwas zu tun das ich nicht tun sollte und auch nicht gemacht habe, ich finde das menschlich und nicht verwerflich. Aber Frauen sehen das häufig anders und sind scheinbar kontrollierter meine auf jeden Fall. Sie verbieten sich schon den Gedanken und Impuls oder leugnen sie sie nur? Von Männern habe ich im Leben häufiger gehört, sie hätten am liebsten dem Kind... oder das Kind hätte verdient... Das heißt aber nicht dass Mann es macht.
Jetzt habe ich mich aber um Kopf und Kragen geschrieben. *blushed*
07.02.2024, 13:20 Uhr | bke-Ina-Schweizer
Hallo Mikkey,

das ist gar kein Problem, das Forum soll ja keinen zusätzlichen Stress machen. Sie schreiben dann, wenn es für Sie passt und Ihnen gut tut. Daumen hoch

Eine interessante Frage, die Sie da an bke-Stephan-Bäcker richten. Ohne für ihn sprechen zu wollen, versuche ich mich an einer Antwort: Der Erziehungsprofi merkt, dass die Schimpfwörter bei ihm etwas auslösen, zB. Ärger, Hilflosigkeit, Überforderung... Der Erziehungsprofi weiß, dass die Reaktion aus diesen Gefühlen in der akuten Situation nicht hilfreich ist. Darum versucht er diese aufwühlenden Gefühle beiseite zu legen und übt sich in Gelassenheit. *hypocritically* So kann im Idealfall ein Gespräch stattfinden, wie von bke-Stephan-Bäcker beschrieben.
Wenn die Situation abgehandelt ist, setzt der Erziehungsprofi sich hin und reflektiert, warum die von den Kindern genutzten Schimpfwörter die Gefühle auslösen, die er bemerkt. Sind es die Worte an und für sich, die einen Schock auslösen? Ist es die Tatsache, dass die eigenen Kinder solche Begriffe kennen und nutzen? Ist es das Wissen darum, dass die Kinder solche Worte absichtlich nutzen, um zu provozieren? Oder die Hilflosigkeit darüber, ihnen nicht den Mund verbieten zu können? o.ä.? Dies kann helfen, sich den Gefühlen in der Konfliksituation weniger ausgeliefert zu fühlen.

Ich halte es für einen immens wertvollen Fortschritt, dass wir versuchen wollen, unsere Kinder gewaltfrei zu erziehen. Dass wir versuchen ihre Verhaltensweisen zu verstehen und sie zur Kooperation zu bewegen anstatt sie nur zu erwünschtem Verhalten zu konditionieren. Das bedeutet nicht, dass wir alles Verhalten unserer Kinder gutheißen und tolerieren müssen (oder sollen). Kinder erfahren Sicherheit, wenn sie erleben, dass es gewisse Regeln gibt (vielleicht altersentsprechend gemeinsam erarbeitete) und dass Eltern ein stabiles Gegenüber sind, die zuverlässig zu ihren Regeln stehen (gelegentliche Ausnahmen können Kinder meist gut verkraften).

Vielleicht interessiert sie zu diesem Thema auch der eine andere Beitrag in unserem Blog oder unserem Podcast (z.B. Folge 4: Erziehen ohne Schimpfen – Interview mit Nicola Schmidt, Artgerechtprojekt).

Ich freue mich auf den weiteren, interessanten Austausch.

