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09.12.2018, 22:33 Uhr | Mlp
Ich habe zwei Kinder, meine Tochter ist 7 und mein Sohn wird bald 3.

Meine Tochter war ein absolutes Wunschkind von mir und meinem damaligen Mann. Mein Sohn dagegen ein sogenannter,, Unfall"aus der Partnerschaft nach meiner Ehe. Ich hatte mich gerade nach vier Jahren psychischer Gewalt am Ende meiner Kräfte getrennt. Ertragen habe ich das nur so lange, weil meine Tochter ihn Liebte. Sie sah in als Vater und bekam gott sei Dank größtenteils nichts von dem ganzen Terror mit.

Ihren leiblichen Vater, den Mann den ich Liebte, verließ ich weil er nicht der Vater war den sie verdiente. Da war sie 9 Monate alt.
Ich gab mir immer die Schuld daran, das sie ohne leiblichen Vater aufwuchs,der sich nichtmal für sie interessiert. Und ich ihr nicht die heile Familie bieten konnte, die meine Eltern mir baten.

Sie wusste ja nicht was er mir antut und hing sehr an ihm, ich konnte und wollte ihr das nicht nehmen.

Doch nach vier Jahren konnte ich einfach nicht mehr. Am Ende meiner Belastbarkeit angekommen beendete ich endlich alles. Was diese Zeit mir tatsächlich an Schaden zugefügt hat und was ich mir alles habe dadurch nehmen lassen realisierte ich erst hinterher im vollen Umfang.
Ich wusste nichtmal mehr,wer ich eigentlich war.

Einige Wochen nach der Trennung dann der Schock, ich war in der 8. Woche Schwanger.

Ich war völlig aufgelöst und verzweifelt. Ich wusste mit einem gemeinsamen Kind würde nie aus meinem Leben verschwinden und sich die Rechte an dem Kind immer wieder zu nutze machen um an mich heranzutreten und mir das Leben schwer zu machen.

Ich fand Abtreibungen immer schon verwerflich.
Meine Situation lies mich das aber von der anderen Seite betrachten.

Dieser Mann hat mich so kaputt gemacht, das ich so verzweifelt war und eine Abtreibung alseinzige Chance gesehen habe, mich und das ungeborene Kind vor diesem Menschen zu schützen.

Drei Wochen quälte ich mich noch und könnte keine Entscheidung treffen. Nie werde ich vergessen wie es sich anfühlt darüber nachzudenken sein eigenes Kind zu töten.

Ich sah jedoch keinen anderen Ausweg und redete mir ein es habe auch was mit Mutterliebe zu tun, ein Kind vor so einer Zukunft zu bewaren.

Am Tag vor dem Eingriff musste ich nochmal zur Voruntersuchung. Es würde eine vaginaler Ultraschall gemacht um die Lage des Embrios zu bestimmen.

Ich hab mit aller Kraft versucht nicht auf den Monitor zu sehen, doch ich konnte nicht anders.

Was ich darauf sah, war ein 5 cm großer Mensch.Ich konnte seinen Kopf, Arme und Beine Erkennen und ein Herz das schlug.

In mir brach alles zusamnen und ich bat den Arzt mir ein Bild auszudrucken.
Die ganze Nacht hielt ich es weinend in meinen Händen.Am nächsten Morgen sagte ich drei Stunden vor dem Eingriff ab.

Um mich wenigstens einigermaßen zu stabilisieren und Kraft zu tanken, besuchte ich vor der Entbindung eine mehrwöchige Tagestherapie. Dazu musste ich noch einen Umzug stämmen und der Psychoterror ließ auch nach der Trennung nicht nach.
Aber irgendwie habe ich das alles geschafft und im Januar 2016 war es dann so weit und der Zwerg kam per Kaiserschnitt zur Welt.

Verwöhnt von meiner Tochter,die von Geburt an ein pflegeleichtes, fröhliches und zufriedenes Kind war, erlebte ich mit meinem Sohn das krasse Gegenteil.

Vorallem das erste Jahr hat mich Kraft und Energie gekostet,die ich eigentlich garnicht hatte.
Er schlief besorgniserregend wenig, schrie viel und oft und war beinah durchgehend krank.

Und obwohl er meine Tochter nicht nur vom Thron geschmissen hatte, sondern sie aufeinmal auch ständig zurück stecken musste, war sie eine liebevolle und führsorgliche große Schwester, die keinerlei Eifersucht zeigte.

Leider habe ich es nicht geschafft dieses Verhältnis aufrecht zu erhalten.
Mein schlechtes Gewissen und die vielen Krankheiten und Probleme ließen mich bei jedem Ton gleich springen. Meine Mutter meinte mal ich würde ihn beglucken, das hätte ich bei Lucy doch auch nicht gemacht.
Dieses hohe Maß an Führsorge und Aufmerksamkeit die ich ihm widmete, musste meine Tochter natürlich einbußen.

Bewundernswert wie verständnisvoll und stark sie schon mit 5 Jahren war.

Und ich mit 32 Jahren so Blind und fixiert auf den kleinen, das ich garnicht merkte, das irgendwann auch ihre Grenzen mal erreicht sind.

Die Schuldgefühle ihn beinah abgetrieben zu haben. Ich, seine Mutter die ihn töten wollte. Und das ewige Gefühl mich dafür irgendwie entschuldigen zu müssen geht noch immer zu Lasten meiner Tochter.

