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19.06.2018, 19:37 Uhr | Biwu
Hallo zusammen,

Wir haben bereits seit längerem Probleme im Zusammenleben mit unserer jüngeren Tochter (17 J.). Sie ist derzeit in einer Ausbildung zur Verkäuferin, die sie ernst zu nehmen und regelmäßig wahrzunehmen scheint. Jedoch war sie ähnlich wie ich schon immer sehr jähzornig und dickköpfig. Seit sie 15 ist, ist es besonders schwierig geworden. Sie hat sich immer mehr von uns entfernt, behauptet immer öfter, wir würden ihre ältere Schwester (22 J., zu der unser Verhältnis entspannt ist) bevorzugen, obwohl wir immer großen Wert auf eine gerechte Behandlung gelegt haben. Letztens ist ein Streit mit ihrer großen Schwester derart eskaliert (diese wollte geliehenes Geld zurück haben, was die jüngere als Angriff erlebte), dass unsere Jüngere handgreiflich gegenüber der Großen wurde und erst meine Frau und dann ich einschreiten musste. Nachdem sie auf meine Frau und die Große losgegangen war, musste ich sie festhalten und sie schrie mich an "schlag mich, schlag mich" (was ich nicht getan habe). Es war furchtbar, ich bin mittlerweile vollkommen überfordert und weiß nicht, was wir noch tun sollen.
Dazu kommt, dass ich befürchte, dass Sie ein Drogenproblem hat, zumindest kifft sie, was sie aber vehement bestreitet. Sie wurde allerdings mit 16 schonmal von der Polizei erwischt mit Gras in der Tasche, das sie angeblich nur hatte, um eine Freundin zu decken. Damals hatte sie uns geschworen, nicht zu kiffen. Allerdings habe ich letztens - als ich was in ihrem Zimmer reparieren sollte- durch Zufall Gras gefunden. Sie stritt es dennoch ab. Wir haben das Gefühl, sie lügt in einer Tour, sie klaut (immer öfter fehlt auch Geld aus meiner Geldbörse), was sie abstreitet, sie hat keine guten Umgang mit Geld, fordert immer ganz viel. Sobald ich sie drauf anspreche, flippt sie jedoch aus. Grenzen und Regeln scheinen für Sie nicht zu existieren. Es ist kein normales Gespräch mehr möglich. Sie macht, kommt und geht, wann sie will, bleibt unangekündigt lange weg, räumt ihr Zimmer nicht auf, entzieht sich dadurch auch vielen Gesprächsmöglichkeiten.
Sobald wir versuchen etwas ansprechen, wird sie wütend, beleidigend und blockt ab, einmal verpasste sie mir sogar einen Bodycheck. Ich merke, wie mich das kränkt und ich ihr Verhalten das ein oder andere mal persönlich nehme, obwohl ich weiß, dass das nicht hilft. Da ich selbst aktuell psychisch angeschlagen bin und schnell wütend werde (das hat sie leider von mir) ziehe ich mich aus Konfliktsituationen derueit zurück, um nicht selbst auch noch auszuflippen und es noch schlimmer zu machen. Ich arbeite in einer Therapie an einem besseren Umgang mit meinem Ärger. Meine Frau hingegen lässt um des lieben Friedens willen viel durchgehen. Da wir leider nicht immer einer Meinung sind (meine Frau hat Angst, unsere Tochter zu verlieren und mag keine Streitereien), nutzt unsere Tochter das verständlicherweise aus und geht, wenn sie was will, immer zu ihr (fragt nach Geld, ob sie ihr Fahrrad ausleihen darf etc). Es ist wirklich schwierig, dass wir beide nicht an einem Strang ziehen. Dazu kommt, dass wir beide bestimmt nicht die besten Vorbilder im Umgang mit Wut und Konflikten sind , ich frage mich dennoch, welche Möglichkeiten wir jetzt noch haben, um den Umgang mit ihr zu entspannen, da die ständigen Reibereien mich extrem belasten. Wir haben schon überlegt, ihr den Auszug vorzuschlagen, befürchten aber, dass sie es als "wegstoßen" erleben und noch mehr kränken würde. Auch zu einer Beratungsstelle würde sie nie im Leben mitkommen.
Ich bin bestimmt kein perfekter Vater, habe Fehler gemacht, aber so kann es doch nicht weiter gehen.
Danke an alle, die den langen Text gelesen haben. Über ein paar Rückmeldungen, Tipps oder Erfahrungen anderer Eltern würde ich mich sehr freuen!!!
VG, Biwu
Danke!
19.11.2018, 17:15 Uhr | Mona108
Hallo Biwu,
mich interessiert wirklich, wie es bei Euch weiterging/-geht. Es gibt gewisse Parallelen zwischen unseren Töchtern/Geschichten.
Wie geht es euch? Konntet ihr irgendetwas erreichen?