Viele Grüße,
bke-Ina-Schweizer
07.02.2024, 12:40 Uhr | marinadiezweite
Hallo mikkey, Samthandschuhe will ich nicht tragen wollen. Zwischen Strenge und Samthandschuhen sehe ich noch viel Potential. Ja, ich würde, wenn so eine Diskussion und Provokation so endet, auch mein Kind erstmal ins Zimmer schicken. Mehr als Konfliktverschebestrategie denn als Lösung des Problems. Ich wollte damit deine Art der Erziehung vor allem erstmal nicht in Frage stellen. Da du das so entschieden hast, diese Worte sollen nicht benutzt werden. Ist weiteres rumstreiten genauso sinnlos wie das verharmlosen.
Ich sehe das weniger als Strafe, mehr als konsequentes Verhalten. Da sonst besonders in eurer Familienkonstellation dein großer dich bald nicht mehr ernst nimmt. Und die Tochter immer fragt, was ist N., was bedeuten diese anderen Worte.
Eine kleine Aufklärung deiner Tochter werdet ihr jedoch nicht vermeiden können. Sie schnappt das bei euch auf, sicher aber auch woanders. Da passt es, mal in anderem Kontext, nicht beim sowieso provozieren, ihr kurz zu erklären, was solche Worte bedeuten. Und wie unschön sie sind.
Es geht darum, dass dein Sohn nicht immer auf deine Aufreger noch einen draufsteht.
Aber, ins Zimmer schicken lassen sich 16jährige wirklich nicht mehr problemlos.
Das geht vielleicht nur, wenn man den anderen wichtigen Teil der Unterhaltung zu einem späteren Zeitpunkt führt.
Ruhe kriegt man da aber nicht rein. Irgendwie scheint das deinen Sohn ja anzufassen und sehr aufzuregen.
Was du momentan machst, klingt eher wie: in dem Ton reden wir gar nicht. Das ist in der Tat streng, weil man dann schnell alle guten Gespräche abbricht.
Ich finde, man muss keine Samthandschuhe anziehen. Das werden Jugendliche in ihrer Arbeitswelt und auch schon in der Schulwelt auch nicht erleben. Jedoch kann man üben, was man kurz und knackig sagt. Und insofern muss nicht aber kann man sich so ein gesprächsmuster zulegen. Wenn da dann drin vorkommt: Solche Worte hier nicht, erzähl mal, was dich geärgert hat, ohne diese Tauwetter.
Im übrigen hindert dich jener daran, dass du aufsteht und gehst.
Es bleibt nicht aus, dass kleinere Kinder viel aufschnappen. Ich habe vier Kinder, die 10 Jahre auseinander sind. Da ist das so, dass man, Vater, Mutter, mal eingreifen muss
06.02.2024, 23:08 Uhr | Mikkey
Guten Abend vor der guten Nacht und Entschuldigung bitte dass es mit meiner Antwort etwas dauerte. Vielen Dank für die Stellungnahmen Marinadiezweite und Hr. Bäcker und das Anschauungsmaterial für das Profi Vater-Sohn-Gespräch. Der Phantasie sind bekanntermaßen keine Grenzen gesetzt; aber Herr Bäcker! Den kleinen Schlenker auf dem sehr interessanten Umweg hätten Sie auch noch nehmen können. In dem Sie verraten wozu das Wort Hu*So* den Erziehungsprofi verleitet. Mich regt es sehr auf, löst was aus bei mir das zuckt. Ich will mich aber bemühen mich in Gelassenheit zu üben. Werde es ausprobieren wenn sich Gelegenheit bietet das Gespräch in diese Bahnen zu lenken. Zum Glück sind diese Auswüchse nicht alltäglich. Daher horchen die Kleineren gleich auf wenn diese Worte fallen. Und ich will meiner Tochter mit 7 wirklich nicht erklären müssen was eine Hu* ist (Ein Folgeproblem).
Zu dem Thema Aufregen und Strafen möchte ich noch kurz etwas erwidern. Macht keiner gerne. Ich auch nicht. Harmonie wäre schöner. Ist aber aus dem Zimmer schicken eine Strafe? Marina sagt dem Verhalten angemessen. Hr. Bäcker sagt Strafen und Aufregen machen immer Angst. Ich bin anders erzogen als meine Kinder mit mehr drastischeren Strafen. Trotzdem kann ich nicht sagen ich hätte immer Angst gehabt. Mehr Respekt und Vorsicht als meine? Auf jeden Fall. Ich habe manches Mal auch in Gesprächen mit meiner Frau das Gefühl (ja Marina wir sind oft uneinig), man darf die Kinder heutzutage nur noch mit Samthandschuhen anfassen und ansprechen während die Kinder sich alles erlauben dürfen ohne ernste Konsequenzen. Als lägen zwischen meiner Kindheit und der Erziehung damals und heute 100 Jahre. "Fortschritt"?
02.02.2024, 13:23 Uhr | marinadiezweite
Hallo mikkey, du schreibst, dass du schon oft genug in ruhigem Ton gesagt hast, bestimmte Schimpfwörter möchtest du nicht hören. Notfalls schickst du die Kinder ins Zimmer. Okey, würde ich auch so machen. Jedoch, wenn deine Frau sagt, du sollst da ruhiger bleiben, erleben eure Kinder euch als uneinig. Das ist, als würde deine Frau sagen, lieber Mann, mache da nicht so einen Aufriss.
Man könnte es auch nehmen als Aufforderung, die unerwünschten Wörter zu überhören. Weil die Kinder euch ja was wichtiges mitteilen wollen. Immer offen sein, wenn Kinder was von der Schule erzählen wollen.
Da kommt jetzt der Punkt mit dem guten Zuhören. Weil so ein Gesprächsverlauf, wie er da beispielhaft aufgeschrieben wurde, alle Kinder einbezieht. Vater ist aufmerksam, er lässt Schimpfwörter nie durchgehen, egal, welches Kind sie benutzt. Er lässt sich nicht provozieren, falls die Kinder das vorhalten.
Diese Worte bleiben einfach nicht toll, egal, in welchem Zusammenhang und über wen gesagt. Möchte dein Sohn nicht, dass er solche Worte an den Kopf geworfen bekommt.
Klar, er ist nicht 3. 16jährige reden aber auch mal gerne drastisch, wollen provozieren, sind die besten... . Und so kommen wir wohl nur auf ihre Ebene, wenn wir Eltern nicht womöglich auch noch in ihren Kumpeljargon fallen.
31.01.2024, 20:18 Uhr | bke-Stephan-Bäcker
Hallo Mikkey,

ich kann Ihren Ärger und das Bedürfnis, mit klaren Maßnahmen das Verhalten zu stoppen gut nachvollziehen. Obwohl ja Erziehungsberater die gelassensten Menschen des Planeten sind, gestehe ich, dass auch ich bei dem Wort Hu*So* dazu neige .... ähm, ich wollte ja gar nicht über mich schreiben.