Während ich versuche den wirklich hohen Ansprüchen meines Sohnes gerecht zu werden, schiebe ich meine Tochter immer mehr von mir weg.
Und selbst wenn der kleine mal Ruhe gibt, bin ich meist zu erschöpft um ihr die Aufmerksamkeit zu widmen,die sie eigentlich so dringend braucht.

Natürlich zeigt sich das mittlerweile an ihrem Verhalten. Zu Recht.

Ich weis nicht wie das passieren konnte und es bricht mir das Herz, aber mittlerweile fühlt es sich so an als würde ich meinen Sohn mehr lieben als sie. In der Mutter Kind Kur letztes Jahr war ich völlig empört, als die Therapeutin mich genau darauf ansprach. Da merkte ich selbst wohl noch nicht, wie sich mein Verhalten ihr gegenüber verändert hatte.

Was bin ich für eine Mutter, die ihre Kinder nicht gleich viel lieben kann?

Während ich seine Nähe genieße und gerne nachgebe wenn er mit zu mir ins Bett will, fühlt sich Körperliche nähe meiner Tochter nicht mehr so angenehm an.

Was ist hier passiert und wie kann ich das wieder ändern? Sie war doch mal der Mensch den ich mehr als alles andere geliebt habe.Sie ist so ein tolles kleines Großes Mädchen und ich zerbreche daran ihr gerade nicht die Liebe zu geben,die ihr zusteht und die sie braucht.
M.La
11.12.2018, 13:32 Uhr | Ruba
Du solltest als erstes versuchen, Dich von Deinen Schuldgefühlen zu lösen. Vermutlich schaffst Du das nicht ohne therapeutische Hilfe.
Dass ein Baby bzw. Kleinkind -und erst recht ein etwas unruhiges- mehr Zeit und Aufmerksamkeit einfordert als eingrößeres Kind, ist normal ! Das reguliert sich im Laufe der Zeit wieder.
Du solltest allerdings feste Zeiten einplanen, an denen Du exklusiv etwas mit Deiner Tochter unternimmst. Das muss gar nichts Großes sein. Gib den Keinen zu Deiner Mutter und spiel mit ihr alleine. Sag ihr immer wieder, wie toll es ist, dass sie schon so groß ist und so eine tolle große Schwester noch dazu.
Und such Dir Hilfe !
10.12.2018, 21:10 Uhr | bke-Gregor-Grüntal
Hallo mlp,

Sie schreiben zum ersten Mal, deshalb: Herzlich Willkommen im Elternforum im Namen aller ModeratorInnen!

Ich bin sehr beeindruckt wie viel Sie zum Verhältnis zu Ihren Kindern reflektiert und nachgedacht haben! Ich glaube, dass das ein guter und wichtiger Schritt ist zur Veränderung, die Sie sich wünschen.

Ich finde es recht normal, dass man ein unterschiedliches Verhältnis zu seinen Kindern hat. "Ich liebe meine Kinder genau gleich" ist eher eine theoretische Wunschvorstellung, die meistens so nicht stimmt. Es ist normal, dass das eine Kind einem näher steht oder mehr liegt als das andere, das das eine Kind es einem leichter macht als das andere, dass einem manchmal das eine Kind einen Spiegel vorhält, was nicht immer angenehm ist und und und. Dazu kommt, dass das Verhältnis nicht immer so bleibt, es gibt Wochen oder Monate, in denen einem das eine Kind näher ist als das andere und dasdas wechselt oder das man ein gutes Verhältnis zum Kind als Schulkind hat und der Kontakt mit dem Pubertierenden schwieriger wird.

Und ich finde es normal, das das Verhältnis zu Problemkindern zumindest zeitweise intensiver oder "gluckenhafter" ist. Krankheit, frühe oder schwierige Geburt, Stress in der Schwangerschaft oder die Erwägung einer Abtreibung, wie Sie es schildern, können das Verhältnis zu einem Kind stark beeinflussen.

Ich könnte mir vorstellen, dass es Ihren Stress und Ihre Schuldgefühle beruhigt, wenn Sie die Unterschiede in der Beziehung zu Ihren Kindern erst mal zu akzeptieren versuchen, zumal ein 7jähriges Kind etwas anderes braucht als ein 3jähriger.

Als erste kleine Maßnahme möchte ich anregen, dass Sie ganz ohne Druck und ohne Plan jeden Tag ganz exklusiv 15 oder 20 Minuten mit Ihrer Tochter beschäftigen. Malen, vorlesen oder vorlesen lassen, aus der Schule berichten lassen, sich in ihr Spiel einklinken und mitspielen. Das alles nicht in der Absicht Schuldgefühle zu kompensieren oder Liebe "nachzuholen", sondern einfach da sein, zur Verfügung stehen.

Herzliche und stärkende Grüße

bke-Gregor-Grüntal *bye*
09.12.2018, 22:49 Uhr | Louise-19
Hallo,
das ist ein schwieriges Thema, zu dem ich auch nichts sagen kann, deshalb mußt Du ein paar Tage Geduld haben,
bis Du gute Antworten bekommst.

Jedenfalls ist es gut, daß Du das Problem erkannt hast, und bestimmt findet sich eine Lösung.
Viele Grüße, Louise

Treffer: 4

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