Liebe Grüße,
Mona
21.06.2018, 11:51 Uhr | Louise-19
Hallo, Biwu,
1. schlage ich vor, daß Du und Deine Frau zu einer Drogenberatungsstelle geht.
2. schlage ich vor, die Tochter in ein "betreutes Wohnen" zu geben.
Jetzt, solange sie noch minderjährig ist, geht das, und sie kann dann meines Wissens dort bleiben,
bis sie 21 ist. Sobald sie 18 ist, geht das nicht mehr.

Nichts tun und abwarten und gut zureden halte ich hier für nicht ausreichend.
Alles Gute,
Louise
21.06.2018, 08:07 Uhr | marinadiezweite
Hallo biwu, du beschreibst Probleme mit der 17-jährigen Tochter. Ich stimme erstmal der Moderatorin zu, die Tochter ist fast volljährig, die Erziehung eigentlich abgeschlossen. Das bedeutet nicht nur, dass ihr eure Erziehung und Beziehung neu definiert. Sondern auch, dass die Geschwisterbeziehung sich verändert. Geld verliehen, das können die beiden eigentlich allein regeln. In dem Moment, wo ihr dazwischen geht (gehen musstet) entsteht ein neues Problem. Die Tochter behauptet dann einfach, dass ihr die andere Tochter bevorzugt. So drängt sie euch in die Verteidigungsrolle. Wo ihr bemüht seit, noch gerechter zu sein. Ich nehme an, dass ihr beide relativ gleich behandelt. So eine Empfindung von Ungerechtigkeit kann man aber weder wegdiskutieren. Das will die Tochter sicher auch gar nicht, ich schätze, sie will euch eher verunsichern. Noch kann man alle Kinder gleich behandeln. Ich sage da eher immer, jedes Kind, was es braucht. Durchaus sollte die Tochter Beispiele nennen können, wo sie sich ungerecht behandelt fühlt. Und Vorschläge machen, wie man das ändern kann. Es darf aber nicht von ihr zu einer Art Beschimpfung ausarten.
So kann sie das sicher noch lernen, dass Geldschulden eigentlich ihr peinlich sein müssten. Und sie das bitte selbst elegant und annehmbar für die ältere Schwester löst. So ein Konflikt ist aber ein Konflikt zwischen den beiden, wo auch die jüngere von lernen kann. (Kein Geld in der Verwandtschaft verleihen).
So eine große perfekte Schwester kann auch ein anstrengendes Vorbild sein. Es ist aber so, dass sich Geschwister gern einen Platz in der Familie suchen, den noch kein anderer hat. Wo schon eine Nette umgängliche ist, gibt es oft eine aufmüpfige.
Ich denke, ihr solltet vor allem die positiven Eigenschaften der jüngeren bestärken. Und die negativen nicht so wie einen Weltuntergang empfinden. Es nicht ganz so persönlich nehmen. Und dennoch mehr und besonnener reagieren.
Du vergleichst dich mit deiner Tochter. Damit wirst du ihr in manchen Verhaltensweisen nicht ganz gerecht. Das ist natürlich toll, dass du versuchst sie zu verstehen. Jedoch hat Wut und so auch Hintergründe. Ich denke mal unsere Generation durfte noch nicht alle so äußern. Mußte vielleicht eher mal vor den Eltern kuschen. Wo dann Wut und Jähzorn entstehen konnte. Die heutige Jugendlichengeneration wird eigentlich ja nicht mehr so streng gehalten, oder? So wird die Wut und der Jähzorn gern mal benutzt in der Pubertätsphase, um sich auszutesten, wie weit man gehen kann. Und wie man neue Verhaltensweisen gewinnt. Viele Jugendliche wollen ja auch anders sein als ihre Eltern. So ist sie glaub ich gar nicht so begeistert, wenn du die gleichen Verhaltensweisen wie sie hast und zeigst. Denn ich denke mal, sie kann es durchaus lernen, ganz normal etwas zu sagen, ohne auszuticken.
Dann ist es eher nicht so gut, wenn deine Frau immer die Ruhe weg hat. Versucht da beide an einem Strang zu ziehen. Und trotz Harmoniewunsch auch mal Sachen zu klären. Wut kann man auch erlauben und sollte sie nicht immer unterdrücken.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: marinadiezweite
20.06.2018, 11:09 Uhr | bke-Claire-Diallo
Hallo Biwu,