Was ich eigentlich schreiben möchte ist und jetzt wird es leider hart, denn das was ich schreibe ist tatsächlich was für Erziehungsprofis - denn wer - noch - kein Profi *hypocritically* ist, neigt dazu, sich aufzuregen, zu schreien und zu strafen. Profis allerdings Wissen: Strafen, Aufregen und Schreien können sofort wirken. Das Verhalten hört sofort auf. Vor allem Kinder haben Angst, sind eingeschüchtert, traurig und hören sofort auf mit dem, was sie gerade tun. Allerdings haben Jugendliche irgendwann gelernt, dass Strafen zwar nerven, aber nichts bewirken. Sie sind also nicht nachhaltig. Dennoch kann ich auch Jugendliche zwingen, ihr Verhalten zu stoppen. Zur Angst kommen dann Wut, Rebellion und Provokation. Alles wichtige Dinge, mit denen Jugendliche lernen müssen, umzugehen und diese Gefühle und Zustände zu kontrollieren. Aber die Dosis ist entscheidend. Und auch, von wem die Strafen kommen. Wenn sie von Eltern kommen, helfen sie meist gar nicht (ich behaupte mal, die helfen nie). Aber es geht darum, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen. Das müssen und sollen Menschen lernen.

Jetzt komme ich mal, Sie verzeihen mir hoffentlich meinen kleinen Umweg, zu den gefluchten Schimpfwörtern zurück. Mit noch einem kleinen Schlenker: Ihr Sohn kann nur provozieren, wenn Sie sich provozieren lassen. Doofer Satz? Ja, vermutlich. Und ich erhebe keinen Anspruch darauf, alles zu wissen und richtig zu machen. Bin hier aber überzeugt, dass der Satz passt. Was hilft jedoch gegen Provokationen? Sie ahnen es: GELASSENHEIT!

Ich idealisiere jetzt mal eine Gesprächssituation. Es geht hier nicht um die Wortwahl, aber um die Haltung:

Ich trete nicht in das Provokationsfettnäpfchen und ich bleibe gelassen. Mache keine Vorwürfe und verwende Ich-Botschaften.

Hier also ein kleines Theaterstück:

Sohn: "Der Sportlehrer ist ein richtiger "Hu.So* und er bevorzugt ausschließlich diese Nut* aus der Klasse!!!"
Vater: "Oh, Du hast Dich über die beiden geärgert? Was ist denn passiert?"

(Der Sohn beschreibt eine Situation, die tatsächlich nicht in Ordnung war.)

Vater: "Ich kann verstehen, dass Dich das sehr geärgert hat, vor allem das mit ... . Das wäre mir genau so ergangen und ich merke sogar beim zuhören, wie mich das ärgert."
Sohn: "Hmpf."

Vater: "Kann ich Dir irgendwie helfen?"
Sohn: "Weiß noch nicht."
Vater: "O.k. Jetzt habe ich aber noch ein Anliegen an Dich: Das Wort Hu*So* kann ich nicht leiden. Ich finde das respektlos und zu krass. Ich möchte, dass dieses Wort daheim nicht gesagt wird."

Ende, Vorhang zu.

Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass diese Haltung die schwierigen Schimpfwörter nicht sofort stoppen kann. Ich halte es allerdings für sehr viel wahrscheinlicher, dass sie hilft und mit etwas Zeit und viel Gelassenheit und mehr von diesen Gesprächen funktionieren kann. Und wie gesagt, das ist keine Wahrheit. Aber eine Idee, wie es auch gehen könnte. Ohne zu strafen. Sie als werdender Profi könnten das ja mal ausprobieren und wieder berichten? Aber lassen Sie sich Zeit und üben Sie mehr als einmal.

Viele Gelassenheitsgrüße schickt

bke-Stephan-Bäcker
Zuletzt editiert am: 31.01.2024, 20:25 Uhr, von: bke-Stephan-Bäcker
30.01.2024, 19:39 Uhr | Mikkey
Würde es nur nach mir gehen würde ich es nicht dulden. Geht es aber nicht. Es gibt die Ansicht meiner Frau ich sollte kein großes Problem daraus machen. Ruhig den Kindern gesagt das will ich nicht dass so geredet wird, habe ich oft. Die Jungen bekommen keine von mir geklatscht wenn sie so reden, aber Ermahnungen reichen auch nicht aus. Wenn das Maß voll ist werden die Kinder von mir zum Beispiel aus dem Raum geschickt. Nicht wegen einem sch* im Affekt, aber der große Sohn will mich so provozieren. Der kleine denkt es ist normal und cool als großer Junge, der er selbstverständlich sein will so zu reden. Dem zur Folge macht er es nach und die kleine Schwester schnappt alles auf was die großen Brüder reden. Ich könnte es beim Großen gelassener nehmen wenn er wenigstens in Gegenwart seiner Geschwister nicht so reden würde. Er macht es aber und legt nach einer Ermahnung genüsslich noch einen oben drauf. Die Beleidigungen gehen nicht direkt an mich. So schlau ist er sich das nicht zu wagen. Aber zum Beispiel der Sportlehrer ist am Esstisch in seinem Vokabular ein Hu*So* und ein Mädchen in seiner Klasse eine Nut**. Betont langsam und deutlich ausgesprochen versteht sich. Um zu provozieren. Nein, er ist nicht 3. Er ist 16. Aber in der Kopfesentwicklung macht das nicht viel Unterschied zum Kleinkind.
30.01.2024, 12:56 Uhr | marinadiezweite
Hallo mikkey, ich finde, bei Schimpfwörter gibt es erstmal keinen Unterschied, ob Junge oder Mädchen sie verwenden. Ich würde vor allem eingreifen und korrigieren, wenn Kinder mich mit einem Schimpfwort bedenken. Oder sich untereinander lautstark in dieser Art beschimpfen: Du A....., du S..., . Was auch immer.
Kann man sagen, ich möchte das nicht, das ist nicht schön. Oder wer weiß, was einem so einfällt.
Besonders gerne versuchen kleinere Kinder die Eltern damit herauszufordern. Oder auch Erzieher, Lehrer.
Ein bisschen anders sehe ich es nur, wenn größere Kinder sich so betiteln. Oder über andere in dieser Form herziehen. Ich muss da ja nicht bei ihrer Unterhaltung dabei sein.
In Kombination mit kleinen Kindern können die großen aber bitte sich stoppen. Als gute Vorbilder und so. Sonst wird das schnell so, als sei das alles witzig und lustig
26.01.2024, 14:01 Uhr | bke-Lorenz-Bauer
Hallo Mikkey,

spannendes Thema, dass Sie da anschneiden. Gebe Ihnen recht, Vorbild sein reicht oft nicht ganz, gleichzeitig ist es ungemein wichtig! Welche Schimpfworte- Sie haben ja ein schönes Potpourri zusammengestellt- Kinder in welchem Alter benutzen dürfen und wo genau Grenzen gezogen werden müssen oder sollten, ist meines Wissens nirgendwo festgelegt. Grundsätzlich hängt das auch davon ab, wie die Eltern unterwegs sind, was sie tolerieren können oder wollen. Wie für alle Verhaltensweisen und Entwicklungen dient das Zuhause natürlich auch hier als Experimentierfeld für den Umgang mit Schimpfwörtern, Flüchen & Co.

Sollten Sie von Ihren Kindern mit Schimpfwörtern oder Beleidigungen konfrontiert werden, die Sie als Eltern definitiv nicht hinnehmen möchten, kann ein erster Schritt sein, möglichst unaufgeregt das schlimme Wort aufzugreifen, sich zu erkundigen, woher es das Kind hat oder welche Bedeutung es seiner Meinung nach haben könnte. Ganz sachlich. Weiter wäre es ggf. hilfreich, klar und deutlich mitzuteilen, dass Sie sich nicht so betiteln lassen bzw. dieses oder jenes Wort nicht hören möchten, weil es verletzend oder abwertend sei.

Das ist von Familie zu Familie ganz unterschiedlich, in Familie A gehört "Scheiße" zum Alltagsvokabular, als Ventil für Frust und Ärger, in Familie B zieht es irritierte und empörte Gesichter nach sich und ist ein absolutes "No-go". Das ist natürlich auch nur ein Stück vom Kuchen, klar kommt es auch auf das Alter, die Situation, wem das Schimpfwort gilt usw. an.

Schreiben Sie doch was dazu, wie das bei Ihnen läuft, wo Sie "hängen" und natürlch auch, wenn Ihnen ein guter Umgang mit Schimpfwörtern, Flüchen & Co. gelingt. Ich freue mich, mehr von Ihnen zu lesen!

Allseits ein gutes Wochenende + viele Grüße,
bke-Lorenz Bauer
Zuletzt editiert am: 26.01.2024, 16:03 Uhr, von: bke-Lorenz-Bauer

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