herzlichen Dank für Ihren Beitrag in unserem Elterforum. Als eine der ModeratorInnen begrüße ich Sie sehr herzlich in unseren Reihen.

Sie schildern die Problematische Beziehung zu Ihrer jüngsten Tochter. Das hört sich in der Tat sehr anstrengend an und scheint sich schon länger so hinzuziehen. Inzwischen sind Sie ratlos und resigniert. Dass Sie in dieser Situation Hilfe suchen finde ich richtig und verantwortungsvoll.

Dennoch gibt es auch positives, Ihre Tochter befindet sich in Ausbildung und das scheint auch zu klappen.

Was mir auffällt ist, dass Sie sich immer wieder in Machtkämpfe mit ihr hineinziehen lassen. Gut, dass Sie bei dem Vorfall, den Sie beschreiben, noch Ihre Grenze gefunden haben und sich nicht zu körperlicher Gewalt haben provozieren lassen.

Sie ist 17, da ist Erziehung weitgehend abgeschlossen. Sie ist kein Kind mehr und das bedeutet, dass Sie die Beziehung neu definieren müssen. Zunächst einmal wäre es gut, wenn Sie und Ihre Frau klar Ihre Grenzen definieren. Dabei gebe ich Ihnen Recht, Sie müssten sich absprechen und am „selben Strang ziehen“. So wie Sie es beschreiben, habe ich das Gefühl, dass Sie sich erpressbar machen. Dahinter steht die Angst vor Beziehungsverlust. Wenn Sie konsequent bleiben werden Sie Ihre Tochter aber nicht verlieren, sondern im Gegenteil, Respekt zurückgewinnen.
.Den Gedanken, dass Sie auszieht, haben Sie bereits. Sie sollten keine Angst davor haben dies in Erwägung zu ziehen, wenn sonst alle Möglichkeiten des Zusammenlebens ausgeschöpft sind und Sie befürchten müssen, dass die Konflikte Sie alle krank machen. Ich nenne hier als eine Möglichkeit „Betreutes Wohnen“. Eine Maßnahme des Jugendamtes, wo Jugendliche allein in einer Wohnung leben, mit Unterstützung eines/einer SozialarbeiterIn . Eine gute Möglichkeit selbständiges Leben zu lernen.

Ihre Tochter wird wohl nicht mit Ihnen eine Beratung wahrnehmen. Sie können aber auch als Eltern diese professionelle Hilfe erst einmal alleine nutzen. Sie können gemeinsam nach Möglichkeiten suchen eine gemeinsame Linie als Eltern zu finden und lernen, wie Sie mit Ihrer Angst umgehen können.

Für heute grüße ich Sie sehr herzlich und wünsche Ihnen Kraft und Entschlossenheit.

Noch einen guten Austausch mit anderen Eltern in unserem Forum.

bke-Claire-Diallo